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Psychische Erste Hilfe bei unverletzt-betroffenen Kindern in ...

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Harald Karutz: <strong>Psychische</strong> <strong>Erste</strong> <strong>Hilfe</strong> <strong>bei</strong> <strong>unverletzt</strong>-<strong>betroffenen</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>in</strong> Notfallsituationen 38So neigen Eltern mitunter dazu, notfallbetroffene K<strong>in</strong>der übertrieben zu beschützen oderauch übermäßig zu verwöhnen (vgl. LOHAUS 1990, S. 92), wodurch dann wiederum Veränderungen(bzw. gerade auch E<strong>in</strong>schränkungen!) des k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens ausgelöstwerden könnten. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn Eltern ihrem K<strong>in</strong>d aus Angst vor e<strong>in</strong>ererneuten Notfallsituation verbieten, mit Freunden zu e<strong>in</strong>er Zeltfreizeit zu fahren – sie ihmstattdessen jedoch e<strong>in</strong> hochmodernes Computerspiel schenken, mit dem es sich – völliggefahrlos – zu Hause beschäftigen kann. Akzeptiert e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d diese fragwürdigerzieherischenMaßnahmen, drohen dadurch Veränderungen im eigenen Freundeskreis.Lehnt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sich stattdessen gegen den übertriebenen Schutz der Eltern auf, s<strong>in</strong>d Konfliktezwischen ihm und se<strong>in</strong>en Eltern wahrsche<strong>in</strong>lich.Sofern das Miterleben e<strong>in</strong>er Notfallsituation die E<strong>in</strong>schätzung der eigenen Krankheitsbzw.Verletzungsanfälligkeit e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des verändert haben sollte, kann dies ebenfalls zurDes<strong>in</strong>tegration aus e<strong>in</strong>em Freundeskreis führen: „So wäre zu erklären, daß e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nache<strong>in</strong>em Unfall z. B. nicht mehr mit Freunden Fußball spielen möchte, weil es zu großeAngst vor e<strong>in</strong>er erneuten Verletzung hat [und folglich lieber alle<strong>in</strong>e zu Hause bleibt]“(KARUTZ 2001, S. 15; Zus. v. H.K.).Schließlich bewirken auch Entwicklungsrückstände und –verzögerungen durch eventuellerlittene (körperliche!) Schäden ähnliches (vgl. SEIFFGE-KRENKE 1994): Im Mittelpunktder langfristigen („Sekundär“-) Folgen e<strong>in</strong>es Notfalls stehen <strong>in</strong>sofern immer wiederVeränderungen der familiären Interaktionsstruktur sowie gravierende Auswirkungen aufdas übrige soziale Umfeld (vgl. LOHAUS 1990, S. 92), wo<strong>bei</strong> die Akademie Bruderhilfenoch e<strong>in</strong> zusätzliches, kommunikationspsychologisches Problem beschreibt:Demzufolge haben „traumatisierte K<strong>in</strong>der [...] häufig e<strong>in</strong> starkes Bedürfnis, über das Erlebtezu sprechen. Paradoxerweise fällt es aber gleichzeitig vielen schwer, mit ihren Elternoder Gleichaltrigen zu reden. Dies mag mit dem Versuch zusammenhängen, die Schweredes eigenen Leides vor Erwachsenen zu verbergen. Gegenüber Gleichaltrigen kann auchder Wunsch, sich nicht durch das eigene Erlebnis von den anderen abzuheben, ‚am Randzu stehen’ e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Gleichzeitig vermeiden Gleichaltrige es oft, nach dem Erlebniszu fragen, um den Spielkameraden nicht aufzuregen. Dies wird von den Betroffenenunter Umständen als e<strong>in</strong>e subtile Form von Zurückweisung aufgefasst“ (P.A.P./BARTELS/KARUTZ/MÜLLER-LANGE/SEFRIN 2002, S. 20), so daß die bereits erläuterten Konfliktpotentialeund Probleme im sozialen Umfeld notfallbetroffener K<strong>in</strong>der nochmals verstärktwerden können.

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