PDF Download - Laborwelt
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Abb. 2: Aktivität rekombinanter Metagenom-LIL ® s<br />
gegen B. subtilis. Verschiedene Extrakte aus<br />
Transformanden wurden auf einer mit B. subtilis<br />
überschichteten Agarplatte aufgetragen. Antimikrobielle<br />
Aktivität gegen den Teststamm ist als<br />
Hemmhof um die Auftragsstelle erkennbar.<br />
banken (ABEL ® ) auf der Basis von Plasmidoder<br />
Cosmidvektoren in E.coli eingesetzt. Externe,<br />
induzierbare Promotoren für die Genexpression<br />
ermöglichen es, diese Banken in<br />
speziell entwickelten Assays auf spezifische<br />
Enyzme hin zu testen 5 . Niedermolekulare antimikrobielle<br />
Substanzen werden in Bakterien<br />
oft von einer Vielzahl von Proteinen synthetisiert,<br />
modifiziert und exportiert. Die für<br />
sie codierenden Gene sind in der Regel in<br />
Operons oder großen Genclustern gruppiert,<br />
die meist auch Gene für regulatorische Proteine<br />
und Enzyme enthalten, die den produzierenden<br />
Organismus resistent gegen den eigenen<br />
Wirkstoff macht. Abhängig von der<br />
Zahl beziehungsweise Größe der an der Synthese<br />
beteiligten Enzyme oder Enzymkomplexe<br />
variiert die Länge der Gencluster zwischen<br />
10 und >100 kbp (Tab. 1). Um das Synthese-<br />
Potential einer Population funktionell zu erfassen,<br />
müssen daher große genomische Fragmente<br />
kloniert werden, um vollständige Stoffwechselwege<br />
rekombinant darzustellen. Zusammen<br />
mit der Arbeitsgruppe von Dr. Christa<br />
Schleper, TU Darmstadt, hat BRAIN Ver-<br />
Abb. 3: Enzymatische Aktivität rekombinanter E.<br />
coli-Klone aus Metagenom-Banken. Zum Nachweis<br />
von Oxidasen wurden Metagenomklone auf<br />
Agarplatten mit Indol ausplattiert. Positive Klone,<br />
die im Assay Indigo bilden, werden – wie abgebildet<br />
– im Einzelausstrich verifiziert.<br />
B L I T Z L I C H T<br />
fahren entwickelt, mit denen auch aus schwer<br />
zu handhabenden Proben wie huminsäurehaltigen<br />
Böden Metagenom-Fragmente von<br />
bis zu 600 kbp isoliert und kloniert werden<br />
können (Abb. 1) 6 . In Verbindung mit BAC-/<br />
PAC-Vektoren entsprechender Kapazität - also<br />
‚artifiziellen Chromosomen‘ wie pBeloBAC11 7<br />
- werden LIL ® s erstellt, die mit Inserts von bis<br />
zu 300 kb selbst die bislang größten bekannten<br />
Gencluster vollständig abbilden können.<br />
Screening nach neuen Wirkstoffen<br />
Die Diversität und damit das Wirkstoffpotential<br />
von Metagenom- LILs belegt beispielhaft<br />
das Screening mit PCR-Primern, die konservierte<br />
Bereiche nicht-ribosomaler Peptid<br />
(NRP)-Synthasen in Genclustern targetieren.<br />
Sie zeigten bei einem Stichprobenumfang von<br />
30 sequenzieten Genabschnitten 30 neue und<br />
bislang unbekannte NRP-Synthase-Sequenzen.<br />
Über die sequenz-homologe Identifizierung<br />
von Genclustern etabliert und charakterisiert<br />
BRAIN umfangreiche Banken von LIL ® -<br />
Klonen, um Naturstoffe rekombinant darzustellen<br />
und über kombinatorische Biosynthese<br />
zu derivatisieren. Primäre Metagenom-<br />
Tab. 1: Charakteristika einiger mikrobieller Wirkstoffe<br />
Wirkstoff Naturstoffklasse Wirkstoffproduzent Größe des<br />
Genclusters (kb)<br />
Puromycin Aminonukleosid Streptomyces alboniger 13<br />
Tetrazyklin aromatisches Polyketid Streptomyces aureofaciens 30<br />
