Was ist noch interessant? - Bund der Heimatvertriebenen ev ...
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dem Orden des Vaterländischen Krieges (2. Stufe)<br />
ausgezeichnet (vgl. 40; 28).<br />
Derartige h<strong>ist</strong>orische Einzelaktionen wie die von<br />
W. Maier sind dann beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll, wenn<br />
Vergleiche zu Dokumenten des Gegners hergestellt<br />
werden können. Wir nutzen hierzu den „Gefechtsbericht“<br />
des Generalleutnants Schlieper <strong>der</strong> 45.<br />
Division <strong>der</strong> Deutschen Wehrmacht/Ostfront vom<br />
8.7.1941. Zwei Vergleichsergebnisse sind – bezogen<br />
auf die Darstellung <strong>der</strong> Handlungen des russlanddeutschen<br />
Obergefreiten W. Maier in <strong>der</strong> Brester<br />
Festung – bedeutungsvoll:<br />
In dem „Gefechtsbericht“ wird unter an<strong>der</strong>em auf<br />
den Einsatz von Lautsprecherpropagandawagen<br />
und Megaphonen hingewiesen. Es werden aber<br />
auch tatsächlich Flugblätter erwähnt, die zur Übergabe<br />
aufrufen, um den russischen Kampfeswillen<br />
zu unterhöhlen (vgl. 38).<br />
Außerdem stellt die deutsche Divisionsführung<br />
nach ihrem schwer errungenen Sieg fest:<br />
„Der Russe hat in Brest Litowsk außerordentlich zäh<br />
und hartnäckig gekämpft, vorzügliche infanter<strong>ist</strong>ische<br />
Ausbildung gezeigt und zu starken Teilen einen<br />
beachtlichen Kampfwillen bewiesen“ (vgl. folgendes<br />
Faksimile im Internet).<br />
Ob Generalleutnant Schlieper wusste, dass <strong>der</strong> „zäh<br />
und hartnäckig“ kämpfende Russe durchaus auch<br />
ein Russlanddeutscher, also ein Angehöriger <strong>der</strong><br />
deutschen Nationalität, sein konnte, bleibt ungewiss.<br />
Es folgt <strong>der</strong> Zusatz im deutschen Gefechtsbericht:<br />
„Die 45. Division hat die ihr gestellte Aufgabe gelöst.<br />
Die Verluste waren schwer …“ (38; 11).<br />
Halten wir fest: Die Verteidiger <strong>der</strong> Brester Festung<br />
– unabhängig von ihrer Nationalität – fühlen sich<br />
alle als Rotarm<strong>ist</strong>en und unternehmen beim Wi<strong>der</strong>stand<br />
alles, damit in ihrem „Sowjetgarten“, wie<br />
W. Maier for<strong>der</strong>t, kein deutscher Wehrmachtsangehöriger<br />
sein soll. Ob <strong>der</strong> Text von Maier überhaupt<br />
und, wenn „ja“, einen konkreten Beitrag bei <strong>der</strong> heldenhaften<br />
Verteidigung gespielt hat, wird wohl für<br />
immer schwer beweisbar bleiben. Dass dieser emotional<br />
gestaltete Aufruf Maiers nur eine propagand<strong>ist</strong>ische<br />
Erfi ndung <strong>der</strong> damaligen Sowjetpresse<br />
gewesen sein könnte, darf wohl deshalb verneint<br />
werden, weil die beiden H<strong>ist</strong>oriker A. German und<br />
Wolga, Weimar, Weizenfeld<br />
I. Schulga diese Episode nicht irgend einem Beitrag<br />
voranstellen, son<strong>der</strong>n gerade ihrem Artikel zum 65.<br />
Jahrestag des Sieges <strong>der</strong> Sowjetunion über Hitlerdeutschland<br />
– und dies sogar als Überschrift.<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Russlanddeutschen bewe<strong>ist</strong> in <strong>der</strong><br />
Anfangsphase des Krieges durch ihr Verhalten den<br />
gefor<strong>der</strong>ten Patriotismus gegenüber ihrer Heimat.<br />
Unabhängig davon beschließt die Sowjetmacht<br />
mit dem Ziel <strong>der</strong> Risikovermeidung bzw. Rückversicherung<br />
– A. German verwendet den Begriff<br />
„перестраховка“ – Direktiven, die darauf abzielen,<br />
in einzelnen Perioden die Russlanddeutschen aus<br />
<strong>der</strong> Roten Armee zu entfernen.<br />
Die 1. Periode umfasst den Zeitraum vom 30. Juni<br />
bis zum 7. September 1941. Sie wird durch die Direktive<br />
Nr. 002367 vom 30.06.1941 bestimmt, die sich<br />
auf alle sowjetischen Militärangehörigen bezieht,<br />
die „nicht vertrauenswürdig“ sind. Damit sind jene<br />
gemeint, die „defät<strong>ist</strong>ische“ Einstellungen besitzen,<br />
also von <strong>der</strong> sowjetischen militärischen Nie<strong>der</strong>lage<br />
überzeugt sind, die die Sowjetmacht nur kritisch<br />
sehen und bereit sind, in deutsche Gefangenschaft<br />
zu gehen. Diese Direktive missbrauchen aber viele<br />
Kommandeure, um die Russlanddeutschen sicherheitshalber<br />
– I. German schreibt „на всякий случай“<br />
– aus ihren Einheiten auszuschließen. Off ensichtlich<br />
genügt diese Direktive <strong>der</strong> sowjetischen Führung<br />
aber nicht; denn bereits im Juli 1941 tritt ein Befehl<br />
in Kraft, <strong>der</strong> sich speziell auf jene Russlanddeutschen<br />
in Mannschaftsgraden bezieht, die bislang<br />
verantwortungsvolle Stellen einnehmen wie zum<br />
Beispiel Maschinengewehr-, Maschinenp<strong>ist</strong>olen-,<br />
Scharf- und Granatwerferschütze, Funker, Beobachter<br />
usw. Der Befehl sieht für diese Russlanddeutschen<br />
nur <strong>noch</strong> untergeordnete Positionen vor. Bis<br />
Anfang August 1941 wird dieser Befehl umgesetzt.<br />
Mit welch großem Unverständnis müssen die russlanddeutschen<br />
Angehörigen <strong>der</strong> Roten Armee die<br />
sie betreff enden Befehle und Direktiven aufgenommen<br />
haben, wenn sie <strong>noch</strong> am 24. August 1941 in<br />
<strong>der</strong> „Komsomolskaja Prawda“ auf <strong>der</strong> Seite 30 den<br />
Redaktionsartikel mit <strong>der</strong> Überschrift „Wir rächen<br />
dich, Genosse!“ („Мы отомстим за тебя, товарищ!“)<br />
lesen. Dort wird dargestellt, wie <strong>der</strong> zwanzigjährige<br />
Heinrich Hoff mann aus Schöndorf im Kanton Krasny-Kut,<br />
Wolgarepublik, trotz grausamer Verhöre in<br />
deutscher Gefangenschaft bis zum Tode seinem Eid<br />
gegenüber <strong>der</strong> Sowjetunion treu bleibt. Als Beleg<br />
wird <strong>der</strong> mit Blutstropfen versehene Komsomolausweis<br />
von Hoff mann in <strong>der</strong> Zeitung abgebildet.<br />
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