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Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Seite 18 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

VonderDenkschriftzum Hafenbau<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

e<strong>in</strong>e deutsche Reichsverfassung<br />

rang, war, e<strong>in</strong>e deutsche<br />

Reichsflotte aufzustellen. Pr<strong>in</strong>z<br />

Adalbert wurde die Leitung der<br />

Technischen Mar<strong>in</strong>ekommission<br />

übertragen. Er hatte für<br />

die Versammlung e<strong>in</strong>e Denkschrift<br />

verfasst, <strong>in</strong> der er das oldenburgische<br />

Heppens für die<br />

Etablierung e<strong>in</strong>es Mar<strong>in</strong>ehafens<br />

vorschlug. Die Nationalversammlung<br />

setzte e<strong>in</strong>e Kommisssion<br />

e<strong>in</strong>, die sich an der Jade<br />

umsah.<br />

Doch e<strong>in</strong>er schnellen Umsetzung<br />

des Beschlusses stand<br />

die Abgelegenheit des Heppenser<br />

Fährhucks entgegen. So<br />

wurde die erste gesamtdeutsche<br />

Mar<strong>in</strong>e, die Reichsflotte,<br />

<strong>in</strong> Brake stationiert. Pr<strong>in</strong>z Adalbert<br />

wurde von Fregattenkapitän<br />

Karl Rudolf Bromme, genannt<br />

Brommy, abgelöst. Dieser<br />

wurde 1849 zum Konteradmiral<br />

befördert <strong>und</strong> bekam den<br />

Oberbefehl übertragen. Die<br />

Reichsmar<strong>in</strong>e focht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Mal -- vor Helgoland <strong>in</strong> britischen<br />

Hoheitsgewässern. Die<br />

Briten aber wollte man nicht<br />

über Gebühr ärgern, weswegen<br />

die „SMS Barbarossa“ das Gefecht<br />

vorsichtshalber abbrach.<br />

Das Scheitern der Revolution<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> die divergierenden<br />

Interessen der<br />

deutschen Fürsten führten zum<br />

Ende dieser ersten deutschen<br />

Flotte, deren Schiffe ab 1852<br />

unter Wert verscherbelt wurden.<br />

Pr<strong>in</strong>z Adalbert hatte sich derweil<br />

bereits um den Aufbau<br />

e<strong>in</strong>er preußischen Mar<strong>in</strong>e gekümmert<br />

-- trotz <strong>in</strong>nen- <strong>und</strong><br />

außenpolitischer Widerstände.<br />

Preußen kaufte größere<br />

Schiffe im Ausland <strong>und</strong> baute<br />

kle<strong>in</strong>ere auf eigenen Werften.<br />

Das erste masch<strong>in</strong>engetriebene<br />

Kriegsschiff, das auf e<strong>in</strong>er<br />

preußischen Werft gebaut wurde,<br />

war 1851 die Radkorvette<br />

„Danzig“. Zugleich verfolgte<br />

Adalbert den Plan, im Oldenburgischen<br />

Heppens e<strong>in</strong> preußisches<br />

Mar<strong>in</strong>e-Etablissement<br />

e<strong>in</strong>zurichten. Das auch im W<strong>in</strong>ter<br />

eisfreie, tiefe, leidlich sturmgeschützte<br />

Fahrwasser, sprach<br />

ebenso für diesen verlassenen<br />

W<strong>in</strong>kel wie der Umstand, das<br />

e<strong>in</strong> Hafen bei Heppens sich<br />

leicht von Land-Batterien aus<br />

gegen herannahende fe<strong>in</strong>dliche<br />

Schiffe schützen ließe.<br />

Die Pläne Preußens fanden<br />

beim Oldenburger Großherzog<br />

Gefallen. Ihm nutzte der zunächst<br />

geheim geh<strong>alten</strong>e Vertrag<br />

über den Verkauf se<strong>in</strong>er<br />

Heppenser Landesteile gleich<br />

<strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht.<br />

Erstens fand er <strong>in</strong><br />

Preußen e<strong>in</strong>en<br />

Das Mar<strong>in</strong>e­Stationsgebäude stand am Ende des AdalbertplatzesanderViktoriastraße.EswarDienstgebäudedesChefs<br />

der Mar<strong>in</strong>estation der Nordsee. Das im Volksm<strong>und</strong> als „Wei-<br />

