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LABORWELT<br />
Nr. 4 / 2003 - Vol. 4 Das -Themenheft<br />
Biomolekulare<br />
selbst-assemblierende<br />
Systeme<br />
Dielektrophoretische<br />
Trennung biologischer<br />
Mikro- & Nanopartikel<br />
Bioseparation<br />
Biosepar Bioseparation ation<br />
Aufreinigung<br />
biotechnologischer<br />
Therapeutika<br />
Bioseparation mit<br />
monolithischen<br />
Kapillarsäulen<br />
Isolierung adulter<br />
Schwannscher Zellen<br />
Unkultivierbare<br />
Mikroorganismen als<br />
Wirkstoffressource<br />
Verbesserte<br />
HPLC-Analytik<br />
BIOCOM AG
Zum Thema �<br />
Bioseparation zeigt<br />
Umsatzstärke<br />
Mit 51 Prozent der Umsätze – rund 780 Mio. US-$ in diesem Jahr –<br />
belegen die Bioseparationstechnologien wie die 2D-Gelelektrophorese<br />
und HPLC den bei weitem größten Anteil des zukunftsträchtigen<br />
Proteomics-Marktes . Obgleich der Marktanteil laut einer aktuellen<br />
Studie des US-Marktforschungsunternehmens Front Line Strategic<br />
Management binnen fünf Jahren auf 44 Prozent sinken soll, bleiben<br />
die Techniken zur Trennung von Zellproteinen auch in Zukunft<br />
das umsatzstärkste Segment und wachsen bis zum Jahr 2008 auf 1,19<br />
Mrd. US-$. Für die Geräte- und Technologieanbieter gilt es, Proteine<br />
mit unterschiedlichsten Eigenschaften – sauer oder basisch, häufig<br />
oder selten, wasserlöslich oder wasserunlöslich, sehr groß oder extrem<br />
klein – reproduzierbar aufzutrennen.<br />
Im Vergleich der konkurrierenden Trenntechnologien 2D-Gelelektrophorese<br />
und LC/MS-Systeme attestiert die Studie den LC-Technologien<br />
eine wachsende Bedeutung. So zeigen monolithische Kapillarsäulen<br />
besonders bei kleinen Probenmengen eine verbesserte<br />
Trenneffizienz (vgl. Seite 19). Vor dem Hintergrund der schwierigen<br />
Reproduzierbarkeit der 2D-Gelelektrophorese richten sich die Hoffnungen<br />
unter anderem auf die Proteinfraktionierung durch vollautomatisierte<br />
2D-HPLC-Verfahren (Seite 21).<br />
Bitte nutzen Sie unseren Kennziffer-Service: online unter<br />
www.biocom.de oder auf dem beiliegenden Fax-Formular.<br />
Wenn Sie ein Produkt interessiert, einfach Nummer<br />
ankreuzen, Name und Adresse angeben und faxen/<br />
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Inserenten.<br />
Geht es dagegen um die industrielle Aufreinigung biotechnologischer<br />
Therapeutika – wie monoklonaler Antikörper aus Säugerzellen –, ermöglicht<br />
die „Expanded Bed Adsorption”-Technologie gegenüber<br />
konventionellen, zeitintensiven Zentrifugations- und Filtrationsverfahren<br />
die direkte Aufgabe des Fermenterinhaltes auf das Säulenbett<br />
und eine erste Aufreinigung in einem Schritt (Seite 14).<br />
Diese Ausgabe beschäftigt sich weiterhin mit der Nanobiotechnologie,<br />
wo sich einiges tut. So ist es österreichischen Wissenchaftlern<br />
gelungen, auf gentechnischem Wege funktionelle, bioaktive Peptide<br />
an selbst-assemblierende kristalline Zelloberflächenproteine, sogenannte<br />
S-Schicht-Proteine, zu fusionieren (Seite 4). Als Anwendungsmöglichkeiten<br />
bieten sich etwa „Lab-on-Chip”-Diagnostika an, da je<br />
nach Fusionsproteintyp Antigene, Antikörper oder DNA gebunden<br />
und nachgewiesen werden können.<br />
Wir begrüßen an dieser Stelle die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft<br />
für Neurogenetik, des Netzwerkes Nutrigenomforschung und<br />
– im Zeichen der Nachwuchsförderung – der Biotechnologischen Studenteninitiative<br />
(btS), die seit kurzem im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />
die LABORWELT beziehen. Gerne möchten wir Sie auch auf unseren<br />
im vorigen Heft gestarteten, kostenfreien akademischen Stellenmarkt<br />
aufmerksam machen (Seite 47). Wir wünschen Ihnen eine schöne, erholsame<br />
Urlaubszeit und sind Ende September mit dem Thema ‚Biooptik’<br />
wieder für Sie da.<br />
Ihr LABORWELT-Team<br />
I N T R O<br />
INHALT �<br />
W I S S E N S C H A F T<br />
� Biomolekulare selbst-assemblierende Systeme 4<br />
Magdalena Pleschberger et al., Univ. f. Bodenkultur, Wien<br />
W I S S E N S C H A F T<br />
� Isolierung adulter Schwannscher Zellen 8<br />
Norbert Weidner et al., Universitätsklinik Regensburg<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� Dielektrophoretische Trennung von Mikropartikeln 12<br />
Martin Stelzle et al., NMI, Universität Tübingen, Reutlingen<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� Aufreinigung biotechnologischer Therapeutika 14<br />
Silke Fetzer et al., Amersham Biosciences, Freiburg<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� Monolithische stationäre Phasen zur Bioseparation 19<br />
Sven Andrecht et al., Merck KGaA, Darmstadt<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� Proteinfraktionierung durch 2D-Chromatographie 21<br />
Dietmar Hansen et al., Beckman Coulter, Krefeld<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� Durchflußzytometrie und Zellsortierung 24<br />
Giovanni Salerno, DakoCytomation GmbH, Hamburg<br />
N E T Z W E R K<br />
� Nachhaltige Biokatalyse 27<br />
Rainer Erb et al., Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� HPLC-Analytik durch das LaChrom Elite ® -System 30<br />
Wolf-Dieter Beinert et al., VWR International GmbH, Darmstadt<br />
N E T Z W E R K<br />
� Unkultivierte Mikroorganismen als Ressource 33<br />
Guido Meurer, BRAIN AG, Zwingenberg<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� 2D-GE in den Proteomics: Zoom IPG Runner 36<br />
Karsten Wilking, Invitrogen GmbH, Karlsruhe<br />
B L I T Z L I C H T<br />
� LIF-Detektion in HPLC und Kapillarelektrophorese 38<br />
Hagen Preik-Steinhoff et al., SunChrom GmbH, Friedrichsdorf<br />
� Produktwelt 44<br />
� Stellenmarkt 47<br />
� Verbände/Bestellformular 49<br />
� Termine/Impressum 50<br />
Die Hydroqualle Tima formosa wird im Zoo-Aquarium<br />
Berlin zusammen mit 12 anderen Quallenarten<br />
seit Jahren kontinuierlich aus ihren Polypen gezüchtet.<br />
Aufnahme: Christian Heller.<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 3<br />
�<br />
Kennziffer 11 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
© Zoo-Aquarium, Berlin
Nanobiotechnologie<br />
�<br />
W I S S E N S C H A F T<br />
Biomolekulare selbstassemblierende<br />
Systeme für<br />
die Nanobiotechnologie<br />
Dipl.-Ing. Magdalena Pleschberger und Mag. Dr. Eva M. Egelseer,<br />
Zentrum für Ultrastrukturforschung und BMT-Research, Universität für Bodenkultur, Wien<br />
Biomolekulare selbst-assemblierende Systeme sind zukunftsweisende Bauprinzipien der<br />
„Bottom-up“-Strategie im Bereich der Nanotechnologie. Auf gentechnischem Weg ist es gelungen,<br />
funktionelle, bioaktive Peptide an kristalline Zelloberflächenproteine, sogenannte S-<br />
Schicht-Proteine, zu fusionieren. Auf Grund der kristallinen Struktur der S-Schichten sowie<br />
der hohen Dichte und der definierten Anordnung der fusionierten Peptid- oder Proteinsequenzen<br />
stellen chimäre S-Schichten eine ideale Matrix zur kontrollierten Bindung von Makromolekülen<br />
dar.<br />
Key Words: S-Schicht, Bacillus, rekombinante Fusionsproteine, sekundäres Zellwandpolymer<br />
Kristalline Zelloberflächen (sogenannte S-<br />
Schichten, englisch: surface-layers) bestehen<br />
aus einer einzigen Protein- oder Glykoproteinspezies<br />
und können als die einfachsten biologischen<br />
Membranen angesehen werden,<br />
die sich im Laufe der Evolution entwickelt<br />
haben 1-4 . Sie zählen zu den häufigsten Oberflächenstrukturen<br />
prokaryotischer Zellen.<br />
Auf Grund der hohen Regelmäßigkeit, so-<br />
wohl in der Anordnung der Poren als auch<br />
der funktionellen Gruppen, stellen S-Schichten<br />
einzigartige Systeme dar, um Struktur,<br />
Synthese, Genetik, den dynamischen Prozeß<br />
der Selbstorganisation sowie die Funktion<br />
einer supramolekularen Struktur zu erforschen.<br />
Isolierte S-Schicht-Untereinheiten<br />
zahlreicher Organismen besitzen die Fähigkeit,<br />
in Suspension, auf festen Trägern (z. B.<br />
Abb. 1: (1) Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Gefrierätzung einer Bacillus sphaericus-Zelle,<br />
die das quadratische S-Schicht-Gitter zeigt, das von dem S-Schicht Protein SbpA gebildet wird. (2)<br />
Schematische Darstellung des quadratischen S-Schicht-Gittertyps. Eine morphologische Einheit (gelb)<br />
besteht aus vier Protein- oder Glykoprotein-Untereinheiten. (3) Atomkraftmikroskopische (AFM) Aufnahme,<br />
die die Rekristallisation des S-Schicht-Proteins SbpA in Form des quadratischen Gitters auf<br />
Silizium-Wafern, Gold-Chips, Plastikfolien),<br />
an der Wasser/Luft-Grenzfläche sowie auf<br />
Liposomen und Lipidfilmen in Form von<br />
monomolekularen kristallinen Gittern zu assemblieren.<br />
Die einzigartigen Eigenschaften<br />
von S-Schichten haben zu einem breiten Anwendungsspektrum<br />
im Bereich der Biotechnologie,<br />
der Biomimetik, der Molekularen<br />
Nanotechnologie, der Diagnostik und der<br />
Vakzineentwicklung geführt.<br />
Struktur und Aufbau der S-Schichten<br />
S-Schichten sind monomolekulare Assemblies,<br />
aufgebaut aus identischen Protein- oder<br />
Glykoprotein-Untereinheiten, mit einem<br />
Molekulargewicht von 40 bis 200 kDa. Sie<br />
bilden regelmäßige Gitter aus, die entweder<br />
schräge, quadratische (Abb. 1) oder hexagonale<br />
Symmetrie aufweisen. Die Gitterabstände<br />
der morphologischen Einheiten betragen<br />
3 bis 35 nm. Die S-Schicht findet sich bei<br />
Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien<br />
an der Oberfläche der Zellwand, dem<br />
Peptidoglykan oder dem Lipopolysaccharid<br />
der äußeren Membran. Bei den meisten Archaea<br />
stellen S-Schichten die einzige Zellwandkomponente<br />
außerhalb der Plasmamembran<br />
dar. Identitäten der S-Schicht-Proteinsequenz<br />
findet man zwischen den verschiedenen<br />
Bakterienstämmen hauptsächlich<br />
im Bereich des N-Terminus, der für die Verankerung<br />
der S-Schicht-Untereinheiten verantwortlich<br />
ist. Dieser interagiert über eine<br />
lektinartige Bindung mit einem spezifischen<br />
Glykan, dem sogenannten sekundären Zellwandpolymer<br />
(SZWP), das kovalent an das<br />
Peptidoglykan gebunden ist 5 .<br />
Fusion biologisch aktiver Peptid- oder<br />
Proteinsequenzen zur<br />
Funktionalisierung von Oberflächen<br />
Auf Grund ihrer einzigartigen Fähigkeit zur<br />
Selbstorganisation bei gleichzeitiger Erhaltung<br />
der Funktionalität des fusionierten Peptidanteils<br />
eröffnen S-Schicht Fusionsproteine<br />
erstmals die Möglichkeit der Herstellung von<br />
orientierten, funktionellen Proteingittern mit<br />
repetitiven Oberflächeneigenschaften bis in<br />
den Subnanometerbereich. Vereinfacht ergibt<br />
sich die Vorstellung eines molekularen Lego-<br />
Spiels, dessen Bausteine die Proteinkristalle<br />
repräsentieren. Basierend auf diesem „Baukastensystem“<br />
eröffnen sich mannigfaltige<br />
Möglichkeiten, die durch die Fusion mit verschiedenen<br />
funktionellen Peptid- und Proteinsequenzen<br />
vervielfacht werden können.<br />
Basierend auf drei S-Schicht-Proteinen von<br />
verschiedenen Bacillus-Stämmen wurden<br />
unterschiedliche Fusionsproteine hergestellt.<br />
Besonders gute Rekristallisationseigenschaften<br />
auf festen Trägern zeigte das S-Schicht-<br />
Protein SbpA von Bacillus sphaericus. Struk-<br />
einem Goldplättchen zeigt. Kennziffer 12 LW 04 · www.biocom.de �<br />
4 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
W I S S E N S C H A F T<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung der Rekristallisation von verschiedenen S-Schicht-Fusionsproteinen<br />
auf festen Trägern, die mit sekundärem Zellwandpolymer (SZWP) beschichtet wurden. Chimäre S-<br />
Schichten die als funktionelle Sequenz (1) die variable Domäne eines Kamelantikörpers, (2) die IgG-<br />
Bindungsdomäne oder (3) Streptavidin inkorporieren. Je nach Fusionsprotein-Typ können entweder (1)<br />
Antigene, (2) Antikörper oder (3) biotinylierte Moleküle gebunden werden.<br />
tur-Funktionsanalysen ergaben, daß eine Cterminal<br />
um 200 Aminosäuren (AS) verkürzte<br />
SbpA-Form eine bessere Zugänglichkeit des<br />
C-Terminus aufwies als das Protein in seiner<br />
gesamten Länge von 1268 AS 6 . Auf diesen<br />
Resultaten basierend wurden S-Schicht-Fusionsproteine<br />
konstruiert, die entweder das<br />
Hauptbirkenpollen-Allergen (161 AS), Streptavidin<br />
(118 AS), die Immunglobulin G (IgG)-<br />
Bindungsdomäne (116 AS) oder verschiedene<br />
variable Domänen von Kamelantikörpern<br />
(117 AS) am C-Terminus des S-Schicht-Proteins<br />
trugen. Alle Fusionsproteine konnten in<br />
Escherichia coli rekombinant produziert werden.<br />
Anwendungsspektrum der<br />
S-Schicht-Fusionsproteine<br />
Das erste S-Schicht-Fusionsprotein, das die<br />
Sequenz des Hauptbirkenpollen-Allergens<br />
Bet v1 inkorporiert, wurde konstruiert, um<br />
spezifisch IgE-Moleküle aus dem Serum von<br />
Birkenpollenallergikern nachzuweisen. Dieses<br />
S-Schicht-Fusionsprotein besitzt einerseits<br />
die Fähigkeit zum Self-Assembly, andererseits<br />
die funktionelle Eigenschaft des fusionierten<br />
Allergens, Bet v1-spezifische IgE-<br />
Moleküle aus dem Serum von Allergikern zu<br />
binden. Dieses Fusionsprotein könnte auf<br />
Grund seiner spezifischen Eigenschaften sowohl<br />
in der Biochip-Technologie als auch in<br />
der antiallergischen Immuntherapie zur Anwendung<br />
kommen 7 .<br />
Auf Basis eines S-Schicht-Fusionsproteins,<br />
das als bioaktives Peptid Streptavidin inkorporiert,<br />
wurden mittels eines speziell entwikkelten<br />
Faltungsprotokolls in Gegenwart von<br />
monomeren Streptavidin, funktionelle S-<br />
Schicht-Streptavidin-Heterotetramere herge-<br />
stellt, die zur Bindung jeglicher biotinylierter<br />
Moleküle (z.B. DNA, Oligonukleotide,<br />
Peptide, Antikörper etc.) befähigt sind 8 .<br />
Ein weiteres S-Schicht-Fusionsprotein, das<br />
die Bindungsstelle von Protein A für den konstanten<br />
Teil von IgG-Molekülen trägt kann<br />
auf Mikropartikeln aus biokompatiblen Polymeren<br />
rekristallisiert, mittels „Crosslinkern“<br />
stabilisiert und für die spezifische Bindung<br />
von human-IgG ausgenützt werden.<br />
Diese funktionellen Mikropartikel sollen als<br />
spezifische IgG-Adsorbentien in der extrakorporalen<br />
Blutreinigung zum Einsatz kommen<br />
9 .<br />
Weiters wurde durch die Fusion des S-<br />
Schicht-Proteins mit der variablen Domäne<br />
eines Kamelantikörpers, ein spezifisches Antigen-erkennendes<br />
Protein konstruiert. Die<br />
Besonderheit einer speziellen Gruppe von<br />
Kamelantikörpern im Vergleich zu konventionellen<br />
Antikörpern beruht auf dem völligen<br />
Fehlen der leichten Ketten sowie der<br />
Abwesenheit der ersten konstanten Domänen<br />
der schweren Ketten. Die Antigen-Bindungstasche<br />
wird also nur von der variablen<br />
Domäne der schweren Kette ausgebildet,<br />
wodurch sich eine Vereinfachung gegenüber<br />
den sogenannten „single chain“-Antikörpern<br />
ergibt, da auf den synthetischen Linker zwischen<br />
der variablen Domäne der leichten und<br />
der schweren Kette verzichtet werden kann.<br />
Als Modellsystem zur Überprüfung der<br />
Funktionalität der fusionierten variablen<br />
Domäne eines Kamelantikörpers wurde ein<br />
S-Schicht-Fusionsprotein hergestellt, das am<br />
C-Terminus eine gegen Lysozym gerichtete<br />
variable Domäne trägt. Lysozym als Antigen<br />
wurde auf Grund der gut aufgeklärten Antigen-/Antikörperbindung<br />
gewählt. Die Bindungsfähigkeit<br />
des Proteins für Lysozym<br />
wurde mittels ELISA, Immunoblots sowie<br />
anhand von Surface Plasmon Resonance<br />
(SPR)-Versuchen bestätigt. Die Fähigkeit, wie<br />
für dieses S-Schicht-Protein typisch, in Form<br />
eines quadratischen Gitters auf peptidoglykanhältigen<br />
Zellwandfragmenten als auch<br />
auf SZWP-beschichteten Goldplättchen zu<br />
assemblieren, konnte mit Hilfe des Elektronenmikroskops<br />
und des Atomkraftmikroskops<br />
(AFM) bestätigt werden 10 . In weiterer<br />
Folge steht nun die Konstruktion eines Fusionsproteins<br />
bevor, das die variable Domäne<br />
eines Kamelantikörpers inkorporiert, die das<br />
Prostata-spezifische Antigen (PSA) erkennt.<br />
Das Monitoring der PSA-Konzentration im<br />
Blutserum wird zur Früherkennung von Prostatatumoren<br />
herangezogen. Eine PSA-bindende<br />
chimäre S-Schicht könnte daher in der<br />
Diagnostik zur PSA-Quantifizierung zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Die Einsatzgebiete der S-Schicht-Fusionsproteine<br />
sind mannigfaltig. Rekristallisierte<br />
chimäre Proteine können zum Beispiel als<br />
„Lab-on-Chip“-Diagnostika ihre Anwendung<br />
finden. Ein breites Anwendungsspektrum<br />
eröffnet sich auch im Bereich der markierungsfreien<br />
Nachweissysteme basierend<br />
auf dem Quarz Crystal Microbalance Dissipation<br />
Monitoring (QCM-D), der Surface<br />
Acoustic Wave (SAW) oder der Surface Plasmon<br />
Resonance (SPR)-Technik, wobei ein<br />
Bindungsvorgang ohne die Notwendigkeit<br />
von markierten Molekülen nachgewiesen<br />
werden kann.<br />
Literatur<br />
[1] Sleytr, U. B., Messner, P., Pum, D., and Sára, M., Angew. Chem. Int. Ed. 38,<br />
(1999) 1034-1054<br />
[2] Sleytr, U. B., Sára, M., Pum, D., Schuster, B., Messner, P., and Schäffer, C.<br />
(2003) In: Biopolymers (Steinbüchel, A., and Fahnestock, S., eds) Vol. 7 pp.<br />
285-338, Wiley-VCH, Weinheim, Germany<br />
[3] Sleytr, U. B., Sára, M., Pum, D., and Schuster, B. (2002) In: Nano-Surface<br />
Chemistry (Rosoff, M., ed) pp. 333-389, Marcel Dekker, Inc., New York -<br />
Basel<br />
[4] Sára, M., and Sleytr, U. B., J Bacteriol 182, (2000) 859-868.<br />
[5] Ilk, N., Kosma, P., Puchberger, M., Egelseer, E. M., Mayer, H. F., Sleytr, U. B.,<br />
and Sára, M., J Bacteriol 181, (1999) 7643-7646.<br />
[6] Ilk, N., Völlenkle, C., Egelseer, E. M., Breitwieser, A., Sleytr, U. B., and Sára,<br />
M., Appl Environ Microbiol 68, (2002) 3251-3260.<br />
[7] Breitwieser, A., Egelseer, E. M., Moll, D., Ilk, N., Hotzy, C., Bohle, B., Ebner,<br />
C., Sleytr, U. B., and Sára, M., Protein Eng 15, (2002) 243-249.<br />
[8] Moll, D., Huber, C., Schlegel, B., Pum, D., Sleytr, U. B., and Sára, M., Proc<br />
Natl Acad Sci U S A 99, (2002) 14646-14651.<br />
[9] Weber, V., Weigert, S., Sára, M., Sleytr, U. B., and Falkenhagen, D., Ther<br />
Apher 5, (2001) 433-438.<br />
[10] Pleschberger, M., Neubauer, A., Egelseer, E. M., Weigert, S., Lindner, B.,<br />
Sleytr, U. B., Muyldermans, S., and Sára, M., Bioconjug Chem 14, (2003)<br />
440-448.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dipl.-Ing. Magdalena Pleschberger<br />
Mag. Dr. Eva M. Egelseer<br />
Zentrum für Ultrastrukturforschung und<br />
BMT-Research<br />
Universität für Bodenkultur<br />
Gregor Mendel-Straße 33, A-1180 Wien<br />
Tel.: +43-(0)1-47654 2209, Fax: -4789112<br />
eMail: magdalena.pleschberger@boku.ac.at<br />
Kennziffer 13 LW 04 · www.biocom.de<br />
6 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
�
W I S S E N S C H A F T<br />
Zellbiologie �<br />
Effiziente Isolierung adulter<br />
Schwannscher Zellen aus<br />
peripheren Nerven<br />
Dr. Norbert Weidner, Dipl. Biol. Maurice Vroemen,<br />
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinik Regensburg<br />
Der potentielle Einsatz autologer Schwannscher Zellen zur Regeneration nach Läsionen peripherer<br />
Nerven beziehungsweise Remyelinisierung erfordert eine rasche und effiziente Isolierung<br />
dieser Zellen aus Biopsien peripherer Nerven. Mit Hilfe der Magnet-aktivierten Separation<br />
von p75 low affinity nerve growth factor receptor-exprimierenden Schwannschen Zellen<br />
ist es gelungen, die benötigte Zeit zur Aufreinigung dieser Zellen von drei bis sechs Wochen<br />
auf neun Tage bei einem hohen Grad der Aufreinigung zu reduzieren.<br />
Key Words: MACS, Axon, Regeneration, autologe Schwannsche Zellen, Transplantation, Zellkultur,<br />
p75 low affinity nerve growth factor receptor<br />
Die Rekrutierung endogener Schwannscher<br />
Zellen ermöglicht eine erfolgreiche Regeneration<br />
geschädigter Nervenprojektionen<br />
(Axone) im peripheren Nervensystem. Dies<br />
ist jedoch nur bis zu einem bestimmten Ausmaß<br />
der Schädigung möglich. Bei längerstreckigen<br />
Nervenschädigungen beziehungsweise<br />
-durchtrennungen sind intrinsische Regenerationsvorgänge<br />
nicht mehr in der Lage,<br />
strukturelle und funktionelle Wiederherstellung<br />
zu ermöglichen. Auch die Autotrans-<br />
schädigter Nerven erzielt werden 1,2 . Darüber<br />
hinaus wurden Schwannsche Zellen auch erfolgreich<br />
zur Förderung der Nervenregeneration<br />
und Remyelinisierung im Zentralnervensystem<br />
(ZNS) eingesetzt 3-5 . Optimalerweise<br />
sollten dabei die Zellen autolog sein, das<br />
heißt, sie sollten aus dem Gewebe des betroffenen<br />
Individuums (periphere Nervenbiopsie)<br />
gewonnen und nach Vermehrung in Zellkultur<br />
wieder in den Patienten reimplantiert<br />
werden.<br />
Abb. 1: Zeitlicher Ablauf vom Zeitpunkt der Nervenbiopsie (Tag 0) bis zur morphologischen/durchflußzytometrischen<br />
Analyse MACS p75LNGFr-separierter Schwannscher Zellen (Tag 11). (Abbildung mit<br />
freundlicher Genehmigung von Elsevier, modifiziert aus J. NEUROSCI. METHODS Vol.124, Vroemen et al.,<br />
Purification of Schwann cells by..., S.135-143, © 2003).<br />
plantation von Hautnervenfragmenten ist<br />
bezüglich der Ausdehnung einer Nervenschädigung<br />
limitiert.<br />
Alternativ können Schwannsche Zellen aus<br />
Biopsien von peripheren Nerven isoliert, in<br />
Kultur um ein Vielfaches vermehrt und nach<br />
Einbringen in Polymer-basierte, artifiziell<br />
hergestellte Leitstrukturen als Nervenersatz<br />
dienen. Durch den Einsatz derartiger Nervenersatzfragmente<br />
konnte tierexperimentell<br />
eine erfolgreiche Wiederaussprossung ge-<br />
Dieser Vorgang erfordert Zeit, die nach einer<br />
Nervenschädigung aber nur sehr begrenzt<br />
zur Verfügung steht, weil gleichzeitig<br />
intrinsische Reparaturvorgänge herunterreguliert<br />
werden 6 . Bislang existierende Verfahren<br />
erlauben die Isolierung Schwannscher<br />
Zellen je nach Methode in einem Zeitraum<br />
von drei bis sechs Wochen mit einer variablen<br />
Aufreinigungseffizienz 7-9 .<br />
Das Hauptproblem bei der Aufreinigung<br />
Schwannscher Zellen aus peripheren Nerven-<br />
fragmenten besteht in der Kontamination<br />
durch rasch proliferierende Bindegewebszellen,<br />
welche die Nervenfasern umgeben – die<br />
sogenannten Fibroblasten. Die hier vorgestellte<br />
Methode bedient sich der selektiven<br />
Expression des sogenannten p75 low affinity<br />
nerve growth factor receptors (p75LNGFr), der<br />
auf Schwannschen Zellen, nicht dagegen auf<br />
Fibroblasten exprimiert wird. Die eigentliche<br />
Aufreinigung p75LNGFr-exprimierender<br />
Schwannscher Zellen erfolgt mit einer etablierten<br />
