30.11.2012 Aufrufe

PDF Download - Laborwelt

PDF Download - Laborwelt

PDF Download - Laborwelt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LABORWELT<br />

Nr. 4 / 2003 - Vol. 4 Das -Themenheft<br />

Biomolekulare<br />

selbst-assemblierende<br />

Systeme<br />

Dielektrophoretische<br />

Trennung biologischer<br />

Mikro- & Nanopartikel<br />

Bioseparation<br />

Biosepar Bioseparation ation<br />

Aufreinigung<br />

biotechnologischer<br />

Therapeutika<br />

Bioseparation mit<br />

monolithischen<br />

Kapillarsäulen<br />

Isolierung adulter<br />

Schwannscher Zellen<br />

Unkultivierbare<br />

Mikroorganismen als<br />

Wirkstoffressource<br />

Verbesserte<br />

HPLC-Analytik<br />

BIOCOM AG


Zum Thema �<br />

Bioseparation zeigt<br />

Umsatzstärke<br />

Mit 51 Prozent der Umsätze – rund 780 Mio. US-$ in diesem Jahr –<br />

belegen die Bioseparationstechnologien wie die 2D-Gelelektrophorese<br />

und HPLC den bei weitem größten Anteil des zukunftsträchtigen<br />

Proteomics-Marktes . Obgleich der Marktanteil laut einer aktuellen<br />

Studie des US-Marktforschungsunternehmens Front Line Strategic<br />

Management binnen fünf Jahren auf 44 Prozent sinken soll, bleiben<br />

die Techniken zur Trennung von Zellproteinen auch in Zukunft<br />

das umsatzstärkste Segment und wachsen bis zum Jahr 2008 auf 1,19<br />

Mrd. US-$. Für die Geräte- und Technologieanbieter gilt es, Proteine<br />

mit unterschiedlichsten Eigenschaften – sauer oder basisch, häufig<br />

oder selten, wasserlöslich oder wasserunlöslich, sehr groß oder extrem<br />

klein – reproduzierbar aufzutrennen.<br />

Im Vergleich der konkurrierenden Trenntechnologien 2D-Gelelektrophorese<br />

und LC/MS-Systeme attestiert die Studie den LC-Technologien<br />

eine wachsende Bedeutung. So zeigen monolithische Kapillarsäulen<br />

besonders bei kleinen Probenmengen eine verbesserte<br />

Trenneffizienz (vgl. Seite 19). Vor dem Hintergrund der schwierigen<br />

Reproduzierbarkeit der 2D-Gelelektrophorese richten sich die Hoffnungen<br />

unter anderem auf die Proteinfraktionierung durch vollautomatisierte<br />

2D-HPLC-Verfahren (Seite 21).<br />

Bitte nutzen Sie unseren Kennziffer-Service: online unter<br />

www.biocom.de oder auf dem beiliegenden Fax-Formular.<br />

Wenn Sie ein Produkt interessiert, einfach Nummer<br />

ankreuzen, Name und Adresse angeben und faxen/<br />

mailen – Sie erhalten umgehend Informationen unserer<br />

Inserenten.<br />

Geht es dagegen um die industrielle Aufreinigung biotechnologischer<br />

Therapeutika – wie monoklonaler Antikörper aus Säugerzellen –, ermöglicht<br />

die „Expanded Bed Adsorption”-Technologie gegenüber<br />

konventionellen, zeitintensiven Zentrifugations- und Filtrationsverfahren<br />

die direkte Aufgabe des Fermenterinhaltes auf das Säulenbett<br />

und eine erste Aufreinigung in einem Schritt (Seite 14).<br />

Diese Ausgabe beschäftigt sich weiterhin mit der Nanobiotechnologie,<br />

wo sich einiges tut. So ist es österreichischen Wissenchaftlern<br />

gelungen, auf gentechnischem Wege funktionelle, bioaktive Peptide<br />

an selbst-assemblierende kristalline Zelloberflächenproteine, sogenannte<br />

S-Schicht-Proteine, zu fusionieren (Seite 4). Als Anwendungsmöglichkeiten<br />

bieten sich etwa „Lab-on-Chip”-Diagnostika an, da je<br />

nach Fusionsproteintyp Antigene, Antikörper oder DNA gebunden<br />

und nachgewiesen werden können.<br />

Wir begrüßen an dieser Stelle die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft<br />

für Neurogenetik, des Netzwerkes Nutrigenomforschung und<br />

– im Zeichen der Nachwuchsförderung – der Biotechnologischen Studenteninitiative<br />

(btS), die seit kurzem im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />

die LABORWELT beziehen. Gerne möchten wir Sie auch auf unseren<br />

im vorigen Heft gestarteten, kostenfreien akademischen Stellenmarkt<br />

aufmerksam machen (Seite 47). Wir wünschen Ihnen eine schöne, erholsame<br />

Urlaubszeit und sind Ende September mit dem Thema ‚Biooptik’<br />

wieder für Sie da.<br />

Ihr LABORWELT-Team<br />

I N T R O<br />

INHALT �<br />

W I S S E N S C H A F T<br />

� Biomolekulare selbst-assemblierende Systeme 4<br />

Magdalena Pleschberger et al., Univ. f. Bodenkultur, Wien<br />

W I S S E N S C H A F T<br />

� Isolierung adulter Schwannscher Zellen 8<br />

Norbert Weidner et al., Universitätsklinik Regensburg<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� Dielektrophoretische Trennung von Mikropartikeln 12<br />

Martin Stelzle et al., NMI, Universität Tübingen, Reutlingen<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� Aufreinigung biotechnologischer Therapeutika 14<br />

Silke Fetzer et al., Amersham Biosciences, Freiburg<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� Monolithische stationäre Phasen zur Bioseparation 19<br />

Sven Andrecht et al., Merck KGaA, Darmstadt<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� Proteinfraktionierung durch 2D-Chromatographie 21<br />

Dietmar Hansen et al., Beckman Coulter, Krefeld<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� Durchflußzytometrie und Zellsortierung 24<br />

Giovanni Salerno, DakoCytomation GmbH, Hamburg<br />

N E T Z W E R K<br />

� Nachhaltige Biokatalyse 27<br />

Rainer Erb et al., Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� HPLC-Analytik durch das LaChrom Elite ® -System 30<br />

Wolf-Dieter Beinert et al., VWR International GmbH, Darmstadt<br />

N E T Z W E R K<br />

� Unkultivierte Mikroorganismen als Ressource 33<br />

Guido Meurer, BRAIN AG, Zwingenberg<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� 2D-GE in den Proteomics: Zoom IPG Runner 36<br />

Karsten Wilking, Invitrogen GmbH, Karlsruhe<br />

B L I T Z L I C H T<br />

� LIF-Detektion in HPLC und Kapillarelektrophorese 38<br />

Hagen Preik-Steinhoff et al., SunChrom GmbH, Friedrichsdorf<br />

� Produktwelt 44<br />

� Stellenmarkt 47<br />

� Verbände/Bestellformular 49<br />

� Termine/Impressum 50<br />

Die Hydroqualle Tima formosa wird im Zoo-Aquarium<br />

Berlin zusammen mit 12 anderen Quallenarten<br />

seit Jahren kontinuierlich aus ihren Polypen gezüchtet.<br />

Aufnahme: Christian Heller.<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 3<br />

�<br />

Kennziffer 11 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

© Zoo-Aquarium, Berlin


Nanobiotechnologie<br />

�<br />

W I S S E N S C H A F T<br />

Biomolekulare selbstassemblierende<br />

Systeme für<br />

die Nanobiotechnologie<br />

Dipl.-Ing. Magdalena Pleschberger und Mag. Dr. Eva M. Egelseer,<br />

Zentrum für Ultrastrukturforschung und BMT-Research, Universität für Bodenkultur, Wien<br />

Biomolekulare selbst-assemblierende Systeme sind zukunftsweisende Bauprinzipien der<br />

„Bottom-up“-Strategie im Bereich der Nanotechnologie. Auf gentechnischem Weg ist es gelungen,<br />

funktionelle, bioaktive Peptide an kristalline Zelloberflächenproteine, sogenannte S-<br />

Schicht-Proteine, zu fusionieren. Auf Grund der kristallinen Struktur der S-Schichten sowie<br />

der hohen Dichte und der definierten Anordnung der fusionierten Peptid- oder Proteinsequenzen<br />

stellen chimäre S-Schichten eine ideale Matrix zur kontrollierten Bindung von Makromolekülen<br />

dar.<br />

Key Words: S-Schicht, Bacillus, rekombinante Fusionsproteine, sekundäres Zellwandpolymer<br />

Kristalline Zelloberflächen (sogenannte S-<br />

Schichten, englisch: surface-layers) bestehen<br />

aus einer einzigen Protein- oder Glykoproteinspezies<br />

und können als die einfachsten biologischen<br />

Membranen angesehen werden,<br />

die sich im Laufe der Evolution entwickelt<br />

haben 1-4 . Sie zählen zu den häufigsten Oberflächenstrukturen<br />

prokaryotischer Zellen.<br />

Auf Grund der hohen Regelmäßigkeit, so-<br />

wohl in der Anordnung der Poren als auch<br />

der funktionellen Gruppen, stellen S-Schichten<br />

einzigartige Systeme dar, um Struktur,<br />

Synthese, Genetik, den dynamischen Prozeß<br />

der Selbstorganisation sowie die Funktion<br />

einer supramolekularen Struktur zu erforschen.<br />

Isolierte S-Schicht-Untereinheiten<br />

zahlreicher Organismen besitzen die Fähigkeit,<br />

in Suspension, auf festen Trägern (z. B.<br />

Abb. 1: (1) Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Gefrierätzung einer Bacillus sphaericus-Zelle,<br />

die das quadratische S-Schicht-Gitter zeigt, das von dem S-Schicht Protein SbpA gebildet wird. (2)<br />

Schematische Darstellung des quadratischen S-Schicht-Gittertyps. Eine morphologische Einheit (gelb)<br />

besteht aus vier Protein- oder Glykoprotein-Untereinheiten. (3) Atomkraftmikroskopische (AFM) Aufnahme,<br />

die die Rekristallisation des S-Schicht-Proteins SbpA in Form des quadratischen Gitters auf<br />

Silizium-Wafern, Gold-Chips, Plastikfolien),<br />

an der Wasser/Luft-Grenzfläche sowie auf<br />

Liposomen und Lipidfilmen in Form von<br />

monomolekularen kristallinen Gittern zu assemblieren.<br />

Die einzigartigen Eigenschaften<br />

von S-Schichten haben zu einem breiten Anwendungsspektrum<br />

im Bereich der Biotechnologie,<br />

der Biomimetik, der Molekularen<br />

Nanotechnologie, der Diagnostik und der<br />

Vakzineentwicklung geführt.<br />

Struktur und Aufbau der S-Schichten<br />

S-Schichten sind monomolekulare Assemblies,<br />

aufgebaut aus identischen Protein- oder<br />

Glykoprotein-Untereinheiten, mit einem<br />

Molekulargewicht von 40 bis 200 kDa. Sie<br />

bilden regelmäßige Gitter aus, die entweder<br />

schräge, quadratische (Abb. 1) oder hexagonale<br />

Symmetrie aufweisen. Die Gitterabstände<br />

der morphologischen Einheiten betragen<br />

3 bis 35 nm. Die S-Schicht findet sich bei<br />

Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien<br />

an der Oberfläche der Zellwand, dem<br />

Peptidoglykan oder dem Lipopolysaccharid<br />

der äußeren Membran. Bei den meisten Archaea<br />

stellen S-Schichten die einzige Zellwandkomponente<br />

außerhalb der Plasmamembran<br />

dar. Identitäten der S-Schicht-Proteinsequenz<br />

findet man zwischen den verschiedenen<br />

Bakterienstämmen hauptsächlich<br />

im Bereich des N-Terminus, der für die Verankerung<br />

der S-Schicht-Untereinheiten verantwortlich<br />

ist. Dieser interagiert über eine<br />

lektinartige Bindung mit einem spezifischen<br />

Glykan, dem sogenannten sekundären Zellwandpolymer<br />

(SZWP), das kovalent an das<br />

Peptidoglykan gebunden ist 5 .<br />

Fusion biologisch aktiver Peptid- oder<br />

Proteinsequenzen zur<br />

Funktionalisierung von Oberflächen<br />

Auf Grund ihrer einzigartigen Fähigkeit zur<br />

Selbstorganisation bei gleichzeitiger Erhaltung<br />

der Funktionalität des fusionierten Peptidanteils<br />

eröffnen S-Schicht Fusionsproteine<br />

erstmals die Möglichkeit der Herstellung von<br />

orientierten, funktionellen Proteingittern mit<br />

repetitiven Oberflächeneigenschaften bis in<br />

den Subnanometerbereich. Vereinfacht ergibt<br />

sich die Vorstellung eines molekularen Lego-<br />

Spiels, dessen Bausteine die Proteinkristalle<br />

repräsentieren. Basierend auf diesem „Baukastensystem“<br />

eröffnen sich mannigfaltige<br />

Möglichkeiten, die durch die Fusion mit verschiedenen<br />

funktionellen Peptid- und Proteinsequenzen<br />

vervielfacht werden können.<br />

Basierend auf drei S-Schicht-Proteinen von<br />

verschiedenen Bacillus-Stämmen wurden<br />

unterschiedliche Fusionsproteine hergestellt.<br />

Besonders gute Rekristallisationseigenschaften<br />

auf festen Trägern zeigte das S-Schicht-<br />

Protein SbpA von Bacillus sphaericus. Struk-<br />

einem Goldplättchen zeigt. Kennziffer 12 LW 04 · www.biocom.de �<br />

4 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


W I S S E N S C H A F T<br />

Abb. 2: Schematische Darstellung der Rekristallisation von verschiedenen S-Schicht-Fusionsproteinen<br />

auf festen Trägern, die mit sekundärem Zellwandpolymer (SZWP) beschichtet wurden. Chimäre S-<br />

Schichten die als funktionelle Sequenz (1) die variable Domäne eines Kamelantikörpers, (2) die IgG-<br />

Bindungsdomäne oder (3) Streptavidin inkorporieren. Je nach Fusionsprotein-Typ können entweder (1)<br />

Antigene, (2) Antikörper oder (3) biotinylierte Moleküle gebunden werden.<br />

tur-Funktionsanalysen ergaben, daß eine Cterminal<br />

um 200 Aminosäuren (AS) verkürzte<br />

SbpA-Form eine bessere Zugänglichkeit des<br />

C-Terminus aufwies als das Protein in seiner<br />

gesamten Länge von 1268 AS 6 . Auf diesen<br />

Resultaten basierend wurden S-Schicht-Fusionsproteine<br />

konstruiert, die entweder das<br />

Hauptbirkenpollen-Allergen (161 AS), Streptavidin<br />

(118 AS), die Immunglobulin G (IgG)-<br />

Bindungsdomäne (116 AS) oder verschiedene<br />

variable Domänen von Kamelantikörpern<br />

(117 AS) am C-Terminus des S-Schicht-Proteins<br />

trugen. Alle Fusionsproteine konnten in<br />

Escherichia coli rekombinant produziert werden.<br />

Anwendungsspektrum der<br />

S-Schicht-Fusionsproteine<br />

Das erste S-Schicht-Fusionsprotein, das die<br />

Sequenz des Hauptbirkenpollen-Allergens<br />

Bet v1 inkorporiert, wurde konstruiert, um<br />

spezifisch IgE-Moleküle aus dem Serum von<br />

Birkenpollenallergikern nachzuweisen. Dieses<br />

S-Schicht-Fusionsprotein besitzt einerseits<br />

die Fähigkeit zum Self-Assembly, andererseits<br />

die funktionelle Eigenschaft des fusionierten<br />

Allergens, Bet v1-spezifische IgE-<br />

Moleküle aus dem Serum von Allergikern zu<br />

binden. Dieses Fusionsprotein könnte auf<br />

Grund seiner spezifischen Eigenschaften sowohl<br />

in der Biochip-Technologie als auch in<br />

der antiallergischen Immuntherapie zur Anwendung<br />

kommen 7 .<br />

Auf Basis eines S-Schicht-Fusionsproteins,<br />

das als bioaktives Peptid Streptavidin inkorporiert,<br />

wurden mittels eines speziell entwikkelten<br />

Faltungsprotokolls in Gegenwart von<br />

monomeren Streptavidin, funktionelle S-<br />

Schicht-Streptavidin-Heterotetramere herge-<br />

stellt, die zur Bindung jeglicher biotinylierter<br />

Moleküle (z.B. DNA, Oligonukleotide,<br />

Peptide, Antikörper etc.) befähigt sind 8 .<br />

Ein weiteres S-Schicht-Fusionsprotein, das<br />

die Bindungsstelle von Protein A für den konstanten<br />

Teil von IgG-Molekülen trägt kann<br />

auf Mikropartikeln aus biokompatiblen Polymeren<br />

rekristallisiert, mittels „Crosslinkern“<br />

stabilisiert und für die spezifische Bindung<br />

von human-IgG ausgenützt werden.<br />

Diese funktionellen Mikropartikel sollen als<br />

spezifische IgG-Adsorbentien in der extrakorporalen<br />

Blutreinigung zum Einsatz kommen<br />

9 .<br />

Weiters wurde durch die Fusion des S-<br />

Schicht-Proteins mit der variablen Domäne<br />

eines Kamelantikörpers, ein spezifisches Antigen-erkennendes<br />

Protein konstruiert. Die<br />

Besonderheit einer speziellen Gruppe von<br />

Kamelantikörpern im Vergleich zu konventionellen<br />

Antikörpern beruht auf dem völligen<br />

Fehlen der leichten Ketten sowie der<br />

Abwesenheit der ersten konstanten Domänen<br />

der schweren Ketten. Die Antigen-Bindungstasche<br />

wird also nur von der variablen<br />

Domäne der schweren Kette ausgebildet,<br />

wodurch sich eine Vereinfachung gegenüber<br />

den sogenannten „single chain“-Antikörpern<br />

ergibt, da auf den synthetischen Linker zwischen<br />

der variablen Domäne der leichten und<br />

der schweren Kette verzichtet werden kann.<br />

Als Modellsystem zur Überprüfung der<br />

Funktionalität der fusionierten variablen<br />

Domäne eines Kamelantikörpers wurde ein<br />

S-Schicht-Fusionsprotein hergestellt, das am<br />

C-Terminus eine gegen Lysozym gerichtete<br />

variable Domäne trägt. Lysozym als Antigen<br />

wurde auf Grund der gut aufgeklärten Antigen-/Antikörperbindung<br />

gewählt. Die Bindungsfähigkeit<br />

des Proteins für Lysozym<br />

wurde mittels ELISA, Immunoblots sowie<br />

anhand von Surface Plasmon Resonance<br />

(SPR)-Versuchen bestätigt. Die Fähigkeit, wie<br />

für dieses S-Schicht-Protein typisch, in Form<br />

eines quadratischen Gitters auf peptidoglykanhältigen<br />

Zellwandfragmenten als auch<br />

auf SZWP-beschichteten Goldplättchen zu<br />

assemblieren, konnte mit Hilfe des Elektronenmikroskops<br />

und des Atomkraftmikroskops<br />

(AFM) bestätigt werden 10 . In weiterer<br />

Folge steht nun die Konstruktion eines Fusionsproteins<br />

bevor, das die variable Domäne<br />

eines Kamelantikörpers inkorporiert, die das<br />

Prostata-spezifische Antigen (PSA) erkennt.<br />

Das Monitoring der PSA-Konzentration im<br />

Blutserum wird zur Früherkennung von Prostatatumoren<br />

herangezogen. Eine PSA-bindende<br />

chimäre S-Schicht könnte daher in der<br />

Diagnostik zur PSA-Quantifizierung zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Die Einsatzgebiete der S-Schicht-Fusionsproteine<br />

sind mannigfaltig. Rekristallisierte<br />

chimäre Proteine können zum Beispiel als<br />

„Lab-on-Chip“-Diagnostika ihre Anwendung<br />

finden. Ein breites Anwendungsspektrum<br />

eröffnet sich auch im Bereich der markierungsfreien<br />

Nachweissysteme basierend<br />

auf dem Quarz Crystal Microbalance Dissipation<br />

Monitoring (QCM-D), der Surface<br />

Acoustic Wave (SAW) oder der Surface Plasmon<br />

Resonance (SPR)-Technik, wobei ein<br />

Bindungsvorgang ohne die Notwendigkeit<br />

von markierten Molekülen nachgewiesen<br />

werden kann.<br />

Literatur<br />

[1] Sleytr, U. B., Messner, P., Pum, D., and Sára, M., Angew. Chem. Int. Ed. 38,<br />

(1999) 1034-1054<br />

[2] Sleytr, U. B., Sára, M., Pum, D., Schuster, B., Messner, P., and Schäffer, C.<br />

(2003) In: Biopolymers (Steinbüchel, A., and Fahnestock, S., eds) Vol. 7 pp.<br />

285-338, Wiley-VCH, Weinheim, Germany<br />

[3] Sleytr, U. B., Sára, M., Pum, D., and Schuster, B. (2002) In: Nano-Surface<br />

Chemistry (Rosoff, M., ed) pp. 333-389, Marcel Dekker, Inc., New York -<br />

Basel<br />

[4] Sára, M., and Sleytr, U. B., J Bacteriol 182, (2000) 859-868.<br />

[5] Ilk, N., Kosma, P., Puchberger, M., Egelseer, E. M., Mayer, H. F., Sleytr, U. B.,<br />

and Sára, M., J Bacteriol 181, (1999) 7643-7646.<br />

[6] Ilk, N., Völlenkle, C., Egelseer, E. M., Breitwieser, A., Sleytr, U. B., and Sára,<br />

M., Appl Environ Microbiol 68, (2002) 3251-3260.<br />

[7] Breitwieser, A., Egelseer, E. M., Moll, D., Ilk, N., Hotzy, C., Bohle, B., Ebner,<br />

C., Sleytr, U. B., and Sára, M., Protein Eng 15, (2002) 243-249.<br />

[8] Moll, D., Huber, C., Schlegel, B., Pum, D., Sleytr, U. B., and Sára, M., Proc<br />

Natl Acad Sci U S A 99, (2002) 14646-14651.<br />

[9] Weber, V., Weigert, S., Sára, M., Sleytr, U. B., and Falkenhagen, D., Ther<br />

Apher 5, (2001) 433-438.<br />

[10] Pleschberger, M., Neubauer, A., Egelseer, E. M., Weigert, S., Lindner, B.,<br />

Sleytr, U. B., Muyldermans, S., and Sára, M., Bioconjug Chem 14, (2003)<br />

440-448.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dipl.-Ing. Magdalena Pleschberger<br />

Mag. Dr. Eva M. Egelseer<br />

Zentrum für Ultrastrukturforschung und<br />

BMT-Research<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Gregor Mendel-Straße 33, A-1180 Wien<br />

Tel.: +43-(0)1-47654 2209, Fax: -4789112<br />

eMail: magdalena.pleschberger@boku.ac.at<br />

Kennziffer 13 LW 04 · www.biocom.de<br />

6 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />


W I S S E N S C H A F T<br />

Zellbiologie �<br />

Effiziente Isolierung adulter<br />

Schwannscher Zellen aus<br />

peripheren Nerven<br />

Dr. Norbert Weidner, Dipl. Biol. Maurice Vroemen,<br />

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinik Regensburg<br />

Der potentielle Einsatz autologer Schwannscher Zellen zur Regeneration nach Läsionen peripherer<br />

Nerven beziehungsweise Remyelinisierung erfordert eine rasche und effiziente Isolierung<br />

dieser Zellen aus Biopsien peripherer Nerven. Mit Hilfe der Magnet-aktivierten Separation<br />

von p75 low affinity nerve growth factor receptor-exprimierenden Schwannschen Zellen<br />

ist es gelungen, die benötigte Zeit zur Aufreinigung dieser Zellen von drei bis sechs Wochen<br />

auf neun Tage bei einem hohen Grad der Aufreinigung zu reduzieren.<br />

Key Words: MACS, Axon, Regeneration, autologe Schwannsche Zellen, Transplantation, Zellkultur,<br />

p75 low affinity nerve growth factor receptor<br />

Die Rekrutierung endogener Schwannscher<br />

Zellen ermöglicht eine erfolgreiche Regeneration<br />

geschädigter Nervenprojektionen<br />

(Axone) im peripheren Nervensystem. Dies<br />

ist jedoch nur bis zu einem bestimmten Ausmaß<br />

der Schädigung möglich. Bei längerstreckigen<br />

Nervenschädigungen beziehungsweise<br />

-durchtrennungen sind intrinsische Regenerationsvorgänge<br />

nicht mehr in der Lage,<br />

strukturelle und funktionelle Wiederherstellung<br />

zu ermöglichen. Auch die Autotrans-<br />

schädigter Nerven erzielt werden 1,2 . Darüber<br />

hinaus wurden Schwannsche Zellen auch erfolgreich<br />

zur Förderung der Nervenregeneration<br />

und Remyelinisierung im Zentralnervensystem<br />

(ZNS) eingesetzt 3-5 . Optimalerweise<br />

sollten dabei die Zellen autolog sein, das<br />

heißt, sie sollten aus dem Gewebe des betroffenen<br />

Individuums (periphere Nervenbiopsie)<br />

gewonnen und nach Vermehrung in Zellkultur<br />

wieder in den Patienten reimplantiert<br />

werden.<br />

Abb. 1: Zeitlicher Ablauf vom Zeitpunkt der Nervenbiopsie (Tag 0) bis zur morphologischen/durchflußzytometrischen<br />

Analyse MACS p75LNGFr-separierter Schwannscher Zellen (Tag 11). (Abbildung mit<br />

freundlicher Genehmigung von Elsevier, modifiziert aus J. NEUROSCI. METHODS Vol.124, Vroemen et al.,<br />

Purification of Schwann cells by..., S.135-143, © 2003).<br />

plantation von Hautnervenfragmenten ist<br />

bezüglich der Ausdehnung einer Nervenschädigung<br />

limitiert.<br />

Alternativ können Schwannsche Zellen aus<br />

Biopsien von peripheren Nerven isoliert, in<br />

Kultur um ein Vielfaches vermehrt und nach<br />

Einbringen in Polymer-basierte, artifiziell<br />

hergestellte Leitstrukturen als Nervenersatz<br />

dienen. Durch den Einsatz derartiger Nervenersatzfragmente<br />

konnte tierexperimentell<br />

eine erfolgreiche Wiederaussprossung ge-<br />

Dieser Vorgang erfordert Zeit, die nach einer<br />

Nervenschädigung aber nur sehr begrenzt<br />

zur Verfügung steht, weil gleichzeitig<br />

intrinsische Reparaturvorgänge herunterreguliert<br />

werden 6 . Bislang existierende Verfahren<br />

erlauben die Isolierung Schwannscher<br />

Zellen je nach Methode in einem Zeitraum<br />

von drei bis sechs Wochen mit einer variablen<br />

Aufreinigungseffizienz 7-9 .<br />

Das Hauptproblem bei der Aufreinigung<br />

Schwannscher Zellen aus peripheren Nerven-<br />

fragmenten besteht in der Kontamination<br />

durch rasch proliferierende Bindegewebszellen,<br />

welche die Nervenfasern umgeben – die<br />

sogenannten Fibroblasten. Die hier vorgestellte<br />

Methode bedient sich der selektiven<br />

Expression des sogenannten p75 low affinity<br />

nerve growth factor receptors (p75LNGFr), der<br />

auf Schwannschen Zellen, nicht dagegen auf<br />

Fibroblasten exprimiert wird. Die eigentliche<br />

Aufreinigung p75LNGFr-exprimierender<br />

Schwannscher Zellen erfolgt mit einer etablierten<br />

Methode der Zellseparation, der sogenannten<br />

Magnet-aktivierten Zellseparation<br />

(MACS) 10 .<br />

Methode<br />

Der zeitliche Ablauf der MACS ist in Abbildung<br />

1 illustriert. Zunächst werden durchschnittlich<br />

35 mm lange Nervenfragmente<br />

des N. ischiadicus aus adulten Ratten entnommen,<br />

nach Entfernung bindegewebiger Hüllstrukturen<br />

(Peri-, Epineurium) in 1 mm dikke<br />

Stücke geschnitten und auf Kollagen beschichteten<br />

Kulturschalen ausplattiert. In den<br />

folgenden sieben Tagen werden diese Nervenfragmente<br />

in Kultur belassen, um die Degeneration<br />

und Auflösung von Zell-Zell-Verbindungen<br />

im Gewebeverband zu fördern.<br />

Am siebenten Tag erfolgt die Dissoziierung<br />

der Nervenfragmente mit Trypsin, Kollagenase,<br />

Hyaluronidase und Triturierung mit einer<br />

sterilen Einwegkanüle.<br />

Nach zwei weiteren Tagen in beschichteten<br />

Kulturflaschen erfolgt die eigentliche Aufreinigung<br />

der Schwannschen Zellen. Die Zellen<br />

werden nach Ablösen vom Boden der<br />

Zellkulturflaschen in Suspension gebracht,<br />

mit einem anti-p75LNGFr-spezifischen monoklonalen<br />

Primärantikörper und einem gegen<br />

Maus-IgG gerichteten Sekundärantikörper<br />

inkubiert, an den sogenannte Microbeads<br />

(Miltenyi Biotec, Jülich) gekoppelt sind. Derart<br />

inkubierte Zellsuspensionen werden auf<br />

eine MS-Säule (Miltenyi Biotec) aufgetragen,<br />

die sich in einem MiniMACS-Magneten befindet<br />

(Miltenyi Biotec).<br />

Schließlich werden Zellen, welche in der<br />

Säule verblieben sind (p75LNGFr-positive<br />

Fraktion) oder ohne Absorption die Säule<br />

durchgelaufen haben (p75LNGFr-negative<br />

Fraktion) sowie nicht aufgereinigte Zellsuspensionen<br />

zur Überprüfung der Reinheit<br />

mittels Phasenkontrastuntersuchung/Immunfluoreszenz-Zytochemie<br />

qualitativ und<br />

mittels Durchflußzytometrie quantitativ untersucht.<br />

Resultate<br />

Die zur Beurteilung der Morphologie herangezogene<br />

phasenkontrastmikroskopische<br />

Analyse zeigt, daß in der Magnetsäule verbliebene<br />

Zellen (p75LNGFr-positive Fraktion)<br />

fast ausschließlich die typische bipolare Mor-<br />

Kennziffer 14 LW 04 · www.biocom.de<br />

8 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />


W I S S E N S C H A F T<br />

Abb. 2: Immunfluoreszenz-zytochemische Bestätigung der Identität Schwannscher Zellen nach MACSp75LNGFr-Aufreinigung.<br />

(A) Zellen der p75LNGFr-positiven Fraktion nach der MACS- Separation exprimieren<br />

27C7, einen für Schwannsche Zellen spezifischen Marker (grün). (B) Diese Zellen exprimieren<br />

gleichzeitig p75LNGFr (rot). (C) Die Überlagerung von A und B bestätigt, daß p75lNGFr- und 27C7-exprimierende<br />

Schwannsche Zellen identisch sind (Kerngegenfärbung mit Hoechst 33342, blau). Die Skalierung<br />

entspricht 100 µm. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Elsevier, aus J. NEUROSCI. ME-<br />

THODS Vol.124, Vroemen et al., Purification of Schwann cells by..., S.135-143, © 2003).<br />

phologie Schwannscher Zellen in Kultur aufweisen.<br />

Die nicht adsorbierte Fraktion<br />

(p75LNGFr-negativ) enthält Zellen, welche<br />

den morphologischen Kriterien für Fibroblasten<br />

in Kultur entsprechen. Dies wird bestätigt<br />

durch immunzytochemische Untersuchen<br />

mit Markern, die für Schwannsche Zellen<br />

spezifisch sind (Abb. 2).<br />

Bei der Durchflußzytometrie wird der Anteil<br />

Schwannscher Zellen indirekt über das<br />

Vorhandensein Thy-1-exprimierender Fibroblasten<br />

berechnet. Thy-1 wird selektiv auf Fibroblasten,<br />

nicht jedoch auf Schwannschen<br />

Zellen exprimiert. Hierbei läßt sich zeigen,<br />

daß mit der MACS-Separation p75LNGFr-exprimierender<br />

Zellen zu 95 % reine Schwannsche<br />

Zellkulturen etabliert werden können –<br />

nach nur einem Durchlauf der MACS-Separation<br />

(Abb. 3). Darüber hinaus kann eine<br />

hohe Sensitivität der Isolierungsmethode<br />

nachgewiesen werden. Bestimmt man durch-<br />

flußzytometrisch den Anteil Schwannscher<br />

Zellen vor der MACS-Zellseparation und korreliert<br />

dies mit der Anzahl tatsächlich erhaltener<br />

Schwannscher Zellen nach der MACS-<br />

Zellseparation, so werden durchschnittlich 91<br />

% aller in Biopsien peripherer Nervenfragmente<br />

initial vorhandener Schwannscher Zellen<br />

nach MACS-Zellseparation für die weitere<br />

Expansion in Zellkultur gewonnen.<br />

Stimuliert man die Proliferation derart isolierter<br />

Schwannscher Zellen mit üblichen Methoden<br />

(Zugabe von Forskolin, Hypophysenextrakt),<br />

lassen sich Schwannsche Zellen über<br />

mindestens vier Passagen expandieren, ohne<br />

daß eine Überwucherung durch Fibroblasten<br />

beobachtet wird.<br />

Fazit<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, daß sich mittels<br />

