DER BIEBRICHER - Frank Hennig
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PRIVAT<br />
Der Biebricher Michel<br />
8 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / MAI 2012<br />
„Weißt du eigentlich, dass heute,<br />
zwei Tage vor Pfi ngsten, das<br />
internationale Reitturnier schon<br />
zum 76. Mal im Schlosspark<br />
stattfi ndet?“, fragte Michel. Die<br />
Froschkönigin verzog keine Miene<br />
und ließ sich von den vielen<br />
Pfi ngsttouristen am Rheinufer fotografi<br />
eren.<br />
Michel beneidete sie ein bisschen,<br />
wollte aber nicht mit auf das Foto<br />
der Touristen. „Eigentlich ist das<br />
mit den Touristen zum Pfi ngstturnier<br />
eine schöne Sache“, dachte<br />
er, zumindest für die Biebricher<br />
Anwohner, deren Zufahrten und<br />
Parkplätze, dadurch nicht behindert<br />
oder versperrt wurden oder<br />
sich gar mit fremden Besuchern<br />
füllten.<br />
„Apropos mit fremden Besuchern<br />
füllen …“, sagte Michel, als die<br />
Touristen weitergingen, „das wird<br />
Gott sei Dank auch wieder beim<br />
Biebricher Höfefest geschehen,<br />
das dieses Jahr wegen der Eröffnung<br />
der Fußball-EM ab 8. Juni,<br />
bereits am Donnerstagabend<br />
Hinter dem „Biebricher Michel“ stehen zwei Frauen<br />
Seit rund einem Jahr hat der<br />
<strong>BIEBRICHER</strong> einen neuen „Mitarbeiter“:<br />
Der „Biebricher<br />
Michel“ hält seinen<br />
monatlichen Dialog<br />
mit der Froschkönigin<br />
am Rheinufer und legt<br />
dabei seinen Finger in<br />
so manche Wunde im<br />
Ortsgeschehen, gibt Denkanstöße<br />
und unterbreitet Verbesserungsvorschläge.<br />
Doch wer steckt eigentlich hinter<br />
dem Michel? Ortspolitiker<br />
scheiden auf den zweiten Blick<br />
aus, denn der Michel vertritt seine<br />
ganz persönliche Meinung,<br />
die keine eindeutige politische<br />
Richtung erkennen lässt. Er gibt<br />
vielmehr die Stimmen des Bürgers<br />
auf der Straße wider. Und<br />
genau von dort – beziehungsweise<br />
aus Biebrichs Gastronomie<br />
und Einzelhandel – bezieht<br />
er seine Themen. „Wir lesen<br />
Kreatives<br />
Biebrich<br />
die Wiesbadener Tageszeitungen<br />
und Wochenblätter und<br />
wir machen die Ohren auf,<br />
wenn wir beispielsweise<br />
im ‚Wohnzimmer’, im<br />
‚Raffi nessa’ oder im<br />
‚Trimonzium’ sind“, sagt<br />
Silke Maier (49), die gemeinsam<br />
mit Gudrun Laber-Vahedi<br />
(59) die Texte für den<br />
Michel schreibt. Maier, Mitarbeiterin<br />
des Denkmalamtes im Kreis<br />
Offenbach, und Laber-Vahedi,<br />
Inhaberin eines Architekturbüros<br />
in Seligenstadt, wohnen<br />
beide seit Jahren in der Straße<br />
der Republik und fühlen sich in<br />
Biebrich pudelwohl. Aber gerade<br />
weil sie diesen Wiesbadener<br />
Stadtteil so schätzen und hier<br />
bleiben möchten, sind sie auch<br />
sehr an seiner weiteren positiven<br />
Entwicklung interessiert.<br />
Keimzelle des „Michel“ war<br />
das Biebricher Feinkost-Bistro<br />
Trimonzium. Gudrun Laber-Vahedi<br />
hatte die Michel-Puppe bei<br />
einem Einkaufsbummel in der<br />
Wiesbadener Innenstadt in einem<br />
kleinen Teeladen entdeckt<br />
und spontan gekauft. Als sie damit<br />
in das Trimonzium kam, erhielt<br />
die Puppe aus dem Freundeskreis<br />
den Namen „Biebricher<br />
Michel“. Dabei entstand auch<br />
die Idee, diesen Michel in Biebrich<br />
zu Wort kommen zu lassen.<br />
Maier und Laber-Vahedi wandten<br />
sich an <strong>BIEBRICHER</strong>-Chefredakteur<br />
<strong>Frank</strong> <strong>Hennig</strong>. Dieser<br />
fand die Idee gut und so nimmt<br />
der Michel nun allmonatlich<br />
neben der Froschkönigin Platz,<br />
um mit ihr über dies und das zu<br />
kommunizieren.<br />
„Eigentlich wollten wir anonym<br />
bleiben“, gibt Gudrun Laber-<br />
Vahedi zu bedenken. Doch<br />
schließlich stimmen die Autorinnen<br />
zu, ihre Namen preiszuge-<br />
im Karpfenhof beginnt.“ Michel<br />
blinzelte in die Abendsonne, er<br />
freute sich sehr auf das 9. Höfefest,<br />
die vielen tollen Erlebnisse<br />
in den schön zurechtgemachten<br />
Höfen, bei Musik, leckerem Essen<br />
und Trinken.<br />
„Apropos beginnt …“, sagte Michel<br />
und zupfte vergnügt an seiner<br />
roten Mütze, „beginnt nicht<br />
gleich Dein Foto-Pressetermin für<br />
den <strong>BIEBRICHER</strong> zusammen mit<br />
meinen beiden Freundinnen?“<br />
Die Froschkönigin lächelte still.<br />
Die „Michels“ bei der Froschkönigin:<br />
Gudrun Laber-Vahedi<br />
(links) und Silke Maier.<br />
ben. Mit dem Biebricher Michel<br />
engagieren sich die beiden Damen<br />
inzwischen auch karitativ:<br />
Sie haben einen Jahreskalender<br />
2012 mit ihm herausgegeben,<br />
der den Michel an verschiedenen<br />
Stellen in Biebrich zeigt. Der<br />
durch den Verkauf entstandene<br />
Reinerlös kommt der Bärenherz<br />
Stiftung zugute. (sst)<br />
SUSANNE STAUß