Methode der Zellseparation, der sogenannten<br />
Magnet-aktivierten Zellseparation<br />
(MACS) 10 .<br />
Methode<br />
Der zeitliche Ablauf der MACS ist in Abbildung<br />
1 illustriert. Zunächst werden durchschnittlich<br />
35 mm lange Nervenfragmente<br />
des N. ischiadicus aus adulten Ratten entnommen,<br />
nach Entfernung bindegewebiger Hüllstrukturen<br />
(Peri-, Epineurium) in 1 mm dikke<br />
Stücke geschnitten und auf Kollagen beschichteten<br />
Kulturschalen ausplattiert. In den<br />
folgenden sieben Tagen werden diese Nervenfragmente<br />
in Kultur belassen, um die Degeneration<br />
und Auflösung von Zell-Zell-Verbindungen<br />
im Gewebeverband zu fördern.<br />
Am siebenten Tag erfolgt die Dissoziierung<br />
der Nervenfragmente mit Trypsin, Kollagenase,<br />
Hyaluronidase und Triturierung mit einer<br />
sterilen Einwegkanüle.<br />
Nach zwei weiteren Tagen in beschichteten<br />
Kulturflaschen erfolgt die eigentliche Aufreinigung<br />
der Schwannschen Zellen. Die Zellen<br />
werden nach Ablösen vom Boden der<br />
Zellkulturflaschen in Suspension gebracht,<br />
mit einem anti-p75LNGFr-spezifischen monoklonalen<br />
Primärantikörper und einem gegen<br />
Maus-IgG gerichteten Sekundärantikörper<br />
inkubiert, an den sogenannte Microbeads<br />
(Miltenyi Biotec, Jülich) gekoppelt sind. Derart<br />
inkubierte Zellsuspensionen werden auf<br />
eine MS-Säule (Miltenyi Biotec) aufgetragen,<br />
die sich in einem MiniMACS-Magneten befindet<br />
(Miltenyi Biotec).<br />
Schließlich werden Zellen, welche in der<br />
Säule verblieben sind (p75LNGFr-positive<br />
Fraktion) oder ohne Absorption die Säule<br />
durchgelaufen haben (p75LNGFr-negative<br />
Fraktion) sowie nicht aufgereinigte Zellsuspensionen<br />
zur Überprüfung der Reinheit<br />
mittels Phasenkontrastuntersuchung/Immunfluoreszenz-Zytochemie<br />
qualitativ und<br />
mittels Durchflußzytometrie quantitativ untersucht.<br />
Resultate<br />
Die zur Beurteilung der Morphologie herangezogene<br />
phasenkontrastmikroskopische<br />
Analyse zeigt, daß in der Magnetsäule verbliebene<br />
Zellen (p75LNGFr-positive Fraktion)<br />
fast ausschließlich die typische bipolare Mor-<br />
Kennziffer 14 LW 04 · www.biocom.de<br />
8 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
�
W I S S E N S C H A F T<br />
Abb. 2: Immunfluoreszenz-zytochemische Bestätigung der Identität Schwannscher Zellen nach MACSp75LNGFr-Aufreinigung.<br />
(A) Zellen der p75LNGFr-positiven Fraktion nach der MACS- Separation exprimieren<br />
27C7, einen für Schwannsche Zellen spezifischen Marker (grün). (B) Diese Zellen exprimieren<br />
gleichzeitig p75LNGFr (rot). (C) Die Überlagerung von A und B bestätigt, daß p75lNGFr- und 27C7-exprimierende<br />
Schwannsche Zellen identisch sind (Kerngegenfärbung mit Hoechst 33342, blau). Die Skalierung<br />
entspricht 100 µm. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Elsevier, aus J. NEUROSCI. ME-<br />
THODS Vol.124, Vroemen et al., Purification of Schwann cells by..., S.135-143, © 2003).<br />
phologie Schwannscher Zellen in Kultur aufweisen.<br />
Die nicht adsorbierte Fraktion<br />
(p75LNGFr-negativ) enthält Zellen, welche<br />
den morphologischen Kriterien für Fibroblasten<br />
in Kultur entsprechen. Dies wird bestätigt<br />
durch immunzytochemische Untersuchen<br />
mit Markern, die für Schwannsche Zellen<br />
spezifisch sind (Abb. 2).<br />
Bei der Durchflußzytometrie wird der Anteil<br />
Schwannscher Zellen indirekt über das<br />
Vorhandensein Thy-1-exprimierender Fibroblasten<br />
berechnet. Thy-1 wird selektiv auf Fibroblasten,<br />
nicht jedoch auf Schwannschen<br />
Zellen exprimiert. Hierbei läßt sich zeigen,<br />
daß mit der MACS-Separation p75LNGFr-exprimierender<br />
Zellen zu 95 % reine Schwannsche<br />
Zellkulturen etabliert werden können –<br />
nach nur einem Durchlauf der MACS-Separation<br />
(Abb. 3). Darüber hinaus kann eine<br />
hohe Sensitivität der Isolierungsmethode<br />
nachgewiesen werden. Bestimmt man durch-<br />
flußzytometrisch den Anteil Schwannscher<br />
Zellen vor der MACS-Zellseparation und korreliert<br />
dies mit der Anzahl tatsächlich erhaltener<br />
Schwannscher Zellen nach der MACS-<br />
Zellseparation, so werden durchschnittlich 91<br />
% aller in Biopsien peripherer Nervenfragmente<br />
initial vorhandener Schwannscher Zellen<br />
nach MACS-Zellseparation für die weitere<br />
Expansion in Zellkultur gewonnen.<br />
Stimuliert man die Proliferation derart isolierter<br />
Schwannscher Zellen mit üblichen Methoden<br />
(Zugabe von Forskolin, Hypophysenextrakt),<br />
lassen sich Schwannsche Zellen über<br />
mindestens vier Passagen expandieren, ohne<br />
daß eine Überwucherung durch Fibroblasten<br />
beobachtet wird.<br />
Fazit<br />
Unsere Ergebnisse zeigen, daß sich mittels<br />
MACS-Zellseparation p75LNGFr-exprimie-<br />
Abb. 3: Durchflußzytometrische Analyse der Zellsuspensionen vor und nach MACS-p75LNGFr-Separation.<br />
Die Dot-Plots wurden durch die durchflußzytometrische Analyse Thy-1-exprimierender Zellen<br />
(Fibroblasten) generiert. Die mit R2 gekennzeichneten Rechtecke enthalten jeweils die Thy-1-positiven<br />
Zellen. (A) Noch nicht aufgereinigte Zellen sind zu fast gleichen Anteilen Thy-1 positiv oder negativ.<br />
(B) Der überwiegende Anteil der MACS p75LNGFr positiven Fraktion ist Thy-1 negativ. Aus der Tatsache,<br />
daß sich außer Schwann’schen Zellen und Fibroblasten keine nennenswerten alternativen Zellpopulationen<br />
in peripheren Nervenbiopsien befinden, ergibt sich, daß die Thy-1-negative Fraktion in der<br />
Durchflußzytometrie dem Anteil Schwann’scher Zellen entspricht. (C) Die MACS-p75LNGFr-negative<br />
Fraktion ist fast ausnahmslos Thy-1 positiv. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Elsevier,<br />
modifiziert aus J. NEUROSCI. METHODS Vol.124, Vroemen et al., Purification of Schwann cells by..., S.135-<br />
render Zellen eine effiziente und schnelle Isolierung<br />
adulter Schwannscher Zellen aus peripheren<br />
Nervenfragmenten erzielen läßt.<br />
Zellschädigende Nebenwirkungen, wie sie<br />
durch den Einsatz zytotoxischer Substanzen<br />
zur Eliminierung sich rasch teilender Fibroblasten<br />
zu befürchten sind, entfallen bei diesem<br />
Ansatz der Zellaufreinigung. Bei der geringen<br />
Größe und der Biodegradierbarkeit<br />
werden die Microbeads im Rahmen des physiologisch<br />
stattfindenden Membran-Turnovers<br />
der Zellen entfernt, ohne die Funktion<br />
der Zelle in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen<br />
11 .<br />
Die klinische Anwendung autologer Schwannscher<br />
Zellen als etablierter Transplantationsansatz<br />
zur Förderung der axonalen<br />
Regeneration im peripheren Nervensystem<br />
ist derzeit noch beschränkt. Transplantate<br />
autologer Schwannscher Zellen werden bereits<br />
im Rahmen einer klinischen Phase-I-Studie<br />
(Dr. Timothy Vollmer und Marco Rizzo,<br />
Yale University, USA) mit dem Ziel der Remyelinisierung<br />
bei Patienten mit Multiple<br />
Sklerose untersucht.<br />
Sollte die Aufreinigung p75LNGFr-exprimierender<br />
Schwannscher Zellen mittels<br />
MACS auf humanes Nervengewebe übertragbar<br />
sein, stellt sie eine vielversprechende<br />
Methode zur Gewinnung autologer Schwannscher<br />
Zellen dar.<br />
Literatur<br />
[1] Guenard, V., Kleitman, N., Morrissey, T.K., Bunge, R.P. and Aebischer, P., J<br />
Neurosci 12 (1992), 3310-20.<br />
[2] Rodriguez, F.J., Verdu, E., Ceballos, D. and Navarro, X., Exp Neurol 161<br />
(2000), 571-84.<br />
[3] Weidner, N., Blesch, A., Grill, R.J. and Tuszynski, M.H., J Comp Neurol 413<br />
(1999), 495-506.<br />
[4] Stangel, M. and Hartung, H.P., Prog Neurobiol 68 (2002), 361-76.<br />
[5] Bunge, M.B., Prog Brain Res 137 (2002), 275-82.<br />
[6] Zochodne, D.W., Muscle Nerve Suppl 9 (2000), S33-8.<br />
[7] Morrissey, T.K., Bunge, R.P. and Kleitman, N., J Neurobiol 28 (1995), 171-<br />
89.<br />
[8] Verdu, E., Rodriguez, F.J., Gudino-Cabrera, G., Nieto-Sampedro, M. and<br />
Navarro, X., J Neurosci Methods 99 (2000), 111-7.<br />
[9] Calderon-Martinez, D., Garavito, Z., Spinel, C. and Hurtado, H., J Neurosci<br />
Methods 114 (2002), 1-8.<br />
[10] Miltenyi, S., Muller, W., Weichel, W. and Radbruch, A., Cytometry 11 (1990),<br />
231-8.<br />
[11] Manyonda, I.T., Soltys, A.J. and Hay, F.C., J Immunol Methods 149 (1992),<br />
1-10.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. med. Norbert Weidner<br />
Klinik und Poliklinik für Neurologie<br />
Universitätsklinik Regensburg<br />
Universitätsstr. 84<br />
D-93053 Regensburg<br />
Tel: +49-(0)941-941-3310<br />
Fax: +49-(0)941-941-3005<br />
eMail: norbert.weidner@klinik.uniregensburg.de<br />
143, © 2003). Kennziffer 15 LW 04 · www.biocom.de �<br />
10 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
B L I T Z L I C H T<br />
Bioseparation �<br />
Dielektrophoretische<br />
Trennung biologischer<br />
Mikro- und Nanopartikel<br />
Thomas Schnelle, Torsten Müller, Gabriele Gradl, Evotec Technologies GmbH, Hamburg<br />
Martin Stelzle, Jörg Kentsch, NMI an der Universität Tübingen, Reutlingen<br />
Angelika Haage, Andrea Normann, Mediagnost GmbH, Reutlingen<br />
Peter Geggier, Magnus Jäger, Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, St. Ingbert<br />
Für die Analyse sehr kleiner biologischer Partikel wie Viren und Bakterien steht oft nur ein<br />
indirekter Nachweis, wie etwa eine PCR-Reaktion oder ein ELISA-Test, zur Verfügung. Für<br />
einen direkten Nachweis der Partikel ist es meist erforderlich, diese in einer Probe komplexer<br />
Zusammensetzung aufzukonzenrieren oder abzuseparieren. Zu diesem Zweck wird<br />
das NanoVirDetect-System derzeit gemeinsam von den Unternehmen Evotec Technologies,<br />
Mediagnost, dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) und dem Naturwissenschaftlichen<br />
und Medizinischen Institut (NMI) als vielseitige Technologieplattform zur<br />
Separation, Akkumulation und optischen Analyse komplexer Proben mit Partikeln im sub-<br />
Mikrometer-Bereich entwickelt.<br />
Das hier vorgestellte neue Verfahren basiert<br />
auf dem physikalische Prinzip der Dielektrophorese.<br />
Elektroden in Mikrokanälen erzeugen<br />
dabei hochfrequente elektrische Felder,<br />
die wiederum in Partikeln der Probensuspension<br />
Dipolmomente und entsprechende,<br />
sogenannte dielektrophoretische<br />
Kräfte hervorrufen (Abb.1).<br />
Dielektrophorese<br />
Zusammen mit ebenfalls wirkenden hydrodynamischen<br />
Reibungskräften ermöglicht<br />
dies das Sortieren von Partikeln bezüglich<br />
ihrer Größe und dielektrischen Eigenschaften<br />
1-2 . Während dielektrophoretische Kräfte<br />
proportional zur dritten Potenz des Radius<br />
zunehmen, variieren Reibungskräfte nur linear<br />
mit dem Radius. Da Frequenz und Amplitude<br />
des Feldes extern einstellbar sind,<br />
kann das System auf einfache Weise an eine<br />
bestimmte Trennaufgabe angepaßt werden 3 .<br />
Separation (Abb. 2), Akkumulation sowie<br />
das kontrollierte Einfangen einzelner Teilchen<br />
oder Partikelagglomerate durch dielektrophoretische<br />
Kräfte wurden bereits erfolgreich<br />
an Antikörper-beladenen Mikro- und<br />
Nano-Beads und Hepatitis-A-Viren erprobt.<br />
Im Gegensatz zu konventionellen Filterverfahren<br />
benötigt ein dielektrophoretisches<br />
Anreicherungssystem keine Poren und kann<br />
folglich weder verstopfen, noch sind Spülintervalle<br />
erforderlich, so daß ein solches System<br />
kontinuierlich betrieben werden kann.<br />
Es ist daher auch für homogene Nachweisreaktionen<br />
geeignet, das heißt, ein verwendeter<br />
Analyt wie etwa ein fluoreszenzmarkierter<br />
Antikörper muß nicht entfernt werden.<br />
Während bei einer Auftrennung partikelhaltiger<br />
Proben mit Hilfe der Free Flow-<br />
Elektrophorese (FFE, siehe LABORWELT 3/<br />
2003) die Verdünnung der Probe nahezu un-<br />
Aufsicht<br />
Abb.1: Schematische Darstellung des Funktionsprinzips eines dielektrophoretischen Partikelfilters auf<br />
der Basis der Dielektrophorese in fluidischen Mikrosystemen. Ein Elektrodenpaar an Ober- bzw. Unterseite<br />
eines Kanals erzeugt ein inhomogenes elektrisches Feld, das Partikel in der Probensuspension<br />
polarisiert und entsprechende (hier abstoßend wirkende) dielektrophoretische Kräfte hervorruft. Zusammen<br />
mit ebenfalls wirksamen hydrodynamischen Reibungskräften ermöglicht dies eine Trennung<br />
nach Größe und dielektrischen Eigenschaften der Partikel.<br />
Hauptkanal<br />
Flußrichtung<br />
aktive Deflektorelektrode<br />
Abb. 2: Eine dielektrophoretische Filterstruktur in<br />
Aktion – die Abbildung zeigt einen Kanal mit darin<br />
eingebrachten Elektroden (nur die an der Kanaloberseite<br />
angebrachten Elektroden sind in<br />
dieser Aufsicht erkennbar). Eine Suspension mit<br />
Partikeln von 1 µm bzw. 0,5 µm Durchmesser<br />
wird von links nach rechts durch den Kanal gepumpt.<br />
Während die größeren Partikel eine ausreichend<br />
große abstoßende dielektrophoretische<br />
Kraft erfahren, um nach rechts unten in einen<br />
Seitenkanal abgelenkt zu werden, überwiegt für<br />
die kleineren Partikel die hydrodynamische Reibungskraft<br />
des vorbeiströmenden Mediums die<br />
dielektrophoretische Kraft, so daß diese Partikel<br />
die dielektrophoretische Barriere durchdringen<br />
können.<br />
vermeidbar ist, ermöglicht NanoVirDetect<br />
demgegenüber sogar eine Aufkonzentrierung<br />
der gewünschten Partikel in ein extrem<br />
kleines Flüssigkeitsvolumen von wenigen<br />
Picolitern. Dieses kann entweder direkt im<br />
Chip, zum Beispiel durch optische Detektionsverfahren<br />
wie die Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie<br />
(FCS), analysiert oder<br />
über spezielle Fluidikports kontrolliert nach<br />
außen abgegeben werden.<br />
Das System ermöglicht die Verarbeitung<br />
kleinster Probenmengen von wenigen Mikrolitern.<br />
Ein essentieller Vorteil ist die Kombinierbarkeit<br />
mit hochsensitiven Analysetechniken<br />
wie der Einzelmolekülspektroskopie<br />
und der Impedanzmessung. Dies eröffnet<br />
neue Wege für den direkten Nachweis<br />
von Nanopartikeln. Darüber hinaus handelt<br />
es sich um ein geschlossenes Kompartiment,<br />
was insbesondere bei der Verarbeitung infektiöser<br />
Proben von großem Vorteil ist.<br />
Prototyp-Entwicklung<br />
Seitenkanal<br />
Abbildung 3 zeigt einen funktionsfähigen<br />
Prototypen des NanoVirDetect Systems (A).<br />
Deflektorarrays dienen zur Separation von<br />
Partikeln bestimmter Größe in einen Seitenkanal<br />
(B). Dielektrophoretische Trichterstrukturen<br />
(C) fokussieren Partikel in die Kanal-<br />
12 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
Fluid Port<br />
1mm<br />
0,5µm Partikel<br />
1µm Partikel<br />
20µm
Kennziffer 16 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
mitte während sogenannte Feldkäfige (C) die Anreicherung und das<br />
Einfangen von Teilchen oder Aggregaten in einem Volumen von wenigen<br />
Picolitern ermöglichen. Sie können dann entweder unmittelbar<br />
dort mittels FCS analysiert werden oder über einen weiteren Fluidport<br />
kontrolliert nach außen abgegeben werden. Die elektrische und<br />
fluidische Kontaktierung des mehrfach verwendbaren Gesamtsystems<br />
erfolgt über eine spezielle, selbstjustierende Aufnahmevorrichtung.<br />
Proben- und Spüllösungen werden durch externe Spritzenpumpen<br />
zugeführt.<br />
Anwendungen<br />
Das NanoVirDetect-System soll in Zukunft für spezifische Anwendungen<br />
zur Separation oder Aufreinigung biologischer Mikro- und<br />
Nanopartikel wie etwa Viren, Zellorganellen und Bakterien weiterentwickelt<br />
werden. Anfragen bezüglich Entwicklungskooperation<br />
sind willkommen. Das Forschungsgerät „Cytocon 300“ für das Erarbeiten<br />
solcher Anwendungen an einem inversen Mikroskop ist bereits<br />
über die Evotec Technologies GmbH erhältlich.<br />
Literatur<br />
[1] Schnelle, T., et al., Paired microelectrode system: dielectrophoretic particle sorting and force calibration. Journal of<br />
Electrostatics, 1999. 47: p. 121-132.<br />
[2] Schnelle, T., et al., Dielectrophoretic manipulation of suspended submicron particles. Electrophoresis, 2000. 21: p. 66-<br />
73.<br />
[3] Dürr, M., et al., Microdevices for manipulation and accumulation of micro- and nanoparticles by dielectrophoresis.<br />
Electrophoresis, 2003. 24: p. 722-731.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Martin Stelzle<br />
NMI, Universität Tübingen<br />
Markwiesenstraße 55<br />
D-72770 Reutlingen<br />
Tel.: +49-(0)7121-51530 75<br />
eMail: stelzle@nmi.de,<br />
www.nmi.de.<br />
Fluid Ports<br />
Rahmen<br />
elektrische Kontakte<br />
Kanäle<br />
Kanäle<br />
Abb. 3: Prototyp des NanoVirDetect-Systems mit Fluid Ports, Mikrokanälen<br />
und 3D-Elektroden-Strukturen für Separation, Akkumulation und das Einfangen<br />
von Partikeln aus partikelhaltigen Probenlösungen mittels dielektrophoretischer<br />
Kräfte. Das System vereinigt fluidische und elektrische Kontaktierung<br />
auf einem handlichen Chip und paßt in eine spezielle, selbstjustierende<br />
Aufnahmevorrichtung.<br />
Kennziffer 17 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Feldkäfig<br />
Fluid Port<br />
Deflector<br />
Array<br />
Trichter<br />
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�<br />
Anzeige<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 13
B L I T Z L I C H T<br />
Bioseparation �<br />
Industrielle Aufreinigung<br />
biotechnologischer Therapeutika<br />
Reinheit<br />
Polishing<br />
(Finale Aufreinigung)<br />
Intermediate<br />
Purification<br />
(Entfernung der Hauptkontaminanten)<br />
Capture<br />
(Produktisolierung)<br />
Dr. Silke Fetzer, Michael Kaleja, Amersham Biosciences, Freiburg<br />
Das Isolieren und Reinigen eines biotechnologisch hergestellten Therapeutikums ist ein<br />
komplexer Vorgang, dessen Erfolg maßgeblich von einer auf die Rahmenbedingungen hin optimierten<br />
Strategie abhängt. Diese Strategie wird einerseits durch die spätere Verwendung der<br />
zu isolierenden Substanz bestimmt, etwa durch die Reinheitsanforderungen, die an ein diagnostisches,<br />
therapeutisches, oder technisches Protein gestellt werden. Andererseits spielt auch<br />
die Fermentationsquelle eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des sogenannten „Downstream”-<br />
Prozesses. Die Auswahl der Fermentationsquelle hat auch einen entscheidenden Einfluß auf<br />
die Prozeß-Validierung sowie die Wirtschaftlichkeit des gesamten Verfahrens. Obwohl einige<br />
Proteine, wie beispielsweise Albumin und Immunglobuline immer noch aus natürlichen Quellen,<br />
nämlich humanem Blutplasma gewonnen werden, stammen die meisten zugelassenen<br />
Biopharmazeutika mittlerweile aus rekombinanten Technologien, bei denen Fermentationsquellen<br />
wie Hefe, Bakterien oder Säugerzellen eingesetzt werden. In klinischen Prüfungen werden<br />
zudem Substanzen untersucht, die aus Insektenzellen, oder transgenen Tieren und Pflanzen<br />
gewonnen wurden. Die Fermentationsquelle entscheidet über Qualität und Quantität des<br />
exprimierten Zielprodukts und über die Art und Anzahl kontaminierender Substanzen. Bei intrazellulärer<br />
Expression etwa wird ein Zielprotein in E. coli in sogenannten „Inclusion Bodies“<br />
abgelagert. Ein Zellaufschluß setzt zahlreiche Proteasen frei. Bei einer Sekretion ins Periplasma<br />
verunreinigen große Mengen Endotoxin die Zielsubstanz. Wird eine Säugerzellkultur als<br />
Expressionssystem ausgewählt, spielt die Kontamination mit Viren die größte Rolle. Wirtszellproteine,<br />
Zusatzstoffe aus der Zellkultur sowie „Leakage”-Produkte gehören zu den Kontaminanten,<br />
die bei der Verwendung aller Expressionssysteme abgereichert werden müssen. Die<br />
Strategie des Downstream-Prozesses (siehe unten) muß also darauf abzielen, alle Kontaminanten<br />
abzureichern. Dabei hat die Anzahl der Schritte sowie deren Komplexität einen großen<br />
Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Es empfiehlt sich, jedes Expressionsystem<br />
nicht nur im Hinblick auf die Produktionseffizienz für das biologisch aktive Zielprotein zu untersuchen,<br />
sondern auch die Konsequenzen für die Validierung des Verfahrens inklusive der regulatorischen<br />
Anforderungen zu analysieren. In diesem Artikel wird die Verwendung einer Säugerzellkultur<br />
und der nachfolgende Downstream-Prozeß zur Herstellung rekombinanter Proteine,<br />
insbesondere Monoklonaler Antikörper diskutiert.<br />
Endreinheit und<br />
Sicherheit erreichen<br />
Abtrennung der meisten<br />
Proteine, Nukleinsäuren<br />
Endotoxine, Viren<br />
Erste Aufreinigung<br />
Stabilisierung<br />
Klärung, Aufkonzentration<br />
Schritt<br />
Kennziffer 18 LW 04 · www.biocom.de<br />
Bei der Herstellung von Biopharmazeutika<br />
werden Säugerzellkulturen bevorzugt eingesetzt.<br />
Der Hauptvorteil liegt in der Expression<br />
komplexer biologisch aktiver Proteine mit<br />
korrekter post-translationaler Modifikation<br />
und Konformation, die nach der Sekretion<br />
aus dem Zellkulturüberstand gewonnen werden<br />
können. Nachteile, wie die relativ hohen<br />
Fermentationskosten, langsames Zellwachstum<br />
und das potentielle Risiko viraler Kontaminationen<br />
werden so aufgewogen. Abhängig<br />
vom Zielprodukt, der Zellinie, den Zellkulturbedingungen<br />
und der Fermentationsmethode<br />
liegen die exprimierten Proteinmengen<br />
im Bereich von zehn bis mehreren hundert<br />
Milligramm Produkt pro Liter Zellkultur<br />
pro Tag. Bei monoklonalen Antikörpern<br />
(MAbs) aus der Zellkultur von Ovarialzellen<br />
des chinesischen Hamsters (CHO) werden<br />
Expressionsmengen von 1-2 g/L erreicht.<br />
Derzeit werden Säugerzellkulturen zur<br />
Herstellung von Biopharmazeutika wie beispielsweise<br />
des „Tissue-Plasminogen-Aktivators”<br />
(tPA) – das erste kommerzielle Therapeutikum,<br />
das in Säugerzellkultur gewonnen<br />
wurde – sowie für die Produktion therapeutisch<br />
wirksamer MAbs eingesetzt. Das Potential<br />
von MAbs als therapeutische Antikörper<br />
wurde zwar schon vor 25 Jahren erkannt,<br />
deren eigene Immunogenizität führte jedoch<br />
zu Problemen. Der neue Boom dieser Proteinfamilie<br />
als Ziel-spezifische Therapeutika<br />
bei Krebs oder anderen chronischen Erkrankungen<br />
ist hauptsächlich den Fortschritten<br />
im molekularen Engineering zu verdanken,<br />
wodurch unerwünschte Immunantworten in<br />
Patienten vermieden werden können.<br />
Die am häufigsten verwendete Zellinie zur<br />
Expression biopharmazeutischer Proteine ist<br />
die CHO-Zellkultur. Für sie spricht, daß die<br />
Downstream-Prozeß-Strategie<br />
Ein typischer Downstream-Prozeß besteht aus zwei oder mehreren<br />
Stufen. Jede Stufe kann nochmal aus einem oder mehreren<br />
Schritten bestehen.<br />
– Der ‚Capture‘-Schritt (Produktisolierung) beschreibt die anfängliche<br />
Isolierung der Zielsubstanz aus dem Fermentationsausgangsmaterial<br />