MACS-Zellseparation p75LNGFr-exprimie-<br />

Abb. 3: Durchflußzytometrische Analyse der Zellsuspensionen vor und nach MACS-p75LNGFr-Separation.<br />

Die Dot-Plots wurden durch die durchflußzytometrische Analyse Thy-1-exprimierender Zellen<br />

(Fibroblasten) generiert. Die mit R2 gekennzeichneten Rechtecke enthalten jeweils die Thy-1-positiven<br />

Zellen. (A) Noch nicht aufgereinigte Zellen sind zu fast gleichen Anteilen Thy-1 positiv oder negativ.<br />

(B) Der überwiegende Anteil der MACS p75LNGFr positiven Fraktion ist Thy-1 negativ. Aus der Tatsache,<br />

daß sich außer Schwann’schen Zellen und Fibroblasten keine nennenswerten alternativen Zellpopulationen<br />

in peripheren Nervenbiopsien befinden, ergibt sich, daß die Thy-1-negative Fraktion in der<br />

Durchflußzytometrie dem Anteil Schwann’scher Zellen entspricht. (C) Die MACS-p75LNGFr-negative<br />

Fraktion ist fast ausnahmslos Thy-1 positiv. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Elsevier,<br />

modifiziert aus J. NEUROSCI. METHODS Vol.124, Vroemen et al., Purification of Schwann cells by..., S.135-<br />

render Zellen eine effiziente und schnelle Isolierung<br />

adulter Schwannscher Zellen aus peripheren<br />

Nervenfragmenten erzielen läßt.<br />

Zellschädigende Nebenwirkungen, wie sie<br />

durch den Einsatz zytotoxischer Substanzen<br />

zur Eliminierung sich rasch teilender Fibroblasten<br />

zu befürchten sind, entfallen bei diesem<br />

Ansatz der Zellaufreinigung. Bei der geringen<br />

Größe und der Biodegradierbarkeit<br />

werden die Microbeads im Rahmen des physiologisch<br />

stattfindenden Membran-Turnovers<br />

der Zellen entfernt, ohne die Funktion<br />

der Zelle in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen<br />

11 .<br />

Die klinische Anwendung autologer Schwannscher<br />

Zellen als etablierter Transplantationsansatz<br />

zur Förderung der axonalen<br />

Regeneration im peripheren Nervensystem<br />

ist derzeit noch beschränkt. Transplantate<br />

autologer Schwannscher Zellen werden bereits<br />

im Rahmen einer klinischen Phase-I-Studie<br />

(Dr. Timothy Vollmer und Marco Rizzo,<br />

Yale University, USA) mit dem Ziel der Remyelinisierung<br />

bei Patienten mit Multiple<br />

Sklerose untersucht.<br />

Sollte die Aufreinigung p75LNGFr-exprimierender<br />

Schwannscher Zellen mittels<br />

MACS auf humanes Nervengewebe übertragbar<br />

sein, stellt sie eine vielversprechende<br />

Methode zur Gewinnung autologer Schwannscher<br />

Zellen dar.<br />

Literatur<br />

[1] Guenard, V., Kleitman, N., Morrissey, T.K., Bunge, R.P. and Aebischer, P., J<br />

Neurosci 12 (1992), 3310-20.<br />

[2] Rodriguez, F.J., Verdu, E., Ceballos, D. and Navarro, X., Exp Neurol 161<br />

(2000), 571-84.<br />

[3] Weidner, N., Blesch, A., Grill, R.J. and Tuszynski, M.H., J Comp Neurol 413<br />

(1999), 495-506.<br />

[4] Stangel, M. and Hartung, H.P., Prog Neurobiol 68 (2002), 361-76.<br />

[5] Bunge, M.B., Prog Brain Res 137 (2002), 275-82.<br />

[6] Zochodne, D.W., Muscle Nerve Suppl 9 (2000), S33-8.<br />

[7] Morrissey, T.K., Bunge, R.P. and Kleitman, N., J Neurobiol 28 (1995), 171-<br />

89.<br />

[8] Verdu, E., Rodriguez, F.J., Gudino-Cabrera, G., Nieto-Sampedro, M. and<br />

Navarro, X., J Neurosci Methods 99 (2000), 111-7.<br />

[9] Calderon-Martinez, D., Garavito, Z., Spinel, C. and Hurtado, H., J Neurosci<br />

Methods 114 (2002), 1-8.<br />

[10] Miltenyi, S., Muller, W., Weichel, W. and Radbruch, A., Cytometry 11 (1990),<br />

231-8.<br />

[11] Manyonda, I.T., Soltys, A.J. and Hay, F.C., J Immunol Methods 149 (1992),<br />

1-10.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. med. Norbert Weidner<br />

Klinik und Poliklinik für Neurologie<br />

Universitätsklinik Regensburg<br />

Universitätsstr. 84<br />

D-93053 Regensburg<br />

Tel: +49-(0)941-941-3310<br />

Fax: +49-(0)941-941-3005<br />

eMail: norbert.weidner@klinik.uniregensburg.de<br />

143, © 2003). Kennziffer 15 LW 04 · www.biocom.de �<br />

10 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


B L I T Z L I C H T<br />

Bioseparation �<br />

Dielektrophoretische<br />

Trennung biologischer<br />

Mikro- und Nanopartikel<br />

Thomas Schnelle, Torsten Müller, Gabriele Gradl, Evotec Technologies GmbH, Hamburg<br />

Martin Stelzle, Jörg Kentsch, NMI an der Universität Tübingen, Reutlingen<br />

Angelika Haage, Andrea Normann, Mediagnost GmbH, Reutlingen<br />

Peter Geggier, Magnus Jäger, Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, St. Ingbert<br />

Für die Analyse sehr kleiner biologischer Partikel wie Viren und Bakterien steht oft nur ein<br />

indirekter Nachweis, wie etwa eine PCR-Reaktion oder ein ELISA-Test, zur Verfügung. Für<br />

einen direkten Nachweis der Partikel ist es meist erforderlich, diese in einer Probe komplexer<br />

Zusammensetzung aufzukonzenrieren oder abzuseparieren. Zu diesem Zweck wird<br />

das NanoVirDetect-System derzeit gemeinsam von den Unternehmen Evotec Technologies,<br />

Mediagnost, dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) und dem Naturwissenschaftlichen<br />

und Medizinischen Institut (NMI) als vielseitige Technologieplattform zur<br />

Separation, Akkumulation und optischen Analyse komplexer Proben mit Partikeln im sub-<br />

Mikrometer-Bereich entwickelt.<br />

Das hier vorgestellte neue Verfahren basiert<br />

auf dem physikalische Prinzip der Dielektrophorese.<br />

Elektroden in Mikrokanälen erzeugen<br />

dabei hochfrequente elektrische Felder,<br />

die wiederum in Partikeln der Probensuspension<br />

Dipolmomente und entsprechende,<br />

sogenannte dielektrophoretische<br />

Kräfte hervorrufen (Abb.1).<br />

Dielektrophorese<br />

Zusammen mit ebenfalls wirkenden hydrodynamischen<br />

Reibungskräften ermöglicht<br />

dies das Sortieren von Partikeln bezüglich<br />

ihrer Größe und dielektrischen Eigenschaften<br />

1-2 . Während dielektrophoretische Kräfte<br />

proportional zur dritten Potenz des Radius<br />

zunehmen, variieren Reibungskräfte nur linear<br />

mit dem Radius. Da Frequenz und Amplitude<br />

des Feldes extern einstellbar sind,<br />

kann das System auf einfache Weise an eine<br />

bestimmte Trennaufgabe angepaßt werden 3 .<br />

Separation (Abb. 2), Akkumulation sowie<br />

das kontrollierte Einfangen einzelner Teilchen<br />

oder Partikelagglomerate durch dielektrophoretische<br />

Kräfte wurden bereits erfolgreich<br />

an Antikörper-beladenen Mikro- und<br />

Nano-Beads und Hepatitis-A-Viren erprobt.<br />

Im Gegensatz zu konventionellen Filterverfahren<br />

benötigt ein dielektrophoretisches<br />

Anreicherungssystem keine Poren und kann<br />

folglich weder verstopfen, noch sind Spülintervalle<br />

erforderlich, so daß ein solches System<br />

kontinuierlich betrieben werden kann.<br />

Es ist daher auch für homogene Nachweisreaktionen<br />

geeignet, das heißt, ein verwendeter<br />

Analyt wie etwa ein fluoreszenzmarkierter<br />

Antikörper muß nicht entfernt werden.<br />

Während bei einer Auftrennung partikelhaltiger<br />

Proben mit Hilfe der Free Flow-<br />

Elektrophorese (FFE, siehe LABORWELT 3/<br />

2003) die Verdünnung der Probe nahezu un-<br />

Aufsicht<br />

Abb.1: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips eines dielektrophoretischen Partikelfilters auf<br />

der Basis der Dielektrophorese in fluidischen Mikrosystemen. Ein Elektrodenpaar an Ober- bzw. Unterseite<br />

eines Kanals erzeugt ein inhomogenes elektrisches Feld, das Partikel in der Probensuspension<br />

polarisiert und entsprechende (hier abstoßend wirkende) dielektrophoretische Kräfte hervorruft. Zusammen<br />

mit ebenfalls wirksamen hydrodynamischen Reibungskräften ermöglicht dies eine Trennung<br />

nach Größe und dielektrischen Eigenschaften der Partikel.<br />

Hauptkanal<br />

Flußrichtung<br />

aktive Deflektorelektrode<br />

Abb. 2: Eine dielektrophoretische Filterstruktur in<br />

Aktion – die Abbildung zeigt einen Kanal mit darin<br />

eingebrachten Elektroden (nur die an der Kanaloberseite<br />

angebrachten Elektroden sind in<br />

dieser Aufsicht erkennbar). Eine Suspension mit<br />

Partikeln von 1 µm bzw. 0,5 µm Durchmesser<br />

wird von links nach rechts durch den Kanal gepumpt.<br />

Während die größeren Partikel eine ausreichend<br />

große abstoßende dielektrophoretische<br />

Kraft erfahren, um nach rechts unten in einen<br />

Seitenkanal abgelenkt zu werden, überwiegt für<br />

die kleineren Partikel die hydrodynamische Reibungskraft<br />

des vorbeiströmenden Mediums die<br />

dielektrophoretische Kraft, so daß diese Partikel<br />

die dielektrophoretische Barriere durchdringen<br />

können.<br />

vermeidbar ist, ermöglicht NanoVirDetect<br />

demgegenüber sogar eine Aufkonzentrierung<br />

der gewünschten Partikel in ein extrem<br />

kleines Flüssigkeitsvolumen von wenigen<br />

Picolitern. Dieses kann entweder direkt im<br />

Chip, zum Beispiel durch optische Detektionsverfahren<br />

wie die Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie<br />

(FCS), analysiert oder<br />

über spezielle Fluidikports kontrolliert nach<br />

außen abgegeben werden.<br />

Das System ermöglicht die Verarbeitung<br />

kleinster Probenmengen von wenigen Mikrolitern.<br />

Ein essentieller Vorteil ist die Kombinierbarkeit<br />

mit hochsensitiven Analysetechniken<br />

wie der Einzelmolekülspektroskopie<br />

und der Impedanzmessung. Dies eröffnet<br />

neue Wege für den direkten Nachweis<br />

von Nanopartikeln. Darüber hinaus handelt<br />

es sich um ein geschlossenes Kompartiment,<br />

was insbesondere bei der Verarbeitung infektiöser<br />

Proben von großem Vorteil ist.<br />

Prototyp-Entwicklung<br />

Seitenkanal<br />

Abbildung 3 zeigt einen funktionsfähigen<br />

Prototypen des NanoVirDetect Systems (A).<br />

Deflektorarrays dienen zur Separation von<br />

Partikeln bestimmter Größe in einen Seitenkanal<br />

(B). Dielektrophoretische Trichterstrukturen<br />

(C) fokussieren Partikel in die Kanal-<br />

12 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />

Fluid Port<br />

1mm<br />

0,5µm Partikel<br />

1µm Partikel<br />

20µm


Kennziffer 16 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

mitte während sogenannte Feldkäfige (C) die Anreicherung und das<br />

Einfangen von Teilchen oder Aggregaten in einem Volumen von wenigen<br />

Picolitern ermöglichen. Sie können dann entweder unmittelbar<br />

dort mittels FCS analysiert werden oder über einen weiteren Fluidport<br />

kontrolliert nach außen abgegeben werden. Die elektrische und<br />

fluidische Kontaktierung des mehrfach verwendbaren Gesamtsystems<br />

erfolgt über eine spezielle, selbstjustierende Aufnahmevorrichtung.<br />

Proben- und Spüllösungen werden durch externe Spritzenpumpen<br />

zugeführt.<br />

Anwendungen<br />

Das NanoVirDetect-System soll in Zukunft für spezifische Anwendungen<br />

zur Separation oder Aufreinigung biologischer Mikro- und<br />

Nanopartikel wie etwa Viren, Zellorganellen und Bakterien weiterentwickelt<br />

werden. Anfragen bezüglich Entwicklungskooperation<br />

sind willkommen. Das Forschungsgerät „Cytocon 300“ für das Erarbeiten<br />

solcher Anwendungen an einem inversen Mikroskop ist bereits<br />

über die Evotec Technologies GmbH erhältlich.<br />

Literatur<br />

[1] Schnelle, T., et al., Paired microelectrode system: dielectrophoretic particle sorting and force calibration. Journal of<br />

Electrostatics, 1999. 47: p. 121-132.<br />

[2] Schnelle, T., et al., Dielectrophoretic manipulation of suspended submicron particles. Electrophoresis, 2000. 21: p. 66-<br />

73.<br />

[3] Dürr, M., et al., Microdevices for manipulation and accumulation of micro- and nanoparticles by dielectrophoresis.<br />

Electrophoresis, 2003. 24: p. 722-731.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Martin Stelzle<br />

NMI, Universität Tübingen<br />

Markwiesenstraße 55<br />

D-72770 Reutlingen<br />

Tel.: +49-(0)7121-51530 75<br />

eMail: stelzle@nmi.de,<br />

www.nmi.de.<br />

Fluid Ports<br />

Rahmen<br />

elektrische Kontakte<br />

Kanäle<br />

Kanäle<br />

Abb. 3: Prototyp des NanoVirDetect-Systems mit Fluid Ports, Mikrokanälen<br />

und 3D-Elektroden-Strukturen für Separation, Akkumulation und das Einfangen<br />

von Partikeln aus partikelhaltigen Probenlösungen mittels dielektrophoretischer<br />

Kräfte. Das System vereinigt fluidische und elektrische Kontaktierung<br />

auf einem handlichen Chip und paßt in eine spezielle, selbstjustierende<br />

Aufnahmevorrichtung.<br />

Kennziffer 17 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

B L I T Z L I C H T<br />

Feldkäfig<br />

Fluid Port<br />

Deflector<br />

Array<br />

Trichter<br />

�<br />

�<br />

Anzeige<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 13


B L I T Z L I C H T<br />

Bioseparation �<br />

Industrielle Aufreinigung<br />

biotechnologischer Therapeutika<br />

Reinheit<br />

Polishing<br />

(Finale Aufreinigung)<br />

Intermediate<br />

Purification<br />

(Entfernung der Hauptkontaminanten)<br />

Capture<br />

(Produktisolierung)<br />

Dr. Silke Fetzer, Michael Kaleja, Amersham Biosciences, Freiburg<br />

Das Isolieren und Reinigen eines biotechnologisch hergestellten Therapeutikums ist ein<br />

komplexer Vorgang, dessen Erfolg maßgeblich von einer auf die Rahmenbedingungen hin optimierten<br />

Strategie abhängt. Diese Strategie wird einerseits durch die spätere Verwendung der<br />

zu isolierenden Substanz bestimmt, etwa durch die Reinheitsanforderungen, die an ein diagnostisches,<br />

therapeutisches, oder technisches Protein gestellt werden. Andererseits spielt auch<br />

die Fermentationsquelle eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des sogenannten „Downstream”-<br />

Prozesses. Die Auswahl der Fermentationsquelle hat auch einen entscheidenden Einfluß auf<br />

die Prozeß-Validierung sowie die Wirtschaftlichkeit des gesamten Verfahrens. Obwohl einige<br />

Proteine, wie beispielsweise Albumin und Immunglobuline immer noch aus natürlichen Quellen,<br />

nämlich humanem Blutplasma gewonnen werden, stammen die meisten zugelassenen<br />

Biopharmazeutika mittlerweile aus rekombinanten Technologien, bei denen Fermentationsquellen<br />

wie Hefe, Bakterien oder Säugerzellen eingesetzt werden. In klinischen Prüfungen werden<br />

zudem Substanzen untersucht, die aus Insektenzellen, oder transgenen Tieren und Pflanzen<br />

gewonnen wurden. Die Fermentationsquelle entscheidet über Qualität und Quantität des<br />

exprimierten Zielprodukts und über die Art und Anzahl kontaminierender Substanzen. Bei intrazellulärer<br />

Expression etwa wird ein Zielprotein in E. coli in sogenannten „Inclusion Bodies“<br />

abgelagert. Ein Zellaufschluß setzt zahlreiche Proteasen frei. Bei einer Sekretion ins Periplasma<br />

verunreinigen große Mengen Endotoxin die Zielsubstanz. Wird eine Säugerzellkultur als<br />

Expressionssystem ausgewählt, spielt die Kontamination mit Viren die größte Rolle. Wirtszellproteine,<br />

Zusatzstoffe aus der Zellkultur sowie „Leakage”-Produkte gehören zu den Kontaminanten,<br />

die bei der Verwendung aller Expressionssysteme abgereichert werden müssen. Die<br />

Strategie des Downstream-Prozesses (siehe unten) muß also darauf abzielen, alle Kontaminanten<br />

abzureichern. Dabei hat die Anzahl der Schritte sowie deren Komplexität einen großen<br />

Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Es empfiehlt sich, jedes Expressionsystem<br />

nicht nur im Hinblick auf die Produktionseffizienz für das biologisch aktive Zielprotein zu untersuchen,<br />

sondern auch die Konsequenzen für die Validierung des Verfahrens inklusive der regulatorischen<br />

Anforderungen zu analysieren. In diesem Artikel wird die Verwendung einer Säugerzellkultur<br />

und der nachfolgende Downstream-Prozeß zur Herstellung rekombinanter Proteine,<br />

insbesondere Monoklonaler Antikörper diskutiert.<br />

Endreinheit und<br />

Sicherheit erreichen<br />

Abtrennung der meisten<br />

Proteine, Nukleinsäuren<br />

Endotoxine, Viren<br />

Erste Aufreinigung<br />

Stabilisierung<br />

Klärung, Aufkonzentration<br />

Schritt<br />

Kennziffer 18 LW 04 · www.biocom.de<br />

Bei der Herstellung von Biopharmazeutika<br />

werden Säugerzellkulturen bevorzugt eingesetzt.<br />

Der Hauptvorteil liegt in der Expression<br />

komplexer biologisch aktiver Proteine mit<br />

korrekter post-translationaler Modifikation<br />

und Konformation, die nach der Sekretion<br />

aus dem Zellkulturüberstand gewonnen werden<br />

können. Nachteile, wie die relativ hohen<br />

Fermentationskosten, langsames Zellwachstum<br />

und das potentielle Risiko viraler Kontaminationen<br />

werden so aufgewogen. Abhängig<br />

vom Zielprodukt, der Zellinie, den Zellkulturbedingungen<br />

und der Fermentationsmethode<br />

liegen die exprimierten Proteinmengen<br />

im Bereich von zehn bis mehreren hundert<br />

Milligramm Produkt pro Liter Zellkultur<br />

pro Tag. Bei monoklonalen Antikörpern<br />

(MAbs) aus der Zellkultur von Ovarialzellen<br />

des chinesischen Hamsters (CHO) werden<br />

Expressionsmengen von 1-2 g/L erreicht.<br />

Derzeit werden Säugerzellkulturen zur<br />

Herstellung von Biopharmazeutika wie beispielsweise<br />

des „Tissue-Plasminogen-Aktivators”<br />

(tPA) – das erste kommerzielle Therapeutikum,<br />

das in Säugerzellkultur gewonnen<br />

wurde – sowie für die Produktion therapeutisch<br />

wirksamer MAbs eingesetzt. Das Potential<br />

von MAbs als therapeutische Antikörper<br />

wurde zwar schon vor 25 Jahren erkannt,<br />

deren eigene Immunogenizität führte jedoch<br />

zu Problemen. Der neue Boom dieser Proteinfamilie<br />

als Ziel-spezifische Therapeutika<br />

bei Krebs oder anderen chronischen Erkrankungen<br />

ist hauptsächlich den Fortschritten<br />

im molekularen Engineering zu verdanken,<br />

wodurch unerwünschte Immunantworten in<br />

Patienten vermieden werden können.<br />

Die am häufigsten verwendete Zellinie zur<br />

Expression biopharmazeutischer Proteine ist<br />

die CHO-Zellkultur. Für sie spricht, daß die<br />

Downstream-Prozeß-Strategie<br />

Ein typischer Downstream-Prozeß besteht aus zwei oder mehreren<br />

Stufen. Jede Stufe kann nochmal aus einem oder mehreren<br />

Schritten bestehen.<br />

– Der ‚Capture‘-Schritt (Produktisolierung) beschreibt die anfängliche<br />

Isolierung der Zielsubstanz aus dem Fermentationsausgangsmaterial<br />

sowie den ersten Reinigungsschritt. Das Produkt<br />

wird ankonzentriert und in ein Milieu überführt, in dem die<br />

biologische Aktivität gesichert ist.<br />

– Der ‚Intermediate purification‘-Schritt besteht aus einem oder<br />

mehreren Schritten, in deren Verlauf Verunreinigungen und kritische<br />

Kontaminationen wie DNA, Viren und Endotoxin abgereichert<br />

werden, um die Sicherheit des Produktes für den Patienten<br />

zu gewährleisten. Je nach Auswahl der Fermentationsquelle<br />

werden mehrere ‚Intermediate purification‘-Schritte benötigt.<br />

– Im ‚Polishing-Schritt‘ (finale Aufreinigung) schließlich werden<br />

auch noch minimale Spuren von Kontaminationen sowie unerwünschte Produkt-Heterogenitäten entfernt. Er stellt die finale Sicherheitsstufe<br />

dar. Die Details dieser „Drei-Stufen-Strategie” hängen maßgeblich unter anderem von den folgenden Faktoren ab: Den Charakteristika des<br />

Ausgangsmaterials, den Reinheitsanforderungen an das Zielprotein, die ökonomischen Vorgaben für das gesamte Verfahren. Aktuelle Entwicklungen<br />

in der Zellkulturtechnologie, dem molekularen Engineering und in den Reinigungstechniken sowie der immer größer werdende<br />

Druck das Biopharmazeutikum so schnell wie möglich zur Marktreife zu führen, resultieren in einer Reduktion der Anzahl der Einzelschritte und<br />

damit in der Verkürzung des gesamten Herstellungsverfahrens.<br />

14 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />


B L I T Z L I C H T<br />

Abb. 1: Überblick des Isolierungs- und Aufreinigungsprozesses von humanen MAbs. Der genaue Prozeß<br />

vom Fermenter zum endgültigen Produkt variiert in Abhängigkeit von der Kulturmethode, den<br />

Reinheitsanforderungen, der Prozeß-Ökonomie. Die Strategien sind auch für andere rekombinante<br />

Proteine anwendbar.<br />

Zellen gut wachsen, sich schnell teilen und<br />

relativ robust sind. Genetisch veränderte<br />

CHO-Zellen werden zur Produktion der Blutgerinnungsfaktoren<br />

VII und VIII eingesetzt.<br />

Andere häufig eingesetzte epitheliale Zellinien<br />

sind Baby Hamster Kidney (BHK), African<br />

Green Monkey (COS und CV-1) sowie<br />

Hybridoma Zellen.<br />

Protein-Expression – Zellkultursysteme<br />

Säugerzellen wachsen in zwei Arten von Zellkultursystemen<br />

– in Suspensionskulturen<br />

oder adhäsiv in Kontakt mit Oberflächen<br />

oder Microcarriern. Dies hat einen entschei-<br />

Abb. 2: Produktionsanlage für Monoklonale Antikörper<br />

– Streamline rProtein A-Säule (li.) und<br />

Zellkultur-Fermenter (re.)<br />

denden Einfluß auf die Konfiguration des Reaktorsystems.<br />

Zellen in Suspension werden<br />

in Hohlfaserreaktoren (Hollow-Fibre-Reaktoren),<br />

Fluidized-Bed-Reaktoren, wie beispielsweise<br />

dem ‚Cytopilot‘, und Stirred-Tank-Reaktoren<br />

kultiviert. Zellen, die Kontakt zu<br />

Oberflächen benötigen, werden in Hollow-<br />

Fibre-Reaktoren und Fluidized-Bed-Reaktoren<br />

kultiviert. Die unterschiedliche Fragilität<br />

der Zellen bei mechanischem Streß sollte bei<br />

der Konfiguration des Reaktors berücksichtigt<br />

werden. Verschiedene Rührvorrichtungen<br />

dürfen die empfindlichen Zellen nicht beschädigen,<br />

da sonst Kontaminationen wie<br />

Proteasen oder DNA freigesetzt werden, die<br />

den nachfolgenden „Downstream”-Prozeß<br />

erschweren. Ferner kann eine unzureichende<br />

Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff<br />

zum Absterben der Zellen führen.<br />

Zellkulturmedien<br />

Die Zellkulturmedien stellen eine komplexe<br />

Mischung aus Proteinen, Polysacchariden, Lipiden,<br />

Steroiden, Vitaminen, Salzen, Aminosäuren,<br />

Phenolrot und Wachstumsfaktoren<br />

dar und können zudem auch Viren enthalten.<br />

Werden Zellkultur-Zusatzstoffe – sogenannte<br />

Supplemente – eingesetzt, steigt das<br />

Risiko unerwünschter Kontaminationen wie<br />

beispielsweise durch Prione, den Erregern<br />

der TSE (Transmissible Spongiform Encephalopathies),<br />

deren Entfernung im nachfolgenden<br />

Downstream-Prozeß sichergestellt wer-<br />

den muß. In der Vergangenheit wurde den<br />

Zellkulturmedien routinemäßig 10% fetales<br />

Kälberserum zugefügt. Heute werden moderne<br />

serum-freie Supplemente zugesetzt<br />

und der Trend zur komplett Protein-freien<br />

Zellkultur trägt entscheidend zur Sicherheit<br />

der Herstellungsverfahren bei. Mittlerweile<br />

sind für individuelle Zellinien optimierte<br />

Supplement-Mischungen erhältlich. Dadurch<br />

wird eine genau definierte, reproduzierbare<br />

Zusammensetzung des Zellkulturmediums<br />

gewährleistet und der nachfolgende Downstream-Prozeß<br />

signifikant erleichtert.<br />

Downstream-Prozeß<br />

Im industriellen Maßstab ist es üblich, Proteine<br />

ohne angehängte Fusionsproteine oder<br />

Tags nativ zu exprimieren, um den intrazellulären<br />

in vivo-Faltungsprozeß nicht zu beeinflussen<br />

(manchmal werden Proteine aus<br />

Funktionsgründen mit einem IgG-Fc-Teil exprimiert).<br />

Aus diesem Grund hat sich kein<br />

universell einsetzbarer Reinigungsschritt als<br />

‚Capture‘-Schritt (Produktisolierung) entwikkelt.<br />

Als Folge werden unterschiedliche Reinigungsmethoden<br />

für die verschiedenen Proteine<br />

verwendet und publiziert. Im folgenden<br />

wird eine kurze Übersicht über chromatographische<br />

Reinigungsschritte zur Aufreinigung<br />

Monoklonaler Antikörper (MAbs) gegeben,<br />

die als eine wichtige therapeutische Substanzklasse<br />

in Säugerzellen exprimiert werden.<br />

Da die meisten MAbs bei geringer Salzkonzentration<br />

und im neutralen und alkalischen<br />

Milieu löslich und stabil sind, werden diese<br />

Bedingungen häufig für den ‚Capture‘-Schritt<br />

gewählt. Jedoch wirken einige monoklonale<br />

Antikörper als Kryoglobuline. Dies hat eine<br />

reduzierte Löslichkeit bei Temperaturen unter<br />

37 ° C zur Folge. Stark basische MAbs aggregieren<br />

in Gegenwart polyvalenter Anionen<br />

(Phosphaten, Citraten, Sulfaten, Boraten)<br />

zu stabilen ionischen Komplexen.<br />

Deshalb sollten Puffer immer mit großer<br />

Sorgfalt ausgewählt werden. Des weiteren<br />

komplexieren MAbs mit Nukleinsäuren. Diese<br />

Reaktion ist bei Zugabe von 0,3 bis 1 M<br />

NaCl reversibel. Allerdings führt die höhere<br />

Salzkonzentration zur Destabilisierung.<br />

Wenn dem Kulturmedium fetales Kälberserum<br />

hinzugefügt wurde, so sollte der nachfolgende<br />

Downstream-Prozeß die Entfernung<br />

von IgG und Albumin aus dem Serum<br />

gewährleisten.<br />

‚Capture‘-Schritt<br />

MAbs aus Säugerzellen werden in das Kulturmedium<br />

exprimiert. Es gibt zwei Ansätze<br />

zur Isolierung und Reinigung eines Produktes<br />

(Abb. 1). Beim traditionellen Verfahren<br />

wird die Zentrifugation oder Filtration zur<br />

Abtrennung der Zellen und zur Reduzierung<br />

des Ausgangsvolumens eingesetzt. Danach<br />

werden gepackte Chromatographiesäulen für<br />

die weitere Aufreinigung verwendet. Eine<br />

16 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


alternative Methode stellt die sogenannte „Expanded Bed Adsorption“<br />

(EBA) dar, die immer häufiger im industriellen Maßstab eingesetzt<br />

wird. Bei dieser Methode kann der gesamte Fermenterinhalt ohne<br />

die vorhergehende Entfernung von Zellen direkt auf eine Chromatographiesäule<br />

aufgegeben werden, deren normalerweise gepacktes Bett<br />

für den ‚Capture‘-Schritt expandiert ist. Hier erfolgt dann die Entfernung<br />

der Zellen, die Reduzierung des Ausgangsvolumens und die<br />

erste chromatographische Reinigung („Capture”) in einem einzigen<br />

Schritt. Nach dem EBA-Schritt folgen ein oder zwei zusätzliche chromatographische<br />

Reinigungsschritte, um die benötigte Reinheit des<br />

Endprodukts zu gewährleisten.<br />

Affinitätschromatographie mit Protein A<br />

Aufgrund ihrer hohen Selektivität stellt die Affinitätschromatographie<br />

(AC) mit Protein A-Liganden die effizienteste Technik für die Aufreinigung<br />

von MAbs dar. Mit Ausnahme von IgG 3 binden alle Unterklassen<br />

von humanen IgG unter neutralen und alkalischen Konditionen<br />

mit ihrem Fc-Teil an Protein A. Diese Bindung erfolgt sowohl bei<br />

geringer, als auch bei hoher Salzkonzentration. Normalerweise ist nur<br />

eine geringfügige oder gar keine Probenvorbereitung zur Aufgabe und<br />

Bindung des MAbs an Protein A-Chromatographie-Medien erforderlich.<br />

Die Art der Glykosylierung hat keinen Einfluß auf die Bindung.<br />

Die Elution der MAbs erfolgt durch Verringerung des pH-Wertes. Um<br />

die Elution bei höheren pH-Werten bis zu pH 8 zu ermöglichen, werden<br />

teilweise 30-60 % Ethylenglykol oder 1-2 M Harnstoff zugesetzt.<br />

Wird fetales Kälberserum im Kulturmedium verwendet, kann das IgG<br />

bovinen Ursprungs mehr als 50 % des zu eluierenden IgG ausmachen.<br />

Wie bei jedem Affinitätsmedium können auch kleinste Mengen<br />

Protein A-Ligand in der eluierenden Probe enthalten sein.<br />

Ionenaustauschchromatographie (IEC) und hydrophobe<br />

Interaktionschromatographie (HIC)<br />

Die Kationen- und Anionenaustauschchromatographie finden häufig<br />

Anwendung zur Isolierung von MAbs. Relativ hohe Auflösung,<br />

hohe Kapazität, hohe Rückgewinnungsraten und insbesondere die<br />

effektive Konzentrierung des Produkts zählen zu den Stärken der IEC.<br />

Die Bindungsbedingungen (Puffer, Salzkonzentration, pH) und die<br />

Wahl eines Kationen- oder Anionenaustauschers hängen vom isoelektrischen<br />

Punkt und der Stabilität des Antikörpers ab.<br />

Für HIC werden hohe Salzkonzentrationen zur Probenadsorption<br />

benötigt, weshalb diese Technik weniger zum Einsatz kommt. Wenn<br />

die Probe aber bereits in hoher Salzkonzentration vorliegt und frei<br />

von mechanischen Verunreinigungen ist, kann HIC eine sehr effektive<br />

Reinigungstechnik für den ‚Capture‘-Schritt sein.<br />

Expanded Bed-Adsorption mit STREAMLINE TM rProtein A<br />

Die „Expanded Bed Adsorption“ (EBA) ermöglicht die direkte Probenaufgabe<br />

des Fermenterinhaltes bei gleichzeitiger Anreicherung und<br />

„Capture”-Reinigung des MAbs. Zeitintensive Zentrifugations- und<br />

Filtrationsschritte werden dadurch überflüssig. Darüber hinaus wird<br />

das Produkt sehr schonend gehandhabt und mechanische Scherkräfte<br />

elimiert, die besonders während des Zentrifugationsprozesses auftreten.<br />

Säugerzellen sind gegenüber Scherkräften sehr empfindlich und<br />

fragil. Bei Verwendung der EBA-Technologie und den Streamline-Medien<br />

werden keine Scherkräfte erzeugt.<br />

Diese Technik basiert auf dem Einsatz eines expandierten Säulenbettes,<br />

bei dem uniforme Adsorptionspartikel verwendet und eine<br />

konstante Flußrate ermöglicht werden. Dadurch können Zellen, Zellbestandteile<br />

und nicht bindende Verunreinigungen des Fermenterinhalts<br />

die Säule ungehindert passieren, während die Zielmoleküle adsorbiert<br />

werden. Dies macht Streamline zu einer erfolgreichen Technologie<br />

zur Isolierung und Anreicherung von Produkten, die in Säugerzellen<br />

exprimiert wurden. Die Anwendung von Streamline für<br />

CHO-Zellen und der Vergleich des ‚Capture‘-Schrittes für ein in CHO-<br />

B L I T Z L I C H T<br />

Anzeige<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 17


B L I T Z L I C H T<br />

Tab. 1: Effizienz unterschiedlicher chromatographischer Trenntechniken 6 bei der Entfernung zelleigener<br />