Am Ende des Adalbertplatzes stand früher das Stationsgebäude.HeuteistderBereichTeildesParks.<br />

WZ-FOTO: KNOTHE<br />

starken Verbündeten gegen das<br />

Königreich Hannover, das ihm<br />

den Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahn nach<br />

Süden verwehrte <strong>und</strong> so das<br />

Herzogtum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wirtschaftlichen<br />

Entwicklung hemmte.<br />

Zweitens übernahm Preußen<br />

Oldenburgs Seeverteidigung<br />

<strong>und</strong>, drittens, gab es e<strong>in</strong>e hübsche<br />

Summe Geld, mit der sich<br />

Oldenburg aus dem leidigen<br />

Bent<strong>in</strong>ckschen Erbfolgestreit<br />

um Varel <strong>und</strong> Kniphausen herauskaufen<br />

konnte.<br />

So kam es denn am 23. November<br />

1854 zur legendären<br />

Vertragsunterzeichnung. Dafür<br />

reiste Admiral Pr<strong>in</strong>z Adalbert,<br />

der Oberbefehlshaber der<br />

preußischen Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Admiral<br />

der Preußischen Küsten „<strong>in</strong><br />

der offenen Kutsche des Händlers<br />

Friedrich Hartwig Lohe von<br />

Mariensiel aus über die flache<br />

Marsch zum Fährhuck“, wie<br />

Mart<strong>in</strong> We<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

21. Juli 2012<br />

„Stadt wider Willen“ schreibt.<br />

Das Wetter an diesem Tag<br />

war scheußlich. Für die Zeremonie<br />

der Vertragsunterzeichnung<br />

hatte die preußische Admiralitätskommission<br />

an der<br />

ehemaligen französischen Batterie<br />

e<strong>in</strong> Zelt aufstellen lassen.<br />

„An e<strong>in</strong>em hölzernen Schreibpult<br />

unterzeichneten im Auftrag<br />

des Großherzogs Nikolaus<br />

Friedrich Peter von Oldenburg<br />

der Innenm<strong>in</strong>ister Karl Friedrich<br />

von Berg sowie Pr<strong>in</strong>z Adalbert<br />

als Abgesandter des preußischen<br />

Königs Friedrich Wilhelm<br />

IV. die Übergabeprotokolle“, so<br />

We<strong>in</strong> weiter. Nebenbei bemerkt:<br />

Nach dem Großherzog ist die<br />

Peterstraße benannt.<br />

Der Inhalt des Vertrags blieb<br />

zunächst geheim. Zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

musste das Land auch privatrechtlich<br />

von den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümern erworben<br />

werden. Am Ende des Jahrzehnts<br />

aber g<strong>in</strong>g die Buddelei<br />

für den Hafen los.<br />

In dem von vornhere<strong>in</strong> für<br />

das Vorhaben viel zu kle<strong>in</strong> bemessenen<br />

Gebiet von 160 Hektar<br />

Größe lebten damals 23 Familien<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 123 Personen<br />

<strong>in</strong> 19 Häusern. Sie durften<br />

sich aussuchen, ob sie Oldenburger<br />

bleiben oder Preußen<br />

werden wollten.<br />

Tausende Hafenbauarbeiter<br />

schufteten, gruben sich mit<br />

Spaten <strong>in</strong> den Schlick, den sie<br />

<strong>in</strong> langen Kolonnen schubkarrenweise<br />

auf dem übrigen Gelände<br />

verteilten. Der Hafenbau<br />

geriet zum technischen W<strong>und</strong>erwerk<br />

se<strong>in</strong>er Zeit.<br />

Fortsetzung auf<br />

Seite 19<br />

ßes Schloss“ bezeichnete Gebäude wurde 1872 im Stil der<br />

englischenGotikerrichtet<strong>und</strong>1944durchBombenvollständig<br />

zerstört. FOTO: WZ-BILDDIENST

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