sowie den ersten Reinigungsschritt. Das Produkt<br />
wird ankonzentriert und in ein Milieu überführt, in dem die<br />
biologische Aktivität gesichert ist.<br />
– Der ‚Intermediate purification‘-Schritt besteht aus einem oder<br />
mehreren Schritten, in deren Verlauf Verunreinigungen und kritische<br />
Kontaminationen wie DNA, Viren und Endotoxin abgereichert<br />
werden, um die Sicherheit des Produktes für den Patienten<br />
zu gewährleisten. Je nach Auswahl der Fermentationsquelle<br />
werden mehrere ‚Intermediate purification‘-Schritte benötigt.<br />
– Im ‚Polishing-Schritt‘ (finale Aufreinigung) schließlich werden<br />
auch noch minimale Spuren von Kontaminationen sowie unerwünschte Produkt-Heterogenitäten entfernt. Er stellt die finale Sicherheitsstufe<br />
dar. Die Details dieser „Drei-Stufen-Strategie” hängen maßgeblich unter anderem von den folgenden Faktoren ab: Den Charakteristika des<br />
Ausgangsmaterials, den Reinheitsanforderungen an das Zielprotein, die ökonomischen Vorgaben für das gesamte Verfahren. Aktuelle Entwicklungen<br />
in der Zellkulturtechnologie, dem molekularen Engineering und in den Reinigungstechniken sowie der immer größer werdende<br />
Druck das Biopharmazeutikum so schnell wie möglich zur Marktreife zu führen, resultieren in einer Reduktion der Anzahl der Einzelschritte und<br />
damit in der Verkürzung des gesamten Herstellungsverfahrens.<br />
14 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
�
B L I T Z L I C H T<br />
Abb. 1: Überblick des Isolierungs- und Aufreinigungsprozesses von humanen MAbs. Der genaue Prozeß<br />
vom Fermenter zum endgültigen Produkt variiert in Abhängigkeit von der Kulturmethode, den<br />
Reinheitsanforderungen, der Prozeß-Ökonomie. Die Strategien sind auch für andere rekombinante<br />
Proteine anwendbar.<br />
Zellen gut wachsen, sich schnell teilen und<br />
relativ robust sind. Genetisch veränderte<br />
CHO-Zellen werden zur Produktion der Blutgerinnungsfaktoren<br />
VII und VIII eingesetzt.<br />
Andere häufig eingesetzte epitheliale Zellinien<br />
sind Baby Hamster Kidney (BHK), African<br />
Green Monkey (COS und CV-1) sowie<br />
Hybridoma Zellen.<br />
Protein-Expression – Zellkultursysteme<br />
Säugerzellen wachsen in zwei Arten von Zellkultursystemen<br />
– in Suspensionskulturen<br />
oder adhäsiv in Kontakt mit Oberflächen<br />
oder Microcarriern. Dies hat einen entschei-<br />
Abb. 2: Produktionsanlage für Monoklonale Antikörper<br />
– Streamline rProtein A-Säule (li.) und<br />
Zellkultur-Fermenter (re.)<br />
denden Einfluß auf die Konfiguration des Reaktorsystems.<br />
Zellen in Suspension werden<br />
in Hohlfaserreaktoren (Hollow-Fibre-Reaktoren),<br />
Fluidized-Bed-Reaktoren, wie beispielsweise<br />
dem ‚Cytopilot‘, und Stirred-Tank-Reaktoren<br />
kultiviert. Zellen, die Kontakt zu<br />
Oberflächen benötigen, werden in Hollow-<br />
Fibre-Reaktoren und Fluidized-Bed-Reaktoren<br />
kultiviert. Die unterschiedliche Fragilität<br />
der Zellen bei mechanischem Streß sollte bei<br />
der Konfiguration des Reaktors berücksichtigt<br />
werden. Verschiedene Rührvorrichtungen<br />
dürfen die empfindlichen Zellen nicht beschädigen,<br />
da sonst Kontaminationen wie<br />
Proteasen oder DNA freigesetzt werden, die<br />
den nachfolgenden „Downstream”-Prozeß<br />
erschweren. Ferner kann eine unzureichende<br />
Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff<br />
zum Absterben der Zellen führen.<br />
Zellkulturmedien<br />
Die Zellkulturmedien stellen eine komplexe<br />
Mischung aus Proteinen, Polysacchariden, Lipiden,<br />
Steroiden, Vitaminen, Salzen, Aminosäuren,<br />
Phenolrot und Wachstumsfaktoren<br />
dar und können zudem auch Viren enthalten.<br />
Werden Zellkultur-Zusatzstoffe – sogenannte<br />
Supplemente – eingesetzt, steigt das<br />
Risiko unerwünschter Kontaminationen wie<br />
beispielsweise durch Prione, den Erregern<br />
der TSE (Transmissible Spongiform Encephalopathies),<br />
deren Entfernung im nachfolgenden<br />
Downstream-Prozeß sichergestellt wer-<br />
den muß. In der Vergangenheit wurde den<br />
Zellkulturmedien routinemäßig 10% fetales<br />
Kälberserum zugefügt. Heute werden moderne<br />
serum-freie Supplemente zugesetzt<br />
und der Trend zur komplett Protein-freien<br />
Zellkultur trägt entscheidend zur Sicherheit<br />
der Herstellungsverfahren bei. Mittlerweile<br />
sind für individuelle Zellinien optimierte<br />
Supplement-Mischungen erhältlich. Dadurch<br />
wird eine genau definierte, reproduzierbare<br />
Zusammensetzung des Zellkulturmediums<br />
gewährleistet und der nachfolgende Downstream-Prozeß<br />
signifikant erleichtert.<br />
Downstream-Prozeß<br />
Im industriellen Maßstab ist es üblich, Proteine<br />
ohne angehängte Fusionsproteine oder<br />
Tags nativ zu exprimieren, um den intrazellulären<br />
in vivo-Faltungsprozeß nicht zu beeinflussen<br />
(manchmal werden Proteine aus<br />
Funktionsgründen mit einem IgG-Fc-Teil exprimiert).<br />
Aus diesem Grund hat sich kein<br />
universell einsetzbarer Reinigungsschritt als<br />
‚Capture‘-Schritt (Produktisolierung) entwikkelt.<br />
Als Folge werden unterschiedliche Reinigungsmethoden<br />
für die verschiedenen Proteine<br />
verwendet und publiziert. Im folgenden<br />
wird eine kurze Übersicht über chromatographische<br />
Reinigungsschritte zur Aufreinigung<br />
Monoklonaler Antikörper (MAbs) gegeben,<br />
die als eine wichtige therapeutische Substanzklasse<br />
in Säugerzellen exprimiert werden.<br />
Da die meisten MAbs bei geringer Salzkonzentration<br />
und im neutralen und alkalischen<br />
Milieu löslich und stabil sind, werden diese<br />
Bedingungen häufig für den ‚Capture‘-Schritt<br />
gewählt. Jedoch wirken einige monoklonale<br />
Antikörper als Kryoglobuline. Dies hat eine<br />
reduzierte Löslichkeit bei Temperaturen unter<br />
37 ° C zur Folge. Stark basische MAbs aggregieren<br />
in Gegenwart polyvalenter Anionen<br />
(Phosphaten, Citraten, Sulfaten, Boraten)<br />
zu stabilen ionischen Komplexen.<br />
Deshalb sollten Puffer immer mit großer<br />
Sorgfalt ausgewählt werden. Des weiteren<br />
komplexieren MAbs mit Nukleinsäuren. Diese<br />
Reaktion ist bei Zugabe von 0,3 bis 1 M<br />
NaCl reversibel. Allerdings führt die höhere<br />
Salzkonzentration zur Destabilisierung.<br />
Wenn dem Kulturmedium fetales Kälberserum<br />
hinzugefügt wurde, so sollte der nachfolgende<br />
Downstream-Prozeß die Entfernung<br />
von IgG und Albumin aus dem Serum<br />
gewährleisten.<br />
‚Capture‘-Schritt<br />
MAbs aus Säugerzellen werden in das Kulturmedium<br />
exprimiert. Es gibt zwei Ansätze<br />
zur Isolierung und Reinigung eines Produktes<br />
(Abb. 1). Beim traditionellen Verfahren<br />
wird die Zentrifugation oder Filtration zur<br />
Abtrennung der Zellen und zur Reduzierung<br />
des Ausgangsvolumens eingesetzt. Danach<br />
werden gepackte Chromatographiesäulen für<br />
die weitere Aufreinigung verwendet. Eine<br />
16 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
alternative Methode stellt die sogenannte „Expanded Bed Adsorption“<br />
(EBA) dar, die immer häufiger im industriellen Maßstab eingesetzt<br />
wird. Bei dieser Methode kann der gesamte Fermenterinhalt ohne<br />
die vorhergehende Entfernung von Zellen direkt auf eine Chromatographiesäule<br />
aufgegeben werden, deren normalerweise gepacktes Bett<br />
für den ‚Capture‘-Schritt expandiert ist. Hier erfolgt dann die Entfernung<br />
der Zellen, die Reduzierung des Ausgangsvolumens und die<br />
erste chromatographische Reinigung („Capture”) in einem einzigen<br />
Schritt. Nach dem EBA-Schritt folgen ein oder zwei zusätzliche chromatographische<br />
Reinigungsschritte, um die benötigte Reinheit des<br />
Endprodukts zu gewährleisten.<br />
Affinitätschromatographie mit Protein A<br />
Aufgrund ihrer hohen Selektivität stellt die Affinitätschromatographie<br />
(AC) mit Protein A-Liganden die effizienteste Technik für die Aufreinigung<br />
von MAbs dar. Mit Ausnahme von IgG 3 binden alle Unterklassen<br />
von humanen IgG unter neutralen und alkalischen Konditionen<br />
mit ihrem Fc-Teil an Protein A. Diese Bindung erfolgt sowohl bei<br />
geringer, als auch bei hoher Salzkonzentration. Normalerweise ist nur<br />
eine geringfügige oder gar keine Probenvorbereitung zur Aufgabe und<br />
Bindung des MAbs an Protein A-Chromatographie-Medien erforderlich.<br />
Die Art der Glykosylierung hat keinen Einfluß auf die Bindung.<br />
Die Elution der MAbs erfolgt durch Verringerung des pH-Wertes. Um<br />
die Elution bei höheren pH-Werten bis zu pH 8 zu ermöglichen, werden<br />
teilweise 30-60 % Ethylenglykol oder 1-2 M Harnstoff zugesetzt.<br />
Wird fetales Kälberserum im Kulturmedium verwendet, kann das IgG<br />
bovinen Ursprungs mehr als 50 % des zu eluierenden IgG ausmachen.<br />
Wie bei jedem Affinitätsmedium können auch kleinste Mengen<br />
Protein A-Ligand in der eluierenden Probe enthalten sein.<br />
Ionenaustauschchromatographie (IEC) und hydrophobe<br />
Interaktionschromatographie (HIC)<br />
Die Kationen- und Anionenaustauschchromatographie finden häufig<br />
Anwendung zur Isolierung von MAbs. Relativ hohe Auflösung,<br />
hohe Kapazität, hohe Rückgewinnungsraten und insbesondere die<br />
effektive Konzentrierung des Produkts zählen zu den Stärken der IEC.<br />
Die Bindungsbedingungen (Puffer, Salzkonzentration, pH) und die<br />
Wahl eines Kationen- oder Anionenaustauschers hängen vom isoelektrischen<br />
Punkt und der Stabilität des Antikörpers ab.<br />
Für HIC werden hohe Salzkonzentrationen zur Probenadsorption<br />
benötigt, weshalb diese Technik weniger zum Einsatz kommt. Wenn<br />
die Probe aber bereits in hoher Salzkonzentration vorliegt und frei<br />
von mechanischen Verunreinigungen ist, kann HIC eine sehr effektive<br />
Reinigungstechnik für den ‚Capture‘-Schritt sein.<br />
Expanded Bed-Adsorption mit STREAMLINE TM rProtein A<br />
Die „Expanded Bed Adsorption“ (EBA) ermöglicht die direkte Probenaufgabe<br />
des Fermenterinhaltes bei gleichzeitiger Anreicherung und<br />
„Capture”-Reinigung des MAbs. Zeitintensive Zentrifugations- und<br />
Filtrationsschritte werden dadurch überflüssig. Darüber hinaus wird<br />
das Produkt sehr schonend gehandhabt und mechanische Scherkräfte<br />
elimiert, die besonders während des Zentrifugationsprozesses auftreten.<br />
Säugerzellen sind gegenüber Scherkräften sehr empfindlich und<br />
fragil. Bei Verwendung der EBA-Technologie und den Streamline-Medien<br />
werden keine Scherkräfte erzeugt.<br />
Diese Technik basiert auf dem Einsatz eines expandierten Säulenbettes,<br />
bei dem uniforme Adsorptionspartikel verwendet und eine<br />
konstante Flußrate ermöglicht werden. Dadurch können Zellen, Zellbestandteile<br />
und nicht bindende Verunreinigungen des Fermenterinhalts<br />
die Säule ungehindert passieren, während die Zielmoleküle adsorbiert<br />
werden. Dies macht Streamline zu einer erfolgreichen Technologie<br />
zur Isolierung und Anreicherung von Produkten, die in Säugerzellen<br />
exprimiert wurden. Die Anwendung von Streamline für<br />
CHO-Zellen und der Vergleich des ‚Capture‘-Schrittes für ein in CHO-<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Anzeige<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 17
B L I T Z L I C H T<br />
Tab. 1: Effizienz unterschiedlicher chromatographischer Trenntechniken 6 bei der Entfernung zelleigener<br />
Kontaminanten aus human MAbs. Unterschiede aufgrund veränderter Reinigungsbedingungen sind<br />
möglich.<br />
Chromatographie-Technik Endotoxine Nukleinsäuren Viren Fußnote<br />
Protein A (AC) ++ ++ +++ 1<br />
Anionen-IEC ++ +++ +++ 2<br />
Kationen-IEC + +++ ++ 3<br />
Hydrophobe Interaktion + +++ ++ 4<br />
Gelfiltration + + + 5<br />
1) Komplexe zwischen MAbs und Nukleinsäuren werden durch die bei der Protein A- Affinitätschromatographie möglichen, hohen Salzkonzentration gelöst.<br />
2) Nukleinsäuren binden sehr stark an Anionenaustauscher. Stark basische IgG and IgM bilden speziell bei geringer Salzkonzentration stabile Komplexe mit DNA.<br />
Folglich ist der Abreicherungseffekt reduziert.<br />
3) Nukleinsäuren binden nicht an Kationenaustauscher.<br />
4) Nukleinsäuren binden nicht an HIC Medien. Komplexe zwischen Antikörper und Nukleinsäuren werden bei hoher Salzkonzentration gelöst. Endotoxine können<br />
speziell bei hoher Salzkonzentration in wäßriger Lösung Mizellen bilden. Diese hochmolekularen Komplexe werden von dem Chromatographie-Medium ausgeschlossen.<br />
5) Bei geringer Salzkonzentration bilden Nukleinsäuren Komplexe mit MAbs. Daraus resultiert ein geringerer Abreicherungsfaktor.<br />
Zellen exprimiertes Fc-Fusionsprotein mit<br />
Hilfe von Streamline-EBA mit der konventionellen<br />
Aufreinigung (Filtration und gepackte<br />
Säule) sind detailliert beschrieben worden<br />
1,2 .<br />
‚Intermediate purification‘ –<br />
Entfernung der Hauptkontaminanten<br />
Obwohl der ‚Capture‘-Schritt mit der Protein<br />
A-Affinitätschromatographie aufgrund der<br />
Selektivität sehr effizient ist, werden zur Abreicherung<br />
weiterer Verunreinigungen normalerweise<br />
noch zusätzliche chromatographische<br />
Trennschritte (intermediate purification)<br />
eingesetzt. Insbesondere Endotoxine, Nukleinsäuren,<br />
Viren und potentielle „Leakage“-<br />
Produkte (zum Beispiel ausgeblutetes Protein<br />
A) müssen noch entfernt werden. Für diesen<br />
Zwischenschritt werden häufig IEC und<br />
HIC verwendet. Welche der Techniken zum<br />
Einsatz kommt, hängt im wesentlichen von<br />
der Art des MAbs ab.<br />
Die ausgewählten chromatographischen<br />
Trennmedien haben in der Regel Partikelgrößen<br />
zwischen 30 und 90 µm, um die benötigte<br />
Auflösung zu erzielen. Bei einigen Reinigungsprozessen<br />
ist die nach dem ‚Capture‘-<br />
Schritt erreichte Reinheit bereits so groß, daß<br />
auf den Zwischenschritt verzichtet werden<br />
kann.<br />
‚Polishing‘-Schritt<br />
Der ‚Polishing‘-Schritt (finale Aufreinigung)<br />
beschreibt den letzten Schritt des Reinigungsprozesses.<br />
An dieser Stelle ist das Produkt<br />
Vorteile<br />
– Protein wird in das Kulturmedium<br />
exprimiert<br />
– Protein wird selbst mit komplexen,<br />
posttranslationalen Modifikationen in<br />
biologisch aktiver Form exprimiert<br />
– Bewährtes System für zugelassene<br />
Biopharmazeutika<br />
bereits relativ rein, das Produktvolumen sehr<br />
klein und damit die Produktkonzentration<br />
und der Produktwert sehr hoch. Insbesondere<br />
Dimere, Oligomere, Produktheterogenitäten<br />
und ausgeblutetes Protein A werden hier<br />
entfernt. Um die für die therapeutische Anwendung<br />
benötigte Reinheit zu erzielen,<br />
werden hochauflösende chromatographische<br />
Techniken eingesetzt. Die Chromatographiemedien<br />
haben nun Partikelgrößen zwischen<br />
10 und 30 µm.<br />
Beispiele für hochauflösende Chromatographiemedien<br />
sind die SOURCE TM 15-Ionenaustauscher<br />
und die SOURCE TM 15-HIC-Medien.<br />
Gelfiltration (GF) stellt eine weitere effektive<br />
Technik für die finale Aufreinigung dar, ist<br />
aber bezüglich des Probenauftragvolumens limitiert.<br />
Reversed-Phase-Chromatographie<br />
(RPC) wird seltener zur Aufreinigung von<br />
MAbs verwendet, da zur Elution organische<br />
Lösungsmittel eingesetzt werden müssen, die<br />
zur Denaturierung der MAbs führen.<br />
Entfernung von Viren und anderen<br />
Verunreinigungen<br />
Aufgrund der Komplexität und der Kultivierungsdauer<br />
von Säugerzellen sind diese Zellinien<br />
für Verunreinigungen anfällig, außerdem<br />
werden erhebliche Mengen zelleigener<br />
Produkte ins Zellkulturmedium abgegeben.<br />
Werden dem Kulturmedium Wachstumsfaktoren<br />
zugefügt, so ist mit zusätzlichen Verunreinigungen<br />
zu rechnen, da diese häufig<br />
tierischen Ursprungs sind. Eine typische Verunreinigung<br />
stellen Prione dar. Die Entfernung<br />
und Überwachung der potentiellen<br />
Nachteile<br />
– Langsames Zellwachstum<br />
– Relative geringe Expressionsrate des<br />
Zielproteins<br />
– Hohe Kosten für das Kulturmedium<br />
– Empfindlich gegenüber Scherkräften<br />
– Risiko der Virus- und Mycoplasmen-<br />
Kontamination<br />
– Sicherheitsbedenken wegen<br />
transformierter Zellininen<br />
Abb. 3: Vor- und Nachteile von Säugetierzellen zur Herstellung von Biopharmazeutika<br />
Verunreinigungen ist ein wichtiger Bestandteil<br />
des Reinigungsprozesses, deren Abreicherung<br />
dokumentiert werden muß. Um die Virussicherheit<br />
des Biotherapeutikums zu gewährleisten,<br />
erwarten die Zulassungsbehörden<br />
den Einsatz von mindestens zwei robusten<br />
Inaktivierungs- und Abreicherungsschritten,<br />
wie zum Beispiel die Lösungsmittel/Detergentien<br />
Methode (Solvent-Detergent),<br />
Nanofiltration oder Hitze-Behandlung.<br />
Die eingesetzten Chromatographieschritte<br />
tragen ebenfalls wesentlich zur Virus-Inaktivierung<br />
und Abreicherung bei. Tabelle 1<br />
zeigt eine Einschätzung des Abreicherungspotentials<br />
unterschiedlicher Chromatographietechniken<br />
für solche zelleigenen, typischen<br />
Verunreingungen. Zu den Verunreinigungen,<br />
für die eine Qualitätskontrolle erforderlich<br />
sein kann, gehören zelleigene Proteine,<br />
DNA, Endotoxine, Prione, Viren, bioorganische<br />
Rückstände, „Leakage”-Produkte,<br />
Enzyme, Abbauprodukte sowie verschiedene<br />
Produktheterogenitäten.<br />
Ausblick<br />
Trotz bekannter Nachteile von Säugerzellkulturen<br />
als biotechnologische Expressionssysteme<br />
stellen sie die wichtigste Quelle zur Herstellung<br />
von großen, komplexen Proteinen<br />
dar (Abb. 3). Neue Entwicklungen in der Zellkultur-Technologie<br />
und dem molekularen<br />
Engineering führen zu immer effektiveren,<br />
kostengünstigeren und besser definierten<br />
Herstellungsverfahren. Der neue Boom, monoklonale<br />
Antikörper als Biotherapeutika<br />
einzusetzen, treibt diese Entwicklungen entscheidend<br />
voran.<br />
Literatur<br />
[1] Expanded bed adsorption with CHO cells, Amersham Biosciences application<br />
note, code number 18-1144-77.<br />
[2] Expanded bed adsorption with CHO cells, Amersham Biosciences, Downstream<br />
32, code number 18-1145-45.<br />
[3] Purification of recombinant hepatitis B surface antigen produced by<br />
transformed Chinese hamster ovary (CHO) cell line grown in culture.<br />
Makonnen, B., Yafang, M., Berglöf, J., Janson J-C. Bioseparation 1 (1991),<br />
397-408<br />
[4] Application Note 210: Monoclonal antibody purification on Phenyl Sepharose<br />
High Performance, Amersham Biosciences, code number 18-1020-<br />
58 (1991)<br />
[5] Chamow S. and Ashkenazi A. Antibody Fusion Proteins Wiley Liss Inc, New<br />
York, (1999).<br />
[6] Gagnon P. Purification Tools for Monoclonal Antibodies Validated Biosystems,<br />
Tucson, Arizona (1996)<br />
[7] Matejtschuk P., Baker R.M., and Chapman G.E., in Bioseparation and<br />
Bioprocessing vol 2, (Subramanian G., ed) Wiley-VCH Weinheim, pp 223-<br />
252 (1998).<br />
[8] Sofer G and Hagel L. Handbook of Process Chromatography, Academic<br />
Press, San Diego (1997).<br />
Kontakt<br />
Michael Kaleja<br />
Amersham Biosciences Europe GmbH<br />
Munzinger Str. 9<br />
D-79111 Freiburg<br />
Tel.: +49-(0)761-4519-275<br />
Fax: +49-(0)761-4519-315<br />
eMail: Michael.Kaleja@amersham.com<br />
www.amershambiosciences.com<br />
18 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
B L I T Z L I C H T<br />
LC-MS �<br />
Monolithische stationäre<br />
Phasen für Bioseparationen<br />
Sven Andrecht, Dieter Lubda, Robertus Hendriks, Merck KGaA, Darmstadt<br />
Die Analyse von Polypeptiden und Proteinen erfordert aufgrund der Komplexität und der Dynamik<br />
des eukaryotischen Proteoms schnelle, empfindliche und reproduzierbare Methoden.<br />
Bislang routinemäßig eingesetzte Trennmethoden, wie die 2D-Gelelektrophorese, unterliegen<br />
allerdings Beschränkungen, so daß neue Entwicklungen – insbesondere im Bereich Kapillar-/Nano-HPLC-MS<br />
– an Bedeutung gewinnen. Eine solche Neuentwicklung sind monolithische<br />
stationäre Phasen, die im Gegensatz zu konventionell gepackten, partikulären Trennsäulen<br />
aus einer durchgängigen, einheitlichen, organischen oder anorganischen Matrix ohne<br />
Fritten bestehen. Die Anwendung solcher Trennsäulen wird am Beispiel von anorganischen,<br />
Silica-basierten 100 µm I.D. RP18e-Kapillarsäulen (Handelsname: Chromolith TM CapRod TM )<br />
dargestellt. Durch ihre definierte, homogene Poren-Struktur ermöglichen diese monolithischen<br />
Silica-Kapillarsäulen sehr schnelle Trennungen bei gleichzeitig hoher Trennleistung.<br />
Dies erlaubt eine Reduktion von Analysezeiten verglichen mit Standard Nano-HPLC-Trennungen<br />
mit konventionell gepackten, partikulären Trennsäulen.<br />
Da Proteine in der Zelle die Funktionseinheiten<br />
der Gene darstellen und fast alle Therapie-Ansätze<br />
auf Proteinebene ansetzen,<br />
sind Proteom-Studien wesentlich, um<br />
grundlegende Informationen für die Charakterisierung<br />
zellularer Prozesse und<br />
menschlicher Krankheiten auf molekularer<br />
Ebene zu erhalten 1 . Derzeit kommen dazu<br />
hauptsächlich zwei komplementäre Technologien<br />
zum Einsatz: die 2D-Gelelektrophorese-<br />
und Flüssigkeits-Chromatographische<br />
(LC)-Strategien 2 . Beide Verfahren erfordern<br />
schnelle, effiziente und reproduzierbare Methoden<br />
für die Trennung von Proteinen und<br />
Peptiden vor der massenspektrometrischen<br />
Analyse, um Daten von hoher Qualität für<br />
die Peptid- und Protein-Identifikation zu gewinnen.<br />
Dies gilt besonders für eukaryotische<br />
Zellen mit ihrem komplexen und dynamischen<br />
Proteom.<br />
Ergänzend zu der 2D-Gelelektrophorese,<br />
die etwa Beschränkungen bei der Auftrennung<br />
von sehr kleinen, sehr großen, sehr sauren,<br />
sehr basischen oder hydrophoben Proteinen<br />
unterliegt und Schwierigkeiten bei der<br />
Protein-Färbung sowie -Quantifizierung bereitet<br />
3 , finden Kapillar- und Nano-HPLC-Verfahren<br />
in Kombination mit Massenspektrometrie<br />
(MS) verstärkt Einsatz bei den Proteomics-Studien,<br />
für die oft nur begrenzte Probenmengen<br />
zur Verfügung stehen 2 . Getrieben<br />
durch das Bedürfnis nach einer hohen Sensitivität<br />
und auch durch Entwicklungen in der<br />
Massenspektrometrie werden die HPLC-Säulendurchmesser<br />
immer kleiner – bis hin zu<br />
Kapillar- und Nano-LC-Dimensionen. Traditionell<br />
enthalten die Kapillar- und Nano-LC-<br />
Trennsäulen partikuläre Materialien, gewöhnlich<br />
Silica, die mit Hilfe von Fritten in<br />
den Säulen zurückgehalten werden. Um den<br />
immer höher werdenden Trennproblemen<br />
mit komplexen, kleinen Probenmengen gerecht<br />
zu werden, werden nicht nur die Säulendimensionen<br />
immer kleiner, sondern auch<br />
die verwendeten Partikel. Solche µm-kleinen<br />
Partikel in Kapillar- oder Nano-Säulen gepackt,<br />
führen allerdings zu Problemen: der<br />
Säulenrückdruck steigt selbst bei niedrigen<br />