Kontaminanten aus human MAbs. Unterschiede aufgrund veränderter Reinigungsbedingungen sind<br />

möglich.<br />

Chromatographie-Technik Endotoxine Nukleinsäuren Viren Fußnote<br />

Protein A (AC) ++ ++ +++ 1<br />

Anionen-IEC ++ +++ +++ 2<br />

Kationen-IEC + +++ ++ 3<br />

Hydrophobe Interaktion + +++ ++ 4<br />

Gelfiltration + + + 5<br />

1) Komplexe zwischen MAbs und Nukleinsäuren werden durch die bei der Protein A- Affinitätschromatographie möglichen, hohen Salzkonzentration gelöst.<br />

2) Nukleinsäuren binden sehr stark an Anionenaustauscher. Stark basische IgG and IgM bilden speziell bei geringer Salzkonzentration stabile Komplexe mit DNA.<br />

Folglich ist der Abreicherungseffekt reduziert.<br />

3) Nukleinsäuren binden nicht an Kationenaustauscher.<br />

4) Nukleinsäuren binden nicht an HIC Medien. Komplexe zwischen Antikörper und Nukleinsäuren werden bei hoher Salzkonzentration gelöst. Endotoxine können<br />

speziell bei hoher Salzkonzentration in wäßriger Lösung Mizellen bilden. Diese hochmolekularen Komplexe werden von dem Chromatographie-Medium ausgeschlossen.<br />

5) Bei geringer Salzkonzentration bilden Nukleinsäuren Komplexe mit MAbs. Daraus resultiert ein geringerer Abreicherungsfaktor.<br />

Zellen exprimiertes Fc-Fusionsprotein mit<br />

Hilfe von Streamline-EBA mit der konventionellen<br />

Aufreinigung (Filtration und gepackte<br />

Säule) sind detailliert beschrieben worden<br />

1,2 .<br />

‚Intermediate purification‘ –<br />

Entfernung der Hauptkontaminanten<br />

Obwohl der ‚Capture‘-Schritt mit der Protein<br />

A-Affinitätschromatographie aufgrund der<br />

Selektivität sehr effizient ist, werden zur Abreicherung<br />

weiterer Verunreinigungen normalerweise<br />

noch zusätzliche chromatographische<br />

Trennschritte (intermediate purification)<br />

eingesetzt. Insbesondere Endotoxine, Nukleinsäuren,<br />

Viren und potentielle „Leakage“-<br />

Produkte (zum Beispiel ausgeblutetes Protein<br />

A) müssen noch entfernt werden. Für diesen<br />

Zwischenschritt werden häufig IEC und<br />

HIC verwendet. Welche der Techniken zum<br />

Einsatz kommt, hängt im wesentlichen von<br />

der Art des MAbs ab.<br />

Die ausgewählten chromatographischen<br />

Trennmedien haben in der Regel Partikelgrößen<br />

zwischen 30 und 90 µm, um die benötigte<br />

Auflösung zu erzielen. Bei einigen Reinigungsprozessen<br />

ist die nach dem ‚Capture‘-<br />

Schritt erreichte Reinheit bereits so groß, daß<br />

auf den Zwischenschritt verzichtet werden<br />

kann.<br />

‚Polishing‘-Schritt<br />

Der ‚Polishing‘-Schritt (finale Aufreinigung)<br />

beschreibt den letzten Schritt des Reinigungsprozesses.<br />

An dieser Stelle ist das Produkt<br />

Vorteile<br />

– Protein wird in das Kulturmedium<br />

exprimiert<br />

– Protein wird selbst mit komplexen,<br />

posttranslationalen Modifikationen in<br />

biologisch aktiver Form exprimiert<br />

– Bewährtes System für zugelassene<br />

Biopharmazeutika<br />

bereits relativ rein, das Produktvolumen sehr<br />

klein und damit die Produktkonzentration<br />

und der Produktwert sehr hoch. Insbesondere<br />

Dimere, Oligomere, Produktheterogenitäten<br />

und ausgeblutetes Protein A werden hier<br />

entfernt. Um die für die therapeutische Anwendung<br />

benötigte Reinheit zu erzielen,<br />

werden hochauflösende chromatographische<br />

Techniken eingesetzt. Die Chromatographiemedien<br />

haben nun Partikelgrößen zwischen<br />

10 und 30 µm.<br />

Beispiele für hochauflösende Chromatographiemedien<br />

sind die SOURCE TM 15-Ionenaustauscher<br />

und die SOURCE TM 15-HIC-Medien.<br />

Gelfiltration (GF) stellt eine weitere effektive<br />

Technik für die finale Aufreinigung dar, ist<br />

aber bezüglich des Probenauftragvolumens limitiert.<br />

Reversed-Phase-Chromatographie<br />

(RPC) wird seltener zur Aufreinigung von<br />

MAbs verwendet, da zur Elution organische<br />

Lösungsmittel eingesetzt werden müssen, die<br />

zur Denaturierung der MAbs führen.<br />

Entfernung von Viren und anderen<br />

Verunreinigungen<br />

Aufgrund der Komplexität und der Kultivierungsdauer<br />

von Säugerzellen sind diese Zellinien<br />

für Verunreinigungen anfällig, außerdem<br />

werden erhebliche Mengen zelleigener<br />

Produkte ins Zellkulturmedium abgegeben.<br />

Werden dem Kulturmedium Wachstumsfaktoren<br />

zugefügt, so ist mit zusätzlichen Verunreinigungen<br />

zu rechnen, da diese häufig<br />

tierischen Ursprungs sind. Eine typische Verunreinigung<br />

stellen Prione dar. Die Entfernung<br />

und Überwachung der potentiellen<br />

Nachteile<br />

– Langsames Zellwachstum<br />

– Relative geringe Expressionsrate des<br />

Zielproteins<br />

– Hohe Kosten für das Kulturmedium<br />

– Empfindlich gegenüber Scherkräften<br />

– Risiko der Virus- und Mycoplasmen-<br />

Kontamination<br />

– Sicherheitsbedenken wegen<br />

transformierter Zellininen<br />

Abb. 3: Vor- und Nachteile von Säugetierzellen zur Herstellung von Biopharmazeutika<br />

Verunreinigungen ist ein wichtiger Bestandteil<br />

des Reinigungsprozesses, deren Abreicherung<br />

dokumentiert werden muß. Um die Virussicherheit<br />

des Biotherapeutikums zu gewährleisten,<br />

erwarten die Zulassungsbehörden<br />

den Einsatz von mindestens zwei robusten<br />

Inaktivierungs- und Abreicherungsschritten,<br />

wie zum Beispiel die Lösungsmittel/Detergentien<br />

Methode (Solvent-Detergent),<br />

Nanofiltration oder Hitze-Behandlung.<br />

Die eingesetzten Chromatographieschritte<br />

tragen ebenfalls wesentlich zur Virus-Inaktivierung<br />

und Abreicherung bei. Tabelle 1<br />

zeigt eine Einschätzung des Abreicherungspotentials<br />

unterschiedlicher Chromatographietechniken<br />

für solche zelleigenen, typischen<br />

Verunreingungen. Zu den Verunreinigungen,<br />

für die eine Qualitätskontrolle erforderlich<br />

sein kann, gehören zelleigene Proteine,<br />

DNA, Endotoxine, Prione, Viren, bioorganische<br />

Rückstände, „Leakage”-Produkte,<br />

Enzyme, Abbauprodukte sowie verschiedene<br />

Produktheterogenitäten.<br />

Ausblick<br />

Trotz bekannter Nachteile von Säugerzellkulturen<br />

als biotechnologische Expressionssysteme<br />

stellen sie die wichtigste Quelle zur Herstellung<br />

von großen, komplexen Proteinen<br />

dar (Abb. 3). Neue Entwicklungen in der Zellkultur-Technologie<br />

und dem molekularen<br />

Engineering führen zu immer effektiveren,<br />

kostengünstigeren und besser definierten<br />

Herstellungsverfahren. Der neue Boom, monoklonale<br />

Antikörper als Biotherapeutika<br />

einzusetzen, treibt diese Entwicklungen entscheidend<br />

voran.<br />

Literatur<br />

[1] Expanded bed adsorption with CHO cells, Amersham Biosciences application<br />

note, code number 18-1144-77.<br />

[2] Expanded bed adsorption with CHO cells, Amersham Biosciences, Downstream<br />

32, code number 18-1145-45.<br />

[3] Purification of recombinant hepatitis B surface antigen produced by<br />

transformed Chinese hamster ovary (CHO) cell line grown in culture.<br />

Makonnen, B., Yafang, M., Berglöf, J., Janson J-C. Bioseparation 1 (1991),<br />

397-408<br />

[4] Application Note 210: Monoclonal antibody purification on Phenyl Sepharose<br />

High Performance, Amersham Biosciences, code number 18-1020-<br />

58 (1991)<br />

[5] Chamow S. and Ashkenazi A. Antibody Fusion Proteins Wiley Liss Inc, New<br />

York, (1999).<br />

[6] Gagnon P. Purification Tools for Monoclonal Antibodies Validated Biosystems,<br />

Tucson, Arizona (1996)<br />

[7] Matejtschuk P., Baker R.M., and Chapman G.E., in Bioseparation and<br />

Bioprocessing vol 2, (Subramanian G., ed) Wiley-VCH Weinheim, pp 223-<br />

252 (1998).<br />

[8] Sofer G and Hagel L. Handbook of Process Chromatography, Academic<br />

Press, San Diego (1997).<br />

Kontakt<br />

Michael Kaleja<br />

Amersham Biosciences Europe GmbH<br />

Munzinger Str. 9<br />

D-79111 Freiburg<br />

Tel.: +49-(0)761-4519-275<br />

Fax: +49-(0)761-4519-315<br />

eMail: Michael.Kaleja@amersham.com<br />

www.amershambiosciences.com<br />

18 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


B L I T Z L I C H T<br />

LC-MS �<br />

Monolithische stationäre<br />

Phasen für Bioseparationen<br />

Sven Andrecht, Dieter Lubda, Robertus Hendriks, Merck KGaA, Darmstadt<br />

Die Analyse von Polypeptiden und Proteinen erfordert aufgrund der Komplexität und der Dynamik<br />

des eukaryotischen Proteoms schnelle, empfindliche und reproduzierbare Methoden.<br />

Bislang routinemäßig eingesetzte Trennmethoden, wie die 2D-Gelelektrophorese, unterliegen<br />

allerdings Beschränkungen, so daß neue Entwicklungen – insbesondere im Bereich Kapillar-/Nano-HPLC-MS<br />

– an Bedeutung gewinnen. Eine solche Neuentwicklung sind monolithische<br />

stationäre Phasen, die im Gegensatz zu konventionell gepackten, partikulären Trennsäulen<br />

aus einer durchgängigen, einheitlichen, organischen oder anorganischen Matrix ohne<br />

Fritten bestehen. Die Anwendung solcher Trennsäulen wird am Beispiel von anorganischen,<br />

Silica-basierten 100 µm I.D. RP18e-Kapillarsäulen (Handelsname: Chromolith TM CapRod TM )<br />

dargestellt. Durch ihre definierte, homogene Poren-Struktur ermöglichen diese monolithischen<br />

Silica-Kapillarsäulen sehr schnelle Trennungen bei gleichzeitig hoher Trennleistung.<br />

Dies erlaubt eine Reduktion von Analysezeiten verglichen mit Standard Nano-HPLC-Trennungen<br />

mit konventionell gepackten, partikulären Trennsäulen.<br />

Da Proteine in der Zelle die Funktionseinheiten<br />

der Gene darstellen und fast alle Therapie-Ansätze<br />

auf Proteinebene ansetzen,<br />

sind Proteom-Studien wesentlich, um<br />

grundlegende Informationen für die Charakterisierung<br />

zellularer Prozesse und<br />

menschlicher Krankheiten auf molekularer<br />

Ebene zu erhalten 1 . Derzeit kommen dazu<br />

hauptsächlich zwei komplementäre Technologien<br />

zum Einsatz: die 2D-Gelelektrophorese-<br />

und Flüssigkeits-Chromatographische<br />

(LC)-Strategien 2 . Beide Verfahren erfordern<br />

schnelle, effiziente und reproduzierbare Methoden<br />

für die Trennung von Proteinen und<br />

Peptiden vor der massenspektrometrischen<br />

Analyse, um Daten von hoher Qualität für<br />

die Peptid- und Protein-Identifikation zu gewinnen.<br />

Dies gilt besonders für eukaryotische<br />

Zellen mit ihrem komplexen und dynamischen<br />

Proteom.<br />

Ergänzend zu der 2D-Gelelektrophorese,<br />

die etwa Beschränkungen bei der Auftrennung<br />

von sehr kleinen, sehr großen, sehr sauren,<br />

sehr basischen oder hydrophoben Proteinen<br />

unterliegt und Schwierigkeiten bei der<br />

Protein-Färbung sowie -Quantifizierung bereitet<br />

3 , finden Kapillar- und Nano-HPLC-Verfahren<br />

in Kombination mit Massenspektrometrie<br />

(MS) verstärkt Einsatz bei den Proteomics-Studien,<br />

für die oft nur begrenzte Probenmengen<br />

zur Verfügung stehen 2 . Getrieben<br />

durch das Bedürfnis nach einer hohen Sensitivität<br />

und auch durch Entwicklungen in der<br />

Massenspektrometrie werden die HPLC-Säulendurchmesser<br />

immer kleiner – bis hin zu<br />

Kapillar- und Nano-LC-Dimensionen. Traditionell<br />

enthalten die Kapillar- und Nano-LC-<br />

Trennsäulen partikuläre Materialien, gewöhnlich<br />

Silica, die mit Hilfe von Fritten in<br />

den Säulen zurückgehalten werden. Um den<br />

immer höher werdenden Trennproblemen<br />

mit komplexen, kleinen Probenmengen gerecht<br />

zu werden, werden nicht nur die Säulendimensionen<br />

immer kleiner, sondern auch<br />

die verwendeten Partikel. Solche µm-kleinen<br />

Partikel in Kapillar- oder Nano-Säulen gepackt,<br />

führen allerdings zu Problemen: der<br />

Säulenrückdruck steigt selbst bei niedrigen<br />

Flußraten stark an. Dies führt zu Einschränkungen<br />

bei den Säulendimensionen und den<br />

verwendeten Flußraten, die eine leichte<br />

Handhabung und schnelle Analyse massiv erschweren.<br />

Darüber hinaus führt ein konstanter<br />

Betrieb bei hohen Säulenrückdrücken zu<br />

einer starken mechanischen Abnutzung der<br />

HPLC-Hardware. Um diese bisherigen Leistungsgrenzen<br />

partikulärer Säulen zu überwinden<br />

und zu praktischen Lösungen für die<br />

Chromatographie zu kommen, ist eine neue<br />

Art von Trennsäulen entwickelt worden.<br />

Monolithen<br />

Der neue Ansatz, Methoden für eine schnelle<br />

HPLC-Trennung mit hohem Durchsatz zu<br />

entwickeln, beruht auf der Entwicklung von<br />

monolithischen Trennsäulen, die entweder aus<br />

einer organischen oder einer anorganischen<br />

Matrix bestehen. Diese Matrix bildet eine<br />

durchgängige, einheitliche stationäre Phase<br />

ohne die begrenzenden Fritten gepackter, konventioneller,<br />

partikulärer Trennsäulen.<br />

Das Potential und die Vorteile monolithischer<br />

Trennsäulen erkannte Knox 4 bereits vor<br />

mehr als zwanzig Jahren. Er schlug vor, eine<br />

stabile Matrix in einer Säule herzustellen.<br />

Knox postulierte Verbindungsporen, die ein<br />

gut strukturiertes Netzwerk für den Durchfluß<br />

der mobilen Phase aufbauen. Zwischenzeitlich<br />

haben verschiedene Forschungsgrup-<br />

pen 5-9 monolithische Materialien auf ihre Eignung<br />

für die HPLC-Trennung geprüft. Basierend<br />

auf dem Material, aus dem die Trennsäulen<br />

hergestellt werden, lassen sie sich einteilen<br />

in organische Polymer- oder Silica-basierte<br />

monolithische Trennsäulen.<br />

Organische Monolithen<br />

Hjerten et al. 5 und Frechet et al. 6 haben die<br />

Herstellung stationärer Phasen aus Polyacrylamiden<br />

oder Poly(styrol-codivinylbenzol) in<br />

Anwesenheit von Porogenen beschrieben, die<br />

zu polymeren, monolithischen Materialien<br />

mit einer permanenten Makroporen-Struktur<br />

führen. Monolithische, organische Polymere<br />

sind auch erfolgreich innerhalb von Kapillaren<br />

hergestellt worden und für Trennungen<br />

mittels HPLC und Kapillarelektrochromatographie<br />

(CEC) eingesetzt worden. Der chromatographische<br />

Einsatz solcher polymeren<br />

Materialien zeigt allerdings in einigen Fällen<br />

Nachteile. So ist zum Beispiel bekannt, daß<br />

die meisten organischen Polymere – insbesondere<br />

gering vernetzte – dazu tendieren,<br />

in organischen Lösungsmitteln zu quellen<br />

Abb. 1: REM-Aufnahme eines Querschnittes einer<br />

monolithischen Chromolith TM CapRod TM<br />

100µm I.D.-Kapillarsäule mit Makro- und Mesoporen<br />

im Kieselgel-Skelett<br />

oder zu schrumpfen oder organische Polymere<br />

zum Teil eine geringe mechanische Stabilität<br />

aufweisen. Das Quellen und Schrumpfen<br />

kann zu einer dramatischen Veränderung<br />

der chromatographischen Trenneigenschaften<br />

führen. Außerdem weist die Struktur der<br />

porösen organischen Polymere oft Mikroporen<br />

auf, die die Trenneffizienz und Peak-Symmetrie<br />

negativ beeinflussen. Allerdings zeigen<br />

organische, polymere, monolithische Materialien<br />

eine ausgezeichnete Bioverträglichkeit,<br />

können in einem breiten pH-Bereich eingesetzt<br />

und sogar mit aggressiven mobilen<br />

Phasen gereinigt werden.<br />

Anorganische Monolithen<br />

Silica-basierte monolithische Materialen sind<br />

ursprünglich basierend auf der Arbeit von<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 19


B L I T Z L I C H T<br />

Abb. 2: Vergleichende Darstellung von (A) Bodenhöhe H gegen lineare Geschwindigkeit u der mobilen<br />

Phase mit Pentylbenzol als Probe und (B) Säulenrückdruck P gegen die lineare Geschwindigkeit u der<br />

mobilen Phase zwischen einer 75µm I.D. RP18e (3µm) konventionellen, partikulären und einer 100µm<br />

I.D. Chromolith TM CapRod TM monolithischen Kapillarsäule.<br />

Nakanishi und Soga 10 hergestellt worden. Sie<br />

haben ein neues Sol-Gel-Verfahren für die<br />

Herstellung monolithischer Silica-Trennsäulen<br />

mit einer bimodalen Poren-Struktur entwickelt.<br />

Anhand dieser Arbeit haben Prof.<br />

Dr. Nobuo Tanaka, Kyoto Institute of Technology,<br />

das Unternehmen Merck KGaA und<br />

andere 11-12 das zugrundeliegende Sol-Gel-<br />

Verfahren weiterentwickelt, um monolithische<br />

Kapillarsäulen (50-200µm I.D.) herzustellen,<br />

die für HPLC- und CEC-Trennungen<br />

eingesetzt werden können. Dabei entsteht<br />

Abb. 3: Trennung eines tryptischen Verdaus von<br />

Beta-Lactoglobulin auf einer 100µm I.D. monolithischen<br />

Silica-Kapillarsäule unter Verwendung<br />

eines Wasser/Acetonitril-Gradienten und Ameisensäure<br />

als Ionenpaarreagenz<br />

eine stabile monolithische Phase innerhalb<br />

der Kapillarsäule mit einer spezifischen Poren-Struktur<br />

aus Makroporen und Mesoporen,<br />

in der Schrumpfungsprozesse vernachlässigbar<br />

sind. Die Makropore kann als<br />

durchgängige Pore beschrieben werden, mit<br />

einer durchschnittlichen Größe von 2 µm.<br />

Hieraus resultiert eine außergewöhnliche<br />

Permeabilität, die zu niedrigen Säulenrückdrücken<br />

führt. Die Mesoporen befinden sich<br />

in einem Kieselgel-Skelett mit einer Größenverteilung<br />

um 13 nm (Abb. 1).<br />

Die monolithischen Silica-Kapillarsäulen<br />

haben den wesentlichen praktischen Vorteil,<br />

daß kein Ummantelungs-Verfahren der Silica-Monolithe<br />

notwendig ist und die Kapillarmonolithen<br />

in ihrer Länge variabel sind,<br />

da bei dem Sol-Gel-Prozeß keine Fritten benötigt<br />

werden und die definierte Porenstruktur<br />

zu niedrigen Säulenrückdrücken führt.<br />

Dies ermöglicht eine leichte Handhabung.<br />

Durch schnelle Adsorptions- und Desorptionsprozesse<br />

an dem nur wenige Mikrometer<br />

dickem Kieselgel-Skelett zeigen die unter<br />

dem Namen Chromolith TM CapRod TM vermarkteten<br />

100µm I.D. RP18e-Säulen bei der<br />

Trennung sehr flache H/u-Kurven (Bodenhöhe<br />

H / lineare Geschwindigkeit u) verglichen<br />

mit konventionellen, partikulären Säu-<br />

len (Abb. 2a). Die Trennleistung der monolithischen<br />

Silica-Kapillarsäulen beträgt etwa<br />

100.000 N/m und ist vergleichbar mit sehr<br />

guten partikulären 3-5 µm-HPLC-Säulen.<br />

Auffällig ist allerdings der geringe Säulenrückdruck.<br />

Im Vergleich zu einer konventionellen,<br />

partikulären Säule ist er deutlich niedriger<br />

(Abb. 2b). Durch die flache H/u-Kurve<br />

und den geringen Säulenrückdruck können<br />

die Silica-Kapillarsäulen problemlos<br />

auch bei höheren Flußraten mit vernachlässigbarem<br />

Einfluß auf die Effizienz eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Selektivität der monolithischen Silica-<br />

Kapillarsäulen, die zur Oberflächenmodifizierung<br />

mit C18-Silanen und einem ‚endcapping<br />

Reagenz‘ derivatisiert werden, ist vergleichbar<br />

zu konventionellen Reversed Phase-Materialien.<br />

Abbildung 3 zeigt die Trennung<br />

von Polypeptiden auf einer 100 µm I.D.<br />

Chromolith TM CapRod TM -Säule. Bei Verwendung<br />

eines Wasser/Acetonitril-Gradienten<br />

mit TFA oder insbesondere Ameisensäure als<br />

Ionenpaarreagenz können die Polypeptide<br />

effizient und sensitiv aufgetrennt werden<br />

und zum Beispiel einer anschließenden massenspektrometrischen<br />

Analyse zur Peptid-/<br />

Proteinidentifikation zugeführt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Silica-Kapillarmonolithen zeigen durch<br />

ihre definierte, homogene Poren-Struktur einen<br />

verbesserten Massentransfer und eine<br />

verbesserte Trenneffizienz, die eine schnelle,<br />

effiziente und vor allem reproduzierbare<br />

Trennung verschiedenster Moleküle erlaubt.<br />

Ein wesentliches Einsatzgebiet der monolithischen<br />

Silica-Kapillarsäulen ist im Moment<br />

die Proteomforschung, bei der gerade<br />

diese Möglichkeiten für die Trennung und<br />

Identifizierung von Polypeptiden bedeutend<br />

sind.<br />

Literatur<br />

[1] A. Pandey und M. Mann, Nature 405 (2000) 837-46.<br />

[2] J. Peng und S.P. Gygi, J. Mass Spectrom. 36 (2001) 1083-1091.<br />

[3] K.H. Lee, Trends Biotechnology 19 (2001) 217-222.<br />

[4] J.H. Knox und P.A. Bristow, Chromatographia 10 (1977), 279.<br />

[5] Ch.M. Zeug et al., J. Chromatogr. A 753 (1997) 227-234.<br />

[6] S. Xie et al., J. Chromatogr. A 775 (1997) 65-72.<br />

[7] H. Minakuchi et al., Anal. Chem. 68 (1996) 3498-3501.<br />

[8] D. Lubda et al., J. of Sol-Gel Science and Technology 23 (2002) 185–189.<br />

[9] A. Premstaller et al., Anal. Chem. 74 (2002) 4688-4693.<br />

[10] K. Nakanishi und N. Soga, J. Non Cryst. Solids 139 (1992) 1-13, 14–24.<br />

[11] N. Tanaka et al., J. High Resol. Chromatogr. 23 (2000) 111.<br />

[12] N. Ishizuka et al., J. Chromatogr. A 960 (2002) 85-96.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Sven Andrecht<br />

Merck KGaA<br />

Life Science Products R&D Proteomics<br />

Frankfurter Straße 250<br />

D- 64271 Darmstadt<br />

Tel.: +49-(0)6151-72-95-86<br />

Fax: +49-(0)6151-72-95-93<br />

eMail: sven.andrecht@merck.de<br />

www.merck.de<br />

20 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Proteomics �<br />

Proteinfraktionierung<br />

durch vollautomatisierte<br />

2D-Chromatographie<br />

B L I T Z L I C H T<br />

Dr. Dietmar Hansen, Dietmar Janke, Dr. Christoph Krüll, Beckman Coulter GmbH, Krefeld<br />

Die ProteomeLab-Initiative von Beckman Coulter fokussiert auf die Entwicklung neuer<br />

Produkte in der Proteomforschung und gründet sich auf Schlüsseltechnologien einschließlich<br />

Automation (Pipettiersysteme), Durchflußzytometrie, Elektrophorese, Chromatographie,<br />

Zentrifugation und Spektrophotometrie. Eines dieser neuen Produkte ist das zweidimensionale<br />

Chromatographiesystem zur Proteinfraktionierung (PF2D). Dabei wird die erste Dimension<br />

der Auftrennung mit einer Chromatofokussierung durchgeführt, die zweite Dimension<br />

mit einer Reversed-Phase-Chromatographie. Die intakten Proteine können anschließend<br />

identifiziert und charakterisiert werden. Die Technik ist vollautomatisiert.<br />

Key Words: Proteom-Forschung, 2D-Chromatographie, HPLC, Differential-Display,<br />

Automation<br />

Viele Projekte zur Genomsequenzierung sind<br />

mittlerweile erfolgreich abgeschlossen, auch<br />

das menschliche Genom ist vollständig sequenziert.<br />

Mit ‚nur‘ etwa 30.000 Genen erwies<br />

sich das humane Genom als weniger komplex<br />

als ursprünglich erwartet. Dies liegt zum Teil<br />

daran, daß entgegen dem ursprünglichen zentralen<br />

Dogma der Molekularbiologe ein Gen<br />

tatsächlich für mehrere Proteine kodieren<br />

kann. Da Proteine außerdem post-translational<br />

modifiziert werden können, ergibt sich auf<br />

Proteinebene ein sehr komplexes Bild. Die<br />

Auftrennung, Isolierung und Quantifizierung<br />

aller Bestandteile des Proteoms steht deshalb<br />

im Mittelpunkt des Interesses. Ein Proteom<br />

ist die quantitative Darstellung des gesamten<br />

Proteinexpressionmusters einer Zelle, eines<br />

Organismus oder einer Körperflüssigkeit un-<br />

Abb. 1: Das ProteomeLab PF2D-System zur vollautomatischen 2D-HPLC<br />

ter genau definierten Bedingungen 1 . Unterschiede<br />

im Proteinexpressionsmuster von<br />

Zellen verschiedener Herkunft sind ein<br />

Schlüssel zum Verständnis der Zellentwicklung<br />

aber vor allem auch zum Verständnis<br />

von Krankheiten und daraus abgeleitet von<br />

Therapiemöglichkeiten.<br />

Technologien zur Proteinauftrennung<br />

Zum Auftrennen einer großen Anzahl von<br />

Proteinen wird meistens die 2D-Gelelektrophorese<br />

eingesetzt. Bei dieser Methode gibt<br />

es aber einige erhebliche Nachteile. So ist es<br />

zum Beispiel schwierig, Proteine so anzufärben,<br />

daß die Fragmente quantitativ für eine<br />

nachfolgende Analyse erhalten bleiben. Der<br />

Nachweis von in geringen Mengen vorhan-<br />

Kennziffer 19 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 21<br />

�<br />

Anzeige


B L I T Z L I C H T<br />

Abb 2. Beispiel einer UV/pI Map mit einem Chromatogramm der zweiten Dimension von Fraktion 17 (li.)<br />

einer Mauszellinie<br />

denen Proteinen ist zudem über Anfärbemethoden<br />

schwierig zu erbringen, da die Mengen<br />

exprimierter Proteine in der Zelle um<br />

sechs Größenordnungen differieren können.<br />

Ebenso werden stark saure und basische oder<br />

hochpolare sowie hydrophobe Proteine nur<br />

unzulänglich über direkte Anfärbung detektiert.<br />

Zudem sind die Bedingungen für eine<br />

2D-Gelelektrophorese nur sehr schwierig zu<br />

reproduzieren, weshalb der Vergleich mehrerer<br />

Gele sehr schwierig wird. Wegen dieser<br />

Nachteile ist es fraglich, ob diese Methode<br />

überhaupt genügend Informationen zur Analyse<br />

des Proteinexpressionsstatus liefern<br />

kann. Vor diesem Hintergrund ist auch eine<br />

vollständige Automatisierung der 2D-Gelelektrophorese<br />

fraglich.<br />

Beckman Coulter geht deshalb mit dem<br />

ProteomeLab TM PF2D einen anderen Weg und<br />

betreibt Proteinfraktionierung mit zweidimensionaler<br />

HPLC. Die Auftrennung in der<br />

ersten Dimension geschieht durch eine Chromatofokussierung<br />

im Bereich von pH 8,5 bis<br />

pH 4 2 . Für die zweite Dimension wird eine<br />

Reversed-Phase-Chromatographie auf einer<br />

speziellen Säule mit nicht porösem Trennmaterial<br />

durchgeführt – also eine Trennung nach<br />

der Hydrophobizität. Da die Partikel nicht<br />

porös sind, ist eine sehr hohe Trennleistung<br />

gegeben. Das Gerät arbeitet vollautomatisch.<br />

Die Fraktionen der ersten Dimension werden<br />

in einem Autosampler gesammelt, der<br />

selbständig die zweite Dimension einspritzt.<br />

Die Detektion übernehmen UV Detektoren bei<br />

280 nm. Die Ergebnisse werden zu einer UV/<br />

pI Map (Abb. 1) zusammengefaßt. Hier wird<br />

das Chromatogramm jeder Fraktion in einer<br />

Spur dargestellt. Die Farben der Spots stehen<br />

für die unterschiedlichen Extinktionen 3 . Die<br />

einzelnen Fraktionen werden in einem Fraktionssammler<br />

aufgefangen und die intakten<br />

Proteine stehen zur weiteren Untersuchungen<br />

bereit. Die detektierten Proteine werden durch<br />

die Software ProteoSuite in einer UV/pI<br />

Map (Abb. 2) zusammengefaßt. Hier wird das<br />

Chromatogramm jeder Fraktion in einer Spur<br />

Abb. 3: „Differential-Display“ von behandelten und unbehandelten Zellen einer Dickdarmkrebs-Zellinie.<br />

Links ist das Proteinexpressionsmuster einer unbehandelten Zelle und auf der rechten Seite das<br />

