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Psychische Erste Hilfe bei unverletzt-betroffenen Kindern in ...

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Harald Karutz: <strong>Psychische</strong> <strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>bei</strong> <strong>unverletzt</strong>-<strong>betroffenen</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>in</strong> Notfallsituationen 33von Spritzen als ‚Strafe’ gesprochen wurde“ (REMSCHMIDT 1994, S. 268) oder die<strong>bei</strong> Erkrankungen häufig notwendige Bettruhe zuvor unreflektiert als Erziehungsmittele<strong>in</strong>gesetzt worden ist. „Auch bevorstehende Operationen können von <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> mit e<strong>in</strong>erBestrafung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden, wenn e<strong>in</strong> entsprechendes Verhalten der Eltern<strong>in</strong> der bisherigen Erziehung solche Gedankengänge nahelegt“ (KARUTZ 2001, S.56).Darüber h<strong>in</strong>aus hängt das k<strong>in</strong>dliche Erleben e<strong>in</strong>er Notfallsituation auch vom grundsätzlichenErziehungsstil der Eltern, der Beziehung zwischen e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong>en Elternsowie davon ab, ob und <strong>in</strong> welchem Umfang e<strong>in</strong>e erzieherische Vorbereitung auf solcheGeschehen erfolgt ist (vgl. LOHAUS 1990; GLANZMANN 1997, S. 133 u. FISCHER2001, S. 124-126).• Die Art der <strong>Hilfe</strong>leistung ist zweifellos auch <strong>bei</strong> Erwachsenen e<strong>in</strong>e Moderatorvariable,die das Erleben von Notfallsituationen wesentlich bee<strong>in</strong>flusst. Lasogga und Gasch berichtensogar von möglichen Sekundärtraumatisierungen durch e<strong>in</strong> unangemessenesVerhalten der Helfer am E<strong>in</strong>satzort (vgl. LASOGGA/GASCH 2002b, S. 46). Bei <strong>K<strong>in</strong>dern</strong>sche<strong>in</strong>t allerd<strong>in</strong>gs v. a. die weiß-rote E<strong>in</strong>satzkleidung sowie die Anzahl der e<strong>in</strong>treffendenHelfer als besonders belastend und angstauslösend empfunden zu werden (vgl.KARUTZ 2001, S. 76, 87 u. 92).In e<strong>in</strong>em schematisierten Verlaufsmodell wird das k<strong>in</strong>dliche Erleben schließlich vor demH<strong>in</strong>tergrund dieser Faktoren als e<strong>in</strong> Teufelskreislauf beschrieben, der mit e<strong>in</strong>er Schockreaktionauf den E<strong>in</strong>tritt des Notfallgeschehens beg<strong>in</strong>nt und der - nach und nach bzw. imS<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er regelrechten Kettenreaktion - e<strong>in</strong>e „fragende Verunsicherung“, belastende (v.a. Angst- und Schuld-) Gefühle, e<strong>in</strong> verstärktes Informationsbedürfnis, e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong>derungder verbalen Ausdrucksfähigkeit, e<strong>in</strong>e zunehmende Erregung, e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong>derte Fähigkeitzur zielgerichteten Informationsaufnahme und -verar<strong>bei</strong>tung, Gefühle der Überforderungund Hilflosigkeit sowie letztlich – nach dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „psychischen Gefahrenbereich“- e<strong>in</strong>en völligen Kontrollverlust zur Folge hat, wodurch die anfängliche Verunsicherungnoch e<strong>in</strong>mal erneut verstärkt wird (Abb. 7; e<strong>in</strong>e ausführliche Beschreibung diesesTeufelskreises enthält KARUTZ 2002d).

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