Flußraten stark an. Dies führt zu Einschränkungen<br />
bei den Säulendimensionen und den<br />
verwendeten Flußraten, die eine leichte<br />
Handhabung und schnelle Analyse massiv erschweren.<br />
Darüber hinaus führt ein konstanter<br />
Betrieb bei hohen Säulenrückdrücken zu<br />
einer starken mechanischen Abnutzung der<br />
HPLC-Hardware. Um diese bisherigen Leistungsgrenzen<br />
partikulärer Säulen zu überwinden<br />
und zu praktischen Lösungen für die<br />
Chromatographie zu kommen, ist eine neue<br />
Art von Trennsäulen entwickelt worden.<br />
Monolithen<br />
Der neue Ansatz, Methoden für eine schnelle<br />
HPLC-Trennung mit hohem Durchsatz zu<br />
entwickeln, beruht auf der Entwicklung von<br />
monolithischen Trennsäulen, die entweder aus<br />
einer organischen oder einer anorganischen<br />
Matrix bestehen. Diese Matrix bildet eine<br />
durchgängige, einheitliche stationäre Phase<br />
ohne die begrenzenden Fritten gepackter, konventioneller,<br />
partikulärer Trennsäulen.<br />
Das Potential und die Vorteile monolithischer<br />
Trennsäulen erkannte Knox 4 bereits vor<br />
mehr als zwanzig Jahren. Er schlug vor, eine<br />
stabile Matrix in einer Säule herzustellen.<br />
Knox postulierte Verbindungsporen, die ein<br />
gut strukturiertes Netzwerk für den Durchfluß<br />
der mobilen Phase aufbauen. Zwischenzeitlich<br />
haben verschiedene Forschungsgrup-<br />
pen 5-9 monolithische Materialien auf ihre Eignung<br />
für die HPLC-Trennung geprüft. Basierend<br />
auf dem Material, aus dem die Trennsäulen<br />
hergestellt werden, lassen sie sich einteilen<br />
in organische Polymer- oder Silica-basierte<br />
monolithische Trennsäulen.<br />
Organische Monolithen<br />
Hjerten et al. 5 und Frechet et al. 6 haben die<br />
Herstellung stationärer Phasen aus Polyacrylamiden<br />
oder Poly(styrol-codivinylbenzol) in<br />
Anwesenheit von Porogenen beschrieben, die<br />
zu polymeren, monolithischen Materialien<br />
mit einer permanenten Makroporen-Struktur<br />
führen. Monolithische, organische Polymere<br />
sind auch erfolgreich innerhalb von Kapillaren<br />
hergestellt worden und für Trennungen<br />
mittels HPLC und Kapillarelektrochromatographie<br />
(CEC) eingesetzt worden. Der chromatographische<br />
Einsatz solcher polymeren<br />
Materialien zeigt allerdings in einigen Fällen<br />
Nachteile. So ist zum Beispiel bekannt, daß<br />
die meisten organischen Polymere – insbesondere<br />
gering vernetzte – dazu tendieren,<br />
in organischen Lösungsmitteln zu quellen<br />
Abb. 1: REM-Aufnahme eines Querschnittes einer<br />
monolithischen Chromolith TM CapRod TM<br />
100µm I.D.-Kapillarsäule mit Makro- und Mesoporen<br />
im Kieselgel-Skelett<br />
oder zu schrumpfen oder organische Polymere<br />
zum Teil eine geringe mechanische Stabilität<br />
aufweisen. Das Quellen und Schrumpfen<br />
kann zu einer dramatischen Veränderung<br />
der chromatographischen Trenneigenschaften<br />
führen. Außerdem weist die Struktur der<br />
porösen organischen Polymere oft Mikroporen<br />
auf, die die Trenneffizienz und Peak-Symmetrie<br />
negativ beeinflussen. Allerdings zeigen<br />
organische, polymere, monolithische Materialien<br />
eine ausgezeichnete Bioverträglichkeit,<br />
können in einem breiten pH-Bereich eingesetzt<br />
und sogar mit aggressiven mobilen<br />
Phasen gereinigt werden.<br />
Anorganische Monolithen<br />
Silica-basierte monolithische Materialen sind<br />
ursprünglich basierend auf der Arbeit von<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 19
B L I T Z L I C H T<br />
Abb. 2: Vergleichende Darstellung von (A) Bodenhöhe H gegen lineare Geschwindigkeit u der mobilen<br />
Phase mit Pentylbenzol als Probe und (B) Säulenrückdruck P gegen die lineare Geschwindigkeit u der<br />
mobilen Phase zwischen einer 75µm I.D. RP18e (3µm) konventionellen, partikulären und einer 100µm<br />
I.D. Chromolith TM CapRod TM monolithischen Kapillarsäule.<br />
Nakanishi und Soga 10 hergestellt worden. Sie<br />
haben ein neues Sol-Gel-Verfahren für die<br />
Herstellung monolithischer Silica-Trennsäulen<br />
mit einer bimodalen Poren-Struktur entwickelt.<br />
Anhand dieser Arbeit haben Prof.<br />
Dr. Nobuo Tanaka, Kyoto Institute of Technology,<br />
das Unternehmen Merck KGaA und<br />
andere 11-12 das zugrundeliegende Sol-Gel-<br />
Verfahren weiterentwickelt, um monolithische<br />
Kapillarsäulen (50-200µm I.D.) herzustellen,<br />
die für HPLC- und CEC-Trennungen<br />
eingesetzt werden können. Dabei entsteht<br />
Abb. 3: Trennung eines tryptischen Verdaus von<br />
Beta-Lactoglobulin auf einer 100µm I.D. monolithischen<br />
Silica-Kapillarsäule unter Verwendung<br />
eines Wasser/Acetonitril-Gradienten und Ameisensäure<br />
als Ionenpaarreagenz<br />
eine stabile monolithische Phase innerhalb<br />
der Kapillarsäule mit einer spezifischen Poren-Struktur<br />
aus Makroporen und Mesoporen,<br />
in der Schrumpfungsprozesse vernachlässigbar<br />
sind. Die Makropore kann als<br />
durchgängige Pore beschrieben werden, mit<br />
einer durchschnittlichen Größe von 2 µm.<br />
Hieraus resultiert eine außergewöhnliche<br />
Permeabilität, die zu niedrigen Säulenrückdrücken<br />
führt. Die Mesoporen befinden sich<br />
in einem Kieselgel-Skelett mit einer Größenverteilung<br />
um 13 nm (Abb. 1).<br />
Die monolithischen Silica-Kapillarsäulen<br />
haben den wesentlichen praktischen Vorteil,<br />
daß kein Ummantelungs-Verfahren der Silica-Monolithe<br />
notwendig ist und die Kapillarmonolithen<br />
in ihrer Länge variabel sind,<br />
da bei dem Sol-Gel-Prozeß keine Fritten benötigt<br />
werden und die definierte Porenstruktur<br />
zu niedrigen Säulenrückdrücken führt.<br />
Dies ermöglicht eine leichte Handhabung.<br />
Durch schnelle Adsorptions- und Desorptionsprozesse<br />
an dem nur wenige Mikrometer<br />
dickem Kieselgel-Skelett zeigen die unter<br />
dem Namen Chromolith TM CapRod TM vermarkteten<br />
100µm I.D. RP18e-Säulen bei der<br />
Trennung sehr flache H/u-Kurven (Bodenhöhe<br />
H / lineare Geschwindigkeit u) verglichen<br />
mit konventionellen, partikulären Säu-<br />
len (Abb. 2a). Die Trennleistung der monolithischen<br />
Silica-Kapillarsäulen beträgt etwa<br />
100.000 N/m und ist vergleichbar mit sehr<br />
guten partikulären 3-5 µm-HPLC-Säulen.<br />
Auffällig ist allerdings der geringe Säulenrückdruck.<br />
Im Vergleich zu einer konventionellen,<br />
partikulären Säule ist er deutlich niedriger<br />
(Abb. 2b). Durch die flache H/u-Kurve<br />
und den geringen Säulenrückdruck können<br />
die Silica-Kapillarsäulen problemlos<br />
auch bei höheren Flußraten mit vernachlässigbarem<br />
Einfluß auf die Effizienz eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Selektivität der monolithischen Silica-<br />
Kapillarsäulen, die zur Oberflächenmodifizierung<br />
mit C18-Silanen und einem ‚endcapping<br />
Reagenz‘ derivatisiert werden, ist vergleichbar<br />
zu konventionellen Reversed Phase-Materialien.<br />
Abbildung 3 zeigt die Trennung<br />
von Polypeptiden auf einer 100 µm I.D.<br />
Chromolith TM CapRod TM -Säule. Bei Verwendung<br />
eines Wasser/Acetonitril-Gradienten<br />
mit TFA oder insbesondere Ameisensäure als<br />
Ionenpaarreagenz können die Polypeptide<br />
effizient und sensitiv aufgetrennt werden<br />
und zum Beispiel einer anschließenden massenspektrometrischen<br />
Analyse zur Peptid-/<br />
Proteinidentifikation zugeführt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Silica-Kapillarmonolithen zeigen durch<br />
ihre definierte, homogene Poren-Struktur einen<br />
verbesserten Massentransfer und eine<br />
verbesserte Trenneffizienz, die eine schnelle,<br />
effiziente und vor allem reproduzierbare<br />
Trennung verschiedenster Moleküle erlaubt.<br />
Ein wesentliches Einsatzgebiet der monolithischen<br />
Silica-Kapillarsäulen ist im Moment<br />
die Proteomforschung, bei der gerade<br />
diese Möglichkeiten für die Trennung und<br />
Identifizierung von Polypeptiden bedeutend<br />
sind.<br />
Literatur<br />
[1] A. Pandey und M. Mann, Nature 405 (2000) 837-46.<br />
[2] J. Peng und S.P. Gygi, J. Mass Spectrom. 36 (2001) 1083-1091.<br />
[3] K.H. Lee, Trends Biotechnology 19 (2001) 217-222.<br />
[4] J.H. Knox und P.A. Bristow, Chromatographia 10 (1977), 279.<br />
[5] Ch.M. Zeug et al., J. Chromatogr. A 753 (1997) 227-234.<br />
[6] S. Xie et al., J. Chromatogr. A 775 (1997) 65-72.<br />
[7] H. Minakuchi et al., Anal. Chem. 68 (1996) 3498-3501.<br />
[8] D. Lubda et al., J. of Sol-Gel Science and Technology 23 (2002) 185–189.<br />
[9] A. Premstaller et al., Anal. Chem. 74 (2002) 4688-4693.<br />
[10] K. Nakanishi und N. Soga, J. Non Cryst. Solids 139 (1992) 1-13, 14–24.<br />
[11] N. Tanaka et al., J. High Resol. Chromatogr. 23 (2000) 111.<br />
[12] N. Ishizuka et al., J. Chromatogr. A 960 (2002) 85-96.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Sven Andrecht<br />
Merck KGaA<br />
Life Science Products R&D Proteomics<br />
Frankfurter Straße 250<br />
D- 64271 Darmstadt<br />
Tel.: +49-(0)6151-72-95-86<br />
Fax: +49-(0)6151-72-95-93<br />
eMail: sven.andrecht@merck.de<br />
www.merck.de<br />
20 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Proteomics �<br />
Proteinfraktionierung<br />
durch vollautomatisierte<br />
2D-Chromatographie<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Dr. Dietmar Hansen, Dietmar Janke, Dr. Christoph Krüll, Beckman Coulter GmbH, Krefeld<br />
Die ProteomeLab-Initiative von Beckman Coulter fokussiert auf die Entwicklung neuer<br />
Produkte in der Proteomforschung und gründet sich auf Schlüsseltechnologien einschließlich<br />
Automation (Pipettiersysteme), Durchflußzytometrie, Elektrophorese, Chromatographie,<br />
Zentrifugation und Spektrophotometrie. Eines dieser neuen Produkte ist das zweidimensionale<br />
Chromatographiesystem zur Proteinfraktionierung (PF2D). Dabei wird die erste Dimension<br />
der Auftrennung mit einer Chromatofokussierung durchgeführt, die zweite Dimension<br />
mit einer Reversed-Phase-Chromatographie. Die intakten Proteine können anschließend<br />
identifiziert und charakterisiert werden. Die Technik ist vollautomatisiert.<br />
Key Words: Proteom-Forschung, 2D-Chromatographie, HPLC, Differential-Display,<br />
Automation<br />
Viele Projekte zur Genomsequenzierung sind<br />
mittlerweile erfolgreich abgeschlossen, auch<br />
das menschliche Genom ist vollständig sequenziert.<br />
Mit ‚nur‘ etwa 30.000 Genen erwies<br />
sich das humane Genom als weniger komplex<br />
als ursprünglich erwartet. Dies liegt zum Teil<br />
daran, daß entgegen dem ursprünglichen zentralen<br />
Dogma der Molekularbiologe ein Gen<br />
tatsächlich für mehrere Proteine kodieren<br />
kann. Da Proteine außerdem post-translational<br />
modifiziert werden können, ergibt sich auf<br />
Proteinebene ein sehr komplexes Bild. Die<br />
Auftrennung, Isolierung und Quantifizierung<br />
aller Bestandteile des Proteoms steht deshalb<br />
im Mittelpunkt des Interesses. Ein Proteom<br />
ist die quantitative Darstellung des gesamten<br />
Proteinexpressionmusters einer Zelle, eines<br />
Organismus oder einer Körperflüssigkeit un-<br />
Abb. 1: Das ProteomeLab PF2D-System zur vollautomatischen 2D-HPLC<br />
ter genau definierten Bedingungen 1 . Unterschiede<br />
im Proteinexpressionsmuster von<br />
Zellen verschiedener Herkunft sind ein<br />
Schlüssel zum Verständnis der Zellentwicklung<br />
aber vor allem auch zum Verständnis<br />
von Krankheiten und daraus abgeleitet von<br />
Therapiemöglichkeiten.<br />
Technologien zur Proteinauftrennung<br />
Zum Auftrennen einer großen Anzahl von<br />
Proteinen wird meistens die 2D-Gelelektrophorese<br />
eingesetzt. Bei dieser Methode gibt<br />
es aber einige erhebliche Nachteile. So ist es<br />
zum Beispiel schwierig, Proteine so anzufärben,<br />
daß die Fragmente quantitativ für eine<br />
nachfolgende Analyse erhalten bleiben. Der<br />
Nachweis von in geringen Mengen vorhan-<br />
Kennziffer 19 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 21<br />
�<br />
Anzeige
B L I T Z L I C H T<br />
Abb 2. Beispiel einer UV/pI Map mit einem Chromatogramm der zweiten Dimension von Fraktion 17 (li.)<br />
einer Mauszellinie<br />
denen Proteinen ist zudem über Anfärbemethoden<br />
schwierig zu erbringen, da die Mengen<br />
exprimierter Proteine in der Zelle um<br />
sechs Größenordnungen differieren können.<br />
Ebenso werden stark saure und basische oder<br />
hochpolare sowie hydrophobe Proteine nur<br />
unzulänglich über direkte Anfärbung detektiert.<br />
Zudem sind die Bedingungen für eine<br />
2D-Gelelektrophorese nur sehr schwierig zu<br />
reproduzieren, weshalb der Vergleich mehrerer<br />
Gele sehr schwierig wird. Wegen dieser<br />
Nachteile ist es fraglich, ob diese Methode<br />
überhaupt genügend Informationen zur Analyse<br />
des Proteinexpressionsstatus liefern<br />
kann. Vor diesem Hintergrund ist auch eine<br />
vollständige Automatisierung der 2D-Gelelektrophorese<br />
fraglich.<br />
Beckman Coulter geht deshalb mit dem<br />
ProteomeLab TM PF2D einen anderen Weg und<br />
betreibt Proteinfraktionierung mit zweidimensionaler<br />
HPLC. Die Auftrennung in der<br />
ersten Dimension geschieht durch eine Chromatofokussierung<br />
im Bereich von pH 8,5 bis<br />
pH 4 2 . Für die zweite Dimension wird eine<br />
Reversed-Phase-Chromatographie auf einer<br />
speziellen Säule mit nicht porösem Trennmaterial<br />
durchgeführt – also eine Trennung nach<br />
der Hydrophobizität. Da die Partikel nicht<br />
porös sind, ist eine sehr hohe Trennleistung<br />
gegeben. Das Gerät arbeitet vollautomatisch.<br />
Die Fraktionen der ersten Dimension werden<br />
in einem Autosampler gesammelt, der<br />
selbständig die zweite Dimension einspritzt.<br />
Die Detektion übernehmen UV Detektoren bei<br />
280 nm. Die Ergebnisse werden zu einer UV/<br />
pI Map (Abb. 1) zusammengefaßt. Hier wird<br />
das Chromatogramm jeder Fraktion in einer<br />
Spur dargestellt. Die Farben der Spots stehen<br />
für die unterschiedlichen Extinktionen 3 . Die<br />
einzelnen Fraktionen werden in einem Fraktionssammler<br />
aufgefangen und die intakten<br />
Proteine stehen zur weiteren Untersuchungen<br />
bereit. Die detektierten Proteine werden durch<br />
die Software ProteoSuite in einer UV/pI<br />
Map (Abb. 2) zusammengefaßt. Hier wird das<br />
Chromatogramm jeder Fraktion in einer Spur<br />
Abb. 3: „Differential-Display“ von behandelten und unbehandelten Zellen einer Dickdarmkrebs-Zellinie.<br />
Links ist das Proteinexpressionsmuster einer unbehandelten Zelle und auf der rechten Seite das<br />
Muster einer behandelten Zelle zu sehen. Die mittlere Abbildung gibt die errechnete Differenz wieder.<br />
dargestellt. Die Farben der Spots stehen für<br />
die unterschiedlichen Extinktionen.<br />
Detektion differentieller<br />
Proteinexpression<br />
Der Vergleich der Proteinexpression zweier<br />
verschiedener Zellen oder Gewebe liefert<br />
wichtige Informationen. So können Unterschiede<br />
zwischen malignem und gesundem<br />
Gewebe die an der Entartung gesunder Zellen<br />
beteiligten Proteine aufzeigen. Zur Profilierung<br />
potentieller Medikamente können<br />
Zellen mit dem Wirkstoff-Kandidaten behandelt<br />
werden. Der Vergleich mit gesunden oder<br />
unbehandelten Zellen derselben Zellinie zeigt<br />
dann die Unterschiede auf, die für das Verständnis<br />
der Funktion wichtig sind. Das Softwaremodul<br />
DeltaVue zeigt diese Unterschiede<br />
in einem „Differential-Display“<br />
schnell und zuverlässig an (Abb. 3). Starke<br />
Färbungen der Spots stehen für Proteine, deren<br />
Konzentration erhöht oder erniedrigt sind.<br />
Zum Identifizieren der Proteine kann optional<br />
eine Online-Massenspektroskopie erfolgen<br />
4 . Die durch einen Fraktionssammler in Mikrotiterplatten<br />
aufgefangenen Proteine stehen<br />
für weitere Anwendungen zur Verfügung. Ein<br />
‚Peak-Picking‘ wie bei der 2D-Gelelektrophorese<br />
entfällt 5 . Die fraktionierten Proteine können<br />
auf einem Biomek-Pipettierer weiter prozessiert<br />
werden. Applikationen stehen etwa<br />
zum tryptischen Verdau, Umsalzen und Spotten<br />
auf MALDI-Targets zur Verfügung.<br />
22 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
Fazit<br />
ProteomeLab PF2D stellt eine wichtige<br />
Technologie zur Analyse des Proteoms dar.<br />
Eine aufwendige Automation von 2D- Elektrophorese<br />
Systemen mit der Gelherstellung,<br />
der Auftrennung, der Spotdetektion und des<br />
Spotpickings ist nicht erforderlich. Dem in<br />
den neuen Markstudien (zum Beispiel<br />
Frost&Sullivan 2003) veröffentlichten stark<br />
erhöhten Bedarf an Automation in der Proteomforschung<br />
– mit Wachstumsraten um<br />
15% allein im Bereich Proteinaufreinigung inklusive<br />
der Fraktionierung, das entspricht<br />
etwa 110 Mio. US-$ in 2004 – wird hier bereits<br />
Rechnung getragen.<br />
Literatur<br />
[1] Lottspeich, Zorbas, Bioanalytik, Spektrum Verlag Heidelberg (1998), 815-820<br />
[2] B. Lubman, Journal of Chromatographie B, 782 (2002) 183-196<br />
[3] T.C. Hunteret al.; Journal of Chromatographie B, 782 (2002) 183-196<br />
[4] B.E. Chong et al., Rapid Commun. Mass Spectrom., 15, (2001) 291-296<br />
[5] M.T. Kachmann et al., Chem., 74 (2002) 1779-1791<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Dietmar Hansen<br />
Beckman Coulter GmbH<br />
Europapark Fichtenhain B13<br />
D-47807 Krefeld<br />
eMail: dhansen@beckman.com<br />
www.beckman.com
B L I T Z L I C H T<br />
Zellseparation �<br />
Durchflußzytometrie und<br />
Zellsortierung<br />
Giovanni Salerno, Lothar Gröbe, Knut Petkau, DakoCytomation GmbH, Hamburg<br />
Während der Begriff Zytometrie umfassend die Messung von physiko-chemischen Eigenschaften<br />
von Zellen beschreibt, ist die Durchflußzytometrie eine etablierte Methode die dabei<br />
verwendet wird. Durch einen präzise geregelten Differenzdruck zwischen Trägerflüssigkeit<br />
und Probenlösung werden Zellen oder Partikel in eine gemeinsame Strömung gezwungen.<br />
Dabei bewegen sie sich wie Perlen an einer Schnur aufgereiht vor einer Meßeinrichtung vorbei.<br />
Die Zellsortierung ist die logische Weiterentwicklung dieses Vorgangs: Nach der Messung<br />
und der Identifizierung der gewünschten Zellpopulation wird durch eine elektrisches<br />
Aufladen des Flüssigkeitsstrahls eine Trennung der Zellen in einem elektrischen Feld ermöglicht.<br />
Die Digitalisierung der Signale in Verbindung mit einer Multiparameter-Datenaufnahme<br />
bei Ereignisraten von mehr 100.000 Zellen/s und einer 4-Wege-Sortierung haben den<br />
Einsatzbereich der Durchflußzytometrie erweitert: Neben den schon „traditionellen“ Gebieten,<br />
wie Immunologie, Krebsforschung, Biologie und Genetik, kann die Durchflußzytometrie<br />
heute als wesentliches Werkzeug in der Arzneimittelforschung und der Hochdurchsatz-Analyse<br />
(HTS) angesehen werden.<br />
Analyzer messen Proben, Zellen oder Partikel<br />
und liefern Daten, die in Listmode-Dateien<br />
abspeicherbar sind. Zellsorter analysieren<br />
und trennen (sortieren) einzelne Populationen<br />
aus komplexen Proben. Während<br />
Analyzer in der Regel geschlossene Systeme<br />
sind, in denen die Flüssigkeit durch eine<br />
transparente Quarzküvette strömt, sind<br />
Hochgeschwindigkeits-Zellsorter „offene“<br />
Systeme (jet-in-air-Prinzip).<br />
Fluoreszenz<br />
Zytometer bestimmen externe und interne<br />
zelluläre und nicht-zelluläre Eigenschaften<br />
durch die Messung der Lichtstreuung und<br />
von emittiertem Fluoreszenzlicht. Fluoreszenz<br />
entsteht, wenn Elektronen, die durch<br />
Licht einer bestimmten Wellenlänge angeregt<br />
werden, anschließend in einen weniger an-<br />
Abb: 1. DakoCytomation MoFlo ® IT und DT, mit<br />
Strahlengängen für 3 Laser (DakoCytomation,<br />
Fort Collins CO, USA).<br />
geregten Zustand (meist den Grundzustand)<br />
zurückkehren. Daraus ergeben sich Emissions-<br />
und Absorbtionsspektren. Der sogenannte<br />
Stokes-Shift ist die Differenz zwischen<br />
den Maxima der Absorptions- und<br />
Emissionsspektren. Der Absorptionskoeffizient<br />
gibt an, wieviel Licht bei einer bestimmten<br />
Wellenlänge absorbiert wird, während<br />
die Quantenausbeute angibt, wie viel Photonen<br />
pro absorbiertem Photon emittiert<br />
werden. Die Forschung an Fluoreszenzfarbstoffen<br />
fand Verbindungen, deren maximaler<br />
Absorptionskoeffizient in der Nähe der<br />
wichtigsten Laser-Emissionslinien liegen<br />
und die gleichzeitig eine hohe Quantenausbeute<br />
aufweisen.<br />
Laser<br />
Laser (Light Amplification by Stimulated<br />
Emission of Radiation) erzeugen einen intensiven<br />
Strahl von monochromatischem, kohärenten<br />
und kollimierten Licht. Moderne Analyzer<br />
haben in der Regel eine festgelegte Laser-Anordnung,<br />
während Zellsorter flexibler<br />
sind. Beide Geräte können bis zu drei Laser<br />
integriert haben und decken damit eine Vielzahl<br />
von Anwendungen.<br />
Fließzelle<br />
Die Fließzelle ist speziell konstruiert um die<br />
Suspension (Zellen oder andere Partikel)<br />
durch die hydrodynamische Fokussierung<br />
im Zentrum eines isotonischen Flüssigkeitsstroms<br />
(Sheath) zu fuhren. In Zytometern<br />
kommt einer von vier Flow-Zellen-Typen<br />
zum Einsatz. Die Auswahl eines speziellen<br />
Typs ist immer ein Kompromiß zwischen<br />
optischer Empfindlichkeit und den erreichbaren<br />
Leistungen beim Sortieren:<br />
– Jet-in-air: optimal zum Sortieren, schlechtere<br />
optische Eigenschaften<br />
– Durchflußküvette: Erste Wahl in den optischen<br />
Eigenschaften, kann zum Sortieren<br />
verwendet werden<br />
– Strömung in Objektträger: beste optische<br />
Eigenschaften, keine Sortiermöglichkeit<br />
– Offene Strömung entlang einer Oberfläche:<br />
beste optische Eigenschaften, keine<br />
Sortiermöglichkeit<br />
Jet-in-air- und hydrodynamische<br />
Fokussierung<br />
Dieses Prinzip stellt die beste Lösung für<br />
Hochgeschwindigkeits-Zellsorter dar, da die<br />
Möglichkeit besteht, mit hohen Drücken zu<br />
arbeiten (bis zu 80 PSI) und damit Sortierraten<br />
von mehr als 100.000 Ereignissen pro Sekunde<br />
zu erreichen. Die Probensuspension<br />
wird in das Zentrum einer Strömung einer<br />
partikelfreien isotonischen Salzlösung eingespeist.<br />
Eine Druckregelung stabilisiert die<br />
dabei entstehende laminare Strömung und<br />
ordnet die Partikel wie Perlen auf einer<br />
Schnur an. Die Laser werden direkt unterhalb<br />
der Düse auf den Strahl fokussiert und liefern<br />
das Anregungslicht.<br />
Detektoren<br />
Das Streu- und Fluoreszenzlicht wird durch<br />
Photomultiplier (PMT) oder Photodioden<br />
(PD) in elektrische Signale gewandelt. Während<br />
PD hauptsächlich zur Messung des Vorwärtsstreulichts<br />
eingesetzt werden, werden<br />
PMTs aufgrund ihrer höheren Empfindlichkeit<br />
für den Nachweis des Fluoreszenzlichts<br />
verwendet.<br />
Meßparameter und Optik<br />
Wenn der Laserstrahl die Partikel anregt, tritt<br />
gleichzeitig Lichtstreuung und die Emission<br />
