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Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

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HOLGER REGENBRECHT, BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR, 1999<br />

FAKTOREN FÜR PRÄSENZ IN VIRTUELLER ARCHITEKTUR GEGENSTAND<br />

Auf dem Gebiet der Ausbildung von Militärs mittels VR-Technologie konnten<br />

Witmer & S<strong>in</strong>ger (1994, 1997, 1998) unmittelbare Zusammenhänge zwischen task<br />

performance und <strong>Präsenz</strong> (sense of presence) ermitteln. Die von ihnen durchgeführten<br />

Studien beziehen sich hauptsächlich auf umfangreiche Untersuchungen mit Piloten<br />

von Kampfflugzeugen. Taylor (1997) und Heeter (1995) sehen e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Korrelation von <strong>Präsenz</strong> zur Erfüllung von m<strong>in</strong>derkomplexen, vornehmlich auf<br />

Bewertung und Immersion abzielenden Aufgaben <strong>in</strong> VR überhaupt. Im Gegensatz<br />

dazu vermuten Lombard und Ditton (1997), daß es Aufgabenbereiche geben<br />

kann, <strong>in</strong> denen <strong>Präsenz</strong> <strong>in</strong> der Ausführung h<strong>in</strong>derlich se<strong>in</strong> kann und schlagen<br />

vor, <strong>in</strong> diesen Bereichen e<strong>in</strong>en vom Nutzer steuerbaren Grad von <strong>Präsenz</strong> zu ermöglichen.<br />

Ellis (1996) konnte an zwei Beispielen zeigen, <strong>in</strong> denen genau dieser<br />

negativ korrelierende Effekt nachgewiesen wurde, die sich beide auf hochkomplexe<br />

Visualisierungen im Bereich der Luftfahrtkontrolle beziehen. Die hier<br />

gemachten Erfahrungen zeigen, daß bei steigender Informationsdichte, die über<br />

das alltägliche Auffassungsvermögen des Menschen h<strong>in</strong>ausgehen, Abstraktionen<br />

nötig s<strong>in</strong>d, die durch e<strong>in</strong>en starken sense of presence beh<strong>in</strong>dert werden können. In<br />

diesen Fällen bieten sich nun zum<strong>in</strong>dest zwei Lösungsmöglichkeiten an: entweder<br />

wird der sense of presence gesteuert (verm<strong>in</strong>dert) oder es müssen andere Darstellungsformen<br />

<strong>für</strong> diese komplexen Informationen gefunden werden.<br />

H<strong>in</strong>weise auf Korrelationen zwischen sense of presence und task performance bei<br />

„normalen“ Aufgabenstellungen konnten u.a. Usoh & Slater (1995), Hoffman,<br />

Hullfish & Houston (1995) und Slater, L<strong>in</strong>akis, Usoh & Kooper (1996) nachweisen,<br />

Welch et. al. (1996) vermuten diese ebenfalls.<br />

Gerade wegen der zu erwartenden Steigerung der Arbeitseffektivität über e<strong>in</strong>e hohe<br />

<strong>Präsenz</strong> s<strong>in</strong>d führende Unternehmen an Ergebnissen aus den o.g. Forschungen <strong>in</strong>teressiert.<br />

Dies f<strong>in</strong>det z.B. Niederschlag <strong>in</strong> der Fachzeitschrift zu diesem Thema:<br />

Presence – Teleoperators and Virtual Environment, die viermal jährlich bei MIT Press<br />

ersche<strong>in</strong>t. Es ist zu vermuten, daß durch das stärker gewordene Interesse der Industrie<br />

die <strong>Präsenz</strong>forschung sich von e<strong>in</strong>er sehr engen Spezialdiszipl<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em eigenständigen<br />

Forschungsgegenstand entwickelt hat. Damit s<strong>in</strong>d die Chancen dieser vorliegenden<br />

Arbeit, auf e<strong>in</strong> breites Publikum zu treffen, erfreulicherweise groß.<br />

1.3.2 Raumbewußtse<strong>in</strong> und Orientierung<br />

(spatial awareness and orientation)<br />

Die Wahrnehmung von Räumlichkeit und räumlichen Situationen wird, <strong>in</strong>sofern<br />

untersucht, <strong>in</strong> direktem Zusammenhang zu e<strong>in</strong>em hohen sense of presence gesehen<br />

(Witmer & S<strong>in</strong>ger, 1994, 1997; Draper, 1995). Dies ist nicht weiter verwunderlich,<br />

da die Def<strong>in</strong>ition von <strong>Präsenz</strong> (siehe unten) i.d.R. von dem Gefühl der Anwesenheit<br />

an e<strong>in</strong>em Ort ausgeht. Taylor (1997) konnte nachweisen, daß e<strong>in</strong> hoher sense of<br />

presence zu e<strong>in</strong>er deutlichen Verm<strong>in</strong>derung von Disorientierung <strong>in</strong> virtuellen Umgebungen<br />

führt.<br />

Gerade im architektonischen Umfeld steht außer Zweifel, daß die Wahrnehmung<br />

von und die Orientierung im Raum zu den zentralen Elementen zählen. M<strong>in</strong>destens<br />

im Zusammenhang mit der virtuellen Vorwegnahme von <strong>Architektur</strong> stellt sich hier<br />

die Frage nach der <strong>Präsenz</strong> des Nutzers als e<strong>in</strong>e grundlegende heraus. Aber auch re<strong>in</strong><br />

virtuelle <strong>Architektur</strong> wird diese Elemente des Raumes und der Orientierung benötigen,<br />

um sie erleb- und erfahrbar zu machen.<br />

1.3.3 Er<strong>in</strong>nerungsvermögen (memory)<br />

Neben dem unmittelbaren E<strong>in</strong>fluß des sense of presence auf die aktuelle Anwesenheit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung (affective states) wird davon ausgegangen, daß<br />

e<strong>in</strong> Zusammenhang zu Gedächtnis- Lern- und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsleistungen besteht<br />

(Taylor, 1997; Hoffman, Hullfish, & Houston, 1997; Sheridan, 1992; W<strong>in</strong>n;<br />

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