PDF Download - Laborwelt
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W I S S E N S C H A F T<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung der Rekristallisation von verschiedenen S-Schicht-Fusionsproteinen<br />
auf festen Trägern, die mit sekundärem Zellwandpolymer (SZWP) beschichtet wurden. Chimäre S-<br />
Schichten die als funktionelle Sequenz (1) die variable Domäne eines Kamelantikörpers, (2) die IgG-<br />
Bindungsdomäne oder (3) Streptavidin inkorporieren. Je nach Fusionsprotein-Typ können entweder (1)<br />
Antigene, (2) Antikörper oder (3) biotinylierte Moleküle gebunden werden.<br />
tur-Funktionsanalysen ergaben, daß eine Cterminal<br />
um 200 Aminosäuren (AS) verkürzte<br />
SbpA-Form eine bessere Zugänglichkeit des<br />
C-Terminus aufwies als das Protein in seiner<br />
gesamten Länge von 1268 AS 6 . Auf diesen<br />
Resultaten basierend wurden S-Schicht-Fusionsproteine<br />
konstruiert, die entweder das<br />
Hauptbirkenpollen-Allergen (161 AS), Streptavidin<br />
(118 AS), die Immunglobulin G (IgG)-<br />
Bindungsdomäne (116 AS) oder verschiedene<br />
variable Domänen von Kamelantikörpern<br />
(117 AS) am C-Terminus des S-Schicht-Proteins<br />
trugen. Alle Fusionsproteine konnten in<br />
Escherichia coli rekombinant produziert werden.<br />
Anwendungsspektrum der<br />
S-Schicht-Fusionsproteine<br />
Das erste S-Schicht-Fusionsprotein, das die<br />
Sequenz des Hauptbirkenpollen-Allergens<br />
Bet v1 inkorporiert, wurde konstruiert, um<br />
spezifisch IgE-Moleküle aus dem Serum von<br />
Birkenpollenallergikern nachzuweisen. Dieses<br />
S-Schicht-Fusionsprotein besitzt einerseits<br />
die Fähigkeit zum Self-Assembly, andererseits<br />
die funktionelle Eigenschaft des fusionierten<br />
Allergens, Bet v1-spezifische IgE-<br />
Moleküle aus dem Serum von Allergikern zu<br />
binden. Dieses Fusionsprotein könnte auf<br />
Grund seiner spezifischen Eigenschaften sowohl<br />
in der Biochip-Technologie als auch in<br />
der antiallergischen Immuntherapie zur Anwendung<br />
kommen 7 .<br />
Auf Basis eines S-Schicht-Fusionsproteins,<br />
das als bioaktives Peptid Streptavidin inkorporiert,<br />
wurden mittels eines speziell entwikkelten<br />
Faltungsprotokolls in Gegenwart von<br />
monomeren Streptavidin, funktionelle S-<br />
Schicht-Streptavidin-Heterotetramere herge-<br />
stellt, die zur Bindung jeglicher biotinylierter<br />
Moleküle (z.B. DNA, Oligonukleotide,<br />
Peptide, Antikörper etc.) befähigt sind 8 .<br />
Ein weiteres S-Schicht-Fusionsprotein, das<br />
die Bindungsstelle von Protein A für den konstanten<br />
Teil von IgG-Molekülen trägt kann<br />
auf Mikropartikeln aus biokompatiblen Polymeren<br />
rekristallisiert, mittels „Crosslinkern“<br />
stabilisiert und für die spezifische Bindung<br />
von human-IgG ausgenützt werden.<br />
Diese funktionellen Mikropartikel sollen als<br />
spezifische IgG-Adsorbentien in der extrakorporalen<br />
Blutreinigung zum Einsatz kommen<br />
9 .<br />
Weiters wurde durch die Fusion des S-<br />
Schicht-Proteins mit der variablen Domäne<br />
eines Kamelantikörpers, ein spezifisches Antigen-erkennendes<br />
Protein konstruiert. Die<br />
Besonderheit einer speziellen Gruppe von<br />
Kamelantikörpern im Vergleich zu konventionellen<br />
Antikörpern beruht auf dem völligen<br />
Fehlen der leichten Ketten sowie der<br />
Abwesenheit der ersten konstanten Domänen<br />
der schweren Ketten. Die Antigen-Bindungstasche<br />
wird also nur von der variablen<br />
Domäne der schweren Kette ausgebildet,<br />
wodurch sich eine Vereinfachung gegenüber<br />
den sogenannten „single chain“-Antikörpern<br />
ergibt, da auf den synthetischen Linker zwischen<br />
der variablen Domäne der leichten und<br />
der schweren Kette verzichtet werden kann.<br />
Als Modellsystem zur Überprüfung der<br />
Funktionalität der fusionierten variablen<br />
Domäne eines Kamelantikörpers wurde ein<br />
S-Schicht-Fusionsprotein hergestellt, das am<br />
C-Terminus eine gegen Lysozym gerichtete<br />
variable Domäne trägt. Lysozym als Antigen<br />
wurde auf Grund der gut aufgeklärten Antigen-/Antikörperbindung<br />
gewählt. Die Bindungsfähigkeit<br />
des Proteins für Lysozym<br />
wurde mittels ELISA, Immunoblots sowie<br />
anhand von Surface Plasmon Resonance<br />
(SPR)-Versuchen bestätigt. Die Fähigkeit, wie<br />
für dieses S-Schicht-Protein typisch, in Form<br />
eines quadratischen Gitters auf peptidoglykanhältigen<br />
Zellwandfragmenten als auch<br />
auf SZWP-beschichteten Goldplättchen zu<br />
assemblieren, konnte mit Hilfe des Elektronenmikroskops<br />
und des Atomkraftmikroskops<br />
(AFM) bestätigt werden 10 . In weiterer<br />
Folge steht nun die Konstruktion eines Fusionsproteins<br />
bevor, das die variable Domäne<br />
eines Kamelantikörpers inkorporiert, die das<br />
Prostata-spezifische Antigen (PSA) erkennt.<br />
Das Monitoring der PSA-Konzentration im<br />
Blutserum wird zur Früherkennung von Prostatatumoren<br />
herangezogen. Eine PSA-bindende<br />
chimäre S-Schicht könnte daher in der<br />
Diagnostik zur PSA-Quantifizierung zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Die Einsatzgebiete der S-Schicht-Fusionsproteine<br />
sind mannigfaltig. Rekristallisierte<br />
chimäre Proteine können zum Beispiel als<br />
„Lab-on-Chip“-Diagnostika ihre Anwendung<br />
finden. Ein breites Anwendungsspektrum<br />
eröffnet sich auch im Bereich der markierungsfreien<br />
Nachweissysteme basierend<br />
auf dem Quarz Crystal Microbalance Dissipation<br />
Monitoring (QCM-D), der Surface<br />
Acoustic Wave (SAW) oder der Surface Plasmon<br />
Resonance (SPR)-Technik, wobei ein<br />
Bindungsvorgang ohne die Notwendigkeit<br />
von markierten Molekülen nachgewiesen<br />
werden kann.<br />
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Korrespondenzadresse<br />
Dipl.-Ing. Magdalena Pleschberger<br />
Mag. Dr. Eva M. Egelseer<br />
Zentrum für Ultrastrukturforschung und<br />
BMT-Research<br />
Universität für Bodenkultur<br />
Gregor Mendel-Straße 33, A-1180 Wien<br />
Tel.: +43-(0)1-47654 2209, Fax: -4789112<br />
eMail: magdalena.pleschberger@boku.ac.at<br />
Kennziffer 13 LW 04 · www.biocom.de<br />
6 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
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