von Fluoreszenzlicht auf. Das Vorwärtsstreulichtsignal<br />
(FSC), das normalerweise von einer<br />
Diode nachgewiesen wird, korreliert mit<br />
der Partikelgröße, der Form und der optischen<br />
Homogenität. Es gibt wichtige Einflüsse<br />
die das Signal beeinflussen: der Winkelbereich,<br />
über den das Streulicht gesammelt<br />
wird, Strahlblenden und der Unterschied im<br />
Brechungsindex zwischen Partikeln und<br />
Transportmedium. Das Seitwärtsstreulichtsignal<br />
(SSC), das von einem PMT im 90°-Winkel<br />
nachgewiesen wird, gibt Informationen<br />
über die innere Beschaffenheit. Fluoreszenzlichtsignale<br />
werden ebenfalls mit PMTs im<br />
90°-Winkel gemessen.<br />
Anregungsbereich und<br />
Detektionsbereich<br />
Um Streulicht und Fluoreszenzlicht getrennt<br />
nachzuweisen, wird der optische Strahlen-<br />
24 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Abb. 2: DakoCytomation MoFlo ® Z-Konfiguration,<br />
mit Filtern und dichroitischen Spiegeln für die<br />
Anregung mit einer 488 nm-Laserlinie. (Dako-<br />
Cytomation, Fort Collins CO, USA)<br />
gang in einer speziellen orthogonalen Anordnung<br />
aufgespalten: Anregungsbereich und<br />
Detektionsbereich sind über eine Objektivlinse<br />
verbunden. (siehe Abb. 1). Das Streulicht<br />
wird einerseits durch eine Linse vor<br />
dem FSC-Detektor und gleichzeitig durch<br />
das Objektiv gesammelt, senkrecht zu Laserstrahl<br />
und Flüssigkeitsstrom.<br />
Detektionsbereich<br />
Dichroitische Spiegel (DC), die entweder in<br />
„longpass“ (LP, kürzere Wellenlängen werden<br />
reflektiert) oder „shortpass“ (SP, längere<br />
Wellenlängen werden reflektiert) Version<br />
unter 45° entlang des Strahlengangs angeordnet<br />
sind, spalten das Fluoreszenzlicht in<br />
B L I T Z L I C H T<br />
verschiedene Wellenlängenbereiche auf (siehe<br />
Abb. 2) die jeweils getrennt von einem eigenen<br />
PMT gemessen werden.<br />
Kompensation<br />
Unglücklicherweise beginnen Emissionsspektren<br />
im allgemeinen mit einem steilen Anstieg<br />
auf der kurzwelligen Seite, gefolgt von einem<br />
langsamen Abfall der Intensität zu längeren<br />
Wellenlängen hin. Spektrale Überlappung ist<br />
normalerweise kein großes Problem auf der<br />
kurzwelligen Seite. Wirkliche Probleme treten<br />
auf, wenn Fluoreszenzlicht des kurzwelligeren<br />
Farbstoffs (z.B. FITC) im Bereich des<br />
Bandpassfilters strahlt, der für langwellige<br />
Farbstoffe gedacht ist (z.B. PE). Diese spektrale<br />
Überlappung von FITC in den Filterbereich<br />
von PE würde zu einem falschen Beitrag<br />
im PE-Signal führen. Um den korrekten<br />
Betrag des PE-Signals messen zu können,<br />
muß die beobachtete Signalintensität durch<br />
Subtraktion eines Prozentanteils der beobachteten<br />
FITC-Intensität „kompensiert“ werden.<br />
Die Digitalisierung und die Möglichkeiten der<br />
Digitalen Signalverarbeitung (DSP) ermöglichen<br />
die Kompensation mittels Software-Algorithmen:<br />
Die Meßergebnisse können nach<br />
der Datenaufnahme kompensiert werden, die<br />
Originaldaten zusammen mit den kompensierten<br />
im selben Listmode-Datenfile gespeichert<br />
werden. In den vergangenen Jahren hat<br />
das Interesse an der pathologischen Wirkung<br />
von kleinen Lymphozyten Subpopulationen<br />
die Entwicklung von Vielfarbanalysen (6 bis<br />
9 Farben) vorangetrieben.<br />
Zell-Sortierung<br />
Zellsorter gewinnen hochreine Populationen<br />
aus heterogenem Probenmaterial. Die ge-<br />
Kennziffer 20 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
Anzeige<br />
Abb. 3: Sortierprinzip eines Jet-in-air-Zellsorters.<br />
Nach der Aufnahme der Daten und einer<br />
positiven Identifizierung durch die Elektronik<br />
erreicht die gewünschte Zelle den Abrißpunkt.<br />
Unmittelbar vor der Abtrennung wird der gesamte<br />
Flüssigkeitsstrahl aufgeladen. Die Ziel-Zelle<br />
verläßt den Strahl im Innern eines geladenen<br />
Tröpfchens, das im Anschluß daran durch ein<br />
elektrisches Feld in ein spezielles Röhrchen abgelenkt<br />
wird. Im linken Teil des Bildes sind Abrißpunkt<br />
und Tröpfchen zu sehen, wie sie von der<br />
Droplet-Kamera des MoFlo aufgenommen werden<br />
(DakoCytomation GmbH, Freiburg).<br />
wünschte Population wird bei der Messung<br />
durch eine beliebige Kombination von Streulichtverhalten<br />
und Fluoreszenzintensitäten<br />
identifiziert und anschließend in separate<br />
Röhren sortiert (siehe Abb. 3). Die gebräuchlichste<br />
Art zu sortieren basiert auf der Erzeugung<br />
von Tröpfchen: Bei festgelegten<br />
Druck- und Frequenzwerten zerfällt jede<br />
Strömung durch eine Düse in einem definierten<br />
Abstand von der Düse (Abrißpunkt)<br />
in Einzeltröpfchen, die mittels eines elektrischen<br />
Feldes abgelenkt werden.<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 25<br />
�
B L I T Z L I C H T<br />
Tab.: Definition von Reinheit, Rückgewinnung und Ausbeute für die Planung von Sortierexperimenten lichkeit mehr als ein Tröpfchen aufzuladen:<br />
Reinheit % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />
(Purity) Alle Partikel in der sortierten Probe<br />
Rückgewinnung % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />
(Recovery) Anzahl der detektierten gewünschten Partikel<br />
Ausbeute % Anzahl der gewünschten Partikel in der sortierten Probe<br />
(Yield) Anzahl der gewünschten Partikel in der Ausgangsprobe<br />
Bei einem Zellsorter, der bei einem Druck<br />
von 60 PSI, mit einer 70 µm-Düse und einer<br />
Anregungsfrequenz von 100 kHz arbeitet,<br />
strömt die Flüssigkeit mit ca. 25 m/s, und<br />
der Abrißpunkt liegt ungefähr 12 mm unterhalb<br />
der Düse. Die Frequenz der Anregungsschwingung,<br />
die durch einen Piezokristall<br />
im Innern des Düsenkopfes erzeugt<br />
wird, entspricht der Anzahl Tröpfchen, die<br />
pro Sekunde gebildet werden. Die Zeit, die<br />
zwischen der Detektion eines Partikels am<br />
Fokussierungspunkt des Laserstrahls und<br />
dem Erreichen des Abrißpunktes verstreicht,<br />
heißt „drop delay“.<br />
Wenn ein detektiertes Partikel nach der<br />
Messung als gewünscht identifiziert wurde<br />
und den Abrißpunkt erreicht, wird der gesamte<br />
Flüssigkeitsstrahl aufgeladen und das<br />
Teilchen verläßt dann den Strahl im Inneren<br />
eines elektrisch geladenen Tröpfchens. Das<br />
Tröpfchen wird anschließend durch ein zwischen<br />
zwei Elektroden angelegtes elektrisches<br />
Feld in ein Auffangröhrchen abgelenkt.<br />
Tröpfchen ohne oder mit unerwünschten<br />
Partikeln werden durch eine Abfallsammelvorrichtung<br />
entsorgt.<br />
Es ist offensichtlich, daß die Stabilität der<br />
Strömung und ein konstantes „drop delay“<br />
die wichtigsten Bedingungen sind. Um nur<br />
das gewünschte Partikel zu sortieren, muß<br />
die Aufladung des Flüssigkeitsstrahls mit<br />
genau der passenden Verzögerung erfolgen.<br />
Jede Abweichung von dieser Zeitverzögerung<br />
aufgrund von Druckschwankungen,<br />
Luftblasen, Änderungen der laminaren Strömung<br />
oder der Temperatur beeinflussen<br />
dramatisch die Reinheit und Ausbeute der<br />
sortierten Population.<br />
Sortierlogik und Ladungs-Hüllkurve<br />
Bei der Planung von Sortierexperimenten ist<br />
es wichtig, die Definitionen von Reinheit,<br />
Rückgewinnung und Ausbeute in die Überlegungen<br />
mit einzubeziehen (siehe Tabelle).<br />
Beim Sortieren ist die Wahrscheinlichkeit, daß<br />
zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten (koinzident),<br />
direkt proportional zur Ereignisrate.<br />
Da die Elektronik diese zwei Ereignisse nicht<br />
unterscheiden kann, werden diese verworfen<br />
(„hard aborts“) wobei nicht nur falsche Partikel,<br />
sondern auch positive verlorengehen,<br />
was die Ausbeute beeinträchtigt.<br />
Falls die Ausbeute kritisch ist, wie etwa bei<br />
der Isolation sehr seltener Zellen, werden bei<br />
reduzierter Reinheit alle gewünschten Partikel<br />
sortiert, auch wenn dabei „einige“ falsche<br />
mitsortiert werden. Statistisch betrachtet<br />
hängt die Ausbeute vom zufälligen Auftreten<br />
seltener Ereignisse ab, die einer Poisson-<br />
Statistik folgen. Es kann einfach gezeigt werden,<br />
daß bei einer festen Ereignisrate und<br />
Totzeit, eine Erhöhung der Tröpfchenfrequenz<br />
die Ausbeute erhöht (siehe Abb. 4).<br />
Falls die Reinheit entscheidend ist, wie bei<br />
der Isolation von Einzelzellen für Klonierungsexperimente,<br />
werden sowohl Wiederfindung<br />
als auch Ausbeute vermindert: Jedes<br />
Mal, wenn die Gefahr besteht, daß ungewünschte<br />
Partikel mitsortiert werden, verwirft<br />
die Elektronik dieses Ereignis und erhöht<br />
dadurch die Gesamtverlustrate. Deshalb<br />
arbeiten Zellsorter mit verschieden Algorithmen<br />
– auch als Sortierlogik oder Verlustlogik<br />
bezeichnet – die den Anforderungen entsprechend<br />
ausgewählt werden können. Neben<br />
der Sortierlogik besteht auch die Mög-<br />
Abb. 4: Ausbeute und Poisson-Statistik.<br />
Bei einer konstanten<br />
Totzeit von 5,5 µs<br />
verringert sich die Ausbeute<br />
mit ansteigender Ereignisrate.<br />
Bei höheren Zählraten<br />
verwirft die Elektronik aufgrund<br />
der steigenden Anzahl<br />
von Koinzidenzen immer<br />
mehr Partikel, darunter auch<br />
positive Zellen. Indem man<br />
die Anregungsfrequenz und<br />
damit die Zahl der Tröpfchen<br />
/s erhöht, kann die Ausbeute<br />
gesteigert werden.<br />
die Sortier-„Hüllkurve“ kann geändert werden,<br />
so daß ein, zwei oder auch drei Töpfchen<br />
gleichzeitig geladen werden, um damit<br />
zeitweise die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen,<br />
das gewünschte Partikel zu sortieren.<br />
Diskussion<br />
Eine Vielzahl an Experimenten können heute<br />
vollständig mittels der Durchflußzytometrie<br />
durchgeführt werden. State-of-the-art-Analyzer<br />
bieten 11 Parameter, 9 Farben und 3 Anregungslaser<br />
kombiniert mit digitaler Softwarekompensation<br />
und Analyseraten von mehr als<br />
50.000 Zellen/s. Hochgeschwindigkeits-<br />
Zellsorter können gleichzeitig vier verschiedene<br />
Zielpopulationen mit unabhängiger Sortierlogik<br />
bei einer Geschwindigkeit von bis zu<br />
100.000 Zellen/s weitgehend automatisch sortieren,<br />
wobei gleichzeitig Reinheit, Wiederfindung<br />
und Ausbeute optimiert und im Falle<br />
einer Störung die Proben sichergestellt und<br />
die Störung gemeldet werden. Moderne Geräte<br />
können jede Art von Platten mit extremer<br />
Genauigkeit und Reinheit sortieren, vom<br />
Objektträger bis zur 1536-Well-Mikrotiterplatte.<br />
Die Verbindung solcher Systeme mit robotischen<br />
Plattenmanipulatoren erlauben vollautomatische<br />
Hochdurchsatz-Analysen, wobei<br />
bis zu 32 Parameter für jedes einzelne Ereignis<br />
gemessen werden können. Durchflußzytometrie<br />
und Zellsortierung sind heutzutage<br />
etablierte und wertvolle Werkzeuge für<br />
die Analyse und Isolation von Zellen und<br />
anderen Partikeln die in der Forschung sowie<br />
klinischen und industriellen Anwendungen<br />
eine glänzende Zukunft haben.<br />
Literatur<br />
[1] Shapiro, H M. Practical Flow Cytometry – third edition. Wiley Liss, New<br />
York 1995, p. 43.<br />
[2] Melamed MR, Lindmo T, Mendelsohn ML. Flow Cytometry and Sorting, 2nd<br />
ed. Wiley-Liss, New York, 1990<br />
[3] Roederer, M. Compensation. Current Protocols in Cytometry. Wiley, New<br />
York, 1999.<br />
[4] Stewart, C.C., Stewart, S.J. Four color compensation. Cytometry (Communications)<br />
1999; 38: 161-175.<br />
[5] Baumgarth, N., Roederer, M. A practical approach to multicolor flow<br />
cytometry for immunophenotyping. Journal of Immunological Methods<br />
2000; 243: 77-97.<br />
[6] De Rosa, S.C., Herzenberg, L.A., Herzenberg, L.A., Roederer, M. 11-color,<br />
13-parameter flow cytometry: identification of human naïve T cells by<br />
phenotype, function, and T cell receptor diversity. Nature Medicine<br />
2001: 7: 245-248.<br />
[7] Bigos, M., Baumgarth, N., Jager, C.G., Herman, O.C., Nozaki, T., Stovel, R.T.,<br />
Parks, D.R., et al. Nine color eleven parameter immunophenotyping using<br />
three laser flow cytometry. Cytometry 1999; 36: 36-45.<br />
[8] Corcoran, R.M., Lopez, P.A. Cells sorting at 50,000 events per second –<br />
Practical consideration. Cytomation Inc., Application note. Cytomation Inc,<br />
Fort Collins, Colorado USA.<br />
[9] Ashcroft, R.G., Lopez, P.A. Commercial high speed machines open new<br />
opportunities in high throughput flow cytometry (HTFC). Journal of Immunological<br />
Methods, 2000: 243: 13-24.<br />
Korrespondenzadresse<br />
DakoCytomation GmbH<br />
Hamburger Str. 181<br />
D-22083 Hamburg<br />
Tel.: +49-(0)40-6969-47-0<br />
www.dakocytomation.de<br />
26 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Biotechnologie �<br />
Nachhaltige Biokatalyse<br />
N E T Z W E R K<br />
Dr. Rainer Erb 1 , Dr. Stefanie Heiden 2<br />
1 Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH<br />
2 Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück<br />
Biotechnologischen Innovationen kommt eine besondere Bedeutung bei der Realisierung ökonomisch<br />
rentabler und ökologisch vorteilhafter Produktionsverfahren zu: Ressourcen werden<br />
geschont, Umweltbelastungen vermieden oder verringert und unternehmerische Risiken minimiert<br />
2 . Hierzu trägt insbesondere der Einsatz von Biokatalysatoren entscheidend bei. „Biokatalysatoren“<br />
meint hier sowohl Ganzzellsysteme als auch isolierte Enzyme oder katalytisch aktive<br />
Nukleinsäuren. Aufgrund der Summe an positiven Eigenschaften wie Spezifität, Selektivität und<br />
Effektivität wird durch diverse Studien ein wachsender Markt für den Einsatz von Biokatalysatoren/Enzymen<br />
vorausgesagt: Die OECD 7 etwa bezifferte den Weltmarkt für industrielle Enzyme<br />
im Jahr 1998 auf rund 1 Mrd. US-$, wobei sie eine jährliche Steigerungsrate von 10 % prognostizierte<br />
(betrachteter Zeitrahmen: 1995 bis 2000). Das Marktvolumen der Produkte, die mit Hilfe<br />
von Enzymen hergestellt werden oder die Enzyme als wesentliche Komponente enthalten, wird<br />
auf etwa 100 Mrd. US-$ geschätzt und liegt damit um etwa zwei Größenordnungen über dem<br />
Preis für industrielle Enzyme.<br />
Rund 90 % aller Chemieprodukte durchlaufen<br />
bei Ihrer Herstellung ein katalytisches Verfahren,<br />
oft unter Inkaufnahme hoher Mengen<br />
an teuer zu entsorgenden Abfällen sowie hoher<br />
Aufwendungen für Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />
Zudem bedingen die hohen Anforderungen<br />
an die Produktreinheit sehr energie-,<br />
stoff- und zeitaufwendige Nachreinigungen.<br />
Die Verfahren sind häufig auch durch<br />
den Einsatz von Lösungsmitteln, toxischen<br />
Katalysatoren und Schutzgruppenchemie<br />
gekennzeichnet. Unter Berücksichtigung der<br />
hohen Kosten – wobei der Umweltkostenanteil<br />
nicht zu unterschätzen ist – stellt der Einsatz<br />
von Biokatalysatoren auch unter ökonomischen<br />
Gesichtspunkten eine interessante<br />
Verfahrensalternative dar. Aufgrund ihrer Spezifität<br />
und Enantioselektivität, die insbesondere<br />
für die Herstellung von Feinchemikalien<br />
von enormer Bedeutung ist, sind Biokatalysatoren<br />
klassischen chemischen Katalysatoren<br />
weit überlegen. Die wirtschaftliche Bedeutung<br />
der asymmetrischen Synthese wird durch folgende<br />
Zahlen belegt: Der Umsatz enantiomerenreiner<br />
Pharmazeutika verdoppelte sich von<br />
1994 bis 1997 auf 90 Mrd. US-$. Weitere jährli-<br />
Tierfutter:<br />
Phosphat liegt gebunden<br />
als Phytinsäure vor<br />
P<br />
P P<br />
P<br />
P<br />
P<br />
Rekombinante<br />
Phytase<br />
Monogastrische Tiere:<br />
Keine Verwertung von Phytinsäure;<br />
Exkretion von Phytinsäurekomplexen<br />
OH<br />
P P<br />
P<br />
P<br />
P<br />
+ P i<br />
Inositolpentaphosphat und<br />
frei verfügbares Phosphat<br />
che Steigerungsraten im zweistelligen Bereich<br />
werden prognostiziert, wobei vorsichtige<br />
Schätzungen davon ausgehen, daß innerhalb<br />
der allernächsten Zukunft 80 % aller chiralen<br />
Pharmazeutika enantiomerenrein vertrieben<br />
werden. Nach Frost & Sullivan (2001) 1 wird<br />
der Marktwert für die Chiraltechnologie von<br />
6,6 Mrd. US-$ im Jahr 2000 auf 16 Mrd. US-$<br />
im Jahr 2007 anwachsen.<br />
DBU fördert „Integrierte Biotechnologie“<br />
Einem breiten Einsatz von Biokatalysatoren,<br />
wie etwa zur Substitution konventioneller industrieller<br />
Produktionsverfahren oder zur Effizienzsteigerung<br />
bestehender Produktionsverfahren<br />
durch Neukombination mit biotechnologischen<br />
Verfahren/Produkten, stehen jedoch<br />
häufig auch inhärente Nachteile entgegen:<br />
So liegen hohe und stabile katalytische<br />
Aktivitäten konventioneller Enzyme in der<br />
Regel nur innerhalb enger Temperatur- und<br />
pH-Wert-Grenzen und in wäßrigen Medien<br />
vor, weshalb eine wirtschaftliche Nutzung<br />
wenig aussichtsreich erscheint. Daher stehen<br />
Optimierung und Auffinden neuartiger Enzy-<br />
Umweltbelastung durch<br />
Phosphat-Eintrag in Böden,<br />
Gewässer, Grundwasser<br />
Umweltentlastung<br />
durch optimierte<br />
Futterverwertung<br />
Abb. 1: Der Einsatz mikrobiell<br />
produzierter<br />
Phytase reduziert die<br />
kostspielige Zugabe<br />
anorganischer Phosphate<br />
zum Tierfutter,<br />
macht lebensnotwendige<br />
Makro- und Spurenelemente<br />
verfügbar und<br />
verringert maßgeblich<br />
die Belastung von Böden,<br />
Gewässern und<br />
Grundwasser 3 .<br />
me mit industriell relevanten Eigenschaften<br />
sowie die gleichzeitige Entwicklung effizienter<br />
Produktionsverfahren im Mittelpunkt der<br />
durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) initiierten und unterstützten Initiativen<br />
„Verbund Biokatalyse“ (www. biokatalyse.de)<br />
sowie „InnovationsCentrum Biokatalyse“ –<br />
kurz: ICBio (www.icbio.de). Berücksichtigt werden<br />
dabei sowohl neue Ansätze aus der Bio-/<br />
Verfahrenstechnik (Modellierung, Downstream-Processing,<br />
Sensorik) als auch innovative<br />
Produktionssysteme (Ganzzellsysteme,<br />
isolierte Biokatalysatoren) sowie moderne molekularbiologische<br />
und biochemische Ansätze<br />
(Expressionssysteme, evolutives Biokatalysatoren-Design,<br />
Stoffwechselflux-Analysen).<br />
Während der Verbund Biokatalyse einen in<br />
sich abgeschlossenen Forschungsverbund darstellt,<br />
der bereits seit 2000 durch die DBU unterstützt<br />
wird, handelt es sich bei ICBio um<br />
ein für Interessierte weiterhin offenes Programm<br />
der DBU im Bereich „Integrierte Biotechnologie“.<br />
An zwei bereits in der Bearbeitung sehr weit<br />
fortgeschrittenen Beispielen wird im folgenden<br />
das besondere Potential zur Umweltentlastung<br />
und Ressourcenschonung durch die<br />
industrielle Nutzung von Biokatalysatoren<br />
aufgezeigt.<br />
Bakterielle Phytase<br />
Der Lehrstuhl für Fermentationstechnik der<br />
Universität Bielefeld hat gemeinsam mit der<br />
ASA Spezialenzyme GmbH, Wolfenbüttel, ein<br />
industrielles Verfahren zur Produktion rekombinanter<br />
bakterieller Phytase entwickelt. Der<br />
für die Tierernährung lebensnotwendige Phosphor<br />
liegt in Futtermitteln in Form komplexer<br />
Verbindungen vor, die monogastrische Tiere<br />
(Nicht-Wiederkäuer) wie Schweine und<br />
Geflügel nicht verwerten können. Diese Phytinsäuresalze<br />
(Phytate) werden mit dem Kot<br />
wieder ausgeschieden und gelangen über<br />
Düngung landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />
in Böden, Gewässer und Grundwasser<br />
(Abb. 1). Anorganische Phosphate müssen<br />
dementsprechend zur Sicherung der Phosphorversorgung<br />
der Tiere zugesetzt werden.<br />
Diese Zusätze können bis zu 30 % der Futtermittelkosten<br />
ausmachen. Zudem zeigen Phytate<br />
stark metallbindende Eigenschaften und<br />
vermindern die Verfügbarkeit lebensnotwendiger<br />
Makro- und Spurenelemente. Sie binden<br />
schließlich auch Nahrungsmittelproteine und<br />
verhindern so deren proteolytische Verdauung.<br />
Diese anti-nutritiven Eigenschaften machen<br />
Phytate zu unerwünschten Inhaltsstoffen<br />
in Futtermitteln.<br />
Eine Lösung dieses Problems stellt der Zusatz<br />
des Enzyms Phytase zum Futtermittel dar.<br />
Bislang wurde Phytase industriell hauptsächlich<br />
durch Fermentation von Pilzen (Aspergillus<br />
sp.) hergestellt, die Phytase in das Medium<br />
sekretieren. Im Gegensatz zu Pilz-Phytasen<br />
besitzt die Phytase von Escherichia coli Eigenschaften,<br />
die eine höhere Effektivität als<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 27
N E T Z W E R K<br />
Tab. 1: Vergleich der Phytasen aus den heterologen Expressionssystemen A. niger und E. coli; die erstmalige<br />
Isolierung der E. coli-Phytase (Stamm ATCC 33965) gelang der Arbeitsgruppe Dr. Ralf Greiner,<br />
Bundesanstalt für Ernährung, Karlsruhe; die Phytase zeigte keinerlei Homologie zu bisher bekannten<br />
Phytasen aus Aspergillus 4 .<br />
Phytase aus dem Phytase aus dem<br />
Aspergillus niger-System Escherichia coli-System<br />
Lokalisierung Kulturmedium Periplasma<br />
Spezifische Aktivität 100 U mg -1 750 U mg -1<br />
Molmasse 48 kDa 42 kDa<br />
pH-Optimum 5,0 und 2,2 4,5<br />
K M 390 µM 2,64 µM<br />
Wechselzahl 220 s -1 6200 s -1<br />
Temperaturoptimum 55 °C 55°C<br />
Futteradditiv bewirken: Hier sind die wesentlich<br />
höhere spezifische Aktivität, ein geringeres<br />
pH-Optimum, Resistenz gegenüber proteolytischem<br />
Abbau im Tiermagen sowie Temperaturstabilität<br />
beim Pelletieren zu nennen<br />
(Tab. 1). Zur Überexpression und extrazellulären<br />
Produktion der Phytase in E. coli wurde<br />
ein Expressionvektor entwickelt, wobei ein Sekretionssystem<br />
auf Basis der kontrollierten<br />
Expression des kil-Gens integriert wurde 5 . Mittels<br />
eines Fließinjektions-Analyse-Systems zur<br />
Glukose-geregelten Zufütterung bei der Fermentation<br />
wurde die Phytaseausbeute signifikant<br />
erhöht 6 . Durch zusätzliche Entwicklung<br />
eines effizienten Aufarbeitungsverfahrens<br />
konnte ein Produktpreis kalkuliert werden,<br />
der um ein Drittel unter dem derzeit erhältlicher<br />
Phytasen liegt. In Summe ermöglicht das<br />
neuartige Verfahren eine wesentlich umweltfreundlichere<br />
und kostenoptimierte Phytaseproduktion<br />
(Tab. 2).<br />
Optimierung der L-Serin-Gewinnung<br />
Der steigende Bedarf an der Aminosäure L-<br />
Serin für die Pharma- und Ernährungsmittelindustrie<br />
macht die Etablierung einer alternativen<br />
biotechnologischen Darstellungsvariante<br />
zur energieaufwendigen und emissionsträchtigen<br />
klassischen sauren Hydrolyse proteinogener<br />
Rohstoffe notwendig. Ziel des Projekts<br />
der Amino GmbH, Frellstedt, mit der Forschungszentrum<br />
Jülich GmbH und dem Lehrstuhl<br />
für Ordnungs- und Prozeßpolitik der<br />
Wirtschaftswirtschaftlichen Fakultät der Uni<br />
Hannover war es, ein hocheffizientes biotechnologisches<br />
