Pfarrbrief St. Otger
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Interview<br />
Hast Du Dir das Amt des Priesters und die Arbeit<br />
in einer Gemeinde so vorgestellt, wie Du es hier<br />
in <strong>St</strong>adtlohn erlebt hast?<br />
Ich hatte ja schon verschiedene Eindrücke von<br />
Gemeindearbeit gesammelt, als ich nach <strong>St</strong>adtlohn<br />
kam, sei es in meiner Heimatgemeinde,<br />
der ich sehr verbunden geblieben bin, oder<br />
aber bei Besuchen von Mitbrüdern. Ich wusste<br />
also auch schon, dass es nicht einfacher wird,<br />
in der heutigen Zeit Priester zu sein, zumal es<br />
den Großraum Kirche mit seinen traditionellen<br />
<strong>St</strong>rukturen langfristig nicht mehr geben wird.<br />
Vieles hängt sicher auch davon ab, wie man von<br />
den Menschen in der Gemeinde wahrgenommen<br />
wird. Die Arbeit hier in der Gemeinde, mit<br />
den vielschichtigen Projektangeboten für kleinere<br />
Gruppen und die vielen neuen Wege, die<br />
man hier geht, entsprechen aber schon dem,<br />
wie ich mir meine Arbeit als Priester in der Seelsorge<br />
vorgestellt habe.<br />
Hast Du hier etwas vermisst im Gemeindeleben,<br />
müssten wir etwas ändern?<br />
Ich habe festgestellt, dass es hier in <strong>St</strong>adtlohn<br />
sehr viel verbandliche Jugendarbeit gibt, sei es<br />
im Sport oder in den Musikkapellen. Somit ist<br />
es sehr schwierig an die Jugendlichen in puncto<br />
Kirche heranzukommen. Man müsste, glaube<br />
ich, versuchen, mehr Personen zu finden, die<br />
Zeit und Lust hätten, sich persönlich um diesen<br />
Bereich Jugendarbeit zu kümmern und sie zu<br />
ihrem Anliegen machen. Mit persönlich meine<br />
ich auch, dass man nicht warten kann, bis Jugendliche<br />
kommen, sondern man muss auch<br />
mal die Jugendlichen ansprechen und z.B. von<br />
einem Projekt erzählen. Man muss zudem meines<br />
Erachtens noch mehr kleine Gruppen bilden,<br />
in denen man lernt, über seinen eigenen<br />
Glauben zu sprechen. Denn selbst bei den Impulsen<br />
vor den Pfarrgemeinderatssitzungen<br />
fällt es vielen schwer, selbst Zeugnis zu geben.<br />
Gab es einen Schwerpunkt in der Gemeindearbeit,<br />
der Dir besonders am Herzen lag oder der<br />
Dir besonders viel Spaß gemacht hat?<br />
Ein ganz großer Bereich war sicherlich die Arbeit<br />
mit den Jugendlichen. Aber auch die Gestaltung<br />
und Durchführung von Taufen,<br />
Trauungen und Beerdigungen haben bei mir<br />
großen Eindruck hinterlassen, zumal mir hier<br />
auch viel Begegnung geschenkt wurde. Und gepredigt<br />
habe ich sehr gerne. In den Predigten<br />
konnte ich meine eigenen Fragen einbringen,<br />
durfte versuchen zu erläutern, was die Aussage<br />
der jeweiligen Sonntagstexte auch für mich<br />
heißt und wie ich das im Alltag umsetzen kann.<br />
Was bleibt Dir von <strong>St</strong>adtlohn ganz besonders in<br />
Erinnerung?<br />
In <strong>St</strong>adtlohn lebt ein Schlag Mensch, der ganz<br />
besonders ist, der herzlich ist. Die Menschen<br />
sind füreinander da, wenn es nötig ist, aber sie<br />
können auch gut und gerne miteinander feiern<br />
z.B. auf dem Schützenfest. Die <strong>St</strong>.-<strong>Otger</strong>-Ge -<br />
meinde ist eine Gemeinde, die die richtigen<br />
Fragen stellt, die im Gespräch ist. Es hat hier<br />
viele Begegnungen mit Menschen gegeben, die<br />
mich unterstützt und von Anfang an sehr<br />
freundlich aufgenommen haben. Ich habe in<br />
<strong>St</strong>adtlohn Freundschaften geschlossen und obwohl<br />
ich aus der Großstadt komme, habe ich<br />
mich auf dem Land sehr wohl gefühlt und fand<br />
das Leben hier sehr lebenswert. Ich könnte mir<br />
durchaus vorstellen, irgendwann einmal, in welcher<br />
Form auch immer, wieder in <strong>St</strong>adtlohn<br />
oder woanders im westlichen Münsterland zu<br />
leben und zu arbeiten.<br />
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen<br />
Markus Reuther alles Gute für seine Zukunft<br />
als Seelsorger.<br />
Ruth Brügging