Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Seite 22 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n undHeute präsentiert vom 21. Juli 2012 180 Meter lang war die Front der Tausendmannkaserne, später auch JachmannKaserne genannt. Sie wurde in den Jahren 1886bis1888errichtet.–KleinesFoto:DasGeländeheute.DerzeitwerdendieBunkerabgerissen. FOTO: WZ-BILDDIENST Diegroßen KasernenamHafen Die Tausendmannkaserne versinnbildlichte ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte. Chinesische Investoren errichten hier neue Großbauten. VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – Zurzeit wird an der Hannoverschen Straße am Nordhafen der Baugrund für die künftigen Jade Werke GmbH vorbereitet. Das neu gegründete Unternehmen, eine Tochter der chinesischen Jiangsu Hantong Group, will am Nordhafen eine Fertigungsbasis für schwere Stahlfundamente für Offshore-Windkrafträder bauen. Die Fertigungshalle misst dereinst 260 Meter in der Länge und 45 Meter in der Höhe. Der Produktionsbeginn für die bis zu 80 Meter hohen Fundamente ist nach den Worten des Hantong-Vorstandsvorsitzenden Chenjun Meng für das Jahr 2014 geplant. Die chinesischen Investoren bauen auf historischem Grund. Hier stand einst die Tausendmann-Kaserne, Fortsetzung auf Seite 23 Der Stadtplan von 1930 zeigt die großen Kasernen östlich des Marinewerfthafens (blauer Kreis).HeuteisthierdasNordhafengelände. KARTE: WILHELMSHAVENER CHRONIK
21. Juli 2012 Gester n undHeute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 23 MitArtillerieauf Putschistengeschossen Fortsetzung von Seite 22 Sie wurde später Jachmann-Kaserne genannt. Sie war erste „Herberge“ für das 2. Seebataillon, hier verschanzten sich bei der Revolution 1919 die Spartakisten, hier lebten nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg viele Ausgebombte und Flüchtlinge aus den ehemaligen ostdeutschen Reichsteilen. Und schon vor mehr als hundert Jahren hatte das Gelände einen Bezug zu China. Zum 50jährigen Bestehen des Seebataillons war 1902 auf dem Gelände der Tausendmannkaserne das Seebataillonsdenkmal aufgestellt worden. Es erinnert nicht zuletzt an die beim Boxer-Aufstand in China gefallenen Marineangehörigen. Lange blieb es jedoch nicht auf diesem Kasernenhof: 1907 zog das Denkmal mit dem 2. Seebataillon zunächst in die Kasernen an der Gökerstraße um und steht seit der Auflösung des Seebataillons bei Gründung der Weimarer Republik, womöglich schon seit den 20er-Jahren, an der Peterstraße. Das heutige Nordhafengelände war ein einst ein riesiger Kasernenkomplex. Der Architektur-Historiker Dr. Ingo Sommer schrieb über ihn in dem Buch „Wilhelm II und Wilhelmshaven“: „Die großen Kasernenbauten des Wilhelmshavener Wilhelminismus sprengten alle bisher gekannten Dimensionen. Die Hauptfront der 1888 fertig gestellten und 1977 abgebrochenen1000-Mann-Kaserne zwischen damaliger Ostfriesen- und Moltkestraße (. . .), der bis dahin größten Kaserne des Kaiserreiches, maß immerhin fast 180 m. Hollmann Meisterbetrieb Drehen Fräsen Bohren Die Bautechnik war modern: Stahlträger, Serienfertigung, Heizung, Sanitärtechnik Lüftung, Gasversorgung, Gebäudehygiene. Die Stuben der Soldaten zeigten nach Süden, Osten und Westen, sie wurden besonnt und durchlüftet, der Flur verlief an der Innenseite der nach Norden offenen U-förmi- ParadevorderGrafSpeeKaserne. GmbH FOTOS: WZ-BILDDIENST gen dreigeschossigen Blockkaserne. Alle Dächer waren flach geneigte Pappedächer, nur die zwei den Zentralbau einfassenden Treppengiebel hatten mittelalterlich steile Ziegeldächer. Die elf Jahre später, 1899, fertig gestellte östlich