Verfahren zur gezielten Herstellung<br />
der Aminosäure L-Serin aus Glukose zu<br />
entwickeln 8 . Durch gezieltes Metabolic Engi-<br />
neering des Stoffwechsels von Corynebacterium<br />
glutamicum wurde ein Serinproduktionsstamm<br />
konstruiert. Dabei wurde festgestellt,<br />
daß die Überexpression der drei Biosynthesegene<br />
serA, serC und serB jedoch nur zu einer<br />
geringen, wenngleich signifikanten Steigerung<br />
der L-Serin-Bildung führte. Erst die Überexpression<br />
aller Synthesegene in Verbindung mit<br />
dem Ausschalten des für den Serinabbau verantwortlichen<br />
Enzyms, der L-Serin-Dehydratase,<br />
führte zu einer 80fachen Steigerung der<br />
Serinbildung. In Mutanten, in denen zusätzlich<br />
zu diesen beiden rationalen Maßnahmen<br />
die Serinvorstufe und Glykolyseintermediat<br />
3-Phosphoglycerat angestaut wird, wurde die<br />
Serinausbeute bezogen auf das Produkt nochmals<br />
um das 6fache gesteigert, auf 2,5 g/l.<br />
Trotz dieser ermutigenden Ergebnisse sind<br />
weitere Fortschritte erforderlich, um eine wirtschaftliche<br />
Produktion von Serin im industriellen<br />
Maßstab zu ermöglichen. Als Ziel für die<br />
Produktion wurde in der Modellbildung für<br />
die begleitende Ökobilanz und Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />
für das fermentative Verfahren<br />
von 30 g/l Produktausbeute und 47 % Aufarbeitungsausbeute<br />
ausgegangen. Unter diesen<br />
Bedingungen zeigen sich signifikante ökologische<br />
Vorteile des fermentativen Verfahrens<br />
gegenüber den Referenzverfahren der sauren<br />
Hydrolyse. Insbesondere in den ökobilanziellen<br />
Wirkungskategorien Energiebedarf, Treibhauseffekt,<br />
Wasserverbrauch, Abwasser und<br />
mit Einschränkung auch in der Kategorie<br />
Ozonbildung ist das fermentative Verfahren<br />
der sauren Hydrolyse überlegen. Aus ökonomischer<br />
Sicht bietet die Fermentation bei diesen<br />
Zielparametern relativ zur sauren Hydrolyse<br />
und unter den Bedingungen eines deutschen<br />
Produktionsstandorts zwar Kostenvor-<br />
Tab. 2: Vergleich der Produktion von Phytase in rekombinanten E. coli-Zellen und der Pilzkultur<br />
A. niger. Die angegebenen Kosten beziehen sich auf betrachtete Fermentationsprozesse in einer Größenordnung<br />
von 50 m 3 . Quelle: Dr. Gerhard Miksch, Lehrstuhl für Fermentationstechnik der Technischen<br />
Fakultät, Universität Bielefeld.<br />
Parameter Escherichia coli Aspergillus niger Einsparung<br />
Mediumkosten 3.480 (D) 3.480 (D) 0 (D) 0 (%)<br />
Abwasserkosten 35 (D) 360 (D) 325 (D) 90 (%)<br />
Energiekosten 1.950 (D) 6.800 (D) 4.850 (D) 71 (%)<br />
Lohnkosten 490 (D) 1.715 (D) 1.225 (D) 71 (%)<br />
Abschreibungen 645 (D) 2.255 (D) 1.610 (D) 71 (%)<br />
Summen 6.600 (D) 14.610 (D) 8.010 (D) 55 (%)<br />
teile; um aber im internationalen Wettbewerb<br />
dauerhaft bestehen zu können und angesichts<br />
des herrschenden Preisdrucks auf dem Markt<br />
für Aminosäuren auch in ungünstigen Marktphasen<br />
mit ausreichenden Deckungsbeiträgen<br />
produzieren zu können, ist eine weitere Verbesserung<br />
des Stamms und des Gesamtprozesses<br />
erforderlich.<br />
Mehr Biokatalyse<br />
Nicht nur auf dem DBU-Messestand im Rahmen<br />
der BioTechnica 2003, sondern auch in<br />
einem zur Messe erscheinenden transkript-Sonderband<br />
finden sich zahlreiche weitere Beispiele,<br />
welche die wegweisende Etablierung biotechnologischer<br />
Innovationen im Sinn einer<br />
nachhaltigen Entwicklung demonstrieren.<br />
Abb. 2: Im Stoffwechsel von C. glutamicum zur<br />
Konstruktion eines Serinproduktionsstamms<br />
vorgenommene gezielte Veränderungen. Quelle:<br />
Dr. Petra Peters-Wendisch, Institut für Biotechnologie<br />
1, Forschungszentrum Jülich GmbH.<br />
Literatur<br />
[1] Frost & Sullivan. (Report 3835), New York (2001).<br />
[2] Heiden, S., Burschel, C., Erb, R. (Hrsg.), Biotechnologie als interdisziplinäre<br />
Herausforderung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg (2001)<br />
[3] Heiden, S., Erb, R., In: Heiden, S., Burschel, C., Erb, R. (Hrsg.) Biotechnologie<br />
als interdisziplinäre Herausforderung, Spektrum Akademischer Verlag,<br />
Heidelberg (2001), 323-370.<br />
[4] Igbasan, F.A., Männer, K., Miksch, G., Borriss, R., Farouk, A., Simon, O., Arch.<br />
Anim. Nutr. 53 (2000), 353-373.<br />
[5] Miksch, G., Fiedler, E., Dobrowski, P., Friehs, K., Arch. Microbiol. 167 (1997),<br />
143-150.<br />
[6] Miksch, G., Kleist, S., Friehs, K., Flaschel, E, In: Erb, R., Heiden, S. (Hrsg.):<br />
Sonderausgabe der DBU in Kooperation mit BIOspektrum, Spektrum Akademischer<br />
Verlag, Heidelberg (2001), 60-62.<br />
[7] OECD (Hrsg.) Biotechnology for Clean Industrial Products and Processes –<br />
Towards Industrial Sustainibility. Paris (1998):<br />
[8] Peters-Wendisch, P., Eggeling, L., Netzer, R., Sahm, H., Serger, H., Müller, U.,<br />
Wilke, B., Faurie, R., In: Heiden, S., Erb, R. (Hrsg.): Sonderausgabe der DBU in<br />
Kooperation mit BIOspektrum, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg<br />
(2001), 65-69.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Rainer Erb<br />
Zentrum für Umweltkommunikation der<br />
Deutschen Bundesstiftung Umwelt gGmbH<br />
An der Bornau 2, D- 49090 Osnabrück<br />
Tel./Fax: +49-(0)541-9633-950 / -990<br />
eMail: r.erb@dbu.de<br />
Kennziffer 21 LW 04 · www.biocom.de<br />
28 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
�
B L I T Z L I C H T<br />
Chromatographie �<br />
Effizienzsteigerung in der<br />
HPLC-Analytik durch das<br />
LaChrom Elite ® -System<br />
Wolf-Dieter Beinert, Reinhold Spatz, Darrol Müller, VWR International GmbH, Darmstadt<br />
Das neue LaChrom Elite HPLC-System bietet mannigfaltige Aspekte und Funktionen zur Effizienzsteigerung<br />
im Chromatographielabor. Einerseits weisen die Module des Systems eine<br />
sehr hohe Probenkapazität und optimierte Eigenschaften für die schnelle Hochdurchsatz-<br />
Chromatographie auf. Die Anwendung von Chromolith-Säulen bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten<br />
birgt ein besonders hohes Einsparpotential, stellt aber auch besondere Anforderungen<br />
an das System. Andererseits bieten das EZChrom Elite-Chromatographiedatensystem<br />
und verschiedene weitere Softwaremodule Unterstützung und Zeiteinsparungspotentiale<br />
bei der Automatisierung des Analysenprozesses, bei der Schulung der Mitarbeiter, der<br />
Softwarevalidierung, bei der Automatisierung der Methodenentwicklung und -validierung<br />
sowie bei der automatischen Qualifikation (OQ, PQ) des HPLC-Systems.<br />
Key Words: Chromatographie, High-Throughput, Automatisierung<br />
Das neue LaChrom Elite-System von VWR<br />
International (Abb. 1) basiert auf Hardwareund<br />
Softwaretechnologien, die eine beträchtliche<br />
Steigerung der Leistung, der Anwendungsflexibilität<br />
und der Effizienz in der<br />
HPLC-Analytik ermöglichen. Die Präzision,<br />
Richtigkeit und Nachweis-Empfindlichkeit<br />
des Systems liefert Analysenergebnisse höchster<br />
Qualität und Aussagekraft. Dies gilt auch<br />
für den Betrieb unter extremen Bedingungen,<br />
wie bei der Mikro-HPLC mit 1 mm-Säulen<br />
oder bei der Chromatographie mit hohen<br />
Flußraten und Chromolith-Säulen. Ein<br />
Aspekt dieser Neuentwicklung ist die Effizienzerhöhung<br />
der HPLC-Analytik im Hinblick<br />
auf alle Aspekte der Hardware- und<br />
Abb.1: Das LaChrom<br />
Elite-System<br />
Software-Komponenten sowie der HPLC-<br />
Methodik.<br />
Schnelle Hochdurchsatz-<br />
Chromatographie<br />
Alle Module des LaChrom Elite-Systems<br />
wurden auch für die schnelle Hochdurchsatz-<br />
Chromatographie mit Chromolith-Säulen<br />
oder kurzen Säulen optimiert. Der geringe<br />
Rückdruck von (bitte quantifizieren) der<br />
Chromolith-Säulen hat den Vorteil, daß<br />
HPLC-Analysen bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten<br />
durchgeführt werden können, ohne<br />
daß sich die Auflösung vermindert. Da die<br />
Komponenten durch beschleunigte Austauschprozesse<br />
in der Chromolith ® -Säule früher<br />
eluieren, können die Analysenzeit erheblich<br />
reduziert und Lösungsmittel pro Analyse<br />
eingespart werden.<br />
Die L-2130 HTA (High Throughput Analysis)-Pumpe<br />
des LaChrom Elite-Systems arbeitet<br />
optimal mit Säulen von 2 bis 4,6 mm<br />
Innendurchmesser und mit Chromolith-Säulen<br />
bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten bis<br />
10 ml/min (Abb. 2). Für die Pumpen wurden<br />
spezielle Gradientensteuerungstechnologien,<br />
wie PASS (Pump Autosampler Synchronisation)<br />
und EPIC (Electronic Pulse Isolation<br />
and Compensation), entwickelt. Für die<br />
Hochdurchsatz-Analytik wurde ein L-2200-<br />
Autosampler mit einem Probenteller ausgestattet,<br />
der bis zu 200 Standardgläschen oder<br />
drei Mikrotiterplatten mit bis zu 1.152 Proben<br />
aufnehmen kann. Für temperaturempfindliche<br />
Proben kann ein Peltier-Kühlrack<br />
mit der gleichen Probenkapazität eingesetzt<br />
werden. Die kurze Injektionszeit des Auto-<br />
samplers verringert die Analysenzeit, und die<br />
Minimierung der Druckpulsation bei der Injektion<br />
verlängert die Lebensdauer der Säule<br />
und des gesamten Systems. Im L-2300-Säulenthermostat<br />
wird das Peltier-Thermostatelement<br />
durch ein zusätzliches Umluftgeblä-<br />
Abb. 2: Hochgeschwindigkeits-Chromatographie<br />
mit einer Chromolith-Säule: Phenolanalyse unter<br />
Anwendung eines kombinierten Lösungsmittlelund<br />
Fluß-Gradienten zur Beschleunigung der Elution<br />
der beiden letzten Komponenten. Bedingungen,<br />
Probe: 7 Phenole, Säule: Chromolith Performance<br />
RP-18e, 100-4.6 mm, Eluent A: Wasser mit<br />
0,1 % Phosphorsäure, B: Acetonitril, Gradient: 0-2<br />
min: 28% B, 3 ml/min; 2-2,2 min 28-80% B, 3-5 ml/<br />
min; 2,2-5 min: 80% B, 5 ml/min, Detektion: bei 220<br />
nm mit 0,1 s Ansprechzeitkonstante, Temperatur:<br />
35°C, Injektionsvolumen: 10 µl<br />
se ergänzt. Dies gewährleistet ein schnelles<br />
Einstellen der Solltemperatur. Darüber hinaus<br />
minimiert dieses Prinzip Temperaturgradienten<br />
innerhalb des thermostatisierten Raumes<br />
und garantiert einen effizienten Wärmeübergang<br />
auf die Säule. Eine Vorheizzone im<br />
Säulenthermostat ermöglicht es, die Länge<br />
der vorgeheizten Verbindungskapillare an<br />
die jeweilige Fließgeschwindigkeit anzupassen.<br />
Das Vorheizen des Eluenten vermeidet<br />
Temperaturgradienten in der Säule und führt<br />
zu besserer Peakform und schmaleren Peaks.<br />
Die LaChrom Elite UV-, DAD-, Fluoreszenz-<br />
und Brechungsindex-Detektoren enthalten<br />
einen aktiven Rauschfilter, für den die<br />
Ansprechzeit (response time) in einem Bereich<br />
von 0,05 bis 8 Sekunden anwählbar ist.<br />
Damit kann die Datenerfassung von Peaks<br />
auch für die schnelle Chromatographie optimiert<br />
werden. Sehr schmale, schnell eluierende<br />
Peaks können unter Erhaltung der Peakform<br />
mit höchstem Signal-Rausch-Verhältnis<br />
aufgezeichnet werden (Abb. 3).<br />
Gerätesteuerung und<br />
Datenauswertung<br />
Das LaChrom Elite-System wird über ein<br />
bedienungsfreundliches EZChrom Elite<br />
Chromatographie-Datensystem gesteuert,<br />
das eine Automatisierung des Analysenprozesses<br />
– auch für Multi-Methoden-Anwendungen<br />
– ermöglicht. EZChrom Elite ist ein<br />
generelles Chromatographiedatensystem,<br />
das über entsprechend validierte Treibermodule<br />
die Steuerung einer Vielzahl verschiedener<br />
HPLC- und GC-Systeme erlaubt. Eine<br />
übersichtliche graphische Status-Anzeige der<br />
30 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Chromatographie-Software (Abb. 4) informiert<br />
ständig über aktuelle System-Bedingungen<br />
und die laufende Analyse. Säulen, Detektorzelle,<br />
Detektorlampen und Dichtungen der<br />
Pumpe und des Autosamplers sind leicht von<br />
vorne zugänglich und können schnell und<br />
ohne Aufwand ausgetauscht werden. Darüber<br />
hinaus lassen sich alle Zubehörteile leicht von<br />
vorne installieren. LaChrom Elite basiert auf<br />
bewährter und sehr robuster Merck-Hitachi-<br />
Technologie. Dies garantiert minimale Ausfallzeiten<br />
und eine hohe Produktivität der Analytik.<br />
Vollautomatisierte Methodenentwicklung<br />
In Kombination mit dem LaChrom Elite-System<br />
kann ChromSword Auto, eine von VWR<br />
International entwickelte Software, neue<br />
HPLC-Methoden vollständig automatisch<br />
entwickeln oder bestehende Methoden verbessern.<br />
Dazu werden die Analysenzeit, die<br />
Peakauflösung und die Robustheit der Methode<br />
optimiert (Abb. 5). Auf diese Weise können<br />
sowohl bei der Methodenentwicklung als<br />
auch in der Routine-Analytik erhebliche Einsparungen<br />
von Zeit, Arbeitsaufwand und Lösungsmittelverbrauch<br />
realisiert werden.<br />
Automatische Methodenvalidierung<br />
Die ebenfalls von VWR entwickelte Software<br />
Validation Manager prüft nach internationalen<br />
Richtlinien und anerkannten statistischen<br />
Rechenverfahren, ob die Analysenmethode für<br />
den vorgesehenen Zweck geeignet ist und erstellt<br />
automatisch den erforderlichen Validierungsreport.<br />
Zusätzlich enthält die Software<br />
Funktionen zur Erstellung des Validierungsplans,<br />
des Probenvorbereitungsplans, von<br />
EZChrom Elite-Injektionstabellen und zum<br />
Import der Analysendaten. Damit können im<br />
Verlauf des Validierungsprozesses Tage oder<br />
sogar Wochen an Arbeit eingespart werden.<br />
Automatische Systemqualifizierung<br />
Bevor eine Analysenserie gestartet wird, sollte<br />
erst nachgewiesen werden, daß das HPLC-<br />
System entsprechend den Anforderungen gut<br />
funktioniert. Diese „Operational Qualification“<br />
(OQ)- und „Performance Qualification“<br />
(PQ)-Schritte stellen Tests der verschiedenen<br />
Module auf ihre Spezifikationen und ein Test<br />
des Gesamtsystems mit einer realen Applikation<br />
auf die laborspezifischen Anforderungen<br />
dar. Die Auto Validation-Software ermöglicht<br />
die vollautomatische Durchführung<br />
der Operational Qualification (OQ) des La-<br />
Chrom Elite-Systems.<br />
Mit Hilfe dieser Software und zertifizierten<br />
LiChroTest Standard-Proben werden die<br />
einzelnen Module des Systems auf Hersteller-Spezifikationen<br />
geprüft und die erforderliche<br />
Dokumentation erstellt. Für die Performance<br />
Qualification steht ein Test-Kit zur Verfügung,<br />
der Test-Methoden, eine HPLC-Säu-<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Abb. 3: Hochgeschwindigkeits-Chromatographie<br />
mit einer Chromolith-Säule<br />
bei 5 ml/min:<br />
Einfluß unterschiedlicher<br />
Ansprechzeitkonstanten<br />
auf die Peakform und –<br />
auflösung<br />
le, Test-Proben und eine komplette Beschreibung<br />
des Qualifikationsverfahrens mit einem<br />
Beispiel-Test-Report enthält. Auf diese Weise<br />
können OQ und PQ des Systems vollautomatisch,<br />
zeitsparend durchgeführt und dokumentiert<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Das LaChrom Elite-System weist einen sehr<br />
breiten Einsatzbereich auf und wurde auch<br />
für den Einsatz in der schnellen Hochdurchsatz-Chromatographie<br />
optimiert. Alle Module<br />
des Systems enthalten spezielle Funktionen<br />
und Eigenschaften, die Vorteile in diesem<br />
Anwendungsbereich bieten und es erlauben,<br />
die Produktivität der Routineanalytik<br />
erheblich zu steigern.<br />
Insbesondere die schnelle Chromatographie<br />
mit Chromolith-Säulen bei hohen Fließgeschwindigkeiten<br />
weist ein großes Potential<br />
zur Zeiteinsparung und Kostenreduzierung<br />
auf. Das allgemeine Chromatographie-<br />
datensystem EZChrom Elite eröffnet neue<br />
Aspekte der Kostenreduktion durch einfache<br />
Bedienung sowie einen dadurch reduzierten<br />
Trainings- und Validierungsaufwand. Zusätzliche<br />
Softwaremodule erlauben die vollautomatische<br />
Methodenentwicklung, die automatische<br />
Methodenvalidierung und die automatische<br />
Systemqualifizierung. Sie eröffnen<br />
weitere Möglichkeiten, erhebliche Einsparungen<br />
von Aufwand und Zeit zu realisieren<br />
und die Effizienz und Produktivität<br />
des Analysenlabors zu steigern.<br />
Korrespondenzaddresse<br />
Darrol Müller<br />
VWR International GmbH<br />
Hilpertstr. 20 A<br />
D-64295 Darmstadt<br />
Tel.: +49-(0)6151-3972-212<br />
Fax: +49-(0)6151-3972-101<br />
eMail: darrol.mueller@de.vwr.com<br />
www.vwr.com<br />
Abb. 4: Einfache Kontrolle des LaChrom Elite-Systems durch die System-Statusanzeige in der EZ-<br />
Chrom Elite Chromatographie-Software<br />
Abb. 5: Automatische HPLC-Methodenentwicklung mit ChromSword Auto in Kombination mit dem La-<br />
Chrom Elite System; Probe: Pharmazeutische Formulierung (Wirkstoff, Hilfsstoffe und Verunreinigungen);<br />
Säule: Purospher RP 18e, 125-3; Eluent: Wasser / Acetonitril, 1 ml/min, Optimierungsverfahren:<br />
Start mit Strukturformeln und virtueller Chromatographie für 2 Wirkstoffe); Intelligent Peak Tracking<br />
Zeitaufwand: 32 h automatische Optimierung; beste isokratischen Bedingungen, 10 verschiedene Gradienten-Bedingungen,<br />
bis zu 19 Peaks getrennt<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 31
B L I T Z L I C H T<br />
Bioseparation �<br />
DNAce Quick Clean-Verfahren<br />
verkürzt DNA-Aufreinigung<br />
Slava Pavlovets, Bioline Ltd., London<br />
Die Firma Bioline hat mit DNAce Quick Clean ein einfaches, schnelles und preiswertes System<br />
zur DNA-Fällung auf den Markt gebracht. Bei dem neuen Verfahren wird in 15 Minuten<br />
doppelsträngige DNA mit mehr als 50 Basenpaaren (Bp) aus PCR, enzymatischem Verdau<br />
oder anderen biochemischen Reaktionen aufgereinigt und aufkonzentriert. Durch die Behandlung<br />
mit DNAce Quick Clean werden mehr als 98% der Enzyme, Primer und markierten oder<br />
unmarkierten dNTPs (Desoxyribo-Nucleosidtriphosphate) entfernt. Das neue Verfahren liefert,<br />
verglichen mit anderen Verfahren wie der Ethanol-Fällung oder der Säulenchromatographie,<br />
eine gleich gute oder sogar bessere Ausbeute und Reinheit der DNA.<br />
DNAce Quick Clean eignet sich besonders für<br />
Hochdurchsatzanwendungen mit DNA-Arrays,<br />
bei konventioneller Sequenzierung, Genotypisierung<br />
sowie SNP-Typisierung. DNA-<br />
Fragmente mit mehr als 50 Bp können ohne<br />
organische Lösungsmittel, Glass-milk ® oder<br />
Chromatographiesäulen in nur 15 Minuten<br />
abgetrennt werden. Bei nahezu 100prozentiger<br />
Ausbeute kann die aufgereinigte DNA<br />
sofort weiterverarbeitet werden. Im Vergleich<br />
dazu dauert das Verfahren mit der Säulenchromatographie<br />
20 Minuten, eine Fällung<br />
mit Ethanol 30 Minuten.<br />
In unserem Experiment führten wir eine<br />
PCR mit anschließender Aufreinigung durch.<br />
Bei der PCR entstanden ein 125 Bp-großes<br />
doppelsträngiges DNA-Fragment (dsDNA)<br />
und – was bei nicht optimalen Bedingungen<br />
häufig der Fall ist – auch ein kleines einzelsträngiges<br />
Nebenprodukt (ssDNA). Im Gegensatz<br />
zur Aufreinigung mit herkömmlichen<br />
Kieselgel-Membranen, bei denen die<br />
ssDNA nicht abgetrennt wird, werden DNA-<br />
Fragmente, die kleiner als 50 Bp sind, mit dem<br />
DNAce Quick Clean abgetrennt (Abb. 1).<br />
Quick Clean wird mit dem PCR-Mix entweder<br />
im Verhältnis 1:1 (v/v) oder 1:2 (v/v)<br />
gemischt. Wenn im Ausgangsgemisch neben<br />
dsDNA auch RNA enthalten ist, kann diese<br />
ebenfalls mit Quick Clean von der dsDNA<br />
getrennt werden.<br />
Besonders deutlich ist die Trennung bei<br />
einem Mischungsverhältnis von 1:1 (v/v),<br />
während bei einem 1:2-Verhältnis (v/v) die<br />
RNA vermehrt ausfällt (siehe Tabelle). Die<br />
Aufreinigung mit Quick Clean erfolgt in drei<br />
Schritten:<br />
1. Der PCR-Mix und DNAce Quick Clean<br />
werden im Verhältnis 1:1 (v/v) gemischt.<br />
Wenn das DNA-Fragment kleiner als 100 Bp<br />
ist, wird die doppelte Menge von Quick Clean<br />
empfohlen. Anschließend wird für fünf<br />
Minuten bei Zimmertemperatur inkubiert.<br />
Eine längere Inkubationsdauer erhöht die<br />
Ausbeute und wird bei DNA-Fragmenten<br />
empfohlen, die kleiner als 100 Bp sind.<br />
2. Die Proben werden in einer Tischzentrifuge<br />
zehn Minuten lang auf höchster Stufe<br />
zentrifugiert. Auch hier erhöht eine längere<br />
Dauer die Ausbeute. Der Überstand wird verworfen.<br />
Ein oder mehrere Waschschritte mit<br />
70prozentigem Ethanol verbessern die Ausbeute.<br />
3. Das DNA-Pellet wird mit der gewünschten<br />
Menge TE-Puffer, Wasser oder einem anderen<br />
geeigneten Puffer resuspendiert und ist<br />
für weitere Untersuchungen einsetzbar.<br />
In einem weiteren Versuch wurde der<br />
DNA-Größenmarker Hyperladder V (Bioline)<br />
mit DNAce Quick Clean aufgereinigt<br />
(Abb. 2). Hyperladder V umfaßt 25 bis 500<br />
Bp und besteht aus 12 Banden, die in gleichmäßigen<br />
Abständen angeordnet sind. Alle<br />
Fragmente mit mehr als 50 Bp wurden vollständig<br />
ausgefällt, während die kleineren<br />
Fragmente im Überstand abgetrennt wurden.<br />
Mit Quick Clean lassen sich verschiedene<br />
Bestandteile von der dsDNA effektiv ab-<br />
Tab. 1: Fraktionen der mit der dsDNA durch die Quick Clean-Behandlung ausgefällten Bestandteile<br />
Bestandteile Mischungsverhältnis 1:1 (v/v) Mischungsverhältnis 1:2 (v/v)<br />
ssDNA 10% 25%<br />
RNA 8% 37%<br />
Primer/Primerdimere
B L I T Z L I C H T<br />
Metagenomik �<br />
Unkultivierte Mikroorganismen<br />
als Ressource für neuartige<br />
Enzyme und Wirkstoffe<br />
Dr. Guido Meurer, Dr. Jürgen Eck, B.R.A.I.N AG, Zwingenberg<br />
Als Torsvik und Goksyr 1 1978 die direkte Isolation von DNA aus einer Umweltprobe beschrieben,<br />
öffneten sie den Weg zur umfassenden molekularbiologischen Untersuchung der unkultivierbaren<br />
mikrobiellen Biodiversität. Erst 20 Jahre später prägten Goodman et al. 2 den<br />
Begriff „Metagenom“ für die Gesamtheit der Genome von Organismen aus einem bestimmten<br />
Habitat und gaben damit dieser Forschungsrichtung ihren Namen. Daß die Metagenomik<br />
inzwischen den Kinderschuhen entwachsen ist, belegt der erste Workshop zu diesem Thema,<br />
den Dr. Christa Schleper, TU Darmstadt und die BRAIN AG Mitte Juni in Darmstadt ausrichteten<br />
(siehe transkript 10/2003). Zwei Tage lang diskutierten Wissenschaftler der Metagenomik<br />
die Erforschung der Evolution, Physiologie, Ökologie und industriellen Nutzung mikrobieller<br />
Gemeinschaften. Neben der Grundlagenforschung profitiert vor allem auch die Biotechnologie<br />
von der Metagenomik, da sie den Zugang zu bisher nicht genutzten Quellen für<br />
neuartige Enzyme, Biokatalysatoren und bioaktive Substanzen eröffnet.<br />
Im Rahmen einer nachhaltigen Produktion<br />
setzt die Prozeßindustrie zunehmend auf mikrobielle<br />
Enzyme zur Biotransformation. Bei<br />
einer jährlichen Wachstumsrate von vier Prozent<br />
wird der Umsatz an Enzymen für Reinigungsmittel,<br />
in der Textil-, Leder- und Papierindustrie<br />
