Was ist noch interessant? - Bund der Heimatvertriebenen ev ...
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Wolga, Weimar, Weizenfeld<br />
Nach <strong>der</strong> Deportation <strong>der</strong> Wolgadeutschen und<br />
<strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> Autonomen Wolgarepublik im<br />
Jahre 1941 wird „Weizenfeld“ zu „Пшеничное“ (vgl.<br />
„пшеница“ = Weizen). Damit bleibt <strong>der</strong> zweite Teil<br />
des Dorfnamens („Feld“) unberücksichtigt.<br />
<strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>noch</strong> <strong>interessant</strong>?<br />
Ein Rätsel in Neu-Weimarer Dialekt (vgl. 33; 67)<br />
28<br />
Spätestens nach <strong>der</strong> Lektüre dieses Abschnitts <strong>ist</strong><br />
dem Leser klar, dass es sich durchaus nicht um einen<br />
„seltsamen“ Buchtitel handelt (vgl. einleitenden<br />
Abschnitt), son<strong>der</strong>n die ausgewählten Begriffe<br />
„Wolga“, „Weimar“, „Weizenfeld“ unmittelbar Teile<br />
des Themas „Geschichte und Gegenwart <strong>der</strong> Russlanddeutschen/Spätaussiedler“<br />
sind.<br />
– „Rond on denn, vier Lechelchen dren?“ (Lösung: das Knepche; hochdeutsch: das Knöpfchen)<br />
– Ein Schwank, ebenfalls in diesem Dialekt (mit russischsprachigen Einschüben):<br />
„Strasti (= Guten Tag), Gom!“<br />
„Schendank, no wu hoschte dann die ganz Zait gstocke?“<br />
„Uf dr Sluschbe.“ (= Soldatendienst)<br />
„So? Warscht wohl ach am Front?“<br />
„Na´, ich war die ganz Zait en Astrigan (= Astrachan) en dr Schraiwerai.“<br />
„No guck emol doo, was du jo n Kerl bischt, un doch is mrs so, wie wann de nar so … be schraiwe<br />
kennscht?“<br />
„Ach, Gom, des hew ich ach garnet do´ brauche, ich heb blos en dr Schraiwarei die Stuwe gekährt,<br />
dr Staab gebutzt on …“<br />
„No, des wollt ich ach graad hääre, adjees!“ (33; 68f.)<br />
1.12 Schulze – nur ein Familienname? (Die Kolon<strong>ist</strong>en verwalten sich selbst)<br />
<strong>Was</strong> hat genau dieser Familienname mit den Kolon<strong>ist</strong>en<br />
zu tun?<br />
Die neuen in Kreisen zusammengeführten Kolon<strong>ist</strong>ensiedlungen<br />
benötigten eine innere Verwaltungsstruktur.<br />
Es musste Verantwortliche und<br />
Verantwortlichkeiten geben; denn die eingewan<strong>der</strong>ten<br />
Deutschen waren ja keine Leibeigenen, die<br />
irgendeinem Gutsherrn gehörten, <strong>der</strong> alles für sie<br />
entschied und sie in allem bestimmte. Die Einwan<strong>der</strong>er<br />
sollten sich selbst organisieren, da ihnen ihre<br />
kommunale Autonomie zugesagt war.<br />
Wie machten sie das?<br />
Die jeweilige Gemeinde wählte aus ihrer Mitte ihr<br />
eigenes „Oberhaupt“, ihren eigenen Dorfschulzen,<br />
d. h. den Vorsteher ihrer ländlichen Gemeinde, und<br />
auch dessen Beisitzer. „Zur Wahl durfte sich je<strong>der</strong><br />
Kolon<strong>ist</strong> ab dem 21. Lebensjahr aufstellen lassen. Alle<br />
Bauernhöfe bildeten zusammen eine Dorfgemeinde<br />
… Mehrere solcher Dorfgemeinden bildeten einen<br />
Bezirk“, wie über die Verwaltung in den Kolonien<br />
Südrusslands berichtet wird (vgl. 15; 308).<br />
In den Kolonien war auch ein so genannter Zehntmann<br />
für eine Zehnterschaft, d. h. für zehn Bauernhöfe,<br />
tätig (vgl. ebenda).<br />
Außerdem gab es B<strong>ev</strong>ollmächtigte aus je<strong>der</strong> Gemeinde,<br />
die ihrerseits den Oberschulzen und dessen<br />
Beisitzer für den dazugehörenden Bezirk wählten.<br />
Diesem war <strong>der</strong> Dorfschulze direkt unterstellt.<br />
Die Aufgaben für diese Schulzen und Oberschulzen<br />
beinhalteten ein breites Spektrum. Deshalb genossen<br />
diese Männer die Achtung und den Respekt <strong>der</strong><br />
Kolon<strong>ist</strong>en.<br />
In <strong>der</strong> Instruktion aus dem Jahre 1767 für die Neuankömmlinge<br />
waren konkrete Festlegungen enthalten.<br />
So hatten die Kolonien, Kreise und Bezirke beispielsweise<br />
Aufgaben des Straßenbaus, des Kirchenbaus<br />
zu lösen und zu bezahlen, Streitigkeiten zu klären,