27.11.2012 Aufrufe

Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HOLGER REGENBRECHT, BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR, 1999<br />

FAKTOREN FÜR PRÄSENZ IN VIRTUELLER ARCHITEKTUR PRÄSENZ IN REALEN<br />

UND VIRTUELLEN<br />

UMGEBUNGEN<br />

Die von Gibson bereits als Basis der Wahrnehmung angesehene Kopplung von<br />

Wahrnehmendem und wahrzunehmender Umwelt wird durch Varela, Thompson &<br />

Rosch im wörtlichen S<strong>in</strong>n zu e<strong>in</strong>em Konzept der Verkörperung der Wahrnehmung<br />

erweitert. Es kommt zu e<strong>in</strong>er vollständigen Aufhebung von Objekt und Subjekt. Wie<br />

oben bereits erwähnt, werden dennoch die rationalistischen Term<strong>in</strong>i zur Beschreibung<br />

dieser Theorie verwendet, um e<strong>in</strong> gleichbleibendes Verständnis über alle vorgestellten<br />

Modelle zu gewährleisten.<br />

Mit Varela et al verdichten sich die Ansätze h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em körperbezogenen <strong>Präsenz</strong>modell.<br />

Den offenen Fragen, welche (virtuellen) Inhalte konzeptualisiert werden können<br />

und wie mögliche Interpretationen der virtuellen Umgebung entstehen können widmet<br />

sich der fünfte Abschnitt, der sich auf U. Eco und D. Norman gründet. Da <strong>Präsenz</strong><br />

e<strong>in</strong>en psychologischen Faktor darstellt, also mit dem „System Mensch“ operiert,<br />

ist es nicht s<strong>in</strong>nvoll, von e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Informationsaustausch-Modell zwischen<br />

Rezipient und System auszugehen (siehe Shannon & Weaver, 1962). Die virtuelle<br />

Umgebung wird immer subjektiv <strong>in</strong>terpretiert und, da es sich um mentale Konstruktionen<br />

handelt, muß die VU vorstellbare Inhalte vermitteln.<br />

Letztendlich wird A. Glenbergs Modell e<strong>in</strong>er embodied cognition, die aus e<strong>in</strong>er<br />

Theorie des Textverstehens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Theorie der <strong>Präsenz</strong> adaptiert werden kann als<br />

Basis benutzt, um im letzten Teil dieses Kapitels, e<strong>in</strong> <strong>Präsenz</strong>modell <strong>in</strong> Thesenform<br />

vorzustellen. Die Thesen geben <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit e<strong>in</strong>en erklärenden Def<strong>in</strong>itionsansatz<br />

über das Phänomen (räumliche) <strong>Präsenz</strong>. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> bisher <strong>in</strong> der Veröffentlichungslandschaft<br />

fehlender Ausgangspunkt <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Diskussion und <strong>in</strong>sbesondere<br />

Untersuchung von räumlicher <strong>Präsenz</strong> <strong>in</strong> virtuellen Umgebungen.<br />

2.2 Ansätze<br />

2.2.1 Wissenschaftliche Kommunizierbarkeit: Der Rationalismus<br />

In der Wissenschaftsgeschichte haben rationalistische Ansätze e<strong>in</strong>e lange Tradition<br />

und gehen bis auf die klassische griechische Philosophie zurück. Vere<strong>in</strong>facht dargestellt<br />

geht der Rationalismus von e<strong>in</strong>er objektiv vorhandenen und beschreibbaren<br />

Welt aus, trennt Subjekt von Objekt (psychisches von physischem), weist den Objekten<br />

(dem Objektiven) das Primat zu und erklärt die Zusammenhänge dieser Welt<br />

über logische Schlüsse und Regeln (Ursache-Wirkung-Pr<strong>in</strong>zipien).<br />

Die objektive Welt wird über unsere S<strong>in</strong>nesorgane subjektiv wahrgenommen, <strong>in</strong><br />

wahrnehmungspsychologischen Theorien wird auch von Abbildungen oder Überführungen<br />

der realen Welt gesprochen, die meist <strong>in</strong> Form von symbolisch-begrifflichen<br />

Kategorien gefaßt s<strong>in</strong>d. „Wirkliche“ Abbildung entsteht dann, wenn die reale<br />

Welt, m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> Teilen, mit der mentalen Welt übere<strong>in</strong>stimmt. Die Schwierigkeit<br />

besteht nun <strong>in</strong> der Messung der mentalen Abbildung, um zu e<strong>in</strong>er Aussage<br />

über die Wirklichkeit und damit Wahrhaftigkeit zu gelangen.<br />

Für die Wissenschaft entsteht e<strong>in</strong> formales, geschlossenes System zum Problemlösen<br />

<strong>in</strong> bestimmten Situationen/Kontexten.<br />

W<strong>in</strong>ograd & Flores (1992) stellen illustrierend den rationalistischen Ansatz durch<br />

folgende Schritte dar:<br />

„1. Beschreiben Sie e<strong>in</strong>e Situation <strong>in</strong> der Begrifflichkeit identifizierbarer<br />

Gegenstände mit wohldef<strong>in</strong>ierten Eigenschaften. 2. Suchen Sie dann nach<br />

allgeme<strong>in</strong>gültigen Regeln, die sich auf Situationen <strong>in</strong> der Begrifflichkeit<br />

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!