sowie der Chemiebranche im Jahr<br />
2005 allein in den USA voraussichtlich insgesamt<br />
336 Mio. US-$ betragen (Business Communications<br />
Comp., 2001). Vor allem bei der<br />
Synthese enantiomerenreiner Intermediate,<br />
mit denen im vergangenen Jahr 14,5 Mrd. US-<br />
$ umgesetzt wurden (D&MD Reports, 2003),<br />
verspricht man sich vom Einsatz stereoselektiver<br />
Enzyme kosteneffiziente, ressourcenschonende<br />
Herstellungsverfahren.<br />
Bedarf an neuen Enzymen,<br />
Biokatalysatoren und Wirkstoffen<br />
Für viele Prozesse stehen allerdings keine geeigneten<br />
Biokatalysatoren zur Verfügung.<br />
Auch hier baut man aufgrund ihrer biosynthetischen<br />
Vielfalt auf Mikroorganismen als<br />
Lieferanten für neuartige Enzyme, die bisher<br />
nur chemisch katalysierbare Reaktionen ermöglichen.<br />
Um den Bedarf an neuartigen<br />
Wirkstoffen und Enzymen zu decken, reicht<br />
die Zahl der heute bekannten und kultivierbaren<br />
Mikroorganismen allerdings nicht aus.<br />
So gehört etwa die Mehrzahl der mit klassischen<br />
Methoden gewonnenen Enzyme zu<br />
Gruppen mit bereits bekannten Reaktionsmechanismen.<br />
Um neue Biokatalysatoren und<br />
Substanzklassen zu identifizieren, müssen<br />
neue mikrobielle Ressourcen erschlossen werden.<br />
Naturstoffe aus Bakterien und Pilzen sind<br />
aber nicht nur in der chemischen Industrie<br />
gefragt. Trotz moderner Methoden wie der<br />
kombinatorischen Chemie zur Definition neuer<br />
Leitstrukturen sind bioaktive Substanzen<br />
als Basis neuer Medikamente weiterhin von<br />
Bedeutung. 39 Prozent der zwischen 1983 und<br />
1994 neu zugelassenen 520 Arzneimittel basieren<br />
auf Naturstoffen. Bei antibakteriellen<br />
und antitumoralen Medikamenten liegt der<br />
Anteil sogar bei über 60 Prozent 3 . Speziell für<br />
diese Indikationen konzentriert sich die Suche<br />
nach neuartigen Leitstrukturen auf Bakterien,<br />
Archaea und niedere Pilze, denn sie haben<br />
im Lauf der Evolution Synthesewege für<br />
eine unüberschaubare Vielfalt von bioaktiven<br />
Peptiden und niedermolekularen Substanzen<br />
entwickelt. Screeningprogramme, die sich auf<br />
bislang ungenutzte Ressourcen konzentrieren,<br />
sollen den Pool an neuen Naturstoffen erweitern.<br />
Da die so gewonnenen Isolate jedoch<br />
meist schwer kultivierbar sind, stehen die von<br />
ihnen produzierten Naturstoffe nicht in beliebiger<br />
Menge und gleichbleibender Qualität<br />
zur Verfügung. Dies erschwert die präklinische<br />
Entwicklung pharmakologischer Wirkstoffe<br />
und macht deren großtechnische Herstellung<br />
unter Nutzung der Originalproduzenten<br />
praktisch unmöglich.<br />
Rekombinante Darstellung von<br />
Enzymen und Naturstoffen aus<br />
Metagenom-Banken<br />
Derzeit sind rund 5.000 Bakterienarten bekannt.<br />
Dies ist aber nur ein Bruchteil der, vorsichtig<br />
geschätzt, 40.000 bis 4.000.000 Bakterien-Spezies.<br />
Deren Charakterisierung, Analyse<br />
und biotechnologische Nutzung wird aber<br />
dadurch erschwert, daß – wie molekularbio-<br />
logische Untersuchungen zeigen – 99 Prozent<br />
der in einer Umweltprobe enthaltenen Mikroorganismen<br />
mit gängigen Methoden nicht<br />
kultiviert werden können 4 . Selbst eingehend<br />
erforschte Habitate wie Böden und Sedimente<br />
sind daher als Quelle neuer technischer<br />
Enzyme und Wirkstoffe kaum erschlossen.<br />
Um diese Ressourcen zu nutzen, werden bei<br />
BRAIN AG moderne molekulargenetische<br />
und biochemische Verfahren zur rekombinanten<br />
Darstellung von Naturstoffen aus Umwelt-<br />
DNA entwickelt und angewendet.<br />
Unabhängig von der Kultivierbarkeit der<br />
Organismen wird genomische DNA direkt aus<br />
Proben isoliert und in geeigneten Vektoren als<br />
rekombinante Genbank in heterologen Wirten<br />
dargestellt. Im Idealfall enthält eine solche<br />
Metagenom-Bank den Großteil der gesamten<br />
genomischen Information einer mikrobiellen<br />
Population. Diese direkte Abbildung in einer<br />
flexibel einsetzbaren Genbank erweitert signifikant<br />
die verfügbare Biodiversität um die bislang<br />
nicht kultivierten Mikroorganismen. Insbesondere<br />
sichert die heterologe Darstellung<br />
von Naturstoffen und Enzymen in Wirtsorganismen,<br />
die unter standardisierbaren Bedingungen<br />
kultiviert werden können, daß diese<br />
Substanzen für die weitere Entwicklung nachhaltig<br />
verfügbar sind.<br />
Umwelt-DNA wird in komplexen ‚large insert<br />
libraries‘ (Metagenom-LIL ® ) oder ‚activity-based<br />
expression libraries‘ (Metagenom-<br />
ABEL ® ) gesichert, die jeweils für unterschiedliche<br />
Untersuchungen und Anwendungen optimiert<br />
sind. Bei der Suche nach neuartigen<br />
technischen Enzymen und Biokatalysatoren<br />
werden in der Regel komplexe Expressions-<br />
Abb. 1: Nach schonender Isolierung der Metagenom-DNA<br />
aus Bodenproben können durch Puls-<br />
Feld-Elektrophorese in einem Zwei-Phasen-Gel,<br />
bei dem die erste Phase Polyvinylpyrrolidon zur<br />
Komplexierung von Polyphenolen enthält, DNA-<br />
Fragemente von bis zu 600 kBp gelelektrophoretisch<br />
aufgereinigt werden.<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 33
Abb. 2: Aktivität rekombinanter Metagenom-LIL ® s<br />
gegen B. subtilis. Verschiedene Extrakte aus<br />
Transformanden wurden auf einer mit B. subtilis<br />
überschichteten Agarplatte aufgetragen. Antimikrobielle<br />
Aktivität gegen den Teststamm ist als<br />
Hemmhof um die Auftragsstelle erkennbar.<br />
banken (ABEL ® ) auf der Basis von Plasmidoder<br />
Cosmidvektoren in E.coli eingesetzt. Externe,<br />
induzierbare Promotoren für die Genexpression<br />
ermöglichen es, diese Banken in<br />
speziell entwickelten Assays auf spezifische<br />
Enyzme hin zu testen 5 . Niedermolekulare antimikrobielle<br />
Substanzen werden in Bakterien<br />
oft von einer Vielzahl von Proteinen synthetisiert,<br />
modifiziert und exportiert. Die für<br />
sie codierenden Gene sind in der Regel in<br />
Operons oder großen Genclustern gruppiert,<br />
die meist auch Gene für regulatorische Proteine<br />
und Enzyme enthalten, die den produzierenden<br />
Organismus resistent gegen den eigenen<br />
Wirkstoff macht. Abhängig von der<br />
Zahl beziehungsweise Größe der an der Synthese<br />
beteiligten Enzyme oder Enzymkomplexe<br />
variiert die Länge der Gencluster zwischen<br />
10 und >100 kbp (Tab. 1). Um das Synthese-<br />
Potential einer Population funktionell zu erfassen,<br />
müssen daher große genomische Fragmente<br />
kloniert werden, um vollständige Stoffwechselwege<br />
rekombinant darzustellen. Zusammen<br />
mit der Arbeitsgruppe von Dr. Christa<br />
Schleper, TU Darmstadt, hat BRAIN Ver-<br />
Abb. 3: Enzymatische Aktivität rekombinanter E.<br />
coli-Klone aus Metagenom-Banken. Zum Nachweis<br />
von Oxidasen wurden Metagenomklone auf<br />
Agarplatten mit Indol ausplattiert. Positive Klone,<br />
die im Assay Indigo bilden, werden – wie abgebildet<br />
– im Einzelausstrich verifiziert.<br />
B L I T Z L I C H T<br />
fahren entwickelt, mit denen auch aus schwer<br />
zu handhabenden Proben wie huminsäurehaltigen<br />
Böden Metagenom-Fragmente von<br />
bis zu 600 kbp isoliert und kloniert werden<br />
können (Abb. 1) 6 . In Verbindung mit BAC-/<br />
PAC-Vektoren entsprechender Kapazität - also<br />
‚artifiziellen Chromosomen‘ wie pBeloBAC11 7<br />
- werden LIL ® s erstellt, die mit Inserts von bis<br />
zu 300 kb selbst die bislang größten bekannten<br />
Gencluster vollständig abbilden können.<br />
Screening nach neuen Wirkstoffen<br />
Die Diversität und damit das Wirkstoffpotential<br />
von Metagenom- LILs belegt beispielhaft<br />
das Screening mit PCR-Primern, die konservierte<br />
Bereiche nicht-ribosomaler Peptid<br />
(NRP)-Synthasen in Genclustern targetieren.<br />
Sie zeigten bei einem Stichprobenumfang von<br />
30 sequenzieten Genabschnitten 30 neue und<br />
bislang unbekannte NRP-Synthase-Sequenzen.<br />
Über die sequenz-homologe Identifizierung<br />
von Genclustern etabliert und charakterisiert<br />
BRAIN umfangreiche Banken von LIL ® -<br />
Klonen, um Naturstoffe rekombinant darzustellen<br />
und über kombinatorische Biosynthese<br />
zu derivatisieren. Primäre Metagenom-<br />
Tab. 1: Charakteristika einiger mikrobieller Wirkstoffe<br />
Wirkstoff Naturstoffklasse Wirkstoffproduzent Größe des<br />
Genclusters (kb)<br />
Puromycin Aminonukleosid Streptomyces alboniger 13<br />
Tetrazyklin aromatisches Polyketid Streptomyces aureofaciens 30<br />
Erythromycin Makrolid Saccharopolyspora erythraea 55<br />
Bleomycin Glycopeptid Streptomyces verticillus 80<br />
Rapamycin Makrolid Streptomyces hydroscopicus 110<br />
LIL ® s bilden ferner die Basis für das aktivitäts-basierte<br />
Screening nach rekombinanten<br />
Naturstoffen, die durch Produkte unbekannter<br />
Gencluster synthetisiert werden. Obwohl<br />
E. coli kleinere Gencluster heterolog exprimiert<br />
(Abb. 2), ist dieser Wirt aufgrund der 4‘-Phosphopantothenylierung<br />
von Apo-Acyl-/Peptidyl-Carrier-Proteinen<br />
oder -Domänen zur<br />
Synthese neuer Substanzen aus dem Metagenom<br />
weniger geeignet. Daher werden vor allem<br />
Streptomyces oder Pseudomonas als Produzenten<br />
eingesetzt. Sie verfügen über einen ausgeprägten<br />
Sekundärmetabolismus und so<br />
über die nötige biosynthetische Ausstattung,<br />
um Apo-Enzyme zu prozessieren, Grundbausteine<br />
für die Synthese rekombinanter Naturstoffe<br />
bereitzustellen und Produkte zu exportieren.<br />
Proprietäre, flexible Shuttle-Vektoren,<br />
die wirtsspezifische Flip-Kassetten enthalten,<br />
ermöglichen die Erstellung von Metagenom-<br />
LIL ® s, die in unterschiedlichen Systemen exprimiert<br />
werden können.<br />
Screening nach Enzymen<br />
Beim Screening von Metagenom-Banken nach<br />
neuartigen Biokatalysatoren werden die gleichen<br />
sequenz- und aktivitätsbasierten Strategien<br />
verwendet wie bei der Suche nach nie-<br />
dermolekularen Wirkstoffen. Abgesehen von<br />
großen Enzymkomplexen, die sich nur über<br />
die Expression von LIL ® s darstellen lassen,<br />
können Enzyme auch über ABEL ® s exprimiert<br />
werden (Abb. 3). In einem von der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt<br />
sucht BRAIN in Kooperation mit Prof. Dr.<br />
Uwe Bornscheuer, Universität Greifswald,<br />
und Dr. Christa Schleper, TU Darmstadt, in<br />
Metagenom-Banken aus Boden neue Esterasen<br />
und Lipasen. Die etwa 50 derzeit erhältlichen<br />
Enzyme dieser Klassen genügen in<br />
Bezug auf Substratspezifität, Enantioselektivität<br />
oder pH-Stabilität nicht immer den Anforderungen<br />
spezifischer Produktionsprozesse.<br />
In speziell entwickelten aktivitätsbasierten<br />
Hochdurchsatz-Testverfahren wird deshalb<br />
nach Esterasen und Lipasen mit neuen Eigenschaften<br />
und Aktivitätsprofilen für den Einsatz<br />
in der Fein- und Spezialchemie gesucht.<br />
Ausblick<br />
Die Metagenomik, mit deren Hilfe grundlegende<br />
Fragen der Evolution, Ökologie und<br />
Physiologie von unkultivierten Mikroorganismen<br />
geklärt werden sollten, hat sich inzwi-<br />
schen auch als fruchtbares anwendungsbezogenes<br />
Arbeitsgebiet etabliert. Mit den neuen<br />
Technologien, die das Metagenom zugänglich<br />
machen, eröffnet sich eine neue Quelle für<br />
Enzyme und neue Wirkstoffe. Die umfangreichen<br />
neuen Ressourcen, die sie zugänglich<br />
macht, bieten neue Möglichkeiten zur Entwicklung<br />
umweltfreundlicher Herstellungsverfahren<br />
und wirkungsvoller medizinischer<br />
Therapien.<br />
Literatur<br />
[1] Torsvik, V., Goksyr, J., Soil Biol. Biochem. 10 (1978), 7-12<br />
[2] Handelsman, J., Rondon, M. R., Brady, S. F., Clardy, J. and Goodman, R. M.,<br />
Chem. Biol. 5: (1998), R245-249<br />
[3] Cragg, G. M., Newman, D. J. and Snader, K. M. (1997): Natural products in<br />
drug discovery and development. J. Nat. Prod. 60: 52-60<br />
[4] Amann, R. I., Ludwig, W. and Schleifer, K. H., Microbiol. Rev. 59 (1995),<br />
143-169<br />
[5] Lorenz, P., Liebeton, K., Niehaus, F., Schleper, C., Eck, J., J. Biocatal.<br />
Biotransform 21 (2003), 87-91<br />
[6] Quaiser, A. et al., Environ. MIcrobiol. 4 (2002), 603-611<br />
[7] Shizuya, H. et al. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89 (1992), 8794-8797<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Guido Meurer, BRAIN AG<br />
Darmstädter Str. 34, D-64673 Zwingenberg<br />
Tel./Fax: +49-(0)6251-9331-29 / -11<br />
eMail: gm@brain-biotech.de<br />
www.brain-biotech.de<br />
34 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
B L I T Z L I C H T<br />
Protein-Separation �<br />
2D-Gelelektrophorese in<br />
den Proteomics:<br />
ZOOM IPGRunner<br />
Karsten Wilking, Invitrogen GmbH, Karlsruhe<br />
Die zweidimensionale (2D) Gelelektrophorese nutzt zwei voneinander unabhängige Eigenschaften<br />
von Proteinen zur hochauflösenden Fraktionierung eines Proteingemisches: die<br />
Ladung und das Molekulargewicht. In der ersten Dimension werden Proteine durch isoelektrische<br />
Fokussierung (IEF) nach ihrer Ladung aufgetrennt, in der zweiten Dimension mit<br />
Hilfe der SDS-PAGE nach ihrer Masse. Die 2D-Gelelektrophorese ist kosten-, zeit- und arbeitsintensiv.<br />
Beim neuen ZOOM ® IPGRunner-System handelt es sich dagegen um eine<br />
einfache und schnelle Methode zur isoelektrischen Fokussierung in der ersten Dimension,<br />
die zudem kein Mineralöl mehr benötigt. Die elektrophoretische Auftrennung der Proteine,<br />
die in der ersten Dimension auf sieben Zentimeter langen Strips mit immobilisiertem pH-<br />
Gradienten und in der zweiten Dimension in NuPAGE ® Novex 4 bis 12 % Bis-Tris ZOOM ® -Gelen<br />
stattfindet, dauert statt bislang 24 nur noch maximal fünf Stunden.<br />
Key Words: 2D-Gelelektrophorese, Proteine-Auftrennung, IEF, SDS-PAGE<br />
Die zweidimensionale (2D) Gelelektrophorese<br />
gilt inzwischen als ‚goldener Standard‘ zur<br />
Auftrennung von Proteingemischen. Durch<br />
ihre hohe Auflösung ermöglicht sie die Analyse<br />
signifikanter Unterschiede in der Zusammensetzung<br />
biologischer Proben. In der Praxis<br />
wird die 2D-Gelelektrophorese in der klinischen<br />
Diagnostik eingesetzt, bei der Identifizierung<br />
neuer Wirkstoff-Targets und der<br />
Analyse umweltbedingter und arzneimittelbedingter<br />
Toxizitäten. In Kombination mit<br />
der Massenspektrometrie gilt sie außerdem<br />
inzwischen als Kerntechnologie in der Proteomforschung.<br />
Die 2D-Gelelektrophorese basiert darauf,<br />
dass ein komplexes Proteingemisch Bestandteile<br />
unterschiedlicher Ladung und Masse<br />
enthält. Aufgrund dieser Eigenschaften können<br />
die einzelnen Komponenten in der ersten<br />
Dimension durch isoelektrische Fokussierung<br />
nach Ladung und in der zweiten Dimension<br />
durch SDS-PAGE nach Masse aufgetrennt<br />
werden. Zu sehen sind diese Unterschiede<br />
in Form von unterschiedlichen elektrophoretischen<br />
Mobilitäten. Bisher benötig-<br />
te man für eine 2D-Gelelektrophorese teure<br />
und Spezialgeräte, die viel Platz einnehmen.<br />
Zuverlässige Ergebnisse erforderten einen erheblichen<br />
Zeitaufwand sowie ein hohes Maß<br />
an Erfahrung.<br />
Beschleunigte IEF-Auftrennung<br />
Bei dem neuen ZOOM ® IPGRunner-System<br />
handelt es sich um ein neuartiges Verfahren,<br />
das den Vorgang der zweidimensionalen<br />
Auftrennung wesentlich vereinfacht<br />
und beschleunigt. Die isoelektrische Fokussierung<br />
erfolgt auf sieben Zentimeter langen<br />
Strips. Diese sind mit linearen Gradienten für<br />
pH = 4,5–5,5; 5,3–6,3 und 6,1–7,1 erhältlich<br />
und decken damit die pH-Bereiche ab, in<br />
denen die meisten Proteine detektiert werden<br />
können. Außerdem lassen sich Proteingemische<br />
mit den neuen Streifen mit einer höheren<br />
Auflösung in einem engen, ausgewählten<br />
pH-Bereich darstellen. Dies erhöht die<br />
Chance, geringe Mengen eines Proteins in<br />
komplexen Gemischen nachzuweisen, auch<br />
bei hohen Proteinkonzentrationen.<br />
Tab. 1: Volumeneinsparung der benötigten Reagenzien beim ZOOM ® IPGRunner-Verfahren im Vergleich<br />
zur Standardmethode 1<br />
Puffer/Reagenz Benötigte Volumina<br />
ZOOM IPG Standardverfahren 2D-Gele<br />
Probenvolumen/Ladepuffervolumen 38 µl/117 µl 38 µl/361 µl<br />
Mineralöl 0 ml 1,8 ml<br />
Reduktionspuffer 10 ml 20 ml<br />
Alkylierungspuffer 5 ml 10 ml<br />
SDS-PAGE-Laufpuffer 450 ml 1,4 l<br />
Fixieren/Färben/Entfärben ca. 300 ml ca. 1 l<br />
Die Auftrennung in der zweiten Dimension<br />
erfolgt auf kleinen (8 cm x 8 cm), aber<br />
gleichzeitig hochauflösenden NuPAGE-Gelen.<br />
Mit einer speziell hierfür entwickelten<br />
Minizelle, dem IPGRunner, können die Fokussierung<br />
und die Elektrophorese in einer<br />
einzigen vertikalen Einheit erfolgen. Diese<br />
vereinfachte Anordnung spart Platz und Zeit.<br />
Diese neue 2D-Gelelektrophorese wird beispielsweise<br />
verwendet, um Rattenleberextrakte<br />
und E. coli-Lysate aufzutrennen: Die<br />
Rehydrierung der Strips erfolgt dazu direkt<br />
in der Kassette, die bis zu sechs IPG-Strips<br />
aufnehmen kann.<br />
Die Proben werden zusammen mit Rehydrierungspuffer<br />
(2 M Thio-Harnstoff, 7 M<br />
Harnstoff, 0,5 % ZOOM ® -Trägerampholyte,<br />
2,0 % CHAPS, 20 mM DTT) direkt in das dafür<br />
vorgesehene Fenster der Kassette pipettiert<br />
und die Strips daraufhin in die dafür vorgesehenen<br />
Taschen eingeführt. Während der<br />
Rehydrierung werden die Probenvertiefungen<br />
mit Abdeckfolie verschlossen, um eine<br />
luftdichte Umgebung zu schaffen, und die<br />
Rehydrierung erfolgt wie beim konventionellen<br />
Verfahren im Lauf von 8 bis 16 Stunden<br />
bei Raumtemperatur. Danach wird die Folie<br />
abgezogen und die Pipettieröffnungen werden<br />
entfernt. An jedes Ende der IPGRunner-Kassette<br />
wird ein Elektrodensaugdocht<br />
platziert, der mit 750 µl entionisiertem Wasser<br />
befeuchtet wird.<br />
Die Kassetten und der Puffertank werden<br />
nun zusammengebaut und in die Minizelle<br />
eingesetzt, in der später auch die SDS-PAGE<br />
stattfindet. Die äußere Kammer der Minizelle<br />
wird mit Wasser befüllt. Die Dauer der<br />
isoelektrischen Fokussierung beträgt 1,5<br />
Stunden verglichen mit bis zu 24 Stunden zur<br />
Fokussierung von Proteinen bei konventionellen<br />
Systemen mit Ölimmersion. Die Effizienz<br />
dieses elektrischen Systems erlaubt eine<br />
vollständige Fokussierung bei einer Spannung<br />
von höchstens 2.000 Volt.<br />
2. Dimension mit NuPAGE-Gelen<br />
Die Elektrophorese in der zweiten Dimension<br />
wird unter Verwendung von NuPAGE ® -<br />
Gelen durchgeführt. Die erforderliche Äquilibrierung<br />
der Strips erfolgt mit NuPAGE ® -<br />
LDS-Probenpuffer in Gegenwart von Reduktions-<br />
und Alkylierungsmitteln. Die Strips mit<br />
den in der IEF aufgetrennten Proben werden<br />
dazu 15 Minuten lang in 5 ml Probenpuffer<br />
mit 50 mM DTT inkubiert, gefolgt von einer<br />
15-minütigen Inkubation in Probenpuffer mit<br />
125 mM Iodacetamid. Die Dauer der Reduktions-<br />
und Alkylierungsschritte verkürzt sich<br />
auf die Hälfte und es ist nur etwa halb so viel<br />
Puffer erforderlich wie bei herkömmlichen<br />
Verfahren (Tab. 1).<br />
Die Proteine auf den IPG-Strips werden mit<br />
NuPAGE-Gelen aufgetrennt. Dazu wird je ein<br />
IPG-Strip nach der Reduktion und Äquilibrierung<br />
einzeln der Länge nach in die Vertiefung<br />
eines Gels eingesetzt und diese mit<br />
36 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
B L I T Z L I C H T<br />
Abb.1: Auftrennung von E.coli-Lysat mit dem ZOOM ® IPGRunner-Verfahren nach Anfärben des Gels<br />
durch Silberfärbung (links, SilverQuest Silver Staining-Kit, Invitrogen) oder Coomassie-Blau (rechts,<br />
SimplyBlue SafeStain, Invitrogen)<br />
400 µl 0,5%-iger Agaroselösung – hergestellt<br />
im entsprechenden Laufpuffer – verschlossen.<br />
Parallel dazu wird ein passender Molekulargewichtsstandard<br />
daneben in die dafür<br />
vorgesehene Tasche pipettiert. Die SDS-PAGE<br />
erfolgt nach Standardvorgehensweise bei 200<br />
Volt in 45 bis 50 Minuten. Die in den 2D-Gelen<br />
aufgetrennten Proteine können entweder<br />
durch Silberfärbung oder andere übliche Färbemethoden,<br />
wie etwa Coomassie-Färbung,<br />
sichtbar gemacht und ausgewertet werden<br />
(Abb. 1).<br />
Tab. 2: Zeitersparnis bei der 2D-Gelelektrophorese mit dem ZOOM ® IPGRunner-Verfahren im Vergleich<br />
zur Standardmethode 1<br />
Schritt Pro 2D-Gel benötigte Zeit<br />
ZOOM IPG Standardverfahren 2D-Gele<br />
Probenvorbereitung 15 Min. 15 Min.<br />
Rehydratisierung 18 Std. 18 Std.<br />
IEF 3 Std. (~ 1.500 Vh) 24 Std. (~ 74.000 Vh)<br />
Reduktion + Alkylierung 45 Min. 1, 5 Std.<br />
SDS-PAGE 50 Min. 6,5 Std.<br />
Fixieren/Färben/Entfärben ca. 7 Std. ca. 8-9 Std.<br />
Das gesamte Verfahren, beginnend mit der<br />
IEF und SDS-PAGE bis hin zur Färbung der<br />
fertigen Gele, dauert etwa neun Stunden, ausschließlich<br />
der Rehydratisierungszeit, im Vergleich<br />
zu zirka 36 Stunden beim Standardverfahren<br />
(Tab. 2). Vor allem bei kleinen Proteinmengen<br />
übertrifft die Qualität der Auftrennung<br />
des Proteingemisches mit dem<br />
ZOOM ® IPGRunner-System die Auflösung<br />
auf herkömmlichen 2D-Gelen. So wurden<br />
nach 2D-Auftrennung von 20 µg Rattenleberextrakt<br />
im ZOOM ® IPGRunner-System<br />
durch automatisierte Bildanalyse etwa doppelt<br />
so viele Spots nachgewiesen wie im Standard<br />
2D-Gel.<br />
Die Bildakquisition und Auswertung benötigen<br />
wesentlich weniger Zeit. Auch die<br />
prozentuale Abdeckung der Proteinzusammensetzung<br />
ist bei geringen Probenmengen<br />
im Durchschnitt höher. In der Identifizierung<br />
durch MALDI-TOF-Massenspektrometrie<br />
ergab sich außerdem eine höhere Ionendichte<br />
der Spots, auch bei Spots geringerer Intensität.<br />
Ein weiterer Vorteil des ZOOM ® IPG Runner-Systems<br />
ist, daß täglich zahlreiche<br />
Proben in der ersten Dimension aufgetrennt<br />
werden können. Die fokussierten Streifen<br />
werden dann entweder gemeinsam ausgewertet<br />
oder in der Kassette bei –80°C aufbewahrt<br />
und später in der zweiten Dimension<br />
analysiert. Aufgrund ihrer geringen Größe<br />
kann die IPGRunner-Minizelle überall<br />
aufbewahrt und verwendet werden, da keine<br />
spezielle IEF-Station mehr erforderlich<br />
ist.<br />
Fazit<br />
Das einfache, leicht erlernbare neue Verfahren<br />
macht den Laborablauf effektiver und effizienter.<br />
Das ZOOM ® IPGRunner-System<br />
ermöglicht eine konsistente Reproduzierbarkeit<br />
der 2D-Gelelektrophorese mittels einfacher<br />
Technik. Damit eignet sich die Technologie<br />
für den Einsatz in allen pharmazeutischen<br />
und biotechnologischen Labors.<br />
Literatur<br />
[1] Pisano, M. R., Biedermen, K., Allen, D., Saxton, M., Nunez, R., Bala, K.<br />
Kontaktadresse<br />
Karsten Wilking<br />
Invitrogen GmbH<br />
