Erfinderwerkstatt Halle: Helle Köpfe und ihre Einfälle
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8 varia scientia halensis 2/2012<br />
bilderrätsel<br />
Was zeigt dieses<br />
Bild?<br />
Des Rätsels Lösung ist<br />
wieder im Unimagazin<br />
versteckt.<br />
Wer der Redaktion als<br />
Erste(r) per Telefon,<br />
E-Mail, Fax oder<br />
(Haus-) Post die richtige<br />
Lösung übermittelt, auf<br />
die oder den wartet ein<br />
Gutschein im Wert von<br />
15 Euro, einzulösen im<br />
Uni-Shop im Marktschlösschen.<br />
Viel Glück!<br />
Das Rätselfoto in der<br />
scientia halensis 1/12,<br />
Seite 16, zeigte die Erde<br />
auf dem Uniplatz<br />
im Bild auf Seite 6.<br />
Die Schnellste, die das<br />
Rätsel löste, war diesmal<br />
Cathérine Pechner.<br />
Die 26-Jährige studiert<br />
an der MLU Musikwissenschaften<br />
im Master.<br />
Den Gutschein für einen<br />
Einkauf im Uni-Shop hat<br />
sie bereits erhalten.<br />
Zeichnung: Oliver Weiss<br />
„Bitte einmal gemischten Sprachsalat …“<br />
Diesmal mit absolut superneuen<br />
Sprach(er)findungen<br />
Ein sehr beliebtes Mittel, um etwas deutlich ins<br />
Blickfeld zu rücken, ist die Komparation: groß –<br />
größer – größt, schwer – schwerer – schwerst, neu<br />
– neuer usw. Aber auch Verben möchten auf ähnliche<br />
Weise an Wichtigkeit gewinnen, zum Beispiel:<br />
finden – erfinden – neu erfinden. So publizierte Zeit<br />
Online im Januar ein Interview mit Andrew Stern,<br />
der fordert, die USA müssten mehr von China lernen,<br />
quasi den „Kapitalismus neu erfinden“. Laut<br />
Titel eines amerikanischen Ratgeberbuchs von 2006<br />
kann man sogar „Sein Leben neu erfinden“! Bescheidener<br />
der Bericht über einen Weißenfelser Lehrer<br />
(MZ, 17.02.12), der „in der Steiermark den Abfahrtslauf<br />
neu erfindet“; Microsoft dagegen kommt groß<br />
raus mit einer „Neuerfindung“ namens Windows 8<br />
(MZ, 01.03.12).<br />
Der Word-Thesaurus gibt als Bedeutung für „erfinden“<br />
nur „schöpfen“ <strong>und</strong> „brüten“ an, als Synonyme<br />
nochmals „schöpfen“ sowie „erzeugen“ <strong>und</strong> „erforschen“.<br />
Das soll alles sein? Und stimmt es überhaupt?<br />
Klar kann jemand über einer Matheaufgabe<br />
„brüten“, die Stirn in Denkerfalten legen <strong>und</strong> am Ende<br />
mit dem Ruf „Heureka!“ die Lösung präsentieren<br />
– aber hat er etwas „erf<strong>und</strong>en“? GE-f<strong>und</strong>en allenfalls,<br />
<strong>und</strong> das ist weniger, denn hier fehlt oftmals das<br />
schöpferische, das kreative Moment. Wirklich neu<br />
wäre, wenn mal jemand was alt erfindet … Und wie-<br />
so eigentlich fehlte bei den Synonymen „kreieren“?<br />
Häufig stößt man auf Wort-Erzeugnisse, die mittels<br />
originell scheinender (seltener seiender) Präfixe<br />
oder einfach durch Adverbien Neuheit suggerieren.<br />
Auch Anglizismen empfehlen sich gern. Einfach nur<br />
neu zu sein, reicht längst nicht mehr aus; selbst „superneu“<br />
<strong>und</strong> „absolut neu“ oder das Attribut „Weltneuheit“<br />
klingen kaum noch verlockend; „Outsider“,<br />
„Newcomer“ <strong>und</strong> „hypermodernes Design“ gibt es<br />
wie Sand am Meer.<br />
Mit dem Material Sprache zu spielen, heißt uralte<br />
(aber haltbare) Lappen unermüdlich so zu drapieren,<br />
als seien sie ein faszinierendes neues Gewand<br />
– das aber ist sau- resp. megaschwer.<br />
Man kann versuchen, es Großen der Schreib-Zunft<br />
gleichzutun <strong>und</strong> sein Heil in Einmal-Bildungen oder<br />
-Bildern suchen, wie es Goethe (sein Divan: „westöstlich“)<br />
<strong>und</strong> Ringelnatz („… du äpfelst nicht“) taten,<br />
wie es Reiner Kunze (da hängt ein „bart [...] auf dem<br />
bügel der lippe“) <strong>und</strong> André Schinkel (der hinter<br />
„fassaden scheinender glücknis“ blickt) tun, wie es<br />
in seltenen Momenten jedem im Alltag gelingt: Zum<br />
Beispiel ist ja gar nicht einzusehen, dass man seine<br />
Liebsten vor Freude immer nur „umarmen“ soll – sie<br />
zu „umbeinen“ kann doch bestimmt genauso reizvoll<br />
sein. Margarete Wein