benachbarte, gleichfalls ziegelumhüllte Graf-Spee-Kaserne der 2. Werftdivision war ein noch moderneres Konzept: eine Pavillonkaserne. Ein übersichtlicher Gebäudering von aufgereihten Einzelkasernen umschloss den zentral gelegenen Exerzierplatz. Östlicher Abschluss des Gebäuderings war ein Kommando- und Wirtschaftsgebäude mit zusätzlichen repräsentativen Aufga- Klaus Hollmann Karlstraße 6 26384 Wilhelmshaven Telefon: Telefax: Privat: Mobil: 04421-3 35 60 04421-3 18 93 04421-3 11 93 01724269837 Präzisionsarbeiten ·Lohnarbeiten ·Reparaturen ·Nacht- u. Sonntagsdienst ben, flankiert von den Wohngebäuden I und II.“ Das 1909 eingeweihte Denkmal der II. Werftdivision steht heute in der Kasernenanlage Ebkeriege. Die Graf-Spee-Kaserne wurde ebenfalls in den 1970er-Jahren abgebrochen. Wovon könnten diese alten Gebäude, stünden sie noch, Flüchtlinge in ehemaliger GrafSpeeKaserne. Zeugnis ablegen? Hier war ein großer Teil der Soldaten stationiert, der dem deutschen Kaiserreich zur Weltgeltung verhelfen sollte. Die hier Kasernierten sollten Deutschlands Interessen in Afrika und Ostasien durchsetzen. Die Tausendmann-Kaserne war aber auch blutiger Schauplatz in den revolutionären Wirren des Januar 1919. Hier verschanzten sich am 27. Januar die spartakistischen Putschisten, nachdem sie versucht hatten, die „Sozialistische Räterepublik Wilhelmshaven“ auszurufen, dafür aber auf wenig Gegenliebe stießen. Die Bevölkerung bildete eine „geschlossene Abwehrfront“, so der Historiker Wolfgang Günther. Auch das Seebataillon und das Freiwilligenkorps stellten sich gegen sie, woraufhin der Putsch in sich zusammenfiel. In Verhandlungen mit dem 21er-Rat, der die Kontrolle in der Stadt ausübte und mehrheitlich aus gemäßigten Kräf- Tischlerei Weeken GmbH Güterstraße 19 26389 Wilhelmshaven ten bestand, vereinbarten die Putschisten, dass drei ihrer Vertreter in den Rat aufgenommen werden sollten. Doch statt freiwilliger Geldrückgabe und Abzug der Putschisten aus ihrem Hauptquartier, der Tausendmann-Kaserne, kam es zum Gefecht, womöglich, wie der Historiker Martin Wein schreibt, weil auch der 21er-Rat die Situation nicht unter Kontrolle hatte. „So wurden die Aufständischen von Mitgliedern des Seebataillons mit Artillerie beschossen. Gegen 3 Uhr früh am 28 Januar gaben sie auf.“ Acht Tote und 46 Verletzte forderte das Gefecht. Im Februar entsandte die Reichsregierung ein Landesschützenkorps, um die Lage in Wilhelmshaven vollends zu beruhigen. Wie die Kasernenbauten in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg genutzt wurden, wird in der Literatur nicht berichtet. Beim Aufbau der Kriegsmarine ab 1936 wurden sie wieder als Kaserne verwendet, berichtet das Wilhelmshavener Heimatlexikon. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die großen Gebäude zwar nicht unbeschädigt, doch konnten sie als Notunterkünfte für die vielen in der Stadt Ausgebombten und die Vertriebenen hergerichtet werden. Bis in die 1970er-Jahre waren die alten Kasernen Heimstatt für viele. Dann kamen die Abrissbagger. Das Nordhafenbecken wurde reaktiviert, die Kais instand gesetzt, ein Industriegebiet ausgewiesen. Werften und Baustoffhersteller siedelten sich unter anderem hier an. Derzeit wird der Baugrund für die Jade-Werke vorbereitet. Dabei kamen die alten Fundamente wieder zutage. Die letzten militärischen Hinterlassenschaften in dem heutigen Nordhafengelände, die beiden großen Bunker, werden mit schweren Maschinen zerbröselt. Weil Holz den Fachmann braucht. Tel. (04421) 91777-0 Fax(04421) 997113 Internet: www.weeken.de
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