Erythromycin Makrolid Saccharopolyspora erythraea 55<br />
Bleomycin Glycopeptid Streptomyces verticillus 80<br />
Rapamycin Makrolid Streptomyces hydroscopicus 110<br />
LIL ® s bilden ferner die Basis für das aktivitäts-basierte<br />
Screening nach rekombinanten<br />
Naturstoffen, die durch Produkte unbekannter<br />
Gencluster synthetisiert werden. Obwohl<br />
E. coli kleinere Gencluster heterolog exprimiert<br />
(Abb. 2), ist dieser Wirt aufgrund der 4‘-Phosphopantothenylierung<br />
von Apo-Acyl-/Peptidyl-Carrier-Proteinen<br />
oder -Domänen zur<br />
Synthese neuer Substanzen aus dem Metagenom<br />
weniger geeignet. Daher werden vor allem<br />
Streptomyces oder Pseudomonas als Produzenten<br />
eingesetzt. Sie verfügen über einen ausgeprägten<br />
Sekundärmetabolismus und so<br />
über die nötige biosynthetische Ausstattung,<br />
um Apo-Enzyme zu prozessieren, Grundbausteine<br />
für die Synthese rekombinanter Naturstoffe<br />
bereitzustellen und Produkte zu exportieren.<br />
Proprietäre, flexible Shuttle-Vektoren,<br />
die wirtsspezifische Flip-Kassetten enthalten,<br />
ermöglichen die Erstellung von Metagenom-<br />
LIL ® s, die in unterschiedlichen Systemen exprimiert<br />
werden können.<br />
Screening nach Enzymen<br />
Beim Screening von Metagenom-Banken nach<br />
neuartigen Biokatalysatoren werden die gleichen<br />
sequenz- und aktivitätsbasierten Strategien<br />
verwendet wie bei der Suche nach nie-<br />
dermolekularen Wirkstoffen. Abgesehen von<br />
großen Enzymkomplexen, die sich nur über<br />
die Expression von LIL ® s darstellen lassen,<br />
können Enzyme auch über ABEL ® s exprimiert<br />
werden (Abb. 3). In einem von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt<br />
sucht BRAIN in Kooperation mit Prof. Dr.<br />
Uwe Bornscheuer, Universität Greifswald,<br />
und Dr. Christa Schleper, TU Darmstadt, in<br />
Metagenom-Banken aus Boden neue Esterasen<br />
und Lipasen. Die etwa 50 derzeit erhältlichen<br />
Enzyme dieser Klassen genügen in<br />
Bezug auf Substratspezifität, Enantioselektivität<br />
oder pH-Stabilität nicht immer den Anforderungen<br />
spezifischer Produktionsprozesse.<br />
In speziell entwickelten aktivitätsbasierten<br />
Hochdurchsatz-Testverfahren wird deshalb<br />
nach Esterasen und Lipasen mit neuen Eigenschaften<br />
und Aktivitätsprofilen für den Einsatz<br />
in der Fein- und Spezialchemie gesucht.<br />
Ausblick<br />
Die Metagenomik, mit deren Hilfe grundlegende<br />
Fragen der Evolution, Ökologie und<br />
Physiologie von unkultivierten Mikroorganismen<br />
geklärt werden sollten, hat sich inzwi-<br />
schen auch als fruchtbares anwendungsbezogenes<br />
Arbeitsgebiet etabliert. Mit den neuen<br />
Technologien, die das Metagenom zugänglich<br />
machen, eröffnet sich eine neue Quelle für<br />
Enzyme und neue Wirkstoffe. Die umfangreichen<br />
neuen Ressourcen, die sie zugänglich<br />
macht, bieten neue Möglichkeiten zur Entwicklung<br />
umweltfreundlicher Herstellungsverfahren<br />
und wirkungsvoller medizinischer<br />
Therapien.<br />
Literatur<br />
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Korrespondenzadresse<br />
Dr. Guido Meurer, BRAIN AG<br />
Darmstädter Str. 34, D-64673 Zwingenberg<br />
Tel./Fax: +49-(0)6251-9331-29 / -11<br />
eMail: gm@brain-biotech.de<br />
www.brain-biotech.de<br />
34 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT