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Was ist noch interessant? - Bund der Heimatvertriebenen ev ...

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Das bedeutete:<br />

Die deutsche Min<strong>der</strong>heit müsste vollkommen rehabilitiert,<br />

ihre Ehre wie<strong>der</strong> hergestellt werden.<br />

Von den Russlanddeutschen war zwar Ende1955<br />

– endlich! –, 10 Jahre nach dem Krieg, <strong>der</strong> Status<br />

„Son<strong>der</strong>siedler“ genommen, die „Kommandanturaufsicht“,<br />

damals verbunden mit erheblichen persönlichen<br />

Einschränkungen, beseitigt worden. Die<br />

Verbannung „auf ewig“ sollte nicht mehr gelten.<br />

Aber die Deutschen erhielten nicht das Recht, an<br />

die Orte zurückzukehren, „aus denen sie ausgesiedelt<br />

worden waren“ und nicht „die Rückgabe des<br />

Vermögens, das bei <strong>der</strong> Verschickung konfisziert<br />

worden“ war (vgl. 109; 25).<br />

Eine Art Teilrehabilitierung, also eine Teilfreisprechung<br />

von Schuld, war dann zwar in einem Dekret<br />

1964, also neun Jahre später, formuliert worden,<br />

aber daraus folgende Bemühungen russlanddeutscher<br />

Abordnungen in Moskau um eben „ihre“ Wolgarepublik,<br />

wie weiter oben beschrieben, blieben<br />

erfolglos.<br />

Auch <strong>der</strong> Moskauer Vertrag zwischen <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

und <strong>der</strong> Sowjetunion von 1970 bringt lediglich<br />

mehr Ausreisegenehmigungen für Angehörige<br />

<strong>der</strong> deutschen Min<strong>der</strong>heit. Erst zwei Jahre später<br />

wird über einen „Ukas“ endlich die Erlaubnis für sie<br />

(und für einige an<strong>der</strong>e einst gedemütigte Volksgruppen)<br />

erteilt, ihren Wohnsitz frei zu wählen. Von<br />

einer Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Wolgarepublik <strong>ist</strong> jedoch<br />

nicht die Rede, im Gegenteil: Sie wird offiziell<br />

strikt abgelehnt.<br />

Nun aber entwickeln sich unter dem neuen Mann<br />

„an <strong>der</strong> Spitze“, unter M. Gorbatschow, und durch<br />

„Perestroika“ und „Glasnost“ gewaltige politische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Sowjetunion. Eine <strong>der</strong> Folgen:<br />

Es wird in dieser Regierung sogar <strong>der</strong> Neu-<br />

„Deutsche Straße“ in Saratow (Foto, Quelle: H. Lobes, „Volk<br />

auf dem Weg“, Nr. 2, 2009, S. 43)<br />

Wolga, Weimar, Weizenfeld<br />

aufbau <strong>der</strong> Autonomen Wolgarepublik vorbereitet<br />

(vgl. 137).<br />

Also Hoffnung für die Volksgruppe!<br />

Aber mittlerweile tritt ein neuer Gegner dieses Vorhabens<br />

auf den Plan, und zwar sehr lautstark und<br />

massenhaft: Die jetzt in den ehemaligen Gebieten<br />

<strong>der</strong> Wolgadeutschen Republik lebende vor allem<br />

russische B<strong>ev</strong>ölkerung äußert, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong><br />

Zeit von 1989 bis 1991, massive Proteste „gegen die<br />

Rückkehr <strong>der</strong> Deutschen und die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> autonomen Republik“ (109; 23). Die Menschen<br />

dort haben Angst vor einer „neuen deutschen Oberhoheit“<br />

(vgl. 10).<br />

Die Entscheidung des inzwischen amtierenden russischen<br />

Präsidenten B. Jelzin auf die Proteste hin<br />

erfolgt sehr schnell im Januar 1992 in Saratow: Den<br />

Autonomieplänen erteilt er „eine unmissverständliche<br />

Absage“ (109; 24) und schlägt vielmehr als „Ersatz“<br />

das ehemalige Truppenübungsgelände und<br />

den Raketenstartplatz „Kapustin Jar“ bei Saratow (90<br />

km östlich dieser Stadt) als Territorium für die Deutschen<br />

vor. Er soll das mit den Worten begleitet haben:<br />

„Wenn man dort die Blindgänger beseitigt, <strong>ist</strong><br />

dort ein deutscher Weg möglich“ (vgl. 137).<br />

Andrej Andreewitsch Prediger, * 1926 im Dorf Marienfeld<br />

(Saratower Gebiet): Die Tragödie meines Volkes. 1991. Öl<br />

auf Hartfaserplatte. 72 x 59. (Quelle: Deutsche Künstler aus<br />

Russland. Verein für das Deutschtum im Ausland. Westkreuz-Verlag<br />

Berlin/Bonn, 5338 Bad Münstereifel, S. 76)<br />

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