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Faktoren für Präsenz in virtueller Architektur

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HOLGER REGENBRECHT, BAUHAUS-UNIVERSITÄT WEIMAR, 1999<br />

FAKTOREN FÜR PRÄSENZ IN VIRTUELLER ARCHITEKTUR PRÄSENZ IN REALEN<br />

UND VIRTUELLEN<br />

UMGEBUNGEN<br />

Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong> Glauben an, e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Imag<strong>in</strong>ation etc. mental repräsentiert<br />

wird, entscheidend ist die mentale Repräsentation an sich. „What Meister Eckart<br />

believed about God could not be expressed <strong>in</strong> words ...“ (S. 432).<br />

Johnson-Laird begründet damit e<strong>in</strong>e kognitive Theorie, die es ermöglicht,<br />

räumliche Strukturen (kartesisch und strukturell) und damit auch die Relation<br />

des Selbst zum Raum <strong>in</strong> mentale Kategorien zu fassen.<br />

Bei Schnotz (1994) bilden mentale Modelle quasi-räumliche Modelle aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven ab. Es können nebene<strong>in</strong>ander mehrere mentale<br />

Modelle aus gleichen und/oder unterschiedlichen Perspektiven entstehen. Diese<br />

Modelle werden durch „mapp<strong>in</strong>g“ aufe<strong>in</strong>ander bezogen, wobei Eigenschaften der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Modelle <strong>in</strong> den anderen Modelle enthalten se<strong>in</strong> können oder nicht. Es<br />

ist somit <strong>für</strong> den Interpretierenden möglich, Geme<strong>in</strong>samkeiten und auch Inkonsistenzen<br />

zu erkennen.<br />

Das mentale Modell enthält alle Informationen, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Ableiten (e<strong>in</strong> „Ablesen“)<br />

von Schlüssen notwendig s<strong>in</strong>d. Ob hier<strong>für</strong> implizites oder explizites Wissen<br />

und Regeln benötigt werden, ist an dieser Stelle nicht mehr von Belang. Die<br />

Überprüfung von gesetzten Prämissen erfolgt direkt und ausschließlich am mentalen<br />

Modell.<br />

Schnotz verweist jedoch, gerade bezogen auf das Textverstehen, auf Zusammenhänge<br />

von propositionaler und mentaler Repräsentation. Er spricht hier von e<strong>in</strong>er<br />

„mentalen Sprache“ die durch „Beziehungsstiftung“ zum Sachverhalt zugewiesen<br />

wird. Geht man von e<strong>in</strong>er gleichberechtigten und kooperierenden Existenz beider<br />

Modelle aus, so ergänzen sich die Modelle dergestalt, daß mentale Modelle Begriffe<br />

(propositional) enthalten, die nicht-morphologische Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des mentalen Modells herstellen und andererseits analoge Repräsentationen (mentale<br />

Modelle) <strong>in</strong>nerhalb der propositionalen Begriffswelt Beziehungen herstellen,<br />

die (aktuell oder tatsächlich) nicht durch Begriffe faßbar s<strong>in</strong>d. Wann welche<br />

Form bevorzugt angewendet wird, hängt von der Art der zu bewältigenden Situation<br />

ab.<br />

Selbst wenn man wie Lakoff & Johnson (1980) von e<strong>in</strong>er eher propositionalen<br />

Abbildung ausgeht, so werden dennoch <strong>in</strong> den <strong>für</strong> VR relevanten Situationen<br />

räumliche, strukturelle und temporale Begriffe verwendet, die e<strong>in</strong>e mentale Repräsentation<br />

des erfahrenen Raumes zulassen. Die Autoren schlagen hier e<strong>in</strong> primär<br />

metaphorisches Modell vor, d.h. sie gehen davon aus, daß e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Erfahrungen dadurch gemacht wird, daß erlebte Sachverhalte über Ähnlichkeiten<br />

und Analogien konzeptualisiert werden. Auf der anderen Seite weisen sie darauf<br />

h<strong>in</strong>, daß, besonders von e<strong>in</strong>em entwicklungspsychologischen Punkt aus betrachtet,<br />

Erfahrungen auf direkter Interaktion mit der Umgebung beruhen. Der Gegenstand<br />

der Wahrnehmung ist jedoch nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Objekt oder Merkmal,<br />

sondern vielmehr die experiential gestalt, die erfahrene Gestalt.<br />

„Doma<strong>in</strong>s of experience that are organized as gestalts <strong>in</strong> terms of such<br />

natural dimensions seem to us to be natural k<strong>in</strong>ds of experience. They are<br />

natural <strong>in</strong> the follow<strong>in</strong>g sense: These k<strong>in</strong>ds of experience are a product of<br />

Our bodies (perceptual and motor apparatus, mental capacities, emotional<br />

makeup, etc.)<br />

Our <strong>in</strong>teractions with our physical environment (mov<strong>in</strong>g, manipulat<strong>in</strong>g<br />

objects, eat<strong>in</strong>g, etc.)<br />

Our <strong>in</strong>teractions with other people with<strong>in</strong> our culture (<strong>in</strong> terms of social,<br />

political, economic, and religous <strong>in</strong>stitutions)“ (Lakoff & Johnson, 1980,<br />

S. 117)<br />

Über das Selbst und die Interaktionen mit der Umwelt wird die Gestalt der Umwelt<br />

erfahren. Dieser Vorgang ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> den jeweiligen psychologischen, sozialen<br />

und kulturellen Kontext. Dieser Kontext schließt derzeit Erfahrungen mit virtuellen<br />

Umgebungen im S<strong>in</strong>ne von VR-Systemen nicht mit e<strong>in</strong>. Insofern besteht hier<br />

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