Muster einer behandelten Zelle zu sehen. Die mittlere Abbildung gibt die errechnete Differenz wieder.<br />

dargestellt. Die Farben der Spots stehen für<br />

die unterschiedlichen Extinktionen.<br />

Detektion differentieller<br />

Proteinexpression<br />

Der Vergleich der Proteinexpression zweier<br />

verschiedener Zellen oder Gewebe liefert<br />

wichtige Informationen. So können Unterschiede<br />

zwischen malignem und gesundem<br />

Gewebe die an der Entartung gesunder Zellen<br />

beteiligten Proteine aufzeigen. Zur Profilierung<br />

potentieller Medikamente können<br />

Zellen mit dem Wirkstoff-Kandidaten behandelt<br />

werden. Der Vergleich mit gesunden oder<br />

unbehandelten Zellen derselben Zellinie zeigt<br />

dann die Unterschiede auf, die für das Verständnis<br />

der Funktion wichtig sind. Das Softwaremodul<br />

DeltaVue zeigt diese Unterschiede<br />

in einem „Differential-Display“<br />

schnell und zuverlässig an (Abb. 3). Starke<br />

Färbungen der Spots stehen für Proteine, deren<br />

Konzentration erhöht oder erniedrigt sind.<br />

Zum Identifizieren der Proteine kann optional<br />

eine Online-Massenspektroskopie erfolgen<br />

4 . Die durch einen Fraktionssammler in Mikrotiterplatten<br />

aufgefangenen Proteine stehen<br />

für weitere Anwendungen zur Verfügung. Ein<br />

‚Peak-Picking‘ wie bei der 2D-Gelelektrophorese<br />

entfällt 5 . Die fraktionierten Proteine können<br />

auf einem Biomek-Pipettierer weiter prozessiert<br />

werden. Applikationen stehen etwa<br />

zum tryptischen Verdau, Umsalzen und Spotten<br />

auf MALDI-Targets zur Verfügung.<br />

22 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />

Fazit<br />

ProteomeLab PF2D stellt eine wichtige<br />

Technologie zur Analyse des Proteoms dar.<br />

Eine aufwendige Automation von 2D- Elektrophorese<br />

Systemen mit der Gelherstellung,<br />

der Auftrennung, der Spotdetektion und des<br />

Spotpickings ist nicht erforderlich. Dem in<br />

den neuen Markstudien (zum Beispiel<br />

Frost&Sullivan 2003) veröffentlichten stark<br />

erhöhten Bedarf an Automation in der Proteomforschung<br />

– mit Wachstumsraten um<br />

15% allein im Bereich Proteinaufreinigung inklusive<br />

der Fraktionierung, das entspricht<br />

etwa 110 Mio. US-$ in 2004 – wird hier bereits<br />

Rechnung getragen.<br />

Literatur<br />

[1] Lottspeich, Zorbas, Bioanalytik, Spektrum Verlag Heidelberg (1998), 815-820<br />

[2] B. Lubman, Journal of Chromatographie B, 782 (2002) 183-196<br />

[3] T.C. Hunteret al.; Journal of Chromatographie B, 782 (2002) 183-196<br />

[4] B.E. Chong et al., Rapid Commun. Mass Spectrom., 15, (2001) 291-296<br />

[5] M.T. Kachmann et al., Chem., 74 (2002) 1779-1791<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Dietmar Hansen<br />

Beckman Coulter GmbH<br />

Europapark Fichtenhain B13<br />

D-47807 Krefeld<br />

eMail: dhansen@beckman.com<br />

www.beckman.com


B L I T Z L I C H T<br />

Zellseparation �<br />

Durchflußzytometrie und<br />

Zellsortierung<br />

Giovanni Salerno, Lothar Gröbe, Knut Petkau, DakoCytomation GmbH, Hamburg<br />

Während der Begriff Zytometrie umfassend die Messung von physiko-chemischen Eigenschaften<br />

von Zellen beschreibt, ist die Durchflußzytometrie eine etablierte Methode die dabei<br />

verwendet wird. Durch einen präzise geregelten Differenzdruck zwischen Trägerflüssigkeit<br />

und Probenlösung werden Zellen oder Partikel in eine gemeinsame Strömung gezwungen.<br />

Dabei bewegen sie sich wie Perlen an einer Schnur aufgereiht vor einer Meßeinrichtung vorbei.<br />

Die Zellsortierung ist die logische Weiterentwicklung dieses Vorgangs: Nach der Messung<br />

und der Identifizierung der gewünschten Zellpopulation wird durch eine elektrisches<br />

Aufladen des Flüssigkeitsstrahls eine Trennung der Zellen in einem elektrischen Feld ermöglicht.<br />

Die Digitalisierung der Signale in Verbindung mit einer Multiparameter-Datenaufnahme<br />

bei Ereignisraten von mehr 100.000 Zellen/s und einer 4-Wege-Sortierung haben den<br />

Einsatzbereich der Durchflußzytometrie erweitert: Neben den schon „traditionellen“ Gebieten,<br />

wie Immunologie, Krebsforschung, Biologie und Genetik, kann die Durchflußzytometrie<br />

heute als wesentliches Werkzeug in der Arzneimittelforschung und der Hochdurchsatz-Analyse<br />

(HTS) angesehen werden.<br />

Analyzer messen Proben, Zellen oder Partikel<br />

und liefern Daten, die in Listmode-Dateien<br />

abspeicherbar sind. Zellsorter analysieren<br />

und trennen (sortieren) einzelne Populationen<br />

aus komplexen Proben. Während<br />

Analyzer in der Regel geschlossene Systeme<br />

sind, in denen die Flüssigkeit durch eine<br />

transparente Quarzküvette strömt, sind<br />

Hochgeschwindigkeits-Zellsorter „offene“<br />

Systeme (jet-in-air-Prinzip).<br />

Fluoreszenz<br />

Zytometer bestimmen externe und interne<br />

zelluläre und nicht-zelluläre Eigenschaften<br />

durch die Messung der Lichtstreuung und<br />

von emittiertem Fluoreszenzlicht. Fluoreszenz<br />

entsteht, wenn Elektronen, die durch<br />

Licht einer bestimmten Wellenlänge angeregt<br />

werden, anschließend in einen weniger an-<br />

Abb: 1. DakoCytomation MoFlo ® IT und DT, mit<br />

Strahlengängen für 3 Laser (DakoCytomation,<br />

Fort Collins CO, USA).<br />

geregten Zustand (meist den Grundzustand)<br />

zurückkehren. Daraus ergeben sich Emissions-<br />

und Absorbtionsspektren. Der sogenannte<br />

Stokes-Shift ist die Differenz zwischen<br />

den Maxima der Absorptions- und<br />

Emissionsspektren. Der Absorptionskoeffizient<br />

gibt an, wieviel Licht bei einer bestimmten<br />

Wellenlänge absorbiert wird, während<br />

die Quantenausbeute angibt, wie viel Photonen<br />

pro absorbiertem Photon emittiert<br />

werden. Die Forschung an Fluoreszenzfarbstoffen<br />

fand Verbindungen, deren maximaler<br />

Absorptionskoeffizient in der Nähe der<br />

wichtigsten Laser-Emissionslinien liegen<br />

und die gleichzeitig eine hohe Quantenausbeute<br />

aufweisen.<br />

Laser<br />

Laser (Light Amplification by Stimulated<br />

Emission of Radiation) erzeugen einen intensiven<br />

Strahl von monochromatischem, kohärenten<br />

und kollimierten Licht. Moderne Analyzer<br />

haben in der Regel eine festgelegte Laser-Anordnung,<br />

während Zellsorter flexibler<br />

sind. Beide Geräte können bis zu drei Laser<br />

integriert haben und decken damit eine Vielzahl<br />

von Anwendungen.<br />

Fließzelle<br />

Die Fließzelle ist speziell konstruiert um die<br />

Suspension (Zellen oder andere Partikel)<br />

durch die hydrodynamische Fokussierung<br />

im Zentrum eines isotonischen Flüssigkeitsstroms<br />

(Sheath) zu fuhren. In Zytometern<br />

kommt einer von vier Flow-Zellen-Typen<br />

zum Einsatz. Die Auswahl eines speziellen<br />

Typs ist immer ein Kompromiß zwischen<br />

optischer Empfindlichkeit und den erreichbaren<br />

Leistungen beim Sortieren:<br />

– Jet-in-air: optimal zum Sortieren, schlechtere<br />

optische Eigenschaften<br />

– Durchflußküvette: Erste Wahl in den optischen<br />

Eigenschaften, kann zum Sortieren<br />

verwendet werden<br />

– Strömung in Objektträger: beste optische<br />

Eigenschaften, keine Sortiermöglichkeit<br />

– Offene Strömung entlang einer Oberfläche:<br />

beste optische Eigenschaften, keine<br />

Sortiermöglichkeit<br />

Jet-in-air- und hydrodynamische<br />

Fokussierung<br />

Dieses Prinzip stellt die beste Lösung für<br />

Hochgeschwindigkeits-Zellsorter dar, da die<br />

Möglichkeit besteht, mit hohen Drücken zu<br />

arbeiten (bis zu 80 PSI) und damit Sortierraten<br />

von mehr als 100.000 Ereignissen pro Sekunde<br />

zu erreichen. Die Probensuspension<br />

wird in das Zentrum einer Strömung einer<br />

partikelfreien isotonischen Salzlösung eingespeist.<br />

Eine Druckregelung stabilisiert die<br />

dabei entstehende laminare Strömung und<br />

ordnet die Partikel wie Perlen auf einer<br />

Schnur an. Die Laser werden direkt unterhalb<br />

der Düse auf den Strahl fokussiert und liefern<br />

das Anregungslicht.<br />

Detektoren<br />

Das Streu- und Fluoreszenzlicht wird durch<br />

Photomultiplier (PMT) oder Photodioden<br />

(PD) in elektrische Signale gewandelt. Während<br />

PD hauptsächlich zur Messung des Vorwärtsstreulichts<br />

eingesetzt werden, werden<br />

PMTs aufgrund ihrer höheren Empfindlichkeit<br />

für den Nachweis des Fluoreszenzlichts<br />

verwendet.<br />

Meßparameter und Optik<br />

Wenn der Laserstrahl die Partikel anregt, tritt<br />

gleichzeitig Lichtstreuung und die Emission<br />

von Fluoreszenzlicht auf. Das Vorwärtsstreulichtsignal<br />

(FSC), das normalerweise von einer<br />

Diode nachgewiesen wird, korreliert mit<br />

der Partikelgröße, der Form und der optischen<br />

Homogenität. Es gibt wichtige Einflüsse<br />

die das Signal beeinflussen: der Winkelbereich,<br />

über den das Streulicht gesammelt<br />

wird, Strahlblenden und der Unterschied im<br />

Brechungsindex zwischen Partikeln und<br />

Transportmedium. Das Seitwärtsstreulichtsignal<br />

(SSC), das von einem PMT im 90°-Winkel<br />

nachgewiesen wird, gibt Informationen<br />

über die innere Beschaffenheit. Fluoreszenzlichtsignale<br />

werden ebenfalls mit PMTs im<br />

90°-Winkel gemessen.<br />

Anregungsbereich und<br />

Detektionsbereich<br />

Um Streulicht und Fluoreszenzlicht getrennt<br />

nachzuweisen, wird der optische Strahlen-<br />

24 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Abb. 2: DakoCytomation MoFlo ® Z-Konfiguration,<br />

mit Filtern und dichroitischen Spiegeln für die<br />

Anregung mit einer 488 nm-Laserlinie. (Dako-<br />

Cytomation, Fort Collins CO, USA)<br />

gang in einer speziellen orthogonalen Anordnung<br />

aufgespalten: Anregungsbereich und<br />

Detektionsbereich sind über eine Objektivlinse<br />

verbunden. (siehe Abb. 1). Das Streulicht<br />

wird einerseits durch eine Linse vor<br />

dem FSC-Detektor und gleichzeitig durch<br />

das Objektiv gesammelt, senkrecht zu Laserstrahl<br />

und Flüssigkeitsstrom.<br />

Detektionsbereich<br />

Dichroitische Spiegel (DC), die entweder in<br />

„longpass“ (LP, kürzere Wellenlängen werden<br />

reflektiert) oder „shortpass“ (SP, längere<br />

Wellenlängen werden reflektiert) Version<br />

unter 45° entlang des Strahlengangs angeordnet<br />

sind, spalten das Fluoreszenzlicht in<br />

B L I T Z L I C H T<br />

verschiedene Wellenlängenbereiche auf (siehe<br />

Abb. 2) die jeweils getrennt von einem eigenen<br />

PMT gemessen werden.<br />

Kompensation<br />

Unglücklicherweise beginnen Emissionsspektren<br />

im allgemeinen mit einem steilen Anstieg<br />

auf der kurzwelligen Seite, gefolgt von einem<br />

langsamen Abfall der Intensität zu längeren<br />

Wellenlängen hin. Spektrale Überlappung ist<br />

normalerweise kein großes Problem auf der<br />

kurzwelligen Seite. Wirkliche Probleme treten<br />

auf, wenn Fluoreszenzlicht des kurzwelligeren<br />

Farbstoffs (z.B. FITC) im Bereich des<br />

Bandpassfilters strahlt, der für langwellige<br />

Farbstoffe gedacht ist (z.B. PE). Diese spektrale<br />

Überlappung von FITC in den Filterbereich<br />

von PE würde zu einem falschen Beitrag<br />

im PE-Signal führen. Um den korrekten<br />

Betrag des PE-Signals messen zu können,<br />

muß die beobachtete Signalintensität durch<br />

Subtraktion eines Prozentanteils der beobachteten<br />

FITC-Intensität „kompensiert“ werden.<br />

Die Digitalisierung und die Möglichkeiten der<br />

Digitalen Signalverarbeitung (DSP) ermöglichen<br />

die Kompensation mittels Software-Algorithmen:<br />

Die Meßergebnisse können nach<br />

der Datenaufnahme kompensiert werden, die<br />

Originaldaten zusammen mit den kompensierten<br />

im selben Listmode-Datenfile gespeichert<br />

werden. In den vergangenen Jahren hat<br />

das Interesse an der pathologischen Wirkung<br />

von kleinen Lymphozyten Subpopulationen<br />

die Entwicklung von Vielfarbanalysen (6 bis<br />

9 Farben) vorangetrieben.<br />

Zell-Sortierung<br />

Zellsorter gewinnen hochreine Populationen<br />

aus heterogenem Probenmaterial. Die ge-<br />

Kennziffer 20 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

Anzeige<br />

Abb. 3: Sortierprinzip eines Jet-in-air-Zellsorters.<br />

Nach der Aufnahme der Daten und einer<br />

positiven Identifizierung durch die Elektronik<br />

erreicht die gewünschte Zelle den Abrißpunkt.<br />

Unmittelbar vor der Abtrennung wird der gesamte<br />

Flüssigkeitsstrahl aufgeladen. Die Ziel-Zelle<br />

verläßt den Strahl im Innern eines geladenen<br />

Tröpfchens, das im Anschluß daran durch ein<br />

elektrisches Feld in ein spezielles Röhrchen abgelenkt<br />

wird. Im linken Teil des Bildes sind Abrißpunkt<br />

und Tröpfchen zu sehen, wie sie von der<br />

Droplet-Kamera des MoFlo aufgenommen werden<br />

(DakoCytomation GmbH, Freiburg).<br />

wünschte Population wird bei der Messung<br />

durch eine beliebige Kombination von Streulichtverhalten<br />

und Fluoreszenzintensitäten<br />

identifiziert und anschließend in separate<br />

Röhren sortiert (siehe Abb. 3). Die gebräuchlichste<br />

Art zu sortieren basiert auf der Erzeugung<br />

von Tröpfchen: Bei festgelegten<br />

Druck- und Frequenzwerten zerfällt jede<br />

Strömung durch eine Düse in einem definierten<br />

Abstand von der Düse (Abrißpunkt)<br />

in Einzeltröpfchen, die mittels eines elektrischen<br />

Feldes abgelenkt werden.<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 25<br />


B L I T Z L I C H T<br />

Tab.: Definition von Reinheit, Rückgewinnung und Ausbeute für die Planung von Sortierexperimenten lichkeit mehr als ein Tröpfchen aufzuladen:<br />

Reinheit % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />

(Purity) Alle Partikel in der sortierten Probe<br />

Rückgewinnung % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />

(Recovery) Anzahl der detektierten gewünschten Partikel<br />

Ausbeute % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />

(Yield) Anzahl der gewünschten Partikel in der Ausgangsprobe<br />

Bei einem Zellsorter, der bei einem Druck<br />

von 60 PSI, mit einer 70 µm-Düse und einer<br />

Anregungsfrequenz von 100 kHz arbeitet,<br />

strömt die Flüssigkeit mit ca. 25 m/s, und<br />

der Abrißpunkt liegt ungefähr 12 mm unterhalb<br />

der Düse. Die Frequenz der Anregungsschwingung,<br />

die durch einen Piezokristall<br />

im Innern des Düsenkopfes erzeugt<br />

wird, entspricht der Anzahl Tröpfchen, die<br />

pro Sekunde gebildet werden. Die Zeit, die<br />

zwischen der Detektion eines Partikels am<br />

Fokussierungspunkt des Laserstrahls und<br />

dem Erreichen des Abrißpunktes verstreicht,<br />

heißt „drop delay“.<br />

Wenn ein detektiertes Partikel nach der<br />

Messung als gewünscht identifiziert wurde<br />

und den Abrißpunkt erreicht, wird der gesamte<br />

Flüssigkeitsstrahl aufgeladen und das<br />

Teilchen verläßt dann den Strahl im Inneren<br />

eines elektrisch geladenen Tröpfchens. Das<br />

Tröpfchen wird anschließend durch ein zwischen<br />

zwei Elektroden angelegtes elektrisches<br />

Feld in ein Auffangröhrchen abgelenkt.<br />

Tröpfchen ohne oder mit unerwünschten<br />

Partikeln werden durch eine Abfallsammelvorrichtung<br />

entsorgt.<br />

Es ist offensichtlich, daß die Stabilität der<br />

Strömung und ein konstantes „drop delay“<br />

die wichtigsten Bedingungen sind. Um nur<br />

das gewünschte Partikel zu sortieren, muß<br />

die Aufladung des Flüssigkeitsstrahls mit<br />

genau der passenden Verzögerung erfolgen.<br />

Jede Abweichung von dieser Zeitverzögerung<br />

aufgrund von Druckschwankungen,<br />

Luftblasen, Änderungen der laminaren Strömung<br />

oder der Temperatur beeinflussen<br />

dramatisch die Reinheit und Ausbeute der<br />

sortierten Population.<br />

Sortierlogik und Ladungs-Hüllkurve<br />

Bei der Planung von Sortierexperimenten ist<br />

es wichtig, die Definitionen von Reinheit,<br />

Rückgewinnung und Ausbeute in die Überlegungen<br />

mit einzubeziehen (siehe Tabelle).<br />

Beim Sortieren ist die Wahrscheinlichkeit, daß<br />

zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten (koinzident),<br />

direkt proportional zur Ereignisrate.<br />

Da die Elektronik diese zwei Ereignisse nicht<br />

unterscheiden kann, werden diese verworfen<br />

(„hard aborts“) wobei nicht nur falsche Partikel,<br />

sondern auch positive verlorengehen,<br />

was die Ausbeute beeinträchtigt.<br />

Falls die Ausbeute kritisch ist, wie etwa bei<br />

der Isolation sehr seltener Zellen, werden bei<br />

reduzierter Reinheit alle gewünschten Partikel<br />

sortiert, auch wenn dabei „einige“ falsche<br />

mitsortiert werden. Statistisch betrachtet<br />

hängt die Ausbeute vom zufälligen Auftreten<br />

seltener Ereignisse ab, die einer Poisson-<br />

Statistik folgen. Es kann einfach gezeigt werden,<br />

daß bei einer festen Ereignisrate und<br />

Totzeit, eine Erhöhung der Tröpfchenfrequenz<br />

die Ausbeute erhöht (siehe Abb. 4).<br />

Falls die Reinheit entscheidend ist, wie bei<br />

der Isolation von Einzelzellen für Klonierungsexperimente,<br />

werden sowohl Wiederfindung<br />

als auch Ausbeute vermindert: Jedes<br />

Mal, wenn die Gefahr besteht, daß ungewünschte<br />

Partikel mitsortiert werden, verwirft<br />

die Elektronik dieses Ereignis und erhöht<br />

dadurch die Gesamtverlustrate. Deshalb<br />

arbeiten Zellsorter mit verschieden Algorithmen<br />

– auch als Sortierlogik oder Verlustlogik<br />

bezeichnet – die den Anforderungen entsprechend<br />

ausgewählt werden können. Neben<br />

der Sortierlogik besteht auch die Mög-<br />

Abb. 4: Ausbeute und Poisson-Statistik.<br />

Bei einer konstanten<br />

Totzeit von 5,5 µs<br />

verringert sich die Ausbeute<br />

mit ansteigender Ereignisrate.<br />

Bei höheren Zählraten<br />

verwirft die Elektronik aufgrund<br />

der steigenden Anzahl<br />

von Koinzidenzen immer<br />

mehr Partikel, darunter auch<br />

positive Zellen. Indem man<br />

die Anregungsfrequenz und<br />

damit die Zahl der Tröpfchen<br />

/s erhöht, kann die Ausbeute<br />

gesteigert werden.<br />

die Sortier-„Hüllkurve“ kann geändert werden,<br />

so daß ein, zwei oder auch drei Töpfchen<br />

gleichzeitig geladen werden, um damit<br />

zeitweise die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen,<br />

das gewünschte Partikel zu sortieren.<br />

Diskussion<br />

Eine Vielzahl an Experimenten können heute<br />

vollständig mittels der Durchflußzytometrie<br />

durchgeführt werden. State-of-the-art-Analyzer<br />

bieten 11 Parameter, 9 Farben und 3 Anregungslaser<br />

kombiniert mit digitaler Softwarekompensation<br />

und Analyseraten von mehr als<br />

50.000 Zellen/s. Hochgeschwindigkeits-<br />

Zellsorter können gleichzeitig vier verschiedene<br />

Zielpopulationen mit unabhängiger Sortierlogik<br />

bei einer Geschwindigkeit von bis zu<br />

100.000 Zellen/s weitgehend automatisch sortieren,<br />

wobei gleichzeitig Reinheit, Wiederfindung<br />

und Ausbeute optimiert und im Falle<br />

einer Störung die Proben sichergestellt und<br />

die Störung gemeldet werden. Moderne Geräte<br />

können jede Art von Platten mit extremer<br />

Genauigkeit und Reinheit sortieren, vom<br />

Objektträger bis zur 1536-Well-Mikrotiterplatte.<br />

Die Verbindung solcher Systeme mit robotischen<br />

Plattenmanipulatoren erlauben vollautomatische<br />

Hochdurchsatz-Analysen, wobei<br />

bis zu 32 Parameter für jedes einzelne Ereignis<br />

gemessen werden können. Durchflußzytometrie<br />

und Zellsortierung sind heutzutage<br />

etablierte und wertvolle Werkzeuge für<br />

die Analyse und Isolation von Zellen und<br />

anderen Partikeln die in der Forschung sowie<br />

klinischen und industriellen Anwendungen<br />

eine glänzende Zukunft haben.<br />

Literatur<br />

[1] Shapiro, H M. Practical Flow Cytometry – third edition. Wiley Liss, New<br />

York 1995, p. 43.<br />

[2] Melamed MR, Lindmo T, Mendelsohn ML. Flow Cytometry and Sorting, 2nd<br />

ed. Wiley-Liss, New York, 1990<br />

[3] Roederer, M. Compensation. Current Protocols in Cytometry. Wiley, New<br />

York, 1999.<br />

[4] Stewart, C.C., Stewart, S.J. Four color compensation. Cytometry (Communications)<br />

1999; 38: 161-175.<br />

[5] Baumgarth, N., Roederer, M. A practical approach to multicolor flow<br />

cytometry for immunophenotyping. Journal of Immunological Methods<br />

2000; 243: 77-97.<br />

[6] De Rosa, S.C., Herzenberg, L.A., Herzenberg, L.A., Roederer, M. 11-color,<br />

13-parameter flow cytometry: identification of human naïve T cells by<br />

phenotype, function, and T cell receptor diversity. Nature Medicine<br />

2001: 7: 245-248.<br />

[7] Bigos, M., Baumgarth, N., Jager, C.G., Herman, O.C., Nozaki, T., Stovel, R.T.,<br />

Parks, D.R., et al. Nine color eleven parameter immunophenotyping using<br />

three laser flow cytometry. Cytometry 1999; 36: 36-45.<br />

[8] Corcoran, R.M., Lopez, P.A. Cells sorting at 50,000 events per second –<br />

Practical consideration. Cytomation Inc., Application note. Cytomation Inc,<br />

Fort Collins, Colorado USA.<br />

[9] Ashcroft, R.G., Lopez, P.A. Commercial high speed machines open new<br />

opportunities in high throughput flow cytometry (HTFC). Journal of Immunological<br />

Methods, 2000: 243: 13-24.<br />

Korrespondenzadresse<br />

DakoCytomation GmbH<br />

Hamburger Str. 181<br />

D-22083 Hamburg<br />

Tel.: +49-(0)40-6969-47-0<br />

www.dakocytomation.de<br />

26 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Biotechnologie �<br />

Nachhaltige Biokatalyse<br />

N E T Z W E R K<br />

Dr. Rainer Erb 1 , Dr. Stefanie Heiden 2<br />

1 Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH<br />

2 Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück<br />

Biotechnologischen Innovationen kommt eine besondere Bedeutung bei der Realisierung ökonomisch<br />

rentabler und ökologisch vorteilhafter Produktionsverfahren zu: Ressourcen werden<br />

geschont, Umweltbelastungen vermieden oder verringert und unternehmerische Risiken minimiert<br />

2 . Hierzu trägt insbesondere der Einsatz von Biokatalysatoren entscheidend bei. „Biokatalysatoren“<br />

meint hier sowohl Ganzzellsysteme als auch isolierte Enzyme oder katalytisch aktive<br />

Nukleinsäuren. Aufgrund der Summe an positiven Eigenschaften wie Spezifität, Selektivität und<br />

Effektivität wird durch diverse Studien ein wachsender Markt für den Einsatz von Biokatalysatoren/Enzymen<br />

vorausgesagt: Die OECD 7 etwa bezifferte den Weltmarkt für industrielle Enzyme<br />

im Jahr 1998 auf rund 1 Mrd. US-$, wobei sie eine jährliche Steigerungsrate von 10 % prognostizierte<br />

(betrachteter Zeitrahmen: 1995 bis 2000). Das Marktvolumen der Produkte, die mit Hilfe<br />

von Enzymen hergestellt werden oder die Enzyme als wesentliche Komponente enthalten, wird<br />

auf etwa 100 Mrd. US-$ geschätzt und liegt damit um etwa zwei Größenordnungen über dem<br />

Preis für industrielle Enzyme.<br />

Rund 90 % aller Chemieprodukte durchlaufen<br />

bei Ihrer Herstellung ein katalytisches Verfahren,<br />

oft unter Inkaufnahme hoher Mengen<br />

an teuer zu entsorgenden Abfällen sowie hoher<br />

Aufwendungen für Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

Zudem bedingen die hohen Anforderungen<br />

an die Produktreinheit sehr energie-,<br />

stoff- und zeitaufwendige Nachreinigungen.<br />

Die Verfahren sind häufig auch durch<br />

den Einsatz von Lösungsmitteln, toxischen<br />

Katalysatoren und Schutzgruppenchemie<br />

gekennzeichnet. Unter Berücksichtigung der<br />

hohen Kosten – wobei der Umweltkostenanteil<br />

nicht zu unterschätzen ist – stellt der Einsatz<br />

von Biokatalysatoren auch unter ökonomischen<br />

Gesichtspunkten eine interessante<br />

Verfahrensalternative dar. Aufgrund ihrer Spezifität<br />

und Enantioselektivität, die insbesondere<br />

für die Herstellung von Feinchemikalien<br />

von enormer Bedeutung ist, sind Biokatalysatoren<br />

klassischen chemischen Katalysatoren<br />

weit überlegen. Die wirtschaftliche Bedeutung<br />

der asymmetrischen Synthese wird durch folgende<br />

Zahlen belegt: Der Umsatz enantiomerenreiner<br />

Pharmazeutika verdoppelte sich von<br />

1994 bis 1997 auf 90 Mrd. US-$. Weitere jährli-<br />

Tierfutter:<br />

Phosphat liegt gebunden<br />

als Phytinsäure vor<br />

P<br />

P P<br />

P<br />

P<br />

P<br />

Rekombinante<br />

Phytase<br />

Monogastrische Tiere:<br />

Keine Verwertung von Phytinsäure;<br />

Exkretion von Phytinsäurekomplexen<br />

OH<br />

P P<br />

P<br />

P<br />

P<br />

+ P i<br />

Inositolpentaphosphat und<br />

frei verfügbares Phosphat<br />

che Steigerungsraten im zweistelligen Bereich<br />

werden prognostiziert, wobei vorsichtige<br />

Schätzungen davon ausgehen, daß innerhalb<br />

der allernächsten Zukunft 80 % aller chiralen<br />

Pharmazeutika enantiomerenrein vertrieben<br />

werden. Nach Frost & Sullivan (2001) 1 wird<br />

der Marktwert für die Chiraltechnologie von<br />

6,6 Mrd. US-$ im Jahr 2000 auf 16 Mrd. US-$<br />

im Jahr 2007 anwachsen.<br />

DBU fördert „Integrierte Biotechnologie“<br />

Einem breiten Einsatz von Biokatalysatoren,<br />

wie etwa zur Substitution konventioneller industrieller<br />

Produktionsverfahren oder zur Effizienzsteigerung<br />

bestehender Produktionsverfahren<br />

durch Neukombination mit biotechnologischen<br />

Verfahren/Produkten, stehen jedoch<br />

häufig auch inhärente Nachteile entgegen:<br />

So liegen hohe und stabile katalytische<br />

Aktivitäten konventioneller Enzyme in der<br />

Regel nur innerhalb enger Temperatur- und<br />

pH-Wert-Grenzen und in wäßrigen Medien<br />

vor, weshalb eine wirtschaftliche Nutzung<br />

wenig aussichtsreich erscheint. Daher stehen<br />

Optimierung und Auffinden neuartiger Enzy-<br />

Umweltbelastung durch<br />

Phosphat-Eintrag in Böden,<br />

Gewässer, Grundwasser<br />

Umweltentlastung<br />

durch optimierte<br />

Futterverwertung<br />

Abb. 1: Der Einsatz mikrobiell<br />

produzierter<br />

Phytase reduziert die<br />

kostspielige Zugabe<br />

anorganischer Phosphate<br />

zum Tierfutter,<br />

macht lebensnotwendige<br />

Makro- und Spurenelemente<br />

verfügbar und<br />

verringert maßgeblich<br />

die Belastung von Böden,<br />

Gewässern und<br />

Grundwasser 3 .<br />

me mit industriell relevanten Eigenschaften<br />

sowie die gleichzeitige Entwicklung effizienter<br />

Produktionsverfahren im Mittelpunkt der<br />

durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) initiierten und unterstützten Initiativen<br />

„Verbund Biokatalyse“ (www. biokatalyse.de)<br />

sowie „InnovationsCentrum Biokatalyse“ –<br />

kurz: ICBio (www.icbio.de). Berücksichtigt werden<br />

dabei sowohl neue Ansätze aus der Bio-/<br />

Verfahrenstechnik (Modellierung, Downstream-Processing,<br />

Sensorik) als auch innovative<br />

Produktionssysteme (Ganzzellsysteme,<br />

isolierte Biokatalysatoren) sowie moderne molekularbiologische<br />

und biochemische Ansätze<br />

(Expressionssysteme, evolutives Biokatalysatoren-Design,<br />

Stoffwechselflux-Analysen).<br />

Während der Verbund Biokatalyse einen in<br />

sich abgeschlossenen Forschungsverbund darstellt,<br />

der bereits seit 2000 durch die DBU unterstützt<br />

wird, handelt es sich bei ICBio um<br />

ein für Interessierte weiterhin offenes Programm<br />

der DBU im Bereich „Integrierte Biotechnologie“.<br />

An zwei bereits in der Bearbeitung sehr weit<br />

fortgeschrittenen Beispielen wird im folgenden<br />

das besondere Potential zur Umweltentlastung<br />

und Ressourcenschonung durch die<br />

industrielle Nutzung von Biokatalysatoren<br />

aufgezeigt.<br />

Bakterielle Phytase<br />

Der Lehrstuhl für Fermentationstechnik der<br />

Universität Bielefeld hat gemeinsam mit der<br />

ASA Spezialenzyme GmbH, Wolfenbüttel, ein<br />

industrielles Verfahren zur Produktion rekombinanter<br />

bakterieller Phytase entwickelt. Der<br />

für die Tierernährung lebensnotwendige Phosphor<br />

liegt in Futtermitteln in Form komplexer<br />

Verbindungen vor, die monogastrische Tiere<br />

(Nicht-Wiederkäuer) wie Schweine und<br />

Geflügel nicht verwerten können. Diese Phytinsäuresalze<br />

(Phytate) werden mit dem Kot<br />

wieder ausgeschieden und gelangen über<br />

Düngung landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />

in Böden, Gewässer und Grundwasser<br />

(Abb. 1). Anorganische Phosphate müssen<br />

dementsprechend zur Sicherung der Phosphorversorgung<br />

der Tiere zugesetzt werden.<br />

Diese Zusätze können bis zu 30 % der Futtermittelkosten<br />

ausmachen. Zudem zeigen Phytate<br />

stark metallbindende Eigenschaften und<br />

vermindern die Verfügbarkeit lebensnotwendiger<br />

Makro- und Spurenelemente. Sie binden<br />

schließlich auch Nahrungsmittelproteine und<br />

verhindern so deren proteolytische Verdauung.<br />

Diese anti-nutritiven Eigenschaften machen<br />

Phytate zu unerwünschten Inhaltsstoffen<br />

in Futtermitteln.<br />

Eine Lösung dieses Problems stellt der Zusatz<br />

des Enzyms Phytase zum Futtermittel dar.<br />

Bislang wurde Phytase industriell hauptsächlich<br />

durch Fermentation von Pilzen (Aspergillus<br />

sp.) hergestellt, die Phytase in das Medium<br />

sekretieren. Im Gegensatz zu Pilz-Phytasen<br />

besitzt die Phytase von Escherichia coli Eigenschaften,<br />

die eine höhere Effektivität als<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 27


N E T Z W E R K<br />

Tab. 1: Vergleich der Phytasen aus den heterologen Expressionssystemen A. niger und E. coli; die erstmalige<br />

Isolierung der E. coli-Phytase (Stamm ATCC 33965) gelang der Arbeitsgruppe Dr. Ralf Greiner,<br />

Bundesanstalt für Ernährung, Karlsruhe; die Phytase zeigte keinerlei Homologie zu bisher bekannten<br />

Phytasen aus Aspergillus 4 .<br />

Phytase aus dem Phytase aus dem<br />

Aspergillus niger-System Escherichia coli-System<br />

Lokalisierung Kulturmedium Periplasma<br />

Spezifische Aktivität 100 U mg -1 750 U mg -1<br />

Molmasse 48 kDa 42 kDa<br />

pH-Optimum 5,0 und 2,2 4,5<br />

K M 390 µM 2,64 µM<br />

Wechselzahl 220 s -1 6200 s -1<br />

Temperaturoptimum 55 °C 55°C<br />

Futteradditiv bewirken: Hier sind die wesentlich<br />

höhere spezifische Aktivität, ein geringeres<br />

pH-Optimum, Resistenz gegenüber proteolytischem<br />

Abbau im Tiermagen sowie Temperaturstabilität<br />

beim Pelletieren zu nennen<br />

(Tab. 1). Zur Überexpression und extrazellulären<br />

Produktion der Phytase in E. coli wurde<br />

ein Expressionvektor entwickelt, wobei ein Sekretionssystem<br />

auf Basis der kontrollierten<br />

Expression des kil-Gens integriert wurde 5 . Mittels<br />

eines Fließinjektions-Analyse-Systems zur<br />

Glukose-geregelten Zufütterung bei der Fermentation<br />

wurde die Phytaseausbeute signifikant<br />

erhöht 6 . Durch zusätzliche Entwicklung<br />

eines effizienten Aufarbeitungsverfahrens<br />

konnte ein Produktpreis kalkuliert werden,<br />

der um ein Drittel unter dem derzeit erhältlicher<br />

Phytasen liegt. In Summe ermöglicht das<br />

neuartige Verfahren eine wesentlich umweltfreundlichere<br />

und kostenoptimierte Phytaseproduktion<br />

(Tab. 2).<br />

Optimierung der L-Serin-Gewinnung<br />

Der steigende Bedarf an der Aminosäure L-<br />

Serin für die Pharma- und Ernährungsmittelindustrie<br />

macht die Etablierung einer alternativen<br />

biotechnologischen Darstellungsvariante<br />

zur energieaufwendigen und emissionsträchtigen<br />

klassischen sauren Hydrolyse proteinogener<br />

Rohstoffe notwendig. Ziel des Projekts<br />

der Amino GmbH, Frellstedt, mit der Forschungszentrum<br />

Jülich GmbH und dem Lehrstuhl<br />

für Ordnungs- und Prozeßpolitik der<br />

Wirtschaftswirtschaftlichen Fakultät der Uni<br />

Hannover war es, ein hocheffizientes biotechnologisches<br />

Verfahren zur gezielten Herstellung<br />

der Aminosäure L-Serin aus Glukose zu<br />

entwickeln 8 . Durch gezieltes Metabolic Engi-<br />

neering des Stoffwechsels von Corynebacterium<br />

glutamicum wurde ein Serinproduktionsstamm<br />

konstruiert. Dabei wurde festgestellt,<br />

daß die Überexpression der drei Biosynthesegene<br />

serA, serC und serB jedoch nur zu einer<br />

geringen, wenngleich signifikanten Steigerung<br />

der L-Serin-Bildung führte. Erst die Überexpression<br />

aller Synthesegene in Verbindung mit<br />

dem Ausschalten des für den Serinabbau verantwortlichen<br />

Enzyms, der L-Serin-Dehydratase,<br />

führte zu einer 80fachen Steigerung der<br />

Serinbildung. In Mutanten, in denen zusätzlich<br />

zu diesen beiden rationalen Maßnahmen<br />

die Serinvorstufe und Glykolyseintermediat<br />

3-Phosphoglycerat angestaut wird, wurde die<br />

Serinausbeute bezogen auf das Produkt nochmals<br />

um das 6fache gesteigert, auf 2,5 g/l.<br />

Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse sind<br />

weitere Fortschritte erforderlich, um eine wirtschaftliche<br />

Produktion von Serin im industriellen<br />

Maßstab zu ermöglichen. Als Ziel für die<br />

Produktion wurde in der Modellbildung für<br />

die begleitende Ökobilanz und Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

für das fermentative Verfahren<br />

von 30 g/l Produktausbeute und 47 % Aufarbeitungsausbeute<br />

ausgegangen. Unter diesen<br />

Bedingungen zeigen sich signifikante ökologische<br />

Vorteile des fermentativen Verfahrens<br />

gegenüber den Referenzverfahren der sauren<br />

Hydrolyse. Insbesondere in den ökobilanziellen<br />

Wirkungskategorien Energiebedarf, Treibhauseffekt,<br />

Wasserverbrauch, Abwasser und<br />

mit Einschränkung auch in der Kategorie<br />

Ozonbildung ist das fermentative Verfahren<br />

der sauren Hydrolyse überlegen. Aus ökonomischer<br />

Sicht bietet die Fermentation bei diesen<br />

Zielparametern relativ zur sauren Hydrolyse<br />

und unter den Bedingungen eines deutschen<br />

Produktionsstandorts zwar Kostenvor-<br />

Tab. 2: Vergleich der Produktion von Phytase in rekombinanten E. coli-Zellen und der Pilzkultur<br />

A. niger. Die angegebenen Kosten beziehen sich auf betrachtete Fermentationsprozesse in einer Größenordnung<br />

von 50 m 3 . Quelle: Dr. Gerhard Miksch, Lehrstuhl für Fermentationstechnik der Technischen<br />

Fakultät, Universität Bielefeld.<br />

Parameter Escherichia coli Aspergillus niger Einsparung<br />

Mediumkosten 3.480 (D) 3.480 (D) 0 (D) 0 (%)<br />

Abwasserkosten 35 (D) 360 (D) 325 (D) 90 (%)<br />

Energiekosten 1.950 (D) 6.800 (D) 4.850 (D) 71 (%)<br />

Lohnkosten 490 (D) 1.715 (D) 1.225 (D) 71 (%)<br />

Abschreibungen 645 (D) 2.255 (D) 1.610 (D) 71 (%)<br />

Summen 6.600 (D) 14.610 (D) 8.010 (D) 55 (%)<br />

teile; um aber im internationalen Wettbewerb<br />

dauerhaft bestehen zu können und angesichts<br />

des herrschenden Preisdrucks auf dem Markt<br />

für Aminosäuren auch in ungünstigen Marktphasen<br />

mit ausreichenden Deckungsbeiträgen<br />

produzieren zu können, ist eine weitere Verbesserung<br />

des Stamms und des Gesamtprozesses<br />

erforderlich.<br />

Mehr Biokatalyse<br />

Nicht nur auf dem DBU-Messestand im Rahmen<br />

der BioTechnica 2003, sondern auch in<br />

einem zur Messe erscheinenden transkript-Sonderband<br />

finden sich zahlreiche weitere Beispiele,<br />

welche die wegweisende Etablierung biotechnologischer<br />

Innovationen im Sinn einer<br />

nachhaltigen Entwicklung demonstrieren.<br />

Abb. 2: Im Stoffwechsel von C. glutamicum zur<br />

Konstruktion eines Serinproduktionsstamms<br />

vorgenommene gezielte Veränderungen. Quelle:<br />

Dr. Petra Peters-Wendisch, Institut für Biotechnologie<br />

1, Forschungszentrum Jülich GmbH.<br />

Literatur<br />

[1] Frost & Sullivan. (Report 3835), New York (2001).<br />

[2] Heiden, S., Burschel, C., Erb, R. (Hrsg.), Biotechnologie als interdisziplinäre<br />

Herausforderung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg (2001)<br />

[3] Heiden, S., Erb, R., In: Heiden, S., Burschel, C., Erb, R. (Hrsg.) Biotechnologie<br />

als interdisziplinäre Herausforderung, Spektrum Akademischer Verlag,<br />

Heidelberg (2001), 323-370.<br />

[4] Igbasan, F.A., Männer, K., Miksch, G., Borriss, R., Farouk, A., Simon, O., Arch.<br />

Anim. Nutr. 53 (2000), 353-373.<br />

[5] Miksch, G., Fiedler, E., Dobrowski, P., Friehs, K., Arch. Microbiol. 167 (1997),<br />

143-150.<br />

[6] Miksch, G., Kleist, S., Friehs, K., Flaschel, E, In: Erb, R., Heiden, S. (Hrsg.):<br />

Sonderausgabe der DBU in Kooperation mit BIOspektrum, Spektrum Akademischer<br />

Verlag, Heidelberg (2001), 60-62.<br />

[7] OECD (Hrsg.) Biotechnology for Clean Industrial Products and Processes –<br />

Towards Industrial Sustainibility. Paris (1998):<br />

[8] Peters-Wendisch, P., Eggeling, L., Netzer, R., Sahm, H., Serger, H., Müller, U.,<br />

Wilke, B., Faurie, R., In: Heiden, S., Erb, R. (Hrsg.): Sonderausgabe der DBU in<br />

Kooperation mit BIOspektrum, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg<br />

(2001), 65-69.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Rainer Erb<br />

Zentrum für Umweltkommunikation der<br />

Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH<br />

An der Bornau 2, D- 49090 Osnabrück<br />

Tel./Fax: +49-(0)541-9633-950 / -990<br />

eMail: r.erb@dbu.de<br />

Kennziffer 21 LW 04 · www.biocom.de<br />

28 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />


B L I T Z L I C H T<br />

Chromatographie �<br />

Effizienzsteigerung in der<br />

HPLC-Analytik durch das<br />

LaChrom Elite ® -System<br />

Wolf-Dieter Beinert, Reinhold Spatz, Darrol Müller, VWR International GmbH, Darmstadt<br />

Das neue LaChrom Elite HPLC-System bietet mannigfaltige Aspekte und Funktionen zur Effizienzsteigerung<br />

im Chromatographielabor. Einerseits weisen die Module des Systems eine<br />

sehr hohe Probenkapazität und optimierte Eigenschaften für die schnelle Hochdurchsatz-<br />

Chromatographie auf. Die Anwendung von Chromolith-Säulen bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten<br />

birgt ein besonders hohes Einsparpotential, stellt aber auch besondere Anforderungen<br />

an das System. Andererseits bieten das EZChrom Elite-Chromatographiedatensystem<br />

und verschiedene weitere Softwaremodule Unterstützung und Zeiteinsparungspotentiale<br />

bei der Automatisierung des Analysenprozesses, bei der Schulung der Mitarbeiter, der<br />

Softwarevalidierung, bei der Automatisierung der Methodenentwicklung und -validierung<br />

sowie bei der automatischen Qualifikation (OQ, PQ) des HPLC-Systems.<br />

Key Words: Chromatographie, High-Throughput, Automatisierung<br />

Das neue LaChrom Elite-System von VWR<br />

International (Abb. 1) basiert auf Hardwareund<br />

Softwaretechnologien, die eine beträchtliche<br />

Steigerung der Leistung, der Anwendungsflexibilität<br />

und der Effizienz in der<br />

HPLC-Analytik ermöglichen. Die Präzision,<br />

Richtigkeit und Nachweis-Empfindlichkeit<br />

des Systems liefert Analysenergebnisse höchster<br />

Qualität und Aussagekraft. Dies gilt auch<br />

für den Betrieb unter extremen Bedingungen,<br />

wie bei der Mikro-HPLC mit 1 mm-Säulen<br />

oder bei der Chromatographie mit hohen<br />

Flußraten und Chromolith-Säulen. Ein<br />

Aspekt dieser Neuentwicklung ist die Effizienzerhöhung<br />

der HPLC-Analytik im Hinblick<br />

auf alle Aspekte der Hardware- und<br />

Abb.1: Das LaChrom<br />

Elite-System<br />

Software-Komponenten sowie der HPLC-<br />

Methodik.<br />

Schnelle Hochdurchsatz-<br />

Chromatographie<br />

Alle Module des LaChrom Elite-Systems<br />

wurden auch für die schnelle Hochdurchsatz-<br />

Chromatographie mit Chromolith-Säulen<br />

oder kurzen Säulen optimiert. Der geringe<br />

Rückdruck von (bitte quantifizieren) der<br />

Chromolith-Säulen hat den Vorteil, daß<br />

HPLC-Analysen bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten<br />

durchgeführt werden können, ohne<br />

daß sich die Auflösung vermindert. Da die<br />

Komponenten durch beschleunigte Austauschprozesse<br />

in der Chromolith ® -Säule früher<br />

eluieren, können die Analysenzeit erheblich<br />

reduziert und Lösungsmittel pro Analyse<br />

eingespart werden.<br />

Die L-2130 HTA (High Throughput Analysis)-Pumpe<br />

des LaChrom Elite-Systems arbeitet<br />

optimal mit Säulen von 2 bis 4,6 mm<br />

Innendurchmesser und mit Chromolith-Säulen<br />

bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten bis<br />

10 ml/min (Abb. 2). Für die Pumpen wurden<br />

spezielle Gradientensteuerungstechnologien,<br />

wie PASS (Pump Autosampler Synchronisation)<br />

und EPIC (Electronic Pulse Isolation<br />

and Compensation), entwickelt. Für die<br />

Hochdurchsatz-Analytik wurde ein L-2200-<br />

Autosampler mit einem Probenteller ausgestattet,<br />

der bis zu 200 Standardgläschen oder<br />

drei Mikrotiterplatten mit bis zu 1.152 Proben<br />

aufnehmen kann. Für temperaturempfindliche<br />

Proben kann ein Peltier-Kühlrack<br />

mit der gleichen Probenkapazität eingesetzt<br />

werden. Die kurze Injektionszeit des Auto-<br />

samplers verringert die Analysenzeit, und die<br />

Minimierung der Druckpulsation bei der Injektion<br />

verlängert die Lebensdauer der Säule<br />

und des gesamten Systems. Im L-2300-Säulenthermostat<br />

wird das Peltier-Thermostatelement<br />

durch ein zusätzliches Umluftgeblä-<br />

Abb. 2: Hochgeschwindigkeits-Chromatographie<br />

mit einer Chromolith-Säule: Phenolanalyse unter<br />

Anwendung eines kombinierten Lösungsmittlelund<br />

Fluß-Gradienten zur Beschleunigung der Elution<br />

der beiden letzten Komponenten. Bedingungen,<br />

Probe: 7 Phenole, Säule: Chromolith Performance<br />

RP-18e, 100-4.6 mm, Eluent A: Wasser mit<br />

0,1 % Phosphorsäure, B: Acetonitril, Gradient: 0-2<br />

min: 28% B, 3 ml/min; 2-2,2 min 28-80% B, 3-5 ml/<br />

min; 2,2-5 min: 80% B, 5 ml/min, Detektion: bei 220<br />

nm mit 0,1 s Ansprechzeitkonstante, Temperatur:<br />

35°C, Injektionsvolumen: 10 µl<br />

se ergänzt. Dies gewährleistet ein schnelles<br />

Einstellen der Solltemperatur. Darüber hinaus<br />

minimiert dieses Prinzip Temperaturgradienten<br />

innerhalb des thermostatisierten Raumes<br />

und garantiert einen effizienten Wärmeübergang<br />

auf die Säule. Eine Vorheizzone im<br />

Säulenthermostat ermöglicht es, die Länge<br />

der vorgeheizten Verbindungskapillare an<br />

die jeweilige Fließgeschwindigkeit anzupassen.<br />

Das Vorheizen des Eluenten vermeidet<br />

Temperaturgradienten in der Säule und führt<br />

zu besserer Peakform und schmaleren Peaks.<br />

Die LaChrom Elite UV-, DAD-, Fluoreszenz-<br />

und Brechungsindex-Detektoren enthalten<br />

einen aktiven Rauschfilter, für den die<br />

Ansprechzeit (response time) in einem Bereich<br />

von 0,05 bis 8 Sekunden anwählbar ist.<br />

Damit kann die Datenerfassung von Peaks<br />

auch für die schnelle Chromatographie optimiert<br />

werden. Sehr schmale, schnell eluierende<br />

Peaks können unter Erhaltung der Peakform<br />

mit höchstem Signal-Rausch-Verhältnis<br />

aufgezeichnet werden (Abb. 3).<br />

Gerätesteuerung und<br />

Datenauswertung<br />

Das LaChrom Elite-System wird über ein<br />

bedienungsfreundliches EZChrom Elite<br />

Chromatographie-Datensystem gesteuert,<br />

das eine Automatisierung des Analysenprozesses<br />

– auch für Multi-Methoden-Anwendungen<br />

– ermöglicht. EZChrom Elite ist ein<br />

generelles Chromatographiedatensystem,<br />

das über entsprechend validierte Treibermodule<br />

die Steuerung einer Vielzahl verschiedener<br />

HPLC- und GC-Systeme erlaubt. Eine<br />

übersichtliche graphische Status-Anzeige der<br />

30 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Chromatographie-Software (Abb. 4) informiert<br />

ständig über aktuelle System-Bedingungen<br />

und die laufende Analyse. Säulen, Detektorzelle,<br />

Detektorlampen und Dichtungen der<br />

Pumpe und des Autosamplers sind leicht von<br />

vorne zugänglich und können schnell und<br />

ohne Aufwand ausgetauscht werden. Darüber<br />

hinaus lassen sich alle Zubehörteile leicht von<br />

vorne installieren. LaChrom Elite basiert auf<br />

bewährter und sehr robuster Merck-Hitachi-<br />

Technologie. Dies garantiert minimale Ausfallzeiten<br />

und eine hohe Produktivität der Analytik.<br />

Vollautomatisierte Methodenentwicklung<br />

In Kombination mit dem LaChrom Elite-System<br />

kann ChromSword Auto, eine von VWR<br />

International entwickelte Software, neue<br />

HPLC-Methoden vollständig automatisch<br />

entwickeln oder bestehende Methoden verbessern.<br />

Dazu werden die Analysenzeit, die<br />

Peakauflösung und die Robustheit der Methode<br />

optimiert (Abb. 5). Auf diese Weise können<br />

sowohl bei der Methodenentwicklung als<br />

auch in der Routine-Analytik erhebliche Einsparungen<br />

von Zeit, Arbeitsaufwand und Lösungsmittelverbrauch<br />

realisiert werden.<br />

Automatische Methodenvalidierung<br />

Die ebenfalls von VWR entwickelte Software<br />

Validation Manager prüft nach internationalen<br />

Richtlinien und anerkannten statistischen<br />

Rechenverfahren, ob die Analysenmethode für<br />

den vorgesehenen Zweck geeignet ist und erstellt<br />

automatisch den erforderlichen Validierungsreport.<br />

Zusätzlich enthält die Software<br />

Funktionen zur Erstellung des Validierungsplans,<br />

des Probenvorbereitungsplans, von<br />

EZChrom Elite-Injektionstabellen und zum<br />

Import der Analysendaten. Damit können im<br />

Verlauf des Validierungsprozesses Tage oder<br />

sogar Wochen an Arbeit eingespart werden.<br />

Automatische Systemqualifizierung<br />

Bevor eine Analysenserie gestartet wird, sollte<br />

erst nachgewiesen werden, daß das HPLC-<br />

System entsprechend den Anforderungen gut<br />

funktioniert. Diese „Operational Qualification“<br />

(OQ)- und „Performance Qualification“<br />

(PQ)-Schritte stellen Tests der verschiedenen<br />

Module auf ihre Spezifikationen und ein Test<br />

des Gesamtsystems mit einer realen Applikation<br />

auf die laborspezifischen Anforderungen<br />

dar. Die Auto Validation-Software ermöglicht<br />

die vollautomatische Durchführung<br />

der Operational Qualification (OQ) des La-<br />

Chrom Elite-Systems.<br />

Mit Hilfe dieser Software und zertifizierten<br />

LiChroTest Standard-Proben werden die<br />

einzelnen Module des Systems auf Hersteller-Spezifikationen<br />

geprüft und die erforderliche<br />

Dokumentation erstellt. Für die Performance<br />

Qualification steht ein Test-Kit zur Verfügung,<br />

der Test-Methoden, eine HPLC-Säu-<br />

B L I T Z L I C H T<br />

Abb. 3: Hochgeschwindigkeits-Chromatographie<br />

mit einer Chromolith-Säule<br />

bei 5 ml/min:<br />

Einfluß unterschiedlicher<br />

Ansprechzeitkonstanten<br />

auf die Peakform und –<br />

auflösung<br />

le, Test-Proben und eine komplette Beschreibung<br />

des Qualifikationsverfahrens mit einem<br />

Beispiel-Test-Report enthält. Auf diese Weise<br />

können OQ und PQ des Systems vollautomatisch,<br />

zeitsparend durchgeführt und dokumentiert<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Das LaChrom Elite-System weist einen sehr<br />

breiten Einsatzbereich auf und wurde auch<br />

für den Einsatz in der schnellen Hochdurchsatz-Chromatographie<br />

optimiert. Alle Module<br />

des Systems enthalten spezielle Funktionen<br />

und Eigenschaften, die Vorteile in diesem<br />

Anwendungsbereich bieten und es erlauben,<br />

die Produktivität der Routineanalytik<br />

erheblich zu steigern.<br />

Insbesondere die schnelle Chromatographie<br />

mit Chromolith-Säulen bei hohen Fließgeschwindigkeiten<br />

weist ein großes Potential<br />

zur Zeiteinsparung und Kostenreduzierung<br />

auf. Das allgemeine Chromatographie-<br />

datensystem EZChrom Elite eröffnet neue<br />

Aspekte der Kostenreduktion durch einfache<br />

Bedienung sowie einen dadurch reduzierten<br />

Trainings- und Validierungsaufwand. Zusätzliche<br />

Softwaremodule erlauben die vollautomatische<br />

Methodenentwicklung, die automatische<br />

Methodenvalidierung und die automatische<br />

Systemqualifizierung. Sie eröffnen<br />

weitere Möglichkeiten, erhebliche Einsparungen<br />

von Aufwand und Zeit zu realisieren<br />

und die Effizienz und Produktivität<br />

des Analysenlabors zu steigern.<br />

Korrespondenzaddresse<br />

Darrol Müller<br />

VWR International GmbH<br />

Hilpertstr. 20 A<br />

D-64295 Darmstadt<br />

Tel.: +49-(0)6151-3972-212<br />

Fax: +49-(0)6151-3972-101<br />

eMail: darrol.mueller@de.vwr.com<br />

www.vwr.com<br />

Abb. 4: Einfache Kontrolle des LaChrom Elite-Systems durch die System-Statusanzeige in der EZ-<br />

Chrom Elite Chromatographie-Software<br />

Abb. 5: Automatische HPLC-Methodenentwicklung mit ChromSword Auto in Kombination mit dem La-<br />

Chrom Elite System; Probe: Pharmazeutische Formulierung (Wirkstoff, Hilfsstoffe und Verunreinigungen);<br />

Säule: Purospher RP 18e, 125-3; Eluent: Wasser / Acetonitril, 1 ml/min, Optimierungsverfahren:<br />

Start mit Strukturformeln und virtueller Chromatographie für 2 Wirkstoffe); Intelligent Peak Tracking<br />

Zeitaufwand: 32 h automatische Optimierung; beste isokratischen Bedingungen, 10 verschiedene Gradienten-Bedingungen,<br />

bis zu 19 Peaks getrennt<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 31


B L I T Z L I C H T<br />

Bioseparation �<br />

DNAce Quick Clean-Verfahren<br />

verkürzt DNA-Aufreinigung<br />

Slava Pavlovets, Bioline Ltd., London<br />

Die Firma Bioline hat mit DNAce Quick Clean ein einfaches, schnelles und preiswertes System<br />

zur DNA-Fällung auf den Markt gebracht. Bei dem neuen Verfahren wird in 15 Minuten<br />

doppelsträngige DNA mit mehr als 50 Basenpaaren (Bp) aus PCR, enzymatischem Verdau<br />

oder anderen biochemischen Reaktionen aufgereinigt und aufkonzentriert. Durch die Behandlung<br />

mit DNAce Quick Clean werden mehr als 98% der Enzyme, Primer und markierten oder<br />

unmarkierten dNTPs (Desoxyribo-Nucleosidtriphosphate) entfernt. Das neue Verfahren liefert,<br />

verglichen mit anderen Verfahren wie der Ethanol-Fällung oder der Säulenchromatographie,<br />

eine gleich gute oder sogar bessere Ausbeute und Reinheit der DNA.<br />

DNAce Quick Clean eignet sich besonders für<br />

Hochdurchsatzanwendungen mit DNA-Arrays,<br />

bei konventioneller Sequenzierung, Genotypisierung<br />

sowie SNP-Typisierung. DNA-<br />

Fragmente mit mehr als 50 Bp können ohne<br />

organische Lösungsmittel, Glass-milk ® oder<br />

Chromatographiesäulen in nur 15 Minuten<br />

abgetrennt werden. Bei nahezu 100prozentiger<br />

Ausbeute kann die aufgereinigte DNA<br />

sofort weiterverarbeitet werden. Im Vergleich<br />

dazu dauert das Verfahren mit der Säulenchromatographie<br />

20 Minuten, eine Fällung<br />

mit Ethanol 30 Minuten.<br />

In unserem Experiment führten wir eine<br />

PCR mit anschließender Aufreinigung durch.<br />

Bei der PCR entstanden ein 125 Bp-großes<br />

doppelsträngiges DNA-Fragment (dsDNA)<br />

und – was bei nicht optimalen Bedingungen<br />

häufig der Fall ist – auch ein kleines einzelsträngiges<br />

Nebenprodukt (ssDNA). Im Gegensatz<br />

zur Aufreinigung mit herkömmlichen<br />

Kieselgel-Membranen, bei denen die<br />

ssDNA nicht abgetrennt wird, werden DNA-<br />

Fragmente, die kleiner als 50 Bp sind, mit dem<br />

DNAce Quick Clean abgetrennt (Abb. 1).<br />

Quick Clean wird mit dem PCR-Mix entweder<br />

im Verhältnis 1:1 (v/v) oder 1:2 (v/v)<br />

gemischt. Wenn im Ausgangsgemisch neben<br />

dsDNA auch RNA enthalten ist, kann diese<br />

ebenfalls mit Quick Clean von der dsDNA<br />

getrennt werden.<br />

Besonders deutlich ist die Trennung bei<br />

einem Mischungsverhältnis von 1:1 (v/v),<br />

während bei einem 1:2-Verhältnis (v/v) die<br />

RNA vermehrt ausfällt (siehe Tabelle). Die<br />

Aufreinigung mit Quick Clean erfolgt in drei<br />

Schritten:<br />

1. Der PCR-Mix und DNAce Quick Clean<br />

werden im Verhältnis 1:1 (v/v) gemischt.<br />

Wenn das DNA-Fragment kleiner als 100 Bp<br />

ist, wird die doppelte Menge von Quick Clean<br />

empfohlen. Anschließend wird für fünf<br />

Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert.<br />

Eine längere Inkubationsdauer erhöht die<br />

Ausbeute und wird bei DNA-Fragmenten<br />

empfohlen, die kleiner als 100 Bp sind.<br />

2. Die Proben werden in einer Tischzentrifuge<br />

zehn Minuten lang auf höchster Stufe<br />

zentrifugiert. Auch hier erhöht eine längere<br />

Dauer die Ausbeute. Der Überstand wird verworfen.<br />

Ein oder mehrere Waschschritte mit<br />

70prozentigem Ethanol verbessern die Ausbeute.<br />

3. Das DNA-Pellet wird mit der gewünschten<br />

Menge TE-Puffer, Wasser oder einem anderen<br />

geeigneten Puffer resuspendiert und ist<br />

für weitere Untersuchungen einsetzbar.<br />

In einem weiteren Versuch wurde der<br />

DNA-Größenmarker Hyperladder V (Bioline)<br />

mit DNAce Quick Clean aufgereinigt<br />

(Abb. 2). Hyperladder V umfaßt 25 bis 500<br />

Bp und besteht aus 12 Banden, die in gleichmäßigen<br />

Abständen angeordnet sind. Alle<br />

Fragmente mit mehr als 50 Bp wurden vollständig<br />

ausgefällt, während die kleineren<br />

Fragmente im Überstand abgetrennt wurden.<br />

Mit Quick Clean lassen sich verschiedene<br />

Bestandteile von der dsDNA effektiv ab-<br />

Tab. 1: Fraktionen der mit der dsDNA durch die Quick Clean-Behandlung ausgefällten Bestandteile<br />

Bestandteile Mischungsverhältnis 1:1 (v/v) Mischungsverhältnis 1:2 (v/v)<br />

ssDNA 10% 25%<br />

RNA 8% 37%<br />

Primer/Primerdimere


B L I T Z L I C H T<br />

Metagenomik �<br />

Unkultivierte Mikroorganismen<br />

als Ressource für neuartige<br />

Enzyme und Wirkstoffe<br />

Dr. Guido Meurer, Dr. Jürgen Eck, B.R.A.I.N AG, Zwingenberg<br />

Als Torsvik und Goksyr 1 1978 die direkte Isolation von DNA aus einer Umweltprobe beschrieben,<br />

öffneten sie den Weg zur umfassenden molekularbiologischen Untersuchung der unkultivierbaren<br />

mikrobiellen Biodiversität. Erst 20 Jahre später prägten Goodman et al. 2 den<br />

Begriff „Metagenom“ für die Gesamtheit der Genome von Organismen aus einem bestimmten<br />

Habitat und gaben damit dieser Forschungsrichtung ihren Namen. Daß die Metagenomik<br />

inzwischen den Kinderschuhen entwachsen ist, belegt der erste Workshop zu diesem Thema,<br />

den Dr. Christa Schleper, TU Darmstadt und die BRAIN AG Mitte Juni in Darmstadt ausrichteten<br />

(siehe transkript 10/2003). Zwei Tage lang diskutierten Wissenschaftler der Metagenomik<br />

die Erforschung der Evolution, Physiologie, Ökologie und industriellen Nutzung mikrobieller<br />

