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Die Chemie für den Schaum<br />
Bei Schaumstabilisatoren handelt es sich um<br />
Polydimethylsiloxan-Polyether-Copoly mere,<br />
die zur Gruppe der Silicontenside gehören.<br />
Sie erfüllen trotz ihres geringen Gewichts -<br />
anteils von weniger als ein Prozent an der<br />
Gesamtformulierung gleich mehrere Aufga -<br />
ben. So erleichtern sie das Mischen der unterschiedlichen<br />
Bestand teile, indem sie die<br />
Grenz flächenspannung herabsetzen. Eine<br />
intensive Vermischung der Kompo nen ten ist<br />
Voraussetzung für einen gleichmäßigen<br />
Reak tionsverlauf und die Bildung eines ho mo -<br />
genen Werkstoffs.<br />
Die Verringerung der Oberflächenspannung begünstigt zudem<br />
auch die Nukleierung der Schaumzellen, weil die Bildung kleiner<br />
Gasbläschen aus der in den Rohstoffen gelösten Luft gefördert wird.<br />
Die Anzahl dieser Gasbläschen ist entscheidend für die Fein zelligkeit<br />
des entstehenden Schaums.<br />
Die wichtigste Aufgabe des Stabilisators ist die Stabilisierung des<br />
Schaums gegenüber dem Aufplatzen von Zellwänden, das zur Ver -<br />
gröberung des Schaums und zum Verlust an Volumenaus b eute, im<br />
Extremfall auch bis zum vollständigen Kollaps des Schaums, führen<br />
würde. Auch hierbei ist die außergewöhnliche Ober flächen aktivität<br />
von Silicontensiden das entscheidende Wirk prinzip – mit siliconfreien<br />
Tensiden gelingt die Stabilisierung in der Regel nur unzureichend.<br />
Nach dem Aushärten der Polyurethanmatrix ist die Schaum struktur<br />
fixiert und der Stabilisator hat seine Aufgaben erfüllt.<br />
Die Synthese der Polydimethylsiloxan-Polyether-Copolymere<br />
voll zieht sich in zwei Schritten. Zunächst erfolgt eine Gleich ge wichtsreaktion,<br />
bei der oligomere Sili con bau steine in polymere Silicone<br />
Die Herstellung von Polyurethan-Hart -<br />
schaum aus den flüssigen Rohstoffen<br />
erfolgt mit Hilfe von Hoch druck-Ver -<br />
schäumungsanlagen. Damit bei der<br />
Aus prü fung von Additiven keine ganzen<br />
Kühlschränke ausgeschäumt werden<br />
müssen, gibt es Laborhohl formen wie<br />
die so genannte Boschlanze oder Brett -<br />
form. Die Formen sind temperaturkontrolliert<br />
und ermöglichen die Herstel -<br />
lung von Hartschaumprüf körpern, die<br />
Rückschlüsse auf das Schaumverhalten<br />
unter den realen Produktionsbedin -<br />
gun gen erlauben. Diese Versuche<br />
zeigen im Übrigen auch deutlich, dass<br />
das unterschiedliche Fließen des<br />
Schaums in Abhän gigkeit vom Schaum -<br />
stabilisator erfolgt. So lassen sich<br />
Fließhöhe, aber auch Fließstörungen,<br />
die nach dem Aufschneiden der<br />
Prüf körper erkennbar sind, durch<br />
angepasste Stabilisatoren deutlich<br />
beeinflussen<br />
14<br />
H3C<br />
CH3<br />
Si O<br />
CH3<br />
CH3<br />
Si O<br />
CH3<br />
Chemische Struktur<br />
der als Stabilisator für<br />
PUR-Hart schäume<br />
genutzten Polydime -<br />
thyl siloxan-Polyether-<br />
Copolymere<br />
n<br />
CH3 CH3<br />
überführt werden. Im zweiten Schritt werden<br />
aus Ethylen- und Propy len oxid herge-<br />
Si O Si CH3stellte<br />
Polyether an diese Sili con inter me di -<br />
CH2 CH3 ates geknüpft.<br />
CH2<br />
Die neueste Gene ra tion der Hart -<br />
CH2<br />
schaum sta bi li satoren von <strong>Evonik</strong> weist eine<br />
O<br />
besondere geometrische Anordnung dieser<br />
C2H4 x<br />
Polyether am Siloxan rücken auf, die verbes-<br />
O<br />
serte Eigenschaften ermöglicht. Der Silo -<br />
C3H6 y<br />
xan bestandteil garantiert die hohe Ober flä -<br />
OR<br />
m<br />
chenaktivität, der Polyetherbe stand teil sorgt<br />
dagegen für eine ausreichende Verträg lich -<br />
keit mit bzw. Löslichkeit in den übrigen Komponenten der Poly -<br />
urethanfor mu lierung.<br />
Aus der grundsätzlichen Reaktionsführung lässt sich eine hohe<br />
strukturelle Vielfalt ableiten. Variationsmöglichkeiten bieten das<br />
Mole kulargewicht des Copolymers sowie das Verhältnis von Siloxan<br />
zu Polyether. Das Molekulargewicht beeinflusst die Mobilität und<br />
Verfügbarkeit der Moleküle an der Oberfläche. Stabilisatoren mit<br />
einem hohen Molekulargewicht sind daher besser geeignet für<br />
wenig katalysierte Systeme, die einen hohen Bedarf an physikalischer<br />
Stabilisierung haben.<br />
Andererseits sind Stabilisatoren mit geringerem Moleku lar -<br />
gewicht besonders geeignet für schnelle, hoch katalysierte Syste -<br />
me, in denen die chemische Vernetzung wesentlich zur Stabilität<br />
während der Verarbeitung beiträgt. Weitere Stellschrauben sind<br />
das Verhältnis und die Anordnung von Ethylen- bzw. Propylen oxid<br />
im Polyether sowie auch die verwendete Endgruppe am Polyether.<br />
Beide haben starken Einfluss auf die Löslichkeit der Pro dukte in den<br />
Rohstoffen und auf deren Wirksamkeit.<br />
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