Erfinderwerkstatt Halle: Helle Köpfe und ihre Einfälle
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Neue Methode für Organanalyse<br />
TV-Arzt Dr. Gregory House wartet oft mit unorthodoxen<br />
diagnostischen Ansätzen auf. Nach Art eines<br />
Detektivs betrachtet er eine Vielzahl von Wechselwirkungen<br />
zwischen mehreren physiologischen<br />
Variablen, um die Ursache der Symptome zu verstehen<br />
<strong>und</strong> die richtige Diagnose zu finden. In der<br />
Realität konzentrieren sich Spezialisten hingegen<br />
üblicherweise auf ein Organ: Kardiologen prüfen vor<br />
allem EKG-Signale, Pneumologen Atemmuster <strong>und</strong><br />
Lungenfunktion, Neurologen das EEG des Gehirns.<br />
„Der menschliche Organismus ist allerdings ein integriertes<br />
Netzwerk von miteinander verb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>und</strong> wechselwirkenden physiologischen Organ-Systemen,<br />
bei dem das Verhalten eines Systems durch<br />
Veränderungen in der Dynamik anderer Systeme<br />
betroffen sein kann", erläutert der statistische Physiker<br />
Dr. Jan Kantelhardt. Aufgr<strong>und</strong> dieser Wechselwirkungen<br />
könne der Ausfall eines Systems den<br />
Zusammenbruch des gesamten Netzwerks auslösen.<br />
„Um die physiologische Funktion zu verstehen, ist<br />
es daher entscheidend, das Netzwerk der Wechselwirkungen<br />
zu identifizieren <strong>und</strong> seine Entwicklung<br />
unter verschiedenen physiologischen Zuständen<br />
<strong>und</strong> pathologischen Bedingungen zu verfolgen.“<br />
Das ist nun machbar mit einer neuen Analysemethode,<br />
an deren Entwicklung Kantelhardt maßgeblich<br />
beteiligt war. Zusammen mit Forschern aus den<br />
USA, Israel <strong>und</strong> Bulgarien hat er sie im Fachmagazin<br />
„Nature Communications“ beschrieben. „Der in unserer<br />
Publikation entwickelte organübergreifende,<br />
integrative Ansatz könnte die Entwicklung eines<br />
neuen Fachgebietes, der Netzwerkphysiologie, auslösen“,<br />
sagt Kantelhardt. ch<br />
Ausschnitt: Nell, Hendel: Atlas<br />
der fiktiven Orte<br />
Korrektur<br />
scientia halensis 2/2012 forschen <strong>und</strong> publizieren<br />
Archetyp für Enzymreaktionen<br />
Der Biochemiker Professor Milton T. Stubbs <strong>und</strong><br />
sein Team „reisten“ für <strong>ihre</strong> Erkenntnisse noch<br />
weiter zurück als Molekularbiologe Jürgen Steiner:<br />
mehr als drei Milliarden Jahre. Die Wissenschaftler<br />
beobachteten innerhalb eines Enzyms (Tobramycin<br />
6''-O-Carbamoyltransferase, kurz TobZ) eine Reaktion,<br />
die in ähnlicher Form in allen Organismen<br />
anzutreffen ist. Ihre Schlussfolgerung: TobZ ist ein<br />
Archetyp, TobZ-ähnliche Enzyme müssen bereits<br />
sehr früh in der Evolution entstanden sein. „Diese<br />
Enzyme sind f<strong>und</strong>amental für die Protein-Herstellungs-Maschinerie<br />
<strong>und</strong> erlauben uns einen Blick zurück<br />
zur Entstehung des Lebens", ist Milton Stubbs<br />
überzeugt. Die neuen Erkenntnisse, veröffentlicht<br />
in der internationalen Ausgabe von „Angewandte<br />
Chemie“, könnten bei der Weiterentwicklung von<br />
Antibiotika helfen. ch<br />
In dem Text „Von Erfindungsgabe <strong>und</strong> poetischem Wahnsinn“<br />
(scientia halensis 1/2012) sind der Redaktion zwei bedauerliche<br />
Fehler unterlaufen. Richtig ist: Professor Dr. Werner Nell ist nicht<br />
Germanist, sondern Komparatist. Steffen Hendel, Illustrator des<br />
„Atlas der fiktiven Orte“, ist zudem kein Doktorand bei Professor<br />
Nell. Er promoviert in der Germanistik. cb<br />
Das Enzym, das Milton T.<br />
Stubbs erforschte, in kristallisierter<br />
Form.<br />
(Bild: AG Physikalische<br />
Biotechnologie)<br />
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