Gemeinschaften. Neben der Grundlagenforschung profitiert vor allem auch die Biotechnologie<br />

von der Metagenomik, da sie den Zugang zu bisher nicht genutzten Quellen für<br />

neuartige Enzyme, Biokatalysatoren und bioaktive Substanzen eröffnet.<br />

Im Rahmen einer nachhaltigen Produktion<br />

setzt die Prozeßindustrie zunehmend auf mikrobielle<br />

Enzyme zur Biotransformation. Bei<br />

einer jährlichen Wachstumsrate von vier Prozent<br />

wird der Umsatz an Enzymen für Reinigungsmittel,<br />

in der Textil-, Leder- und Papierindustrie<br />

sowie der Chemiebranche im Jahr<br />

2005 allein in den USA voraussichtlich insgesamt<br />

336 Mio. US-$ betragen (Business Communications<br />

Comp., 2001). Vor allem bei der<br />

Synthese enantiomerenreiner Intermediate,<br />

mit denen im vergangenen Jahr 14,5 Mrd. US-<br />

$ umgesetzt wurden (D&MD Reports, 2003),<br />

verspricht man sich vom Einsatz stereoselektiver<br />

Enzyme kosteneffiziente, ressourcenschonende<br />

Herstellungsverfahren.<br />

Bedarf an neuen Enzymen,<br />

Biokatalysatoren und Wirkstoffen<br />

Für viele Prozesse stehen allerdings keine geeigneten<br />

Biokatalysatoren zur Verfügung.<br />

Auch hier baut man aufgrund ihrer biosynthetischen<br />

Vielfalt auf Mikroorganismen als<br />

Lieferanten für neuartige Enzyme, die bisher<br />

nur chemisch katalysierbare Reaktionen ermöglichen.<br />

Um den Bedarf an neuartigen<br />

Wirkstoffen und Enzymen zu decken, reicht<br />

die Zahl der heute bekannten und kultivierbaren<br />

Mikroorganismen allerdings nicht aus.<br />

So gehört etwa die Mehrzahl der mit klassischen<br />

Methoden gewonnenen Enzyme zu<br />

Gruppen mit bereits bekannten Reaktionsmechanismen.<br />

Um neue Biokatalysatoren und<br />

Substanzklassen zu identifizieren, müssen<br />

neue mikrobielle Ressourcen erschlossen werden.<br />

Naturstoffe aus Bakterien und Pilzen sind<br />

aber nicht nur in der chemischen Industrie<br />

gefragt. Trotz moderner Methoden wie der<br />

kombinatorischen Chemie zur Definition neuer<br />

Leitstrukturen sind bioaktive Substanzen<br />

als Basis neuer Medikamente weiterhin von<br />

Bedeutung. 39 Prozent der zwischen 1983 und<br />

1994 neu zugelassenen 520 Arzneimittel basieren<br />

auf Naturstoffen. Bei antibakteriellen<br />

und antitumoralen Medikamenten liegt der<br />

Anteil sogar bei über 60 Prozent 3 . Speziell für<br />

diese Indikationen konzentriert sich die Suche<br />

nach neuartigen Leitstrukturen auf Bakterien,<br />

Archaea und niedere Pilze, denn sie haben<br />

im Lauf der Evolution Synthesewege für<br />

eine unüberschaubare Vielfalt von bioaktiven<br />

Peptiden und niedermolekularen Substanzen<br />

entwickelt. Screeningprogramme, die sich auf<br />

bislang ungenutzte Ressourcen konzentrieren,<br />

sollen den Pool an neuen Naturstoffen erweitern.<br />

Da die so gewonnenen Isolate jedoch<br />

meist schwer kultivierbar sind, stehen die von<br />

ihnen produzierten Naturstoffe nicht in beliebiger<br />

Menge und gleichbleibender Qualität<br />

zur Verfügung. Dies erschwert die präklinische<br />

Entwicklung pharmakologischer Wirkstoffe<br />

und macht deren großtechnische Herstellung<br />

unter Nutzung der Originalproduzenten<br />

praktisch unmöglich.<br />

Rekombinante Darstellung von<br />

Enzymen und Naturstoffen aus<br />

Metagenom-Banken<br />

Derzeit sind rund 5.000 Bakterienarten bekannt.<br />

Dies ist aber nur ein Bruchteil der, vorsichtig<br />

geschätzt, 40.000 bis 4.000.000 Bakterien-Spezies.<br />

Deren Charakterisierung, Analyse<br />

und biotechnologische Nutzung wird aber<br />

dadurch erschwert, daß – wie molekularbio-<br />

logische Untersuchungen zeigen – 99 Prozent<br />

der in einer Umweltprobe enthaltenen Mikroorganismen<br />

mit gängigen Methoden nicht<br />

kultiviert werden können 4 . Selbst eingehend<br />

erforschte Habitate wie Böden und Sedimente<br />

sind daher als Quelle neuer technischer<br />

Enzyme und Wirkstoffe kaum erschlossen.<br />

Um diese Ressourcen zu nutzen, werden bei<br />

BRAIN AG moderne molekulargenetische<br />

und biochemische Verfahren zur rekombinanten<br />

Darstellung von Naturstoffen aus Umwelt-<br />

DNA entwickelt und angewendet.<br />

Unabhängig von der Kultivierbarkeit der<br />

Organismen wird genomische DNA direkt aus<br />

Proben isoliert und in geeigneten Vektoren als<br />

rekombinante Genbank in heterologen Wirten<br />

dargestellt. Im Idealfall enthält eine solche<br />

Metagenom-Bank den Großteil der gesamten<br />

genomischen Information einer mikrobiellen<br />

Population. Diese direkte Abbildung in einer<br />

flexibel einsetzbaren Genbank erweitert signifikant<br />

die verfügbare Biodiversität um die bislang<br />

nicht kultivierten Mikroorganismen. Insbesondere<br />

sichert die heterologe Darstellung<br />

von Naturstoffen und Enzymen in Wirtsorganismen,<br />

die unter standardisierbaren Bedingungen<br />

kultiviert werden können, daß diese<br />

Substanzen für die weitere Entwicklung nachhaltig<br />

verfügbar sind.<br />

Umwelt-DNA wird in komplexen ‚large insert<br />

libraries‘ (Metagenom-LIL ® ) oder ‚activity-based<br />

expression libraries‘ (Metagenom-<br />

ABEL ® ) gesichert, die jeweils für unterschiedliche<br />

Untersuchungen und Anwendungen optimiert<br />

sind. Bei der Suche nach neuartigen<br />

technischen Enzymen und Biokatalysatoren<br />

werden in der Regel komplexe Expressions-<br />

Abb. 1: Nach schonender Isolierung der Metagenom-DNA<br />

aus Bodenproben können durch Puls-<br />

Feld-Elektrophorese in einem Zwei-Phasen-Gel,<br />

bei dem die erste Phase Polyvinylpyrrolidon zur<br />

Komplexierung von Polyphenolen enthält, DNA-<br />

Fragemente von bis zu 600 kBp gelelektrophoretisch<br />

aufgereinigt werden.<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 33


Abb. 2: Aktivität rekombinanter Metagenom-LIL ® s<br />

gegen B. subtilis. Verschiedene Extrakte aus<br />

Transformanden wurden auf einer mit B. subtilis<br />

überschichteten Agarplatte aufgetragen. Antimikrobielle<br />

Aktivität gegen den Teststamm ist als<br />

Hemmhof um die Auftragsstelle erkennbar.<br />

banken (ABEL ® ) auf der Basis von Plasmidoder<br />

Cosmidvektoren in E.coli eingesetzt. Externe,<br />

induzierbare Promotoren für die Genexpression<br />

ermöglichen es, diese Banken in<br />

speziell entwickelten Assays auf spezifische<br />

Enyzme hin zu testen 5 . Niedermolekulare antimikrobielle<br />

Substanzen werden in Bakterien<br />

oft von einer Vielzahl von Proteinen synthetisiert,<br />

modifiziert und exportiert. Die für<br />

sie codierenden Gene sind in der Regel in<br />

Operons oder großen Genclustern gruppiert,<br />

die meist auch Gene für regulatorische Proteine<br />

und Enzyme enthalten, die den produzierenden<br />

Organismus resistent gegen den eigenen<br />

Wirkstoff macht. Abhängig von der<br />

Zahl beziehungsweise Größe der an der Synthese<br />

beteiligten Enzyme oder Enzymkomplexe<br />

variiert die Länge der Gencluster zwischen<br />

10 und >100 kbp (Tab. 1). Um das Synthese-<br />

Potential einer Population funktionell zu erfassen,<br />

müssen daher große genomische Fragmente<br />

kloniert werden, um vollständige Stoffwechselwege<br />

rekombinant darzustellen. Zusammen<br />

mit der Arbeitsgruppe von Dr. Christa<br />

Schleper, TU Darmstadt, hat BRAIN Ver-<br />

Abb. 3: Enzymatische Aktivität rekombinanter E.<br />

coli-Klone aus Metagenom-Banken. Zum Nachweis<br />

von Oxidasen wurden Metagenomklone auf<br />

Agarplatten mit Indol ausplattiert. Positive Klone,<br />

die im Assay Indigo bilden, werden – wie abgebildet<br />

– im Einzelausstrich verifiziert.<br />

B L I T Z L I C H T<br />

fahren entwickelt, mit denen auch aus schwer<br />

zu handhabenden Proben wie huminsäurehaltigen<br />

Böden Metagenom-Fragmente von<br />

bis zu 600 kbp isoliert und kloniert werden<br />

können (Abb. 1) 6 . In Verbindung mit BAC-/<br />

PAC-Vektoren entsprechender Kapazität - also<br />

‚artifiziellen Chromosomen‘ wie pBeloBAC11 7<br />

- werden LIL ® s erstellt, die mit Inserts von bis<br />

zu 300 kb selbst die bislang größten bekannten<br />

Gencluster vollständig abbilden können.<br />

Screening nach neuen Wirkstoffen<br />

Die Diversität und damit das Wirkstoffpotential<br />

von Metagenom- LILs belegt beispielhaft<br />

das Screening mit PCR-Primern, die konservierte<br />

Bereiche nicht-ribosomaler Peptid<br />

(NRP)-Synthasen in Genclustern targetieren.<br />

Sie zeigten bei einem Stichprobenumfang von<br />

30 sequenzieten Genabschnitten 30 neue und<br />

bislang unbekannte NRP-Synthase-Sequenzen.<br />

Über die sequenz-homologe Identifizierung<br />

von Genclustern etabliert und charakterisiert<br />

BRAIN umfangreiche Banken von LIL ® -<br />

Klonen, um Naturstoffe rekombinant darzustellen<br />

und über kombinatorische Biosynthese<br />

zu derivatisieren. Primäre Metagenom-<br />

Tab. 1: Charakteristika einiger mikrobieller Wirkstoffe<br />

Wirkstoff Naturstoffklasse Wirkstoffproduzent Größe des<br />

Genclusters (kb)<br />

Puromycin Aminonukleosid Streptomyces alboniger 13<br />

Tetrazyklin aromatisches Polyketid Streptomyces aureofaciens 30<br />

Erythromycin Makrolid Saccharopolyspora erythraea 55<br />

Bleomycin Glycopeptid Streptomyces verticillus 80<br />

Rapamycin Makrolid Streptomyces hydroscopicus 110<br />

LIL ® s bilden ferner die Basis für das aktivitäts-basierte<br />

Screening nach rekombinanten<br />

Naturstoffen, die durch Produkte unbekannter<br />

Gencluster synthetisiert werden. Obwohl<br />

E. coli kleinere Gencluster heterolog exprimiert<br />

(Abb. 2), ist dieser Wirt aufgrund der 4‘-Phosphopantothenylierung<br />

von Apo-Acyl-/Peptidyl-Carrier-Proteinen<br />

oder -Domänen zur<br />

Synthese neuer Substanzen aus dem Metagenom<br />

weniger geeignet. Daher werden vor allem<br />

Streptomyces oder Pseudomonas als Produzenten<br />

eingesetzt. Sie verfügen über einen ausgeprägten<br />

Sekundärmetabolismus und so<br />

über die nötige biosynthetische Ausstattung,<br />

um Apo-Enzyme zu prozessieren, Grundbausteine<br />

für die Synthese rekombinanter Naturstoffe<br />

bereitzustellen und Produkte zu exportieren.<br />

Proprietäre, flexible Shuttle-Vektoren,<br />

die wirtsspezifische Flip-Kassetten enthalten,<br />

ermöglichen die Erstellung von Metagenom-<br />

LIL ® s, die in unterschiedlichen Systemen exprimiert<br />

werden können.<br />

Screening nach Enzymen<br />

Beim Screening von Metagenom-Banken nach<br />

neuartigen Biokatalysatoren werden die gleichen<br />

sequenz- und aktivitätsbasierten Strategien<br />

verwendet wie bei der Suche nach nie-<br />

dermolekularen Wirkstoffen. Abgesehen von<br />

großen Enzymkomplexen, die sich nur über<br />

die Expression von LIL ® s darstellen lassen,<br />

können Enzyme auch über ABEL ® s exprimiert<br />

werden (Abb. 3). In einem von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt<br />

sucht BRAIN in Kooperation mit Prof. Dr.<br />

Uwe Bornscheuer, Universität Greifswald,<br />

und Dr. Christa Schleper, TU Darmstadt, in<br />

Metagenom-Banken aus Boden neue Esterasen<br />

und Lipasen. Die etwa 50 derzeit erhältlichen<br />

Enzyme dieser Klassen genügen in<br />

Bezug auf Substratspezifität, Enantioselektivität<br />

oder pH-Stabilität nicht immer den Anforderungen<br />

spezifischer Produktionsprozesse.<br />

In speziell entwickelten aktivitätsbasierten<br />

Hochdurchsatz-Testverfahren wird deshalb<br />

nach Esterasen und Lipasen mit neuen Eigenschaften<br />

und Aktivitätsprofilen für den Einsatz<br />

in der Fein- und Spezialchemie gesucht.<br />

Ausblick<br />

Die Metagenomik, mit deren Hilfe grundlegende<br />

Fragen der Evolution, Ökologie und<br />

Physiologie von unkultivierten Mikroorganismen<br />

geklärt werden sollten, hat sich inzwi-<br />

schen auch als fruchtbares anwendungsbezogenes<br />

Arbeitsgebiet etabliert. Mit den neuen<br />

Technologien, die das Metagenom zugänglich<br />

machen, eröffnet sich eine neue Quelle für<br />

Enzyme und neue Wirkstoffe. Die umfangreichen<br />

neuen Ressourcen, die sie zugänglich<br />

macht, bieten neue Möglichkeiten zur Entwicklung<br />

umweltfreundlicher Herstellungsverfahren<br />

und wirkungsvoller medizinischer<br />

Therapien.<br />

Literatur<br />

[1] Torsvik, V., Goksyr, J., Soil Biol. Biochem. 10 (1978), 7-12<br />

[2] Handelsman, J., Rondon, M. R., Brady, S. F., Clardy, J. and Goodman, R. M.,<br />

Chem. Biol. 5: (1998), R245-249<br />

[3] Cragg, G. M., Newman, D. J. and Snader, K. M. (1997): Natural products in<br />

drug discovery and development. J. Nat. Prod. 60: 52-60<br />

[4] Amann, R. I., Ludwig, W. and Schleifer, K. H., Microbiol. Rev. 59 (1995),<br />

143-169<br />

[5] Lorenz, P., Liebeton, K., Niehaus, F., Schleper, C., Eck, J., J. Biocatal.<br />

Biotransform 21 (2003), 87-91<br />

[6] Quaiser, A. et al., Environ. MIcrobiol. 4 (2002), 603-611<br />

[7] Shizuya, H. et al. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89 (1992), 8794-8797<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Guido Meurer, BRAIN AG<br />

Darmstädter Str. 34, D-64673 Zwingenberg<br />

Tel./Fax: +49-(0)6251-9331-29 / -11<br />

eMail: gm@brain-biotech.de<br />

www.brain-biotech.de<br />

34 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


B L I T Z L I C H T<br />

Protein-Separation �<br />

2D-Gelelektrophorese in<br />

den Proteomics:<br />

ZOOM IPGRunner<br />

Karsten Wilking, Invitrogen GmbH, Karlsruhe<br />

Die zweidimensionale (2D) Gelelektrophorese nutzt zwei voneinander unabhängige Eigenschaften<br />

von Proteinen zur hochauflösenden Fraktionierung eines Proteingemisches: die<br />

Ladung und das Molekulargewicht. In der ersten Dimension werden Proteine durch isoelektrische<br />

Fokussierung (IEF) nach ihrer Ladung aufgetrennt, in der zweiten Dimension mit<br />

Hilfe der SDS-PAGE nach ihrer Masse. Die 2D-Gelelektrophorese ist kosten-, zeit- und arbeitsintensiv.<br />

Beim neuen ZOOM ® IPGRunner-System handelt es sich dagegen um eine<br />

einfache und schnelle Methode zur isoelektrischen Fokussierung in der ersten Dimension,<br />

die zudem kein Mineralöl mehr benötigt. Die elektrophoretische Auftrennung der Proteine,<br />

die in der ersten Dimension auf sieben Zentimeter langen Strips mit immobilisiertem pH-<br />

Gradienten und in der zweiten Dimension in NuPAGE ® Novex 4 bis 12 % Bis-Tris ZOOM ® -Gelen<br />

stattfindet, dauert statt bislang 24 nur noch maximal fünf Stunden.<br />

Key Words: 2D-Gelelektrophorese, Proteine-Auftrennung, IEF, SDS-PAGE<br />

Die zweidimensionale (2D) Gelelektrophorese<br />

gilt inzwischen als ‚goldener Standard‘ zur<br />

Auftrennung von Proteingemischen. Durch<br />

ihre hohe Auflösung ermöglicht sie die Analyse<br />

signifikanter Unterschiede in der Zusammensetzung<br />

biologischer Proben. In der Praxis<br />

wird die 2D-Gelelektrophorese in der klinischen<br />

Diagnostik eingesetzt, bei der Identifizierung<br />

neuer Wirkstoff-Targets und der<br />

Analyse umweltbedingter und arzneimittelbedingter<br />

Toxizitäten. In Kombination mit<br />

der Massenspektrometrie gilt sie außerdem<br />

inzwischen als Kerntechnologie in der Proteomforschung.<br />

Die 2D-Gelelektrophorese basiert darauf,<br />

dass ein komplexes Proteingemisch Bestandteile<br />

unterschiedlicher Ladung und Masse<br />

enthält. Aufgrund dieser Eigenschaften können<br />

die einzelnen Komponenten in der ersten<br />

Dimension durch isoelektrische Fokussierung<br />

nach Ladung und in der zweiten Dimension<br />

durch SDS-PAGE nach Masse aufgetrennt<br />

werden. Zu sehen sind diese Unterschiede<br />

in Form von unterschiedlichen elektrophoretischen<br />

Mobilitäten. Bisher benötig-<br />

te man für eine 2D-Gelelektrophorese teure<br />

und Spezialgeräte, die viel Platz einnehmen.<br />

Zuverlässige Ergebnisse erforderten einen erheblichen<br />

Zeitaufwand sowie ein hohes Maß<br />

an Erfahrung.<br />

Beschleunigte IEF-Auftrennung<br />

Bei dem neuen ZOOM ® IPGRunner-System<br />

handelt es sich um ein neuartiges Verfahren,<br />

das den Vorgang der zweidimensionalen<br />

Auftrennung wesentlich vereinfacht<br />

und beschleunigt. Die isoelektrische Fokussierung<br />

erfolgt auf sieben Zentimeter langen<br />

Strips. Diese sind mit linearen Gradienten für<br />

pH = 4,5–5,5; 5,3–6,3 und 6,1–7,1 erhältlich<br />

und decken damit die pH-Bereiche ab, in<br />

denen die meisten Proteine detektiert werden<br />

können. Außerdem lassen sich Proteingemische<br />

mit den neuen Streifen mit einer höheren<br />

Auflösung in einem engen, ausgewählten<br />

pH-Bereich darstellen. Dies erhöht die<br />

Chance, geringe Mengen eines Proteins in<br />

komplexen Gemischen nachzuweisen, auch<br />

bei hohen Proteinkonzentrationen.<br />

Tab. 1: Volumeneinsparung der benötigten Reagenzien beim ZOOM ® IPGRunner-Verfahren im Vergleich<br />

zur Standardmethode 1<br />

Puffer/Reagenz Benötigte Volumina<br />

ZOOM IPG Standardverfahren 2D-Gele<br />

Probenvolumen/Ladepuffervolumen 38 µl/117 µl 38 µl/361 µl<br />

Mineralöl 0 ml 1,8 ml<br />

Reduktionspuffer 10 ml 20 ml<br />

Alkylierungspuffer 5 ml 10 ml<br />

SDS-PAGE-Laufpuffer 450 ml 1,4 l<br />

Fixieren/Färben/Entfärben ca. 300 ml ca. 1 l<br />

Die Auftrennung in der zweiten Dimension<br />

erfolgt auf kleinen (8 cm x 8 cm), aber<br />

gleichzeitig hochauflösenden NuPAGE-Gelen.<br />

Mit einer speziell hierfür entwickelten<br />

Minizelle, dem IPGRunner, können die Fokussierung<br />

und die Elektrophorese in einer<br />

einzigen vertikalen Einheit erfolgen. Diese<br />

vereinfachte Anordnung spart Platz und Zeit.<br />

Diese neue 2D-Gelelektrophorese wird beispielsweise<br />

verwendet, um Rattenleberextrakte<br />

und E. coli-Lysate aufzutrennen: Die<br />

Rehydrierung der Strips erfolgt dazu direkt<br />

in der Kassette, die bis zu sechs IPG-Strips<br />

aufnehmen kann.<br />

Die Proben werden zusammen mit Rehydrierungspuffer<br />

(2 M Thio-Harnstoff, 7 M<br />

Harnstoff, 0,5 % ZOOM ® -Trägerampholyte,<br />

2,0 % CHAPS, 20 mM DTT) direkt in das dafür<br />

vorgesehene Fenster der Kassette pipettiert<br />

und die Strips daraufhin in die dafür vorgesehenen<br />

Taschen eingeführt. Während der<br />

Rehydrierung werden die Probenvertiefungen<br />

mit Abdeckfolie verschlossen, um eine<br />

luftdichte Umgebung zu schaffen, und die<br />

Rehydrierung erfolgt wie beim konventionellen<br />

Verfahren im Lauf von 8 bis 16 Stunden<br />

bei Raumtemperatur. Danach wird die Folie<br />

abgezogen und die Pipettieröffnungen werden<br />

entfernt. An jedes Ende der IPGRunner-Kassette<br />

wird ein Elektrodensaugdocht<br />

platziert, der mit 750 µl entionisiertem Wasser<br />

befeuchtet wird.<br />

Die Kassetten und der Puffertank werden<br />

nun zusammengebaut und in die Minizelle<br />

eingesetzt, in der später auch die SDS-PAGE<br />

stattfindet. Die äußere Kammer der Minizelle<br />

wird mit Wasser befüllt. Die Dauer der<br />

isoelektrischen Fokussierung beträgt 1,5<br />

Stunden verglichen mit bis zu 24 Stunden zur<br />

Fokussierung von Proteinen bei konventionellen<br />

Systemen mit Ölimmersion. Die Effizienz<br />

dieses elektrischen Systems erlaubt eine<br />

vollständige Fokussierung bei einer Spannung<br />

von höchstens 2.000 Volt.<br />

2. Dimension mit NuPAGE-Gelen<br />

Die Elektrophorese in der zweiten Dimension<br />

wird unter Verwendung von NuPAGE ® -<br />

Gelen durchgeführt. Die erforderliche Äquilibrierung<br />

der Strips erfolgt mit NuPAGE ® -<br />

LDS-Probenpuffer in Gegenwart von Reduktions-<br />

und Alkylierungsmitteln. Die Strips mit<br />

den in der IEF aufgetrennten Proben werden<br />

dazu 15 Minuten lang in 5 ml Probenpuffer<br />

mit 50 mM DTT inkubiert, gefolgt von einer<br />

15-minütigen Inkubation in Probenpuffer mit<br />

125 mM Iodacetamid. Die Dauer der Reduktions-<br />

und Alkylierungsschritte verkürzt sich<br />

auf die Hälfte und es ist nur etwa halb so viel<br />

Puffer erforderlich wie bei herkömmlichen<br />

Verfahren (Tab. 1).<br />

Die Proteine auf den IPG-Strips werden mit<br />

NuPAGE-Gelen aufgetrennt. Dazu wird je ein<br />

IPG-Strip nach der Reduktion und Äquilibrierung<br />

einzeln der Länge nach in die Vertiefung<br />

eines Gels eingesetzt und diese mit<br />

36 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


B L I T Z L I C H T<br />

Abb.1: Auftrennung von E.coli-Lysat mit dem ZOOM ® IPGRunner-Verfahren nach Anfärben des Gels<br />

durch Silberfärbung (links, SilverQuest Silver Staining-Kit, Invitrogen) oder Coomassie-Blau (rechts,<br />

SimplyBlue SafeStain, Invitrogen)<br />

400 µl 0,5%-iger Agaroselösung – hergestellt<br />

im entsprechenden Laufpuffer – verschlossen.<br />

Parallel dazu wird ein passender Molekulargewichtsstandard<br />

daneben in die dafür<br />

vorgesehene Tasche pipettiert. Die SDS-PAGE<br />

erfolgt nach Standardvorgehensweise bei 200<br />

Volt in 45 bis 50 Minuten. Die in den 2D-Gelen<br />

aufgetrennten Proteine können entweder<br />

durch Silberfärbung oder andere übliche Färbemethoden,<br />

wie etwa Coomassie-Färbung,<br />

sichtbar gemacht und ausgewertet werden<br />

(Abb. 1).<br />

Tab. 2: Zeitersparnis bei der 2D-Gelelektrophorese mit dem ZOOM ® IPGRunner-Verfahren im Vergleich<br />

zur Standardmethode 1<br />

Schritt Pro 2D-Gel benötigte Zeit<br />

ZOOM IPG Standardverfahren 2D-Gele<br />

Probenvorbereitung 15 Min. 15 Min.<br />

Rehydratisierung 18 Std. 18 Std.<br />

IEF 3 Std. (~ 1.500 Vh) 24 Std. (~ 74.000 Vh)<br />

Reduktion + Alkylierung 45 Min. 1, 5 Std.<br />

SDS-PAGE 50 Min. 6,5 Std.<br />

Fixieren/Färben/Entfärben ca. 7 Std. ca. 8-9 Std.<br />

Das gesamte Verfahren, beginnend mit der<br />

IEF und SDS-PAGE bis hin zur Färbung der<br />

fertigen Gele, dauert etwa neun Stunden, ausschließlich<br />

der Rehydratisierungszeit, im Vergleich<br />

zu zirka 36 Stunden beim Standardverfahren<br />

(Tab. 2). Vor allem bei kleinen Proteinmengen<br />

übertrifft die Qualität der Auftrennung<br />

des Proteingemisches mit dem<br />

ZOOM ® IPGRunner-System die Auflösung<br />

auf herkömmlichen 2D-Gelen. So wurden<br />

nach 2D-Auftrennung von 20 µg Rattenleberextrakt<br />

im ZOOM ® IPGRunner-System<br />

durch automatisierte Bildanalyse etwa doppelt<br />

so viele Spots nachgewiesen wie im Standard<br />

2D-Gel.<br />

Die Bildakquisition und Auswertung benötigen<br />

wesentlich weniger Zeit. Auch die<br />

prozentuale Abdeckung der Proteinzusammensetzung<br />

ist bei geringen Probenmengen<br />

im Durchschnitt höher. In der Identifizierung<br />

durch MALDI-TOF-Massenspektrometrie<br />

ergab sich außerdem eine höhere Ionendichte<br />

der Spots, auch bei Spots geringerer Intensität.<br />

Ein weiterer Vorteil des ZOOM ® IPG Runner-Systems<br />

ist, daß täglich zahlreiche<br />

Proben in der ersten Dimension aufgetrennt<br />

werden können. Die fokussierten Streifen<br />

werden dann entweder gemeinsam ausgewertet<br />

oder in der Kassette bei –80°C aufbewahrt<br />

und später in der zweiten Dimension<br />

analysiert. Aufgrund ihrer geringen Größe<br />

kann die IPGRunner-Minizelle überall<br />

aufbewahrt und verwendet werden, da keine<br />

spezielle IEF-Station mehr erforderlich<br />

ist.<br />

Fazit<br />

Das einfache, leicht erlernbare neue Verfahren<br />

macht den Laborablauf effektiver und effizienter.<br />

Das ZOOM ® IPGRunner-System<br />

ermöglicht eine konsistente Reproduzierbarkeit<br />

der 2D-Gelelektrophorese mittels einfacher<br />

Technik. Damit eignet sich die Technologie<br />

für den Einsatz in allen pharmazeutischen<br />

und biotechnologischen Labors.<br />

Literatur<br />

[1] Pisano, M. R., Biedermen, K., Allen, D., Saxton, M., Nunez, R., Bala, K.<br />

Kontaktadresse<br />

Karsten Wilking<br />

Invitrogen GmbH<br />

Emmy-Noether-Str. 10<br />

D-76131 Karlsruhe<br />

Tel.: +49-(0)721-61890<br />

eMail: karsten.wilking@invitrogen.com<br />

www.invitrogen.com<br />

Anzeige<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 37


B L I T Z L I C H T<br />

Chromatographie �<br />

Laser-induzierte Fluoreszenz-<br />

Detektion in der HPLC und CE<br />

Dr. Hagen Preik-Steinhoff, Dr. Jürgen Grebner und Günes Barka,<br />

SunChrom GmbH, Friedrichsdorf;<br />

Dr. Christophe Bayle, Picometrics S.A., Toulouse, Frankreich<br />

UV-VIS-Detektoren sind für die Hochdruck-Flüssig-Chromatographie (HPLC) und Kapillar-<br />

Elektrophorese (CE) Mittel der Wahl für eine große Anzahl von Applikationen. Daneben sind<br />

eine Vielzahl weiterer Nachweismethoden/Detektoren entwickelt worden, wie etwa Fluoreszenz-basierte<br />

Systeme, die Vorteile hinsichtlich der Sensitivität und Selektivität gegenüber<br />

der UV-VIS-Detektion aufweisen. Eine Weiterentwicklung – die sogenannte Laser-Induzierte-<br />

Fluoreszenz (LIF) – stellt einen erneuten Quantensprung in Hinblick auf die Sensitivität dar.<br />

Die Hochdruck-Flüssigchromatographie<br />

(HPLC) und die Kapillar-Elektrophorese (CE)<br />

stellen zwei unverzichtbare Trenntechniken<br />

zur Analyse komplexer Stoffgemische dar. Für<br />

diese Analysentechnik stellt der UV-VIS- Detektor<br />

den universellen Detektor für eine große<br />

Anzahl von Applikationen dar. Daneben<br />

sind weitere Nachweismethoden entwickelt<br />

worden mit Verbesserungen in Hinblick auf<br />

die Sensitivität oder Selektivität. Einer der sensitivsten<br />

Detektoren ist dabei der Fluoreszenz-<br />

Detektor, der, ausgestattet mit einer Gleichspannungs-<br />

oder gepulsten Xenon-Lampe, das<br />

Spektrum vom UV-Bereich bis zum nahen Infrarot<br />

abdeckt.<br />

Wesentlicher Vorteil der Fluoreszenz-Detektion<br />

ist die signifikant erhöhte Sensitivität und<br />

damit Nachweisempfindlichkeit, verglichen<br />

mit dem Standard-Absorptions-Detektor. So<br />

kann etwa ein Signal von Rhodamin-123 von<br />

1 x 10 –12 M bei einem Signal /Rausch-Verhältnis<br />

von 1 : 10 aufgezeichnet werden (etwa mit<br />

dem Picometrics ZETALIF 2000-Detektor). In<br />

der Regel wird bei der Fluoreszenz-Detektion<br />

Abb. 1: Evolution<br />

Laser-Induzierter<br />

Fluoreszenz (LIF)-<br />

Detektor<br />

das Signal gegen eine mobile Phase gemessen,<br />

die nicht fluoresziert. Damit ist das Basislinien-Signal<br />

gleich oder sehr nahe Null und das<br />

Signal der eigentlichen Probe hebt sich entsprechend<br />

deutlich ab. Im Vergleich dazu wird<br />

bei der Absorptions-Detektion die Transmission<br />

der Probe gegen die des Blanks gemessen,<br />

die ebenfalls über eine Absorption verfügt.<br />

Bei sehr niedriger Konzentration der Probe<br />

sind die Unterschiede zwischen Blank und<br />

Probe sehr gering. Dies bedeutet, daß das Basislinien-Signal<br />

relativ zum Signal der Probe<br />

sehr hoch ist. Damit heben sich geringe Konzentrationswerte<br />

der Probe weniger deutlich<br />

von der Grundabsorption ab, wodurch der<br />

Fehler einer solchen Messung signifikant werden<br />

kann.<br />

Ein weiterer Vorteil der Fluoreszenz-Detektion<br />

ist ihre Selektivität. Während bei der Absorptions-Detektion<br />

die Probe auf Basis einer<br />

Wellenlänge detektiert wird, sind es bei der<br />

Fluoreszenz-Detektion zwei Wellenlängen<br />

(Anregungs- und Emmisionswellenlänge).<br />

Koeluieren etwa zwei Substanzen, die dieselbe<br />

Absorptionswellenlänge haben bei unterschiedlicher<br />

Emmisionswellenlänge, so kann<br />

der Fluoreszenz-Detektor die Identität im Vergleich<br />

zum Absorptions-Detektor aufzeigen.<br />

Darüber hinaus stellt ein gegebenenfalls notwendiger<br />

Derivatisierungsschritt ebenfalls einen<br />

selektiven Reaktionsschritt dar, indem das<br />

Derivatisierungsreagenz spezifisch für eine<br />

entsprechende Molekülfunktion gewählt werden<br />

kann.<br />

Laser-Induzierte Fluoreszenz<br />

Die Laser-Induzierte Fluoreszenz weist der<br />

Standard-Fluoreszenz gegenüber neben der<br />

größeren Sensitivität weitere Vorteile auf, wie<br />

die Verwendung monochromatischen Lichtes<br />

und eine Maximierung der Fluoreszenz-Intensität.<br />

Ein Vergleich derselben Applikation mit<br />

einem Standard-Fluoreszenz-Detektor und einem<br />

LIF-Detektor ist in Abbildung 2 gezeigt.<br />

A B<br />

Abb. 2: Sensitivität eines Laser-Induzierten Fluoreszenz-Detektors<br />

im Vergleich zu einem Standard-Fluoreszenz<br />

Detektor. Chromatogramm A<br />

zeigt die Datenaufnahme mit einem konventionellen<br />

Fluoreszenz-Detektor mit einer Xenon-<br />

Lampe (150 W) bei einer Anregungswellenlänge<br />

von 488 nm und einer Emmisionswellenlänge<br />

von 580 nm. Das Injektionsvolumen betrug 10 µL.<br />

Chromatogramm B zeigt die Datenaufnahme mit<br />

einem ZETALIF-Laser Induzierter Fluoreszenz-<br />

Detektor mit einem 20 mW-Argon-Laser und<br />

einer Anregungswellenlänge von 488 nm und<br />

einer Emissionswellenlänge von > 520 nm. Das<br />

Injektionsvolumen betrug 5 µL. Aufgegeben wurde<br />

in beiden Fällen ein Lösungsgemisch aus<br />

1,8 x10 –9 M Doxorubicin und 1,8 x 10 –9 M Daunorubicin.<br />

Die mobile Phase bestand aus Phosphorsäure/Acetonitril<br />

(68/32) bei einem pH=4<br />

und einer Flußrate von 0,5 mL/min.<br />

Dabei wurde ein Gemisch aus Doxorubicin<br />

und Daunorubicin (je 1,8 x 10 –9 M) auf einer<br />

Econosphere C 18 -RP-Säule isokratisch getrennt<br />

(Eluent: Phosphorsäure/Acetonitril 68/32,<br />

pH = 4; Flußrate 0,5 mL/min). Deutlich wird<br />

das signifikant bessere Signal-Rausch-Verhältnis<br />

bei der LIF-Detektion (bei 5 µL Probe<br />

S / N > 500) im Vergleich zur Standard-Fluoreszenz<br />

(bei 10 µL Probe S / N = 11).<br />

Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch<br />

den unterschiedlichen Aufbau der beiden Geräte<br />

bedingt. Das Standard-Fluoreszenz-Gerät<br />

besteht – grob dargestellt – aus einer Lichtquelle,<br />

Anregungswellenlängen-Einheit, Meßzelle,<br />

Emissionwellenlängen-Einheit und dem<br />

Photonenverstärker. Darüber hinaus wird oftmals<br />

der Lichtstrahl geteilt, um einen Teil einer<br />

Referenzdiode zuzuführen und damit Veränderungen<br />

der Lichtquellenenergie registrieren<br />

und kompensieren zu können. Da der LIF-<br />

Detektor eine streng monochromatische Anregungswellenlänge<br />

produziert, können alle<br />

Funktionsteile entsprechend auf das Fluoreszenzsignal<br />

und die Sensitivität hin optimiert<br />

werden (siehe Abb. 3).<br />

38 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Die Auswahl der Lichtquelle ist ein Beispiel<br />

