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Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

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HOLGER REGENBRECHT, BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR, 1999<br />

FAKTOREN FÜR PRÄSENZ IN VIRTUELLER ARCHITEKTUR PRÄSENZ IN REALEN<br />

UND VIRTUELLEN<br />

UMGEBUNGEN<br />

Argument begegnet, daß die bisherige Entwicklung des Menschen (kulturell und<br />

<strong>in</strong>dividuell) <strong>in</strong> der realen Welt stattfand und somit nur diese Gesetze angewendet<br />

werden können.<br />

Andererseits betont Gibson e<strong>in</strong>e Objektivität <strong>in</strong> der Bewertung der Wahrnehmung<br />

und es könnte geschlossen werden, daß damit erfolgreiches Handeln meßbar<br />

ist, z.B. <strong>in</strong> Form von Zeit, die zur Erledigung e<strong>in</strong>er Aufgabe nötig ist.<br />

E<strong>in</strong>e tiefgehende Kritik äußern Fodor & Pylyshyn (1981) <strong>in</strong>sb. <strong>in</strong> folgenden<br />

Punkten:<br />

Außer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unterscheidung mikroskopischer (neurobiologischer) und makroskopischer<br />

(verhaltensbiologischer) Bereiche erfolgt ke<strong>in</strong>e Unterscheidung von<br />

ökologischen und nicht-ökologischen Objekten. „..., if any property can count as<br />

an <strong>in</strong>variant, and if any psychological process can count as the pickup of an<br />

<strong>in</strong>variant, then the identification of perception with the pickup of <strong>in</strong>variants<br />

excludes noth<strong>in</strong>g.“ (S. 141)<br />

Fodor & Pylyshyn setzen ihr Modell der Wahrnehmung als Alternative zum<br />

Gibson-Modell:<br />

„Our argument will be that (a) the prototypical perceptual relations<br />

(see<strong>in</strong>g, hear<strong>in</strong>g, tast<strong>in</strong>g, etc.) are extensionsal [...] (b) whereas, on the<br />

contrary, most other prototypical cognitive relations (believ<strong>in</strong>g, expect<strong>in</strong>g,<br />

th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g about, see<strong>in</strong>g as, etc.) are <strong>in</strong>tentional; and (c) the ma<strong>in</strong> work that<br />

the mental representation construct does <strong>in</strong> cognitive theory is to provide<br />

a basis for expla<strong>in</strong><strong>in</strong>g the <strong>in</strong>tentionality of cognitive relations.“ (S. 188)<br />

E<strong>in</strong> Lösungsansatz wird geboten, <strong>in</strong>dem die Eigenschaften der Wahrnehmung <strong>in</strong><br />

zwei Klassen unterteilt werden: <strong>in</strong> projizierbare und nicht-projizierbare Eigenschaften<br />

(projectable and non-projectable properties). Die Projizierbaren Eigenschaften<br />

s<strong>in</strong>d solche, die ausschließlich aus der Umgebung erkannt werden. Diese s<strong>in</strong>d damit<br />

vergleichbar mit dem optical flow field bei Gibson, obwohl Fodor & Pylyshyn diese<br />

Eigenschaften nicht auf die Handlungsmöglichkeiten mit diesen Objekten beschränken.<br />

Nicht-Projizierbare Eigenschaften s<strong>in</strong>d durch ihre offensichtliche (bzw.<br />

gerade nicht-offensichtliche) Unterdeterm<strong>in</strong>iertheit <strong>in</strong> Bezug auf die Perzeption bestimmt.<br />

Zur Wahrnehmung von nicht-projizierbaren Eigenschaften s<strong>in</strong>d zusätzliche<br />

Informationen aus dem kognitiven Modell des Nutzers notwendig.<br />

Objekte im Allgeme<strong>in</strong>en können dem Wahrnehmenden <strong>in</strong> ihrer Eigenschaft des<br />

Zweckes, des Nutzens gegenübertreten oder <strong>in</strong> ihrem „be<strong>in</strong>g a“, im Deutschen <strong>in</strong><br />

ihrer „-heit“ Sie br<strong>in</strong>gen hier<strong>für</strong> das Beispiel e<strong>in</strong>es Schuhs. E<strong>in</strong> Schuh kann als Schuh<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schuhheit erkannt werden (da dieser Gegenstand schon immer Schuh genannt<br />

wurde und deshalb e<strong>in</strong>fach Schuh ist) oder weil ich e<strong>in</strong>en Gegenstand wahrnehme,<br />

den ich anziehen kann und mit dem ich me<strong>in</strong>e Füße beim Laufen schütze.<br />

Unabhängig von der Gegensätzlichkeit der Darstellungen bei Gibson und bei<br />

Fodor & Pylyshyn können e<strong>in</strong>ige wertvolle Kernpunkte <strong>für</strong> Wahrnehmung von<br />

virtuellen Umgebungen und <strong>Präsenz</strong> aus diesen extrahiert werden:<br />

1. Die Wahrnehmung von virtuellen Umgebungen basiert auf e<strong>in</strong>er Handeln-<br />

Perzeption-Schleife, e<strong>in</strong>e vom Handeln (action) unabhängige Wahrnehmung<br />

gibt es nicht.<br />

2. Die Elemente der Umwelt werden <strong>in</strong> ihrer „-heit“ oder <strong>in</strong> ihrer Affordance<br />

wahrgenommen. Der Akt der Wahrnehmung beruht auf dem Handeln<br />

3. Es gibt projizierbare und nicht-projizierbare Eigenschaften der Objekte der Umgebung.<br />

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