für die Kompromisse bei der Konstruktion der<br />

Fluoreszenzdetektoren. Bei dem Standard-<br />

Fluoreszenz-Detektor wird ein Bereich von 190<br />

bis 900 nm abgedeckt, wobei bei der Messung<br />

ein Bereich von ± 10 nm um die gewünschte<br />

Anregungswellenlänge relevant ist. Der Rest<br />

der Lampenenergie wird verschwendet und<br />

kann durch entstehende Wärmeenergie zur<br />

Dekomposition der Probe führen. Bei der Laser-induzierten<br />

Fluoreszenz wird der Laser<br />

speziell auf die Applikation und die dabei benötigte<br />

Wellenlänge hin ausgewählt. Mit Hilfe<br />

der Kopplungseinheit (Abb. 3, Teil 2) sowie<br />

der Kombination des Objektives mit der Kugellinse<br />

(Abb. 3, Teil 7 und 9) kann die Anregungsstrahlung<br />

der Laserquelle präzise auf<br />

die Meßzelle fokussiert werden. Die Linse mit<br />

der großen Apertur maximiert die Fluoreszenz-Intensität<br />

durch die Optimierung der Illumination<br />

(Ausleuchtung) des Inneren der<br />

Kapillare. Ein weiterer Vorteil der Laser ist, daß<br />

diese monochromatisches Licht liefern. Dies<br />

stellt sicher, daß die gewünschte Wellenlänge<br />

zum Einsatz kommt. Bei der konventionellen<br />

Fluoreszenz kann es dazu kommen, daß der<br />

Monochromator seine Kalibration verliert und<br />

damit nicht mehr die gewünschte Wellenlänge<br />

beobachtet wird.<br />

Einsatz von Laser-induzierter<br />

Fluoreszenz<br />

Die Vorteile der Laser-Induzierten Fluoreszenz<br />

lassen diese Detektionsweise besonders geeignet<br />

im Zusammenhang mit der Kapillar-Elektrophorese<br />

und der Nano- und Mikro-HPLC<br />

erscheinen. Dies liegt insbesondere in der genauen<br />

Fokussierung des Laserstrahls auf die<br />

Kapillare, die in der CE und der Nano- und<br />

Mikro-HPLC in Kombination mit der Kugellinse<br />

die Meßzelle darstellt. Tabelle 1 zeigt eine<br />

Auswahl an Molekülen mit einer natürlichen<br />

Fluoreszenz, dem eingesetzten Laser, der verwendeten<br />

Methode sowie dem Detektionslimit.<br />

Daneben sind eine Vielzahl weiterer Laser<br />

und Wellenlängen verfügbar sowie bei<br />

nicht vorhandener natürlicher Fluoreszenz<br />

unterschiedliche Möglichkeiten der Derivatisierung<br />

(weiterführende Literatur zur Derivatisierung1,<br />

2 ).<br />

Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der<br />

Detektion derivatisierter Proben zeigt die Abbildung<br />

4 die Trennung und Detektion von<br />

fünf Peptiden, die ihre biologische Funktion<br />

in sehr geringen Konzentrationen ausüben.<br />

Das eingesetzte Analysensystem bestand aus<br />

einem Agilent Kapillar-Elektrophorese-System<br />

mit einem Picometrics ZETALIF 2000-<br />

Detektor und einem Argon-Ionen-Laser<br />

(488 nm, 15 mW). Als Trennsäule diente eine<br />

77 cm lange fused-silica-Kapillare mit einem<br />

Innendurchmesser von 50 µm (62 cm effektive<br />

Länge). Der Puffer bestand aus einem Gemisch<br />

von 40 mM Borat und 10 % Ethylenglykol<br />

(v : v) bei einem pH =10. Als Spannung<br />

wurden 23 kV bei 54 µA angelegt, die Injekti-<br />

B L I T Z L I C H T<br />

Abb. 3: Schematische Darstellung des optischen<br />

Layouts des ZETALIF Laser-induzierten Fluoreszenzdetektors:<br />

1. Laser, 2. Kopplungs-Einheit, 3.<br />

Lichtleiter, 4. Kollimator, 5. Laserstrahl, 6. halbdurchlässiger<br />

Spiegel, 7. Objektiv, 8. Laserstrahl,<br />

9. Kugellinse, 10. Kapillare, 11. Fluoreszenzsignal,<br />

12. Filterblock, 13. Photonenverstärker<br />

on erfolgte mit 50 mbar über 10 Minuten mit<br />

2 Minuten umgekehrter Polarität von -23 kV.<br />

Die Konzentration der fünf Peptide in dem<br />

wäßrigen Standard betrug 5 x 10 –1 M, womit<br />

sich ein rechnerisches Detektionslimit von 10<br />

Attomol bei einem Signal-Rauschverhältnis<br />

von 1 : 3 ergibt. Wenn auch die Bestimmung<br />

dieser biologischen Peptide aufgrund ihrer<br />

Metabolisierung in vivo schwierig ist, so<br />

scheint die Sensitivität der vorgestellten Me-<br />

Tab. 1: Komponenten mit natürlicher Fluoreszenz<br />

thode für wäßrige Standards und der damit<br />

möglichen Anwendung in in vitro-Versuchssystemen<br />

ausreichend 12 . Gerade die exakte<br />

Fokussierung des Laserstrahls auf die Kapillare<br />

läßt diese Detektionsmethode geeignet im<br />

Zusammenspiel mit der Kapillar-Elektrophorese<br />

und der Nano- und Mikro-HPLC erscheinen<br />

– eine in Zeiten der Proteomics zukunftsweisende<br />

Miniaturisierung der Trenntechnik.<br />

Literatur<br />

[1] G.G. Guibault, Practical Fluorescence, Marcel Dekker, New York (1990)<br />

[2] G. Lunn, L.C. Hellwig, Handbook of Derivatization for HPC, Wiley-Interscience<br />

(1998)<br />

[3] C. Prata, P. Bonnfous, N. Fraysse, M. Treilhou, V. Poinsot, F. Couderc,<br />

Electrophoresis 22 (2001), 4129-4138<br />

[4] S. J. Lillard, E. S. Yeung Analytical Chemistry 67 (1995), 3421-3426<br />

[5] G. M. Janini, G. M. Muschick, H. Issacq, Journal of Chromatography 16<br />

(1993), 1877-1890<br />

[6] T. T. Lee, E. S. Yeung Analytical Chemistry 64 (1992) 3045-3051<br />

[7] S. N. Nie, R. Dadoo, R. Zare, Analyical Cemistry 65 (1993), 3571-3575<br />

[8] J. Kuijt, C. Garcia-Ruiz, G. J. Stroomberg, M. L. Marina, F. Ariese, U. A.<br />

Brinkman, C. Gooijer, Journal of Chromatography A 907 (2001), 291-299<br />

[9] P. Britz-McKibbin, K. Otsuka, S. Terabe Analytical Chemistry 15 (2002),<br />

3736-3743<br />

[10] N. Simeon, Chatelut, P. Canal, M. Nertz, F. Couderc Journal of Chromatography<br />

A 853 (1999), 449-454<br />

[11] G. Hemple, P. Schulze-Westhoff, S. Flege, N. Laubrock, J. Boos, Electrophoresis<br />

19 (1998) 2939-2943<br />

[12] G. Bönner, Kinine und ACE-Hemmer in Herz-Kreislauf Informationen, Arcis<br />

Verlag, München (1994)<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Hagen Preik-Steinhoff<br />

SunChrom GmbH<br />

Max-Planck-Str. 22<br />

D-61381 Friedrichsdorf<br />

eMail: hpreik@sunchrom.de<br />

Substanz Wellenlänge Detektionslimit Trennmethode Referenz<br />

Tryptophan 266 0,15 nM CE 3<br />

Serotonin 266 1 nM CE 4<br />

Peptide 266 1-10 nM CE 5<br />

Proteine 266 60 ng/mL CE 6<br />

PAH 325,266 nM, nM CE, CE 7, 8<br />

Riboflavin 488 nM HPLC 9<br />

Anthracycline 488 nM HPLC und CE 10, 11<br />

Abb. 4: Detektion FITC-markierter Peptide mittels CE und LIF. 1. Bradykinin, 2. Angiotensin II, 3. Substanz<br />

P, 4. Leucin-Enkephalin und 5. Tryptophan-Leucin-Dipetid. Informationen siehe Text.<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 39


B L I T Z L I C H T<br />

Nukleinsäure-Separation �<br />

Nukleinsäureaufreinigung<br />

durch Kationen-Komplexierung<br />

Prof. Dr. Michael Lorenz, Molzym GmbH & Co.KG, Bremen<br />

Marktübliche Nukleinsäurereinigungs-Kits beruhen auf zwei physiko-chemischen Interaktionsmechanismen<br />

von DNA mit Oberflächen: Anionenaustausch (Gravitationsfluß-Säulen)<br />

und Ladungskompensation durch hohe Salzkonzentration (Silika-Technologie). Die Firma<br />

Molzym hat einen auf einem anderen Bindungsmechanismus beruhenden Mini Spin<br />

Gesamtnukleinsäure- und DNA-Reinigungs-Kit entwickelt. Nach diesem Bindungsmechanismus<br />

interagieren negativ geladene DNA- und RNA-Moleküle mit negativ geladenen Oberflächen<br />

infolge einer Komplexierung von multivalenten Kationen. Die Nukleinsäuren werden<br />

frei, wenn die multivalenten Kationen durch komplexierende Agenzien wie EDTA entfernt<br />

werden (Abb. 1). Dieser reversible Bindungsvorgang wird ausgenutzt, um Nukleinsäuren<br />

aus Zell-Lysaten zu reinigen. Als Matrix haben sich Tonminerale aufgrund ihrer<br />

hohen Bindungskapazität (mehr als 28 µg/mg Ton) als besonders geeignet erwiesen. Mit<br />

der Molzym ‚PrestoSpin D Mini Spin-Säulen‘-Kitserie können Nukleinsäuren aus Bakteriophagen,<br />

Bakterien, Pilzen und Hefen, Pflanzen, Böden, Geweben, Nahrungsmitteln, Blut<br />

und Zellkulturen hochrein, in hoher Ausbeute und mit geringer ‚Hands-on‘-Zeit isoliert<br />

werden. Neu ist zudem die Mini Spin-Säulen-Aufreinigung von Plasmiden im Midi-Format,<br />

Cosmiden und BACs.<br />

Key Words: Gesamt-Nukleinsäure-Reinigung, DNA-Bindungsmechanismus, multivalente<br />

Kationen, Komplexierung, ‚Mini Spin‘-Säulen, Tonmatrix, Plasmid-DNA, genomische DNA<br />

Nukleinsäuren haben eine zentrale Stellung<br />

in der modernen molekularen Analytik. Als<br />

mögliche Anwendungen sind unter anderem<br />

Genomanalysen, der genetische Fingerabdruck<br />

im Täter- und Vaterschaftsnachweis,<br />

Diagnosen erblich bedingter Krankheiten,<br />

Infektionsdiagnosen, die Züchtungsanalytik<br />

und die Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittelindustrie<br />

zu nennen. Lange Zeit<br />

war die Präparation von reinen Nukleinsäuren<br />

eine zeit- und kostenintensive Prozedur.<br />

Zudem mußten große Probemengen verarbeitet<br />

und gesundheitsschädliche Chemikalien<br />

wie Chloroform und Phenol eingesetzt<br />

werden. In den letzten 15 Jahren hat sich ein<br />

ständig steigender Bedarf an schnellen und<br />

kostengünstigen Nukleinsäure-Präparati-<br />

Abb. 1: Interaktionsmodell der DNA-Proben mit<br />

der Tonmatrix (siehe Text zur Erläuterung)<br />

onsverfahren entwickelt. Als Standard für<br />

den täglichen Laborbedarf gelten mittlerweile<br />

die ‚Mini Spin‘-Säulenreinigungen<br />

beziehungsweise 96- und 386-well-Plattenverfahren<br />

für die automatisierte Nukleinsäurereinigung.<br />

Ein Nukleinsäure-Reinigungs-Kit sollte<br />

folgende Anforderungen erfüllen: hohe<br />

Reinheit der isolierten DNA, hohe Bindekapazität<br />

der Säule und dadurch hohe DNA-<br />

Ausbeuten, einfache Handhabung und niedrige<br />

‚Hands-on‘-Zeit. Das Angebot von Kits<br />

reicht von speziellen Anwendungen wie für<br />

die Isolierung von Plasmiden, Cosmiden,<br />

BACs (bacterial artificial chromosomes),<br />

DNA aus Blut oder Nahrungsmitteln bis hin<br />

zu weitgefächerten Applikationen in einem<br />

Kit (zum Beispiel Gewebe, Bakterien, Hefen,<br />

Viren).<br />

PrestoSpin D – DNA-Adsorption<br />

durch Kationen-Komplexierung<br />

Reinigungen von Nukleinsäuren mit marktüblichen<br />

Kits folgen dem Schema Binden-<br />

Waschen-Eluieren. Bei der Anionenaustauschchromatographie<br />

in gravitationsgetriebenen<br />

Durchfluß-Säulen binden Nukleinsäulen<br />

an die Matrix durch ionische Interaktion.<br />

Kontaminationen des Zellysates werden<br />

mit Puffern aus der Säule gewaschen.<br />

Die gebundenen Nukleinsäuren werden im<br />

Anschluß mit hohen Salzkonzentrationen<br />

freigesetzt, im Eluat mit Ethanol gefällt und<br />

schließlich in Wasser oder Tris-Puffer gelöst.<br />

Weitverbreitet sind ‚Mini Spin-Säulen‘-Reinigungskits,<br />

die Aufreinigungen aus geringerem<br />

Ausgangsmaterial erlauben (25 bis<br />

200 mg). Als DNA-Bindematrix dienen Silika-Membranen,<br />

an die Nukleinsäuren in Anwesenheit<br />

von hohen Konzentrationen chaotroper<br />

Guanidinsalze binden. Der genaue<br />

Bindemechanismus ist noch nicht vollständig<br />

aufgeklärt, doch geht man von einen Entropie-Effekt<br />

aus 1 . Alkoholhaltige Waschpuffer<br />

sorgen für die Entfernung von Verunreinigungen.<br />

Am Ende werden die Nukleinsäuren<br />

mit Wasser oder Tris-Puffern eluiert. Das<br />

Verfahren ist insgesamt schneller als das mit<br />

Anionenaustausch-Durchfluß-Säulen, nicht<br />

zuletzt weil eine Ethanol-Präzipitation der<br />

eluierten DNA ausgelassen werden kann.<br />

Molzym hat ein weiteres Prinzip der<br />

DNA-Bindung an Oberflächen in die Entwicklung<br />

von Nukleinsäure-Reinigungs-<br />

Kits umgesetzt (Abb. 1,). Negativ geladene<br />

DNA- und RNA-Moleküle binden in Anwesenheit<br />

geringer Konzentrationen (50 bis 100<br />

Genomische DNA<br />

enthaltendes Lysat<br />

Plasmid DNAhaltiges<br />

Lysat<br />

DNA-Binden<br />

Waschschritte<br />

DNA-Elution<br />

reine DNA<br />

Abb. 2: Schema des Isolierungs- und Reinigungsprozesses<br />

für genomische und Plasmid-<br />

DNA mit dem PrestoSpin D-Universalkit<br />

40 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Abb. 3: Genomische DNAs aus (v.l.n.r.) Tomatenblättern<br />

(100 mg), Hefe (Saccharomyces, 1 ml),<br />

Zellkultur (Affennieren, 10 7 Zellen), Blut (human,<br />

100 µl), Lunge (Ratte, 150 mg), Phage Lambda<br />

(2,5 ml, 8 x 10 11 /ml), Waldboden (0,5 g). M: Marker<br />

Abb. 4 : Isolierung von pUC13-DNA aus 10 ml E.<br />

coli SF8-Kulturen. Aufgetragen wurden gleiche<br />

proportionale Volumina der Präparationen.<br />

M: Marker; 1: ‚PrestoSpin D Plasmid Mini Spin‘-<br />

Säulen-Kit, Eluat; 2: Säulendurchlauf; 3: Gesamt-<br />

Plasmid-DNA im Rohlysat; 4: Plasmid-DNA mit<br />

einem gravitationsgetriebenen Durchfluß-Säulen-Kit<br />

(Anionenaustauscher) eines anderen Anbieters<br />

gereinigt.<br />

mM) von multivalenten Kationen, etwa<br />

Mg 2+ , an negativ geladene Oberflächen. Untersuchungsergebnisse<br />

weisen darauf hin,<br />

daß die Mg 2+ -Komplexierung für die stabile<br />

Bindung der negativ geladenenen Nukleinsäuren<br />

an negativ geladene Oberflächen verantwortlich<br />

ist 2 . Der Komplex wird aufgelöst,<br />

wenn komplexierende Agenzien wie<br />

EDTA die Mg 2+ -Ionen entfernen. Als Folge<br />

gehen gebundene Nukleinsäuren in Lösung.<br />

In den ‚PrestoSpin D‘-Kits von Molzym (zu<br />

beziehen über Omnilab Life Science,<br />

www.ols-biotech.de) laufen alle durch verschiedene<br />

Verfahren erhaltene Zellysate<br />

durch dasselbe Reinigungsverfahren nach<br />

obigem Muster (Abb. 2).<br />

Tonminerale als<br />

Nukleinsäure-Bindematrix<br />

Bindematrix für die ‚PrestoSpin D‘-Kits sind<br />

Tonminerale. Sie zeichnen sich in Verbindung<br />

mit dem Bindemechanismus der Kationen-Komplexierung<br />

durch eine hohe Bindekapazität<br />

von mehr als 28 µg/mg aus.<br />

‚PrestoSpin D‘-Spin-Säulen bestehen aus einem<br />

Gemisch aus hochgereinigtem Sand<br />

und Ton. Die Nukleinsäure-Bindekapazität<br />

der Säulen ist mit mehr als 80 µg eine der<br />

bisher höchsten im Mini Spin-Säulenformat.<br />

Die hohe Porosität der Säulenmatrix erlaubt<br />

B L I T Z L I C H T<br />

eine einfache Reinigung von Gesamt-Nukleinsäuren<br />

oder DNA auch aus stark viskosen<br />

Lösungen. So können größere Mengen an<br />

Ausgangsmaterial in den Nukleinsäure-Reinigungsvorgang<br />

eingehen.<br />

Reinigung genomischer DNA<br />

Die ‚PrestoSpin D‘-Kits erlauben die Reinigung<br />

von Gesamt-Nukleinsäuren (Presto-<br />

Spin D-Universal-Kit) beziehungsweise<br />

DNA aus einer Vielzahl von Organismen<br />

und Materialien (Abb. 3). Mit dem Presto-<br />

Spin D-Universal-Kit kann sowohl genomische<br />

DNA aus einer Vielzahl von biologischen<br />

Materialien – unter anderem Bakteriophagen,<br />

Bakterien, Hefen, Pilzen, tierischen<br />

und pflanzlichen Geweben, Zellkulturen,<br />

Blut, Böden und Sedimenten (Abb. 3)<br />

– als auch Plasmid-DNA im Mini- und Midi-<br />

Format gereinigt werden. Die Ausbeuten betragen,<br />

je nach Ausgangsmaterial, bis zu 80<br />

µg genomische DNA und 50 µg Plasmid-<br />

DNA. Die Präparation hochreiner DNA aus<br />

Zellysaten beträgt nur 10 bis 25 Minuten.<br />

Die Lysisprotokolle sind darauf ausgelegt,<br />

bei der Zelldesintegration freiwerdende Nukleinsäuren<br />

effizient vor dem Verdau endogener<br />

Nukleasen zu schützen. Dies wird<br />

durch den Einsatz von hochchaotropem Guanidinhydrochlorid<br />

erreicht. Nach einem vereinheitlichten<br />

Protokoll werden Lysate auf<br />

eine Spin-Säule gegeben, wo die DNA-Bindung<br />

durch die Kationen-Komplexierung<br />

erfolgt. Nieder- und hochmolekulare Verunreinigungen<br />

(unter anderem Proteine, Polysaccharide,<br />

Nukleotide, Aminosäuren, Salze)<br />

werden mit einem speziellen alkoholhaltigen<br />

Puffer durch kurze Zentrifugation ausgewaschen.<br />

In einem zweiten Waschschritt mit 70%<br />

Ethanol erfolgt die Beseitigung von Salzen,<br />

wonach die reine DNA mit üblichem TE-Puffer<br />

eluiert wird (10 mM Tris, 1 mM EDTA).<br />

Optional kann RNA durch kurzzeitige Inkubation<br />

mit RNase A in der Säule vor den<br />

Waschschritten degradiert werden. Für jedes<br />

der oben genannten biologischen Materialien<br />

gibt es zudem je ein Spezialkit zur Isolierung<br />

genomischer beziehungsweise von Plasmid-DNA.<br />

Reinigung von Plasmid-DNA<br />

Die Architektur und die hohe Bindekapazität<br />

der Ton-Sand-Matrix in den ‚Mini Spin‘-<br />

Säulen hat die Entwicklung eines Reinigungs-Kits<br />

ermöglicht, mit dem Plasmid-<br />

DNA im Midi-Maßstab (bis 50 µg) isoliert<br />

werden kann (Abb. 4). ‚High copy‘-Plasmid-<br />

Vektoren können aus 10 bis 20 ml Kulturen<br />

in einem Verfahren gereinigt werden, das gegenüber<br />

den ansonsten in diesem Maßstab<br />

üblichen gravitationsgetriebenen Durchfluß-Säulen<br />

(Anionenaustauscher) deutlich<br />

schneller ist (etwa 45 Minuten gegenüber<br />

mehr als 2 Stunden). Das Verfahren ist sehr<br />

schonend, so daß die Plasmid-DNA fast aus-<br />

schließlich in der Supercoil-Konformation<br />

isoliert wird. Mit dem ‚PrestoSpin D Plasmid<br />

Mini Spin‘-Säulen-Kit besteht weiterhin<br />

die Option, Aufreinigungen aus bis zu 100<br />

ml Kulturvolumen durchzuführen. Dies erlaubt<br />

die Reinigung von ‚low copy‘-Plasmiden,<br />

etwa für Screening-Zwecke (Abb. 5),<br />

hochmolekularen rekombinanten Plasmiden<br />

mit erniedrigter Kopiezahl (Abb. 6) sowie<br />

von Cosmiden und BACs.<br />

Literatur<br />

[1] Hesselink, FT (1983) In: Adsorption from solution at the solid/liquid<br />

interface, GD Parfitt, CH Rochester (ed.), pp. 377-412, Academic Press,<br />

London.<br />

[2] Lorenz, MG (1998) In: Microbial interactions in agriculture and forestry,<br />

NS Subbarao, YR Dommergues (ed.), pp. 19-44, Oxford and IBH Publishing<br />

Co., New Delhi.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. Michael Lorenz<br />

Molzym GmbH & Co.KG<br />

Leobener Strasse<br />

D-28359 Bremen<br />

Tel./Fax: +49-(0)421-218-8780 / -8781<br />

eMail: info@molzym.com<br />

www.molzym.com<br />

Abb. 5: Isolierung von Plasmiden (Größe bis >50<br />

kb, Pfeil) aus Wild-Bakterienstämmen.<br />

Abb. 6: Restriktionsanalyse von rekombinanten<br />

‚low copy‘-Plasmiden (4 ml Kulturvolumen). Die<br />

Insertionen (Spalten 1-7) können 20 kb überschreiten<br />

(Spalten 2, 4-6); Spalte 8: Vektor<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 41


N E T Z W E R K<br />

Gentechnik �<br />

dialog gentechnik –<br />

Drehscheibe zwischen<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />

Im Jahr 1997 fand in Österreich das Gentechnik-Volksbegehren<br />

statt, mit dem 1,2 Millionen<br />

Österreicher – rund 10% der Wahlberechtigten<br />

– per Unterschrift die Forderungen<br />

nach gentechnikfreier Nahrung, keinen<br />

Freisetzungen und keinen Patenten auf Leben<br />

unterstützten. Zwei Jahre später ergab<br />

eine Eurobarometer-Studie (1999), daß 35%<br />

der Europäer der Ansicht waren, gentechnikfreie<br />

Tomaten enthielten keine Gene, 30%<br />

waren unschlüßig. Dieses beunruhigende<br />

Verhältnis rief einige österreichische Wissenschaftler<br />

auf den Plan, die sich die Verbesserung<br />

des Wissensstandes in der Öffentlichkeit<br />

über die Gentechnik und ihren Anwendungen<br />

zum Ziel setzten. Noch im gleichen<br />

Jahr schlossen sich mehrere österreichische<br />

wissenschaftliche Gesellschaften zur Plattform<br />

‚Gentechnik & Wir‘ zusammen, um verständlich,<br />

ausgewogen und kompetent zu informieren.<br />

Mit der Gründung der Koordinationsstelle<br />

für Öffentlichkeitsarbeit 1999 wurde die<br />

Initiative institutionalisiert. Die Finanzierung<br />

der Koordinationsstelle sowie ihrer Aktivitäten<br />

erfolgte über projektbezogene Mittel<br />

öffentlicher Institutionen. Im Jahr 2001<br />

konstituierte sich die Plattform zum Verein.<br />

Die Umbenennung in ‚dialog gentechnik‘<br />

Albert Karsai, dialog gentechnik, Wien<br />

sollte der Entwicklung des Vereins von einer<br />

reinen Informationsstelle hin zu einer<br />

Einrichtung, die den Dialog zwischen Wissenschaft<br />

und Öffentlichkeit fördert, Rechnung<br />

tragen. Der Dialog entspricht auch dem<br />

modernen Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit<br />

im Bereich Life Sciences. Seit dem Gentechnik-Volksbegehren<br />

sind fünf Jahre vergangen.<br />

Zu den erfolgreichen Projekten des Vereins<br />

gehören unter anderem ein österreichweiter<br />

Schulwettbewerb zum Thema Humangenetik<br />

(2000/2001), die Ausstellung ‚Schau<br />

GEN-au‘ im Rahmen der Science Week<br />

(2000/2001, siehe rechts), das Symposium<br />

„Gentechnik entlang der Nahrungskette“<br />

(2002) sowie Seminare für Lehrer, Wissenschaftler,<br />

Journalisten und Politiker (siehe<br />

unten). Besonders in aktuellen Projekten, von<br />

denen nachfolgend einige vorgestellt werden,<br />

zeigen sich die Bemühungen zum Dialog.<br />

EU-Projekt ECOD-BIO<br />

‚dialog gentechnik‘ koordiniert ein EU-Projekt<br />

zur Vernetzung biowissenschaftlicher Informationsstellen<br />

in Europa. Ziel ist der Austausch<br />

von Erfahrungen und Materialien,<br />

Journalisten legen bei einem Seminar von ‚dialog gentechnik‘ selber Hand an im Labor.<br />

das Erarbeiten von Best-practice-Strategien<br />

für einzelne Zielgruppen und eine europaweite<br />

Homepage mit zielgruppengerechten<br />

Informationen sowie einer Bilddatenbank.<br />

Das Projekt begann am 1. August 2002 und<br />

läuft mehr als drei Jahre lang. Insgesamt sind<br />

acht Partner aus sieben Ländern beteiligt:<br />

‚dialog gentechnik‘ (Österreich), Flanders Interuniversity<br />

Institute for Biotechnology<br />

(Belgien), Informationssekretariat Biotechnologie<br />

(Deutschland), Bieri Information and<br />

Communication Services (Schweiz), Association<br />

Biotrin (Tschechien), Flad & Flad Communication<br />

GmbH (Deutschland), Istituto<br />

Superiore di Oncologia (Italien) und Agro-<br />

BioInstitute (Bulgarien).<br />

Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Genomforschungsprogramms GEN-AU<br />

‚dialog gentechnik‘ ist die zentrale Auskunftsstelle<br />

zu allen Themenbereichen der<br />

Genomforschung im Rahmen des Genomforschungsprogramms<br />

GEN-AU. Dazu gehört<br />

die inhaltliche Betreuung der Homepage des<br />

GEN-AU-Programms und die Bereitstellung<br />

allgemein verständlicher Beschreibungen<br />

der Arbeitsgebiete und der Methoden der<br />

Genomforschung. Der potentielle Nutzen für<br />

Mensch und Umwelt wird genauso besprochen<br />

wie die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen<br />

Fragen, die Anwendungen<br />

der Genomforschung derzeit aufwerfen. Zusätzlich<br />

organisiert ‚dialog gentechnik‘ einen<br />

Diskurstag über Gendiagnostik, betreut die<br />

aus dem Diskurstag hervorgegangenen Arbeitskreise<br />

und ermöglicht Schülern im Sommer<br />

diesen Jahres eine „Summer School” in<br />

Genomforschungslabors.<br />

Konferenz: Genetische Daten<br />

Gemeinsam mit dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />

der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften, dem Institut für<br />

Wissenschaftstheorie und -forschung der<br />

Universität Wien und ‚dialog gentechnik‘<br />

organisierte die PR-Agentur communication<br />

matters eine Bürgerkonferenz zum Thema<br />

„Genetische Daten: woher, wozu, wohin”<br />

nach dem Vorbild der dänischen Konsensukonferenzen<br />

(20. bis 23. Juni 2003). Diese<br />

Konferenz war ein Instrument zur partizipativen<br />

Technologiebewertung. Ein Laienpanel<br />

aus zwölf Personen arbeitete sich an zwei Wochenenden<br />

in das Thema ein, lud Experten<br />

zu einer öffentlichen Befragung und verfaßte<br />

anschließend eine gemeinsame Stellungnahme,<br />

die auch dem Nationalrat übergeben<br />

wurde. Die Empfehlungen konzentrierten<br />

sich auf vier Themenbereiche:<br />

– Information/Beratung/Bewußtseinsbildung:<br />

Gefordert werden die psychologische<br />

Begleitung von betroffenen Personen sowie<br />

Informationen über eine mögliche Betroffenheit<br />

von Verwandten und eine breite Aufklärung<br />

der Bevölkerung über Humangenetik.<br />

42 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT


Ausstellung Schau GENau in Wien<br />

– Forschung: Befürwortet werden eine staatliche Finanzierung unabhängiger<br />

Forschung und Massenscreenings unter kontrollierten Bedingungen.<br />

– Datenschutz/Recht: Gefordert werden diverse Maßnahmen im medizinischen<br />

Bereich, um die Sicherheit und das Bewußtsein für die<br />

Sensibilität genetischer Daten zu erhöhen.<br />

– Ethik: Begrüßt wird die Meinungsvielfalt ethischer Positionen, besonders<br />

betroffene Gruppen sollten einbezogen werden.<br />

„Koexistenz“ in der Landwirtschaft<br />

Die Koexistenz von gentechnikfrei produzierenden Landwirten und<br />

solchen, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen wollen, ist<br />

ein kontroverses Thema innerhalb der Europäischen Union. Bislang<br />

spielten sich Diskussionen fast auschließlich im akademischen Bereich<br />

ab. Mit dem von ‚dialog gentechnik‘ organisierten Workshop<br />

„Koexistenz“ für die Landwirtschaft (Herbst 2003) soll die Diskussion<br />

zur landwirtschaftlichen Basis getragen werden. Neben der<br />

Projekttätigkeit versteht sich ‚dialoggentechnik‘ aber auch weiterhin<br />

als Informationsstelle, die Anfragen beantwortet, Experten für<br />

Vorträge, Interviews oder Recherchen vermittelt oder Führungen und<br />

praktische Demonstrationen am Universitäts-Campus für Schulklassen<br />

organisiert. Ferner bietet die neu gestaltete Homepage unter<br />

www.dialog-gentechnik.at Informationen zum Thema Gentechnik.<br />

Seit dem Volksbegehren hat sich die Stimmung innerhalb der Bevölkerung<br />

gegenüber der Gentechnik nicht wesentlich geändert. Die<br />

Mehrheit der Österreicher wollen keine gentechnisch veränderten<br />

Lebensmittel. Untersuchungen zeigen, daß ein höherer Grad an Informiertheit<br />

nicht zwangsläufig zu einem Anstieg der Zustimmung<br />

führt (Eurobarometer-Studie 1999). Die Maxime in der Vergangenheit<br />

- „Wenn die Leute erst ausreichend informiert sind, befürworten<br />

sie auch die Gentechnik“ – stimmt so einfach nicht. ‚dialog gentechnik‘<br />

sieht sich hier auch in seiner Philosophie bestätigt: „Wir<br />

wollen, daß sich die Bevölkerung aufgrund ausgewogener wissenschaftlicher<br />

Fakten eine fundierte eigene Meinung bildet. Es ist nicht<br />

unser Anliegen, eine bestimmte Einstellung zu transportieren“, betonte<br />

Prof. Dr. Andrea Barta, Institut für Medizinische Biochemie der<br />

Universität Wien und Sprecherin des Vereins.<br />

Kontaktadresse<br />

Dipl.-Ing. Albert Karsai<br />

dialog gentechnik<br />

Campus Vienna Biocenter 6/1<br />

Rennweg 95B, A-1030 Wien<br />

Tel./Fax: +43-(0)1-4277-53036 / -53099<br />

eMail: office@dialog-gentechnik.at<br />

www.dialog-gentechnik.at<br />

N E T Z W E R K<br />

Foto: Erwin Hermann<br />

Anzeige<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 43


P R O D U K T W E L T<br />

Kennziffer 22 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

HS 400 Hybridization Station für reproduzierbare<br />

Microarray-Verarbeitung<br />

Die neue HS 400 Hybridization Station von<br />

Tecan ermöglicht eine automatisierte parallele<br />

Hybridisierung von vier Microarrays auf<br />

Objektträger-Format. Das kompakte, leicht<br />

zu bedienende System stellt eine Lösung für<br />

einen kleinen bis mittleren Durchsatz der Hybridisierung<br />

dar – bis zu vier Objektträger pro<br />

Durchlauf. Inkubationen können im Temperaturbereich<br />

von 15 bis 85 ° C durchgeführt<br />

werden. Die parallele Verarbeitung garantiert<br />

Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Inkubationszeiten.<br />

Die Flüssigkeiten in der Hybridisierungskammer<br />

werden aktiv über den Array bewegt<br />

und die Objektträger direkt im Gerät getrocknet.<br />

Durch die gleichmäßige Verteilung der<br />

Flüssigkeit werden die Waschschritte effizient<br />

ausgeführt. Eine optionale Barcodeerkennung<br />

bietet zusätzliche Sicherheit. Das Beladen<br />

der Arrays wird erleichtert, indem alle<br />

vier Objektträger in einem speziellen Halter<br />

eingesetzt werden können. Diese Halter können<br />

direkt in den Scannern der LS Serie von<br />

Tecan verwendet werden. Das HS 400-System<br />

erlaubt den Stand-alone-Betrieb durch ein<br />

integriertes Touch-Screen Modul oder kann<br />

alternativ von einem PC gesteuert werden.<br />

Um den Durchsatz zu erhöhen oder unterschiedliche<br />

Protokolle abzuarbeiten, können<br />

mehrere Systeme gleichzeitig von nur einem<br />

PC angesteuert werden.<br />

Das einfach zu bedienende und flexible<br />

Systemmit hoher Qualität und Leistungsfähigkeit<br />

stellt eine optimale Lösung für eine<br />

verbesserte Reproduzierbarkeit und Sicherheit<br />

für die automatisierte Microarray-Verarbeitung<br />

dar.<br />

Kennziffer 24 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

Präzises Temperieren für GLP/GMP-konforme<br />

chromatographische Separation<br />

Der Chromatographieschrank KBC von Binder<br />

bietet Raum für die Unterbringung großer<br />

Säulen oder auch<br />

kompletter Chromatographie-Anlagen.<br />

Stabile und<br />

von äußeren Temperaturschwankungenunabhängige<br />

Prozeßabläufe sind<br />

so jederzeit sichergestellt<br />

und ein Höchstmaß an<br />

Reproduzierbarkeit der<br />

Trennung garantiert.<br />

Das präzise Einhalten<br />

von Temperaturwerten<br />

ermöglicht GLP-/GMPkonformes<br />

Arbeiten und<br />

die validierte chromatographische<br />

Separationen.<br />

Mit einem zuverlässigen<br />

und leistungsstarken Kältemodul<br />

bietet der KBC<br />

optimale Voraussetzungen<br />

für die Chromatographie<br />

von wärmeempfind-<br />

lichen, instabilen Komponenten wie fragilen<br />

Naturstoffen. Das APT.-Line-Luftführungsprinzip<br />

sorgt im gesamten<br />

Temperaturspektrum<br />

von –5°C bis +99,9 °C für<br />

optimale räumliche Temperaturgenauigkeiten.<br />

Durch die Vollsichtglasscheibe<br />

sind die Prozesse<br />

im Innenraum stets<br />

uneingeschränkt kontrollierbar.<br />

Die Chromatographieschränke<br />

sind mit<br />

einem Innenraumvolumen<br />

von 400 und 700 l erhältlich.<br />

Mit dem Softwarepaket<br />

DataControlSystem<br />

APT-COM 3.0 ist ferner<br />

optional eine Daten- und<br />

Kommunikationssoftware<br />

für GMP-konforme<br />

Datenaufzeichnung erhältlich.<br />

44 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />

�<br />

�<br />

Kennziffer 23 LW 04 · www.biocom.de<br />

RNA-Isolation im<br />

Hochdurchsatz<br />

Die Analyse der Genexpression setzt die Isolierung<br />

intakter RNA voraus. Mit dem Concert<br />

96 RNA-Kit von Invitrogen läßt sich<br />

Gesamt-RNA mit hoher Ausbeute und Qualität<br />

aus Bakterien, Hefe, Pflanzen und tierischen<br />

Zellen isolieren, und das in weniger als<br />

einer Stunde. Das System umfaßt 96-well-Filter-<br />

und Sammelplatten sowie alle notwendigen<br />

Puffer- und Waschlösungen für eine<br />

nicht-organische, automatisierte RNA-Isolation<br />

im Hochdurchsatzverfahren.<br />

Zur Aufbereitung werden die Zell- und Gewebeproben<br />

in Guanidinisothiocyanat (GTC)<br />

gelöst, um Proteine zu denaturieren und<br />

RNasen zu deaktivieren. Es folgt eine Reihe<br />

an Wasch- und Trennschritten, bei der die<br />

intakte RNA nach Wunsch mit Hilfe der Vakuumfiltration<br />

oder Zentrifugation vom Rest<br />

der Probe abgetrennt wird. Zurück bleibt eine<br />

hochreine Gesamt-RNA. Ferner gewährleistet<br />

die Konstruktion der Filter eine gleichmäßige<br />

RNA-Ausbeute über alle Kammern<br />

der 96-well-Platte hinweg. Die isolierte RNA<br />

läßt sich für alle gängigen molekularbiologischen<br />

Verfahren verwenden, etwa für RT-<br />

PCR oder bei Northern-Blottings. Der Concert<br />

96 RNA-Kit eignet sich für den Einsatz<br />

in Kombination mit zahlreichen Robotern.<br />

Auch ohne den Kauf eines Mehrfachkits,<br />

läßt sich ein breites Spektrum an Probengrößen<br />

und -typen aufbereiten.<br />

Kennziffer 25 LW 04 · www.biocom.de<br />

High speed microcentrifuge<br />

with digital control system<br />

Labnet International has introduced a new<br />

high speed microcentrifuge, the Spectrafuge<br />

24D. It features a digital control system that<br />

is easy-to-use and provides precision control<br />

of operation. Included with the centrifuge is<br />

a high capacity rotor for 1.5 or 2.0 ml tubes,<br />

and the unique design of this rotor makes it<br />

easy to load and unload sample tubes.<br />

The speed of the Spectrafuge 24D is variable<br />

to a maximum of 14,300 rpm (16,300 x g)<br />

for quick separation of nucleic acid and protein<br />

samples. A digital timer accurately controls<br />

run time, or can be set for a „quick spin”.<br />

The digital displays on the front panel show<br />

run time as well as speed in RPM, or the calculated<br />

g-force value. Although the Spectrafuge<br />

is brushless, quiet and compact, it is priced<br />

less than most of its brush motor counterparts.<br />

In addition, the Spectrafuge is<br />

available in five hot new colors.<br />

�<br />


P R O D U K T W E L T<br />

Kennziffer 26 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

Neue Workstation für Toxizitätstestung von Zellen<br />

Die Sparte ‚Drug Discovery‘ von Thermo<br />

Electron Corporation bietet eine neue Workstation<br />

für die Toxizitätstestung von Zellen<br />

anbieten, die eine optimale Komplettlösung<br />

für hohen Probendurchsatz darstellt. Die integrierte<br />

Workstation wurde in Zusammenarbeit<br />

mit Thermo Labsystems und Thermo<br />

CRS entwickelt. Zusammen mit anwendungsspezifischen<br />

Reagenzienkits, automatischer<br />

Datenanalyse und Berichtserstellung<br />

stellt sie ein umfassendes Systempaket dar.<br />

Die Kapazität der ‚Cellular Assay Workstation‘<br />

reicht auch für Wiederholungs-Screening<br />

und Target-Validierung in der Drug-Discovery<br />

aus. Das System besteht aus einem Roboter<br />

zur Bewegung der Platte, einer Liquid-<br />

Handling-Station, einem Zelleninkubator<br />

und einem Mikrotiterplattenphotometer.<br />

Derzeit kann es mit zwei Toxizitätstests arbeiten.<br />

Der Vitotox Genotoxicity-Assay liefert<br />

Kennziffer 28 LW 04 · www.biocom.de<br />

Corning improves<br />

cryogenic vials<br />

The Corning ® Internal and External Thread<br />

Cryogenic Vials have been improved and are<br />

now certified RNase- and DNase-free, have<br />

new black graduations for quicker volume<br />

identification, and are packaged in a resealable<br />

bag for easier, more secure storage. They<br />

also feature a larger marking area for easy to<br />

read labels, embossed lot numbers on the bag<br />

for better identification and sample tracking<br />

and multilanguage product use guidelines.<br />

Corning vials are available in 1.2 mL, 2.0 mL,<br />

4.0 mL, and 5.0 mL sizes with either a round<br />

or conical bottom. Self-standing vials have a<br />

special base design and can be locked into<br />

storage racks and trays.<br />

�<br />

innerhalb weniger Stunden Ergebnisse und<br />

bildet damit die Grundlage für das erste und<br />

bislang einzige System auf dem Markt, das<br />

automatische Gentoxizitätstests durchführt.<br />

Der Vitotox-Test arbeitet mit rekombinanten<br />

Organismen, kommt mit minimalen Probenmengen<br />

aus und spart so kostspielige Reagenzien<br />

ein.<br />

Mit dem CytoPro HTS General Cytotoxicity-Assay<br />

lassen sich Änderungen im Stoffwechsel<br />

von Säugerzellinien verfolgten. Der<br />

ist für das Screenen von Zytotoxinen sowie<br />

Zytokinen gedacht. Im Gegensatz zu den<br />

meisten anderen Zytotoxizitätstests kommt<br />

der CytoPro-Test ohne gefährliche Chemikalien<br />

aus. Bei beiden Tests führt die ‚Cellular<br />

Assay Workstation‘ automatisch umfangreiche<br />

Qualitätskontrollen durch, mit denen sowohl<br />

Meßgerät als auch Testablauf überwacht<br />

werden.<br />

Kennziffer 29 LW 04 · www.biocom.de<br />

Halbmikro-Waage mit<br />

UniBloc-Technologie<br />

Shimadzu hat mit seiner neuen Professional-<br />

Baureihe AUW-D/AUW/AUX/AUY sein<br />

Sortiment der Analysenwaagen und Halbmikro-Waagen<br />

erweitert. Das Herzstück bildet<br />

eine Hochleistungsmeßzelle, der UniBloc.<br />

Dadurch sind höhere Präzisionen, schnellere<br />

Ansprechzeiten und stabile Analysenresultate<br />

möglich. Eine benutzerdefinierte vollautomatische<br />

interne Justierung ist ebenso wie<br />

die Justierung bei Änderung der Umgebungsbedingungen<br />

erhältlich. Weitere Funktionen<br />

beinhalten eine hintergrundbeleuchtete<br />

Anzeige (nur AUW) und die serienmäßig<br />

integrierte RS-232C-Schnittstelle.<br />

Die AUW-D-Serie, eine im vollautomatischen<br />

Dual-Bereich betriebene Analysen- /<br />

Halbmikrowaage besticht durch ihren Wägebereich<br />

von bis zu 220 g /82 g bei einer Ablesbarkeit<br />

von 0,0001 g/0,00001 g und ihrer<br />

Stabilität. Dabei wird die gesamte Struktur<br />

der Meßzelle aus einem einzigen Block gefertigt.<br />

Parallelführung, das Gehänge und die<br />

Übersetzungshebel sind bereits integriert.<br />

Neben einer Reduzierung der beweglichen<br />

Teile werden auch Torsionskräfte und Spannungen<br />

verhindert. Shimadzu bietet die<br />

„UniBloc"-Technologie in seinen Plattformwaagen<br />

der Serie BX-K/BW-K sowie in den<br />

Präzisionswaagen der Modellreihe UX/UW<br />

an. Durch die Hochleistungs-Meßzelle und<br />

eine spezielle Digitaleinheit reduziert sich die<br />

Ansprechzeit der UX/UW-Waagen auf bis zu<br />

0,7 Sekunden.<br />

LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 45<br />

�<br />

�<br />

Kennziffer 27 LW 04 · www.biocom.de<br />

PAK-Analytik mit TACS<br />

Da einige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK) als krebserregend eingestuft<br />

werden, ist eine genaue Analytik erforderlich.<br />

Als Methode der Wahl, im Gegensatz<br />

zu klassischen flüssig/flüssig-Extraktionen,<br />

bietet sich die Gelpermeationschromatographie<br />

an, da sie durch das TACS durchgängig<br />

automatisiert wird. Insbesondere bei Ölen<br />

kann die Analytik schnell und reproduzierbar<br />

durchgeführt werden. Das entsprechende<br />

Öl wird exakt eingewogen, ein interner<br />

Standard zugegeben und das Öl in das<br />

TACS gestellt. Die Ölmatrix und andere störende<br />

Begleitstoffe werden abgetrennt und<br />

zurück bleiben die Analyten von Interesse. Ein<br />

zusätzlicher Lösungsmittelaustausch kann<br />

auf Wunsch automatisiert werden. Entsprechend<br />

der verwendeten Analytik, kann der<br />

aufkonzentrierte Extrakt dann direkt vermessen<br />

oder weiter bearbeitet werden. PAK treten<br />

ubiquitär auf und sind auch in vielen fettreichen<br />

Lebensmitteln vermehrt enthalten.<br />

Kennziffer 30 LW 04 · www.biocom.de<br />

HPLC product line brochure<br />

Beckman Coulter has published a new brochure<br />

on its System Gold ® modular HPLC<br />

product line. It discribes the specialised application<br />

of HPLC for peptide mapping and<br />

protein analysis, enhanced with Beckman<br />

Coulter‘s proprietary solvent delivery technology.<br />

Applications in drug discovery and<br />

development are presented, as well as builtin<br />

features that help support regulatory competence.<br />

The brochure also describes the latest<br />

advancements in Beckman Coulter‘s 32<br />

Karat software platform, providing true 32bit<br />

control and data analysis for Beckman<br />

Coulter‘s HPLC and capillary electrophoresis<br />

systems.<br />

�<br />


P R O D U K T W E L T<br />

Kennziffer 31 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

Hochauflösendes ElektroSpray-Ionisierungs-<br />

Flugzeit-Massenspektrometer<br />

Das neue ElektroSpray-Ionisierungs-Flugzeit-Massenspektrometer<br />

(ESI-TOF) der Bruker<br />

Daltonik GmbH, das microTOF LC ist ein<br />

zukunftsweisendes ESI-TOF-<br />

Tischgerät mit höherer Performance<br />

für Forschungszwecke<br />

und verbesserten analytischen<br />

Anforderungen. ESI-TOF-Tischgeräte<br />

werden in der Pharma-Industrie,<br />

in der Biotechnik und<br />

von akademischen Forschern<br />

für genaue Massenermittlung<br />

verwendet, die die eindeutige<br />

Identifizierung kleiner Moleküle<br />

in den Metabolomics und der<br />

Chemie erlaubt.<br />

Das neue microTOF LC ist das<br />

erste leistungsstarke ESI-TOF-<br />

Tischgerät auf dem Markt. Obwohl<br />

es kleinere Abmessungen<br />

als andere ESI-TOF-Tischgeräte<br />

hat, zeichnet es sich durch etwa<br />

doppelte Auflösung (FWHM<br />

Auflösung 10.000) und erheblich verbesserte<br />

Massengenauigkeit aus – ohne die Notwendigkeit<br />

einer umständlichen internen Kali-<br />

brierung und des Signalintensitätsabgleichs.<br />

Das microTOF besitzt Hochgeschwindig-<br />

LC<br />

keits-Analog-Digital-Konverter (ADC), die<br />

zuverlässige quantitative Messungen<br />

erlauben und genaue,<br />

unverzerrte isotopische Muster<br />

erzeugen. Aufgrund seiner<br />

Schnelligkeit und Empfindlichkeit<br />

erfüllt das microTOF eine LC<br />

Schlüsselanforderung für<br />

schnelle Hochdurchsatz-LC/<br />

MS- und Hochdurchsatz-CE/<br />

MS-Analysen. Es mißt mit Akquisitionsraten<br />

größer als<br />

10 kHz, die mit – sofortiger , fliegender<br />

– Signalmittelwertbildung<br />

in Echtzeit 20 volle Spektren<br />

pro Sekunde aufnehmen<br />

können.<br />

Das microTOF erweitert<br />

LC<br />

die Produktlinie der ESI-TOF<br />

Massenspektrometrie-Produktlinie<br />

bei Bruker Daltonics, die<br />

bisher aus den in der Forschung angewandten<br />

großen und schweren Geräten BioTOFTM ,<br />

ESI-TOF und ESI-Q-q-TOF bestand.<br />

Kennziffer 33 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />

Leica MATS-Wärmeplatte für optimales Mikroskopieren<br />

In der biologischen, medizinischen und pharmakologischen<br />

Forschung kommt der mikroskopischen<br />

Analyse lebender Zellen und temperaturempfindlicher<br />

Proben eine hohe Bedeutung<br />

zu. Hierfür müssen spezielle Bedin-<br />

gungen eingehalten werden, vor allem eine<br />

sorgfältig kontrollierte Temperatur.<br />

Die Leica MATS-Wärmeplatte (Microscope-stage<br />

Automatic Thermocontrol System)<br />

aus heizbarem, optischen Glas ist eine<br />

wirksame Lösung zum Schutz und zur Temperaturkontrolle<br />

von lebenden Zellen während<br />

der mikroskopischen Bearbeitung. Kritische<br />

Temperatursprünge werden vermieden,<br />

da Leica MATS eine gleichmäßige und<br />

konstante Temperatur über die gesamte Fläche<br />

garantiert.<br />

Durch eine hohe Temperaturstabilität (weniger<br />

als 0,5°C Schwankungen über 5 Stunden<br />

bei 37°C), die automatische Protokollierung,<br />

Bedienung in 0,1°C-Schritten und die<br />

präzise digitale Anzeige liefert Leica MATS<br />

stabile, zuverlässige und reproduzierbare Bedingungen<br />

für temperaturempfindliche Experimente<br />

bis 50°C.<br />

Die große, ebene Arbeitsfläche bietet Platz<br />

für mehrere Petrischalen oder Objektträger<br />

gleichzeitig. Leica MATS ist verfügbar für die<br />

gesamte Palette der Mikroskope – für Leica<br />

Stereomikroskope im Durchlicht ebenso wie<br />

für aufrechte und inverse Labor- und Forschungsmikroskope.<br />

46 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />

�<br />

�<br />

Kennziffer 32 LW 04 · www.biocom.de<br />

New mouse gene<br />

expression products<br />

Applied Biosystems has added a comprehensive<br />

collection of pre-designed primer and<br />

probe sets for mouse assays to its Assayson-Demand<br />

gene expression product range.<br />

These gene-specific sets usng TaqMan ®<br />

probes help researchers to quickly and easily<br />

perform quantitative gene expression studies<br />

on mouse genes. More than 8,000 assays are<br />

available in a single tube format and require<br />

only a few set-up and pipetting steps to generate<br />

sensitive, reproducible and quantitative<br />

gene expression data. They are simple to<br />

use and save researchers weeks or months of<br />

time they would have spent if they designed,<br />

formulated and tested their own assays.<br />

Kennziffer 34 LW 04 · www.biocom.de<br />

Roche führt AmpliChip<br />

CYP450-Test in den USA ein<br />

Roche Diagnostics hat mit dem AmpliChip<br />

CYP450 Tests auf Microarray-Basis den ersten<br />

pharmakogenomischen Biochip für klinische<br />

Anwendungen in den USA eingeführt.<br />

Der auf der Technologie von Affymetrix<br />

basierende Chip gibt Aufschluß darüber, wie<br />

genetische Variationen beim Menschen den<br />

Stoffwechsel von Medikamenten beeinflussen.<br />

So können bestimmte natürlich Polymorphismen<br />

in zwei Genen – CYP2D6 und<br />

CYP2C19 – nachgewiesen werden, die beim<br />

Stoffwechsel von Medikamenten eine wichtige<br />

Rolle spielen.<br />

Diese genetischen Variationen beeinflussen<br />

die individuell unterschiedliche Geschwindigkeit,<br />

mit welcher der Organismus<br />

eine Reihe häufig verwendeter Medikamente<br />

metabolisiert. Die Kenntnis dieser Variationen<br />

kann die Wahl des bestgeeigneten Medikamentes<br />

und der richtigen Dosierung unterstützen.<br />

Zudem lassen sich medikamentöse<br />

Therapien vermeiden, die beim Patienten<br />

schwere Nebenwirkungen verursachen<br />

würden.<br />

�<br />


Impressum<br />

LABORWELT (ISSN 1611-0854)<br />

erscheint zweimonatlich im Verlag der<br />

BIOCOM AG<br />

Stralsunder Str. 58-59<br />

D- 13355 Berlin<br />

Tel./Fax: 030/264921-0 / 030/264921-11<br />

eMail: laborwelt@biocom.de<br />

Internet: www.biocom.de<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Biol. Veronika Szentpétery (verantw.)<br />

Tel.: 030/264921-48<br />

Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk<br />

Tel.: 030/264921-50<br />

Anzeigenleitung:<br />

Oliver Schnell<br />

Tel. 030/264921-45<br />

eMail: schnell@biocom.de<br />

Leserservice:<br />

Angelika Werner<br />

Tel. 030/264921-40<br />

Bildtechnik und Layout:<br />

Heiko Fritz<br />

Graphik-Design:<br />

Michaela Reblin<br />

Druck<br />

Mayer & Söhne, D- 86551 Aichach<br />

Mitglieder der DECHEMA-Fachsektion<br />

Biotechnologie, der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Biotechnologie ÖGBT, der<br />

Neurowissenschaftlichen Gesellschaft NWG,<br />

der Gesellschaft für Genetik GfG, der<br />

Deutschen Gesellschaft für Proteomforschung<br />

DGPF, des Verbandes Deutscher Biologen<br />

vdbiol, der Deutschen Gesellschaft für<br />

Neurogenetik DGNG, des Vereins zur<br />

Förderung der Nutrigenomforschung, der<br />

Biotechnologischen Studenteninitiative e.V. (btS)<br />

sowie die Wissenschaftler des Nationalen<br />

Genomforschungsnetzes NGFN erhalten die<br />

Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />

Für einen regelmäßigen Bezug von<br />

LABORWELT ist eine kostenlose Registrierung<br />

unter www.biocom.de oder per Fax (siehe Seite<br />

49) erforderlich.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen<br />

in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren.<br />

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Ohne schriftliche Genehmigung der BIOCOM<br />

AG darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert<br />

oder mit elektronischen Systemen verarbeitet,<br />

vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

© BIOCOM AG, Berlin<br />

® BIOCOM ist eine geschützte Marke der<br />

BIOCOM AG, Berlin<br />

BIOCOM ® AG<br />

T E R M I N E<br />

04.-05.08.03: Symposium „Integrative Bio-<br />

Informatik”, Bielefeld<br />

Info: Ralf Hofestäft, Universität Bielefeld, Technische Fakultät,<br />

AG Bioinformatik, Universitätsstrasse 25, D-33615 Bielefeld<br />

(Tel.: +49-(0)521-1065-283, bio-workshop@techfak.unibielefeld.de,<br />

http://cweb.uni-bielefeld.de/agbi/home/index.cw)<br />

24.08.-29.08.03: 11th European Congress on<br />

Biotechnology – Building Bridges between<br />

Biosciences and Bioengineering, Basel<br />

Info: ECB11, c/o AKM Congress Service, PO Box, Clarastrasse<br />

57, CH-4005 Basel, Switzerland (Tel.: +41-61-686-77-11,<br />

Fax: +41-61-686-77-88, info@akm.ch, www.ecb11.ch)<br />

25.-26.08.03: Partnering Day des Nationalen<br />

Genomforschungsnetzes (NGFN), Bonn<br />

Info: Projektmanagement NGFN, Projektträger im DLR,<br />

Pf. 240107, D-53154 Bonn (Tel.: +49-(0)228-3821-331,<br />

Fax: +49-(0)228-3821-332, eMail: pm-ngfn@dlr.de,<br />

Web: www.ngfn.de)<br />

02.-03.09.03: 2nd Proteome Forum, Rostock<br />

Info: Michael O. Glocker, Proteome Center, Universität Rostock,<br />

Joachim-Jungius-Str. 9, D-18059 Rostock<br />

(Tel./Fax: +49-(0)381-40-59-770 /-686,<br />

eMail: michael.glocker@med.uni-rostock.de,<br />

Web: www.pzr.uni-rostock.de/ProteomForum)<br />

03.-05.09.03: VAAM-Meeting „Molekularbiologie<br />

der Pilze”, Göttingen<br />

Info: Prof. Dr. Ursula Kües, Georg-August Universität<br />

Göttingen, Büsgenweg 2, D-37077 Göttingen<br />

(Tel.: +49-(0)551-397-024, Fax: +49-(0)551-397-705,<br />

eMail: pilztag@uni-goettingen.de,<br />

Web: www.pilztagung.uni-goettingen.de<br />

03.-05.09.03: 2nd International Conference<br />

„Cell-Based Assays”, Zürich<br />

03.-04.09.03: „Proteinase Inhibitors” – 2nd International<br />

Industry Conference, Zürich<br />

Info: Laura Beachus, IBC Life Sciences<br />

(Tel.: +44-(0)-1932-893-856, Fax: +44-(0)-1932-893-893,<br />

cust.serv@informa.com, www.ibc-lifesci.com/proteinase)<br />

04.-05.09.03: „Proteins: Targets, Tools and<br />

Therapeutics“-Symposium, Halle/Saale<br />

Info: Dr. Barbara Kampa, BioService Halle GmbH, Weinbergweg<br />

22, D-06120 Halle/Saale (Tel.: +49-(0)345-55-59-963,<br />

Fax: +49-(0)345-55-59-669, eMail: kampa@bioservicehalle.com,<br />

Web: www.bioservice-halle.com)<br />

07.-09.09.03: Functional Genomics „From<br />

Bacteria to Man”, Greifwald<br />

Info: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Medizinische<br />

Fakultät – AG Funtionelle Genomforschung, Walther-Rathenau-Str.<br />

49A, D-17489 Greifswald (Tel.: +49-(0)3834-515-655,<br />

Fax: +49-(0)3834-515-656), www.functional-genomics.de)<br />

14.-17.09.03: Proteomic Forum, München<br />

Info: Prof. Dr. Angelika Görg, TU München, D-85350 Freising-<br />

Weihenstephan (Tel.: +49-(0)8161-714265,<br />

Fax: +49-(0)8161-714264, eMail: angelika.gorg@wzw.tum.de,<br />

Web: www.weihenstephan.de/blm/deg/Forum2003.htm<br />

16.-18.09.03: GVC/DECHEMA-Jahrestagungen<br />

2003, Mannheim<br />

Info: DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, D- 60486<br />

Frankfurt (Tel.: +49-(0)69-7564-333, -129, Fax: +49-(0)69-<br />

7564--441, -176, eMail: tagungen@dechema.de,<br />

Web: www.dechema.de)<br />

17.-20.09.03: IDS-3 – 3rd International Dendrimer<br />

Symposium, Berlin<br />

Info: Barbara Feißt, DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25,<br />

D- 60486 Frankfurt (Tel.: +49-(0)69-7564-333, Fax: +49-<br />

(0)69-7564-441, eMail: info@ids-3.de, Web: www.ids-3.de)<br />

17.-18.09.03: Kooperationsforum „MedTech –<br />

Pharma – Biotech”, München<br />

Info: Thomas Feigl, Bayern Innovativ GmbH, Gewerbemueumsplatz<br />

2, D-90403 Nürnberg (Tel.: +49-(0)911-206-71-330,<br />

Fax: +49-(0)911-206-71-788, eMail: med@bayern-<br />

18.-19.09.03: Symposium des Nationalen<br />

Genomforschungsnetzes (NGFN) „Functional<br />

Genomics of Infectious Diseases and<br />

Inflammation”, Tübingen<br />

Info: Maike Gernhöfer, Institut für Med. Mikrobiologie und<br />

Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Tübingen, Elfriede-<br />

Aulhorn-Str. 6, D-72076 Tübingen (Tel.: +49-(0)7071-2982359,<br />

eMail: maike.gernhoefer@med.uni-tuebingen.de,<br />

Web: www.tuebingenome.de/symposium)<br />

18.09.03: 2. Internationaler Workshop „Scanning<br />

Probe Microscopy in Life Sciences”, Berlin<br />

Info: Zsuzsa Konczos, JPK Instruments AG, Bouchéstr. 12,<br />

D-12435 Berlin (Tel./Fax: +49-(0)30-5331-12073/ -1202,<br />

eMail: kpnczos@jpk.com, Web: www.spm-workshop.jpk.com)<br />

18.-20.09.03: Symposium „Structure and Function<br />

of Soil Microbiota”, Marburg/Lahn<br />

Info: Philipps-Universität Marburg, Department of Biology,<br />

Collaborative Research Centre 395 (SFB 395), Karl-von-<br />

Frisch-Strasse 8, D-35043 Marburg (Tel./Fax: +49-(0)6421-<br />

28-26811 /-26812, eMail: info@soilmicrobiota.de,<br />

Web: www.soilmicrobiota.de/)<br />

20.-04.09.03: ELSO 2003 & GBM-Tagung, Dresden<br />

Info: ELSO Office, Ingeborg Fatscher, P.O. Box 1151, D-69199<br />

Sandhausen (Tel.: +49-(0)6224-925-613, Fax: +49-(0)6224-<br />

925-610, -11, -12, eMail: contact@elso.org,<br />

Web: www.labhoo.com/elso/ELSO.asp)<br />

22.-23.09.03: Workshop und Fortbildungslehrgang<br />

„Gentechnische Sicherheit”, Hannover<br />

Info: Stefan Gerstel, Medizinische Hochschule Hannover<br />

(Tel.: +49-(0)511-532-5696, Fax: +49-(0)511-532-8580,<br />

email: Gerstel.Stefan@mh-hannover, Web: www.mhhannover.de/vorstand/biologsicherheit/seite2.htm)<br />

22.-23.09.03: Seminar „Entwicklung und<br />

Optimierung von HPLC”, Saarbrücken<br />

Info: Dr. Klinkner & Partner GmbH, IT Park Saarland, Geb. C1,<br />

Altenkesseler Straße 17, D-66115 Saarbrücken<br />

(Tel.: +49-(0)681-97-62-23-0, Fax: +49-(0)681-97-62-23-5,<br />

eMail: info@klinkner.de, Web: www.klinkner.de)<br />

24.-25.09.03: Conference „Drug Discovery<br />

Informatics 2003”, Mainz<br />

Info: Worldwide Business Research (Tel.: +44-20-7368-9400,<br />

eMail: drugdiscoveryinformatics@wbr.co.uk,<br />

Web: www.wbresearch.com/drugdiscovery/)<br />

25.09.-04.10.03: EMBO Practical Course „Modern<br />

Methods in Cell Biology”, Heidelberg, Germany<br />

Info: Course & Conference Office, European Molecular Biology<br />

Laboratory (EMBL), Meyerhofstr. 1, D-69117 Heidelberg<br />

(eMail: courses@embl-heidelberg.de)<br />

29.09.-02.10.03: NanoBioTec 2003, Forum<br />

„Nanobiotechnology meets Industry”, Münster<br />

Info: Maria Jaklin,CeNTech GmbH, Mendelstr. 11, D-48149<br />

Münster: (Tel: +49-(0)251-9801860, Fax: +49-(0)251-<br />

9801861, eMail: office@nanobiotec.de,<br />

Web: www.nanobiotec.de)<br />

05.-08.10.03: European Conference on<br />

Prokaryotic Genomes, Göttingen<br />

Info: Heike Geiling, DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25,<br />

D-60481 Frankfurt a.M. (Tel.: +49-(0)69-7564-280,<br />

Fax: +49-(0)69-7564-176, eMail: geiling@dechema.de,<br />

Web: www.dechema.de/prokagen)<br />

07.-09.10.03: BIOTECHNICA 2003, Hannover<br />

Info: Oliver Wedekind, Deutsche Messe AG, Messegelände,<br />

D- 30521 Hannover (Tel.: +49-(0)511-89-32128,<br />

Fax: +49-(0)511-89-31218, eMail: info@messe.de,<br />

Web: www.biotechnica.de)<br />

07.10.03: 2nd artus PCR-Symposium, Hamburg<br />

Info: Rebecca Bigott, artus GmbH, Königstraße 4a, D-22767<br />

Hamburg (Tel.: +49-(0)40-41-364-763, Fax: +49-(0)40-41-<br />

364-720, eMail: bigott@artus-biotech.de, Web: www.artusbiotech.de/)<br />

innovativ.de, Web: www.bayern-innovativ.de/med2003)) Kennziffer 35 LW 04 · www.biocom.de �<br />

50 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!