Emmy-Noether-Str. 10<br />
D-76131 Karlsruhe<br />
Tel.: +49-(0)721-61890<br />
eMail: karsten.wilking@invitrogen.com<br />
www.invitrogen.com<br />
Anzeige<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 37
B L I T Z L I C H T<br />
Chromatographie �<br />
Laser-induzierte Fluoreszenz-<br />
Detektion in der HPLC und CE<br />
Dr. Hagen Preik-Steinhoff, Dr. Jürgen Grebner und Günes Barka,<br />
SunChrom GmbH, Friedrichsdorf;<br />
Dr. Christophe Bayle, Picometrics S.A., Toulouse, Frankreich<br />
UV-VIS-Detektoren sind für die Hochdruck-Flüssig-Chromatographie (HPLC) und Kapillar-<br />
Elektrophorese (CE) Mittel der Wahl für eine große Anzahl von Applikationen. Daneben sind<br />
eine Vielzahl weiterer Nachweismethoden/Detektoren entwickelt worden, wie etwa Fluoreszenz-basierte<br />
Systeme, die Vorteile hinsichtlich der Sensitivität und Selektivität gegenüber<br />
der UV-VIS-Detektion aufweisen. Eine Weiterentwicklung – die sogenannte Laser-Induzierte-<br />
Fluoreszenz (LIF) – stellt einen erneuten Quantensprung in Hinblick auf die Sensitivität dar.<br />
Die Hochdruck-Flüssigchromatographie<br />
(HPLC) und die Kapillar-Elektrophorese (CE)<br />
stellen zwei unverzichtbare Trenntechniken<br />
zur Analyse komplexer Stoffgemische dar. Für<br />
diese Analysentechnik stellt der UV-VIS- Detektor<br />
den universellen Detektor für eine große<br />
Anzahl von Applikationen dar. Daneben<br />
sind weitere Nachweismethoden entwickelt<br />
worden mit Verbesserungen in Hinblick auf<br />
die Sensitivität oder Selektivität. Einer der sensitivsten<br />
Detektoren ist dabei der Fluoreszenz-<br />
Detektor, der, ausgestattet mit einer Gleichspannungs-<br />
oder gepulsten Xenon-Lampe, das<br />
Spektrum vom UV-Bereich bis zum nahen Infrarot<br />
abdeckt.<br />
Wesentlicher Vorteil der Fluoreszenz-Detektion<br />
ist die signifikant erhöhte Sensitivität und<br />
damit Nachweisempfindlichkeit, verglichen<br />
mit dem Standard-Absorptions-Detektor. So<br />
kann etwa ein Signal von Rhodamin-123 von<br />
1 x 10 –12 M bei einem Signal /Rausch-Verhältnis<br />
von 1 : 10 aufgezeichnet werden (etwa mit<br />
dem Picometrics ZETALIF 2000-Detektor). In<br />
der Regel wird bei der Fluoreszenz-Detektion<br />
Abb. 1: Evolution<br />
Laser-Induzierter<br />
Fluoreszenz (LIF)-<br />
Detektor<br />
das Signal gegen eine mobile Phase gemessen,<br />
die nicht fluoresziert. Damit ist das Basislinien-Signal<br />
gleich oder sehr nahe Null und das<br />
Signal der eigentlichen Probe hebt sich entsprechend<br />
deutlich ab. Im Vergleich dazu wird<br />
bei der Absorptions-Detektion die Transmission<br />
der Probe gegen die des Blanks gemessen,<br />
die ebenfalls über eine Absorption verfügt.<br />
Bei sehr niedriger Konzentration der Probe<br />
sind die Unterschiede zwischen Blank und<br />
Probe sehr gering. Dies bedeutet, daß das Basislinien-Signal<br />
relativ zum Signal der Probe<br />
sehr hoch ist. Damit heben sich geringe Konzentrationswerte<br />
der Probe weniger deutlich<br />
von der Grundabsorption ab, wodurch der<br />
Fehler einer solchen Messung signifikant werden<br />
kann.<br />
Ein weiterer Vorteil der Fluoreszenz-Detektion<br />
ist ihre Selektivität. Während bei der Absorptions-Detektion<br />
die Probe auf Basis einer<br />
Wellenlänge detektiert wird, sind es bei der<br />
Fluoreszenz-Detektion zwei Wellenlängen<br />
(Anregungs- und Emmisionswellenlänge).<br />
Koeluieren etwa zwei Substanzen, die dieselbe<br />
Absorptionswellenlänge haben bei unterschiedlicher<br />
Emmisionswellenlänge, so kann<br />
der Fluoreszenz-Detektor die Identität im Vergleich<br />
zum Absorptions-Detektor aufzeigen.<br />
Darüber hinaus stellt ein gegebenenfalls notwendiger<br />
Derivatisierungsschritt ebenfalls einen<br />
selektiven Reaktionsschritt dar, indem das<br />
Derivatisierungsreagenz spezifisch für eine<br />
entsprechende Molekülfunktion gewählt werden<br />
kann.<br />
Laser-Induzierte Fluoreszenz<br />
Die Laser-Induzierte Fluoreszenz weist der<br />
Standard-Fluoreszenz gegenüber neben der<br />
größeren Sensitivität weitere Vorteile auf, wie<br />
die Verwendung monochromatischen Lichtes<br />
und eine Maximierung der Fluoreszenz-Intensität.<br />
Ein Vergleich derselben Applikation mit<br />
einem Standard-Fluoreszenz-Detektor und einem<br />
LIF-Detektor ist in Abbildung 2 gezeigt.<br />
A B<br />
Abb. 2: Sensitivität eines Laser-Induzierten Fluoreszenz-Detektors<br />
im Vergleich zu einem Standard-Fluoreszenz<br />
Detektor. Chromatogramm A<br />
zeigt die Datenaufnahme mit einem konventionellen<br />
Fluoreszenz-Detektor mit einer Xenon-<br />
Lampe (150 W) bei einer Anregungswellenlänge<br />
von 488 nm und einer Emmisionswellenlänge<br />
von 580 nm. Das Injektionsvolumen betrug 10 µL.<br />
Chromatogramm B zeigt die Datenaufnahme mit<br />
einem ZETALIF-Laser Induzierter Fluoreszenz-<br />
Detektor mit einem 20 mW-Argon-Laser und<br />
einer Anregungswellenlänge von 488 nm und<br />
einer Emissionswellenlänge von > 520 nm. Das<br />
Injektionsvolumen betrug 5 µL. Aufgegeben wurde<br />
in beiden Fällen ein Lösungsgemisch aus<br />
1,8 x10 –9 M Doxorubicin und 1,8 x 10 –9 M Daunorubicin.<br />
Die mobile Phase bestand aus Phosphorsäure/Acetonitril<br />
(68/32) bei einem pH=4<br />
und einer Flußrate von 0,5 mL/min.<br />
Dabei wurde ein Gemisch aus Doxorubicin<br />
und Daunorubicin (je 1,8 x 10 –9 M) auf einer<br />
Econosphere C 18 -RP-Säule isokratisch getrennt<br />
(Eluent: Phosphorsäure/Acetonitril 68/32,<br />
pH = 4; Flußrate 0,5 mL/min). Deutlich wird<br />
das signifikant bessere Signal-Rausch-Verhältnis<br />
bei der LIF-Detektion (bei 5 µL Probe<br />
S / N > 500) im Vergleich zur Standard-Fluoreszenz<br />
(bei 10 µL Probe S / N = 11).<br />
Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch<br />
den unterschiedlichen Aufbau der beiden Geräte<br />
bedingt. Das Standard-Fluoreszenz-Gerät<br />
besteht – grob dargestellt – aus einer Lichtquelle,<br />
Anregungswellenlängen-Einheit, Meßzelle,<br />
Emissionwellenlängen-Einheit und dem<br />
Photonenverstärker. Darüber hinaus wird oftmals<br />
der Lichtstrahl geteilt, um einen Teil einer<br />
Referenzdiode zuzuführen und damit Veränderungen<br />
der Lichtquellenenergie registrieren<br />
und kompensieren zu können. Da der LIF-<br />
Detektor eine streng monochromatische Anregungswellenlänge<br />
produziert, können alle<br />
Funktionsteile entsprechend auf das Fluoreszenzsignal<br />
und die Sensitivität hin optimiert<br />
werden (siehe Abb. 3).<br />
38 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Die Auswahl der Lichtquelle ist ein Beispiel<br />
für die Kompromisse bei der Konstruktion der<br />
Fluoreszenzdetektoren. Bei dem Standard-<br />
Fluoreszenz-Detektor wird ein Bereich von 190<br />
bis 900 nm abgedeckt, wobei bei der Messung<br />
ein Bereich von ± 10 nm um die gewünschte<br />
Anregungswellenlänge relevant ist. Der Rest<br />
der Lampenenergie wird verschwendet und<br />
kann durch entstehende Wärmeenergie zur<br />
Dekomposition der Probe führen. Bei der Laser-induzierten<br />
Fluoreszenz wird der Laser<br />
speziell auf die Applikation und die dabei benötigte<br />
Wellenlänge hin ausgewählt. Mit Hilfe<br />
der Kopplungseinheit (Abb. 3, Teil 2) sowie<br />
der Kombination des Objektives mit der Kugellinse<br />
(Abb. 3, Teil 7 und 9) kann die Anregungsstrahlung<br />
der Laserquelle präzise auf<br />
die Meßzelle fokussiert werden. Die Linse mit<br />
der großen Apertur maximiert die Fluoreszenz-Intensität<br />
durch die Optimierung der Illumination<br />
(Ausleuchtung) des Inneren der<br />
Kapillare. Ein weiterer Vorteil der Laser ist, daß<br />
diese monochromatisches Licht liefern. Dies<br />
stellt sicher, daß die gewünschte Wellenlänge<br />
zum Einsatz kommt. Bei der konventionellen<br />
Fluoreszenz kann es dazu kommen, daß der<br />
Monochromator seine Kalibration verliert und<br />
damit nicht mehr die gewünschte Wellenlänge<br />
beobachtet wird.<br />
Einsatz von Laser-induzierter<br />
Fluoreszenz<br />
Die Vorteile der Laser-Induzierten Fluoreszenz<br />
lassen diese Detektionsweise besonders geeignet<br />
im Zusammenhang mit der Kapillar-Elektrophorese<br />
und der Nano- und Mikro-HPLC<br />
erscheinen. Dies liegt insbesondere in der genauen<br />
Fokussierung des Laserstrahls auf die<br />
Kapillare, die in der CE und der Nano- und<br />
Mikro-HPLC in Kombination mit der Kugellinse<br />
die Meßzelle darstellt. Tabelle 1 zeigt eine<br />
Auswahl an Molekülen mit einer natürlichen<br />
Fluoreszenz, dem eingesetzten Laser, der verwendeten<br />
Methode sowie dem Detektionslimit.<br />
Daneben sind eine Vielzahl weiterer Laser<br />
und Wellenlängen verfügbar sowie bei<br />
nicht vorhandener natürlicher Fluoreszenz<br />
unterschiedliche Möglichkeiten der Derivatisierung<br />
(weiterführende Literatur zur Derivatisierung1,<br />
2 ).<br />
Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der<br />
Detektion derivatisierter Proben zeigt die Abbildung<br />
4 die Trennung und Detektion von<br />
fünf Peptiden, die ihre biologische Funktion<br />
in sehr geringen Konzentrationen ausüben.<br />
Das eingesetzte Analysensystem bestand aus<br />
einem Agilent Kapillar-Elektrophorese-System<br />
mit einem Picometrics ZETALIF 2000-<br />
Detektor und einem Argon-Ionen-Laser<br />
(488 nm, 15 mW). Als Trennsäule diente eine<br />
77 cm lange fused-silica-Kapillare mit einem<br />
Innendurchmesser von 50 µm (62 cm effektive<br />
Länge). Der Puffer bestand aus einem Gemisch<br />
von 40 mM Borat und 10 % Ethylenglykol<br />
(v : v) bei einem pH =10. Als Spannung<br />
wurden 23 kV bei 54 µA angelegt, die Injekti-<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Abb. 3: Schematische Darstellung des optischen<br />
Layouts des ZETALIF Laser-induzierten Fluoreszenzdetektors:<br />
1. Laser, 2. Kopplungs-Einheit, 3.<br />
Lichtleiter, 4. Kollimator, 5. Laserstrahl, 6. halbdurchlässiger<br />
Spiegel, 7. Objektiv, 8. Laserstrahl,<br />
9. Kugellinse, 10. Kapillare, 11. Fluoreszenzsignal,<br />
12. Filterblock, 13. Photonenverstärker<br />
on erfolgte mit 50 mbar über 10 Minuten mit<br />
2 Minuten umgekehrter Polarität von -23 kV.<br />
Die Konzentration der fünf Peptide in dem<br />
wäßrigen Standard betrug 5 x 10 –1 M, womit<br />
sich ein rechnerisches Detektionslimit von 10<br />
Attomol bei einem Signal-Rauschverhältnis<br />
von 1 : 3 ergibt. Wenn auch die Bestimmung<br />
dieser biologischen Peptide aufgrund ihrer<br />
Metabolisierung in vivo schwierig ist, so<br />
scheint die Sensitivität der vorgestellten Me-<br />
Tab. 1: Komponenten mit natürlicher Fluoreszenz<br />
thode für wäßrige Standards und der damit<br />
möglichen Anwendung in in vitro-Versuchssystemen<br />
ausreichend 12 . Gerade die exakte<br />
Fokussierung des Laserstrahls auf die Kapillare<br />
läßt diese Detektionsmethode geeignet im<br />
Zusammenspiel mit der Kapillar-Elektrophorese<br />
und der Nano- und Mikro-HPLC erscheinen<br />
– eine in Zeiten der Proteomics zukunftsweisende<br />
Miniaturisierung der Trenntechnik.<br />
Literatur<br />
[1] G.G. Guibault, Practical Fluorescence, Marcel Dekker, New York (1990)<br />
[2] G. Lunn, L.C. Hellwig, Handbook of Derivatization for HPC, Wiley-Interscience<br />
(1998)<br />
[3] C. Prata, P. Bonnfous, N. Fraysse, M. Treilhou, V. Poinsot, F. Couderc,<br />
Electrophoresis 22 (2001), 4129-4138<br />
[4] S. J. Lillard, E. S. Yeung Analytical Chemistry 67 (1995), 3421-3426<br />
[5] G. M. Janini, G. M. Muschick, H. Issacq, Journal of Chromatography 16<br />
(1993), 1877-1890<br />
[6] T. T. Lee, E. S. Yeung Analytical Chemistry 64 (1992) 3045-3051<br />
[7] S. N. Nie, R. Dadoo, R. Zare, Analyical Cemistry 65 (1993), 3571-3575<br />
[8] J. Kuijt, C. Garcia-Ruiz, G. J. Stroomberg, M. L. Marina, F. Ariese, U. A.<br />
Brinkman, C. Gooijer, Journal of Chromatography A 907 (2001), 291-299<br />
[9] P. Britz-McKibbin, K. Otsuka, S. Terabe Analytical Chemistry 15 (2002),<br />
3736-3743<br />
[10] N. Simeon, Chatelut, P. Canal, M. Nertz, F. Couderc Journal of Chromatography<br />
A 853 (1999), 449-454<br />
[11] G. Hemple, P. Schulze-Westhoff, S. Flege, N. Laubrock, J. Boos, Electrophoresis<br />
19 (1998) 2939-2943<br />
[12] G. Bönner, Kinine und ACE-Hemmer in Herz-Kreislauf Informationen, Arcis<br />
Verlag, München (1994)<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Hagen Preik-Steinhoff<br />
SunChrom GmbH<br />
Max-Planck-Str. 22<br />
D-61381 Friedrichsdorf<br />
eMail: hpreik@sunchrom.de<br />
Substanz Wellenlänge Detektionslimit Trennmethode Referenz<br />
Tryptophan 266 0,15 nM CE 3<br />
Serotonin 266 1 nM CE 4<br />
Peptide 266 1-10 nM CE 5<br />
Proteine 266 60 ng/mL CE 6<br />
PAH 325,266 nM, nM CE, CE 7, 8<br />
Riboflavin 488 nM HPLC 9<br />
Anthracycline 488 nM HPLC und CE 10, 11<br />
Abb. 4: Detektion FITC-markierter Peptide mittels CE und LIF. 1. Bradykinin, 2. Angiotensin II, 3. Substanz<br />
P, 4. Leucin-Enkephalin und 5. Tryptophan-Leucin-Dipetid. Informationen siehe Text.<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 39
B L I T Z L I C H T<br />
Nukleinsäure-Separation �<br />
Nukleinsäureaufreinigung<br />
durch Kationen-Komplexierung<br />
Prof. Dr. Michael Lorenz, Molzym GmbH & Co.KG, Bremen<br />
Marktübliche Nukleinsäurereinigungs-Kits beruhen auf zwei physiko-chemischen Interaktionsmechanismen<br />
von DNA mit Oberflächen: Anionenaustausch (Gravitationsfluß-Säulen)<br />
und Ladungskompensation durch hohe Salzkonzentration (Silika-Technologie). Die Firma<br />
Molzym hat einen auf einem anderen Bindungsmechanismus beruhenden Mini Spin<br />
Gesamtnukleinsäure- und DNA-Reinigungs-Kit entwickelt. Nach diesem Bindungsmechanismus<br />
interagieren negativ geladene DNA- und RNA-Moleküle mit negativ geladenen Oberflächen<br />
infolge einer Komplexierung von multivalenten Kationen. Die Nukleinsäuren werden<br />
frei, wenn die multivalenten Kationen durch komplexierende Agenzien wie EDTA entfernt<br />
werden (Abb. 1). Dieser reversible Bindungsvorgang wird ausgenutzt, um Nukleinsäuren<br />
aus Zell-Lysaten zu reinigen. Als Matrix haben sich Tonminerale aufgrund ihrer<br />
hohen Bindungskapazität (mehr als 28 µg/mg Ton) als besonders geeignet erwiesen. Mit<br />
der Molzym ‚PrestoSpin D Mini Spin-Säulen‘-Kitserie können Nukleinsäuren aus Bakteriophagen,<br />
Bakterien, Pilzen und Hefen, Pflanzen, Böden, Geweben, Nahrungsmitteln, Blut<br />
und Zellkulturen hochrein, in hoher Ausbeute und mit geringer ‚Hands-on‘-Zeit isoliert<br />
werden. Neu ist zudem die Mini Spin-Säulen-Aufreinigung von Plasmiden im Midi-Format,<br />
Cosmiden und BACs.<br />
Key Words: Gesamt-Nukleinsäure-Reinigung, DNA-Bindungsmechanismus, multivalente<br />
Kationen, Komplexierung, ‚Mini Spin‘-Säulen, Tonmatrix, Plasmid-DNA, genomische DNA<br />
Nukleinsäuren haben eine zentrale Stellung<br />
in der modernen molekularen Analytik. Als<br />
mögliche Anwendungen sind unter anderem<br />
Genomanalysen, der genetische Fingerabdruck<br />
im Täter- und Vaterschaftsnachweis,<br />
Diagnosen erblich bedingter Krankheiten,<br />
Infektionsdiagnosen, die Züchtungsanalytik<br />
und die Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittelindustrie<br />
zu nennen. Lange Zeit<br />
war die Präparation von reinen Nukleinsäuren<br />
eine zeit- und kostenintensive Prozedur.<br />
Zudem mußten große Probemengen verarbeitet<br />
und gesundheitsschädliche Chemikalien<br />
wie Chloroform und Phenol eingesetzt<br />
werden. In den letzten 15 Jahren hat sich ein<br />
ständig steigender Bedarf an schnellen und<br />
kostengünstigen Nukleinsäure-Präparati-<br />
Abb. 1: Interaktionsmodell der DNA-Proben mit<br />
der Tonmatrix (siehe Text zur Erläuterung)<br />
onsverfahren entwickelt. Als Standard für<br />
den täglichen Laborbedarf gelten mittlerweile<br />
die ‚Mini Spin‘-Säulenreinigungen<br />
beziehungsweise 96- und 386-well-Plattenverfahren<br />
für die automatisierte Nukleinsäurereinigung.<br />
Ein Nukleinsäure-Reinigungs-Kit sollte<br />
folgende Anforderungen erfüllen: hohe<br />
Reinheit der isolierten DNA, hohe Bindekapazität<br />
der Säule und dadurch hohe DNA-<br />
Ausbeuten, einfache Handhabung und niedrige<br />
‚Hands-on‘-Zeit. Das Angebot von Kits<br />
reicht von speziellen Anwendungen wie für<br />
die Isolierung von Plasmiden, Cosmiden,<br />
BACs (bacterial artificial chromosomes),<br />
DNA aus Blut oder Nahrungsmitteln bis hin<br />
zu weitgefächerten Applikationen in einem<br />
Kit (zum Beispiel Gewebe, Bakterien, Hefen,<br />
Viren).<br />
PrestoSpin D – DNA-Adsorption<br />
durch Kationen-Komplexierung<br />
Reinigungen von Nukleinsäuren mit marktüblichen<br />
Kits folgen dem Schema Binden-<br />
Waschen-Eluieren. Bei der Anionenaustauschchromatographie<br />
in gravitationsgetriebenen<br />
Durchfluß-Säulen binden Nukleinsäulen<br />
an die Matrix durch ionische Interaktion.<br />
Kontaminationen des Zellysates werden<br />
mit Puffern aus der Säule gewaschen.<br />
Die gebundenen Nukleinsäuren werden im<br />
Anschluß mit hohen Salzkonzentrationen<br />
freigesetzt, im Eluat mit Ethanol gefällt und<br />
schließlich in Wasser oder Tris-Puffer gelöst.<br />
Weitverbreitet sind ‚Mini Spin-Säulen‘-Reinigungskits,<br />
die Aufreinigungen aus geringerem<br />
Ausgangsmaterial erlauben (25 bis<br />
200 mg). Als DNA-Bindematrix dienen Silika-Membranen,<br />
an die Nukleinsäuren in Anwesenheit<br />
von hohen Konzentrationen chaotroper<br />
Guanidinsalze binden. Der genaue<br />
Bindemechanismus ist noch nicht vollständig<br />
aufgeklärt, doch geht man von einen Entropie-Effekt<br />
aus 1 . Alkoholhaltige Waschpuffer<br />
sorgen für die Entfernung von Verunreinigungen.<br />
Am Ende werden die Nukleinsäuren<br />
mit Wasser oder Tris-Puffern eluiert. Das<br />
Verfahren ist insgesamt schneller als das mit<br />
Anionenaustausch-Durchfluß-Säulen, nicht<br />
zuletzt weil eine Ethanol-Präzipitation der<br />
eluierten DNA ausgelassen werden kann.<br />
Molzym hat ein weiteres Prinzip der<br />
DNA-Bindung an Oberflächen in die Entwicklung<br />
von Nukleinsäure-Reinigungs-<br />
Kits umgesetzt (Abb. 1,). Negativ geladene<br />
DNA- und RNA-Moleküle binden in Anwesenheit<br />
geringer Konzentrationen (50 bis 100<br />
Genomische DNA<br />
enthaltendes Lysat<br />
Plasmid DNAhaltiges<br />
Lysat<br />
DNA-Binden<br />
Waschschritte<br />
DNA-Elution<br />
reine DNA<br />
Abb. 2: Schema des Isolierungs- und Reinigungsprozesses<br />
für genomische und Plasmid-<br />
DNA mit dem PrestoSpin D-Universalkit<br />
40 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Abb. 3: Genomische DNAs aus (v.l.n.r.) Tomatenblättern<br />
(100 mg), Hefe (Saccharomyces, 1 ml),<br />
Zellkultur (Affennieren, 10 7 Zellen), Blut (human,<br />
100 µl), Lunge (Ratte, 150 mg), Phage Lambda<br />
(2,5 ml, 8 x 10 11 /ml), Waldboden (0,5 g). M: Marker<br />
Abb. 4 : Isolierung von pUC13-DNA aus 10 ml E.<br />
coli SF8-Kulturen. Aufgetragen wurden gleiche<br />
proportionale Volumina der Präparationen.<br />
M: Marker; 1: ‚PrestoSpin D Plasmid Mini Spin‘-<br />
Säulen-Kit, Eluat; 2: Säulendurchlauf; 3: Gesamt-<br />
Plasmid-DNA im Rohlysat; 4: Plasmid-DNA mit<br />
einem gravitationsgetriebenen Durchfluß-Säulen-Kit<br />
(Anionenaustauscher) eines anderen Anbieters<br />
gereinigt.<br />
mM) von multivalenten Kationen, etwa<br />
Mg 2+ , an negativ geladene Oberflächen. Untersuchungsergebnisse<br />
weisen darauf hin,<br />
daß die Mg 2+ -Komplexierung für die stabile<br />
Bindung der negativ geladenenen Nukleinsäuren<br />
an negativ geladene Oberflächen verantwortlich<br />
ist 2 . Der Komplex wird aufgelöst,<br />
wenn komplexierende Agenzien wie<br />
EDTA die Mg 2+ -Ionen entfernen. Als Folge<br />
gehen gebundene Nukleinsäuren in Lösung.<br />
In den ‚PrestoSpin D‘-Kits von Molzym (zu<br />
beziehen über Omnilab Life Science,<br />
www.ols-biotech.de) laufen alle durch verschiedene<br />
Verfahren erhaltene Zellysate<br />
durch dasselbe Reinigungsverfahren nach<br />
obigem Muster (Abb. 2).<br />
Tonminerale als<br />
Nukleinsäure-Bindematrix<br />
Bindematrix für die ‚PrestoSpin D‘-Kits sind<br />
Tonminerale. Sie zeichnen sich in Verbindung<br />
mit dem Bindemechanismus der Kationen-Komplexierung<br />
durch eine hohe Bindekapazität<br />
von mehr als 28 µg/mg aus.<br />
‚PrestoSpin D‘-Spin-Säulen bestehen aus einem<br />
Gemisch aus hochgereinigtem Sand<br />
und Ton. Die Nukleinsäure-Bindekapazität<br />
der Säulen ist mit mehr als 80 µg eine der<br />
bisher höchsten im Mini Spin-Säulenformat.<br />
Die hohe Porosität der Säulenmatrix erlaubt<br />
B L I T Z L I C H T<br />
eine einfache Reinigung von Gesamt-Nukleinsäuren<br />
oder DNA auch aus stark viskosen<br />
Lösungen. So können größere Mengen an<br />
Ausgangsmaterial in den Nukleinsäure-Reinigungsvorgang<br />
eingehen.<br />
Reinigung genomischer DNA<br />
Die ‚PrestoSpin D‘-Kits erlauben die Reinigung<br />
von Gesamt-Nukleinsäuren (Presto-<br />
Spin D-Universal-Kit) beziehungsweise<br />
DNA aus einer Vielzahl von Organismen<br />
und Materialien (Abb. 3). Mit dem Presto-<br />
Spin D-Universal-Kit kann sowohl genomische<br />
DNA aus einer Vielzahl von biologischen<br />
Materialien – unter anderem Bakteriophagen,<br />
Bakterien, Hefen, Pilzen, tierischen<br />
und pflanzlichen Geweben, Zellkulturen,<br />
Blut, Böden und Sedimenten (Abb. 3)<br />
– als auch Plasmid-DNA im Mini- und Midi-<br />
Format gereinigt werden. Die Ausbeuten betragen,<br />
je nach Ausgangsmaterial, bis zu 80<br />
µg genomische DNA und 50 µg Plasmid-<br />
DNA. Die Präparation hochreiner DNA aus<br />
Zellysaten beträgt nur 10 bis 25 Minuten.<br />
Die Lysisprotokolle sind darauf ausgelegt,<br />
bei der Zelldesintegration freiwerdende Nukleinsäuren<br />
effizient vor dem Verdau endogener<br />
Nukleasen zu schützen. Dies wird<br />
durch den Einsatz von hochchaotropem Guanidinhydrochlorid<br />
erreicht. Nach einem vereinheitlichten<br />
Protokoll werden Lysate auf<br />
eine Spin-Säule gegeben, wo die DNA-Bindung<br />
durch die Kationen-Komplexierung<br />
erfolgt. Nieder- und hochmolekulare Verunreinigungen<br />
(unter anderem Proteine, Polysaccharide,<br />
Nukleotide, Aminosäuren, Salze)<br />
werden mit einem speziellen alkoholhaltigen<br />
Puffer durch kurze Zentrifugation ausgewaschen.<br />
In einem zweiten Waschschritt mit 70%<br />
Ethanol erfolgt die Beseitigung von Salzen,<br />
wonach die reine DNA mit üblichem TE-Puffer<br />
eluiert wird (10 mM Tris, 1 mM EDTA).<br />
Optional kann RNA durch kurzzeitige Inkubation<br />
mit RNase A in der Säule vor den<br />
Waschschritten degradiert werden. Für jedes<br />
der oben genannten biologischen Materialien<br />
gibt es zudem je ein Spezialkit zur Isolierung<br />
genomischer beziehungsweise von Plasmid-DNA.<br />
Reinigung von Plasmid-DNA<br />
Die Architektur und die hohe Bindekapazität<br />
der Ton-Sand-Matrix in den ‚Mini Spin‘-<br />
Säulen hat die Entwicklung eines Reinigungs-Kits<br />
ermöglicht, mit dem Plasmid-<br />
DNA im Midi-Maßstab (bis 50 µg) isoliert<br />
werden kann (Abb. 4). ‚High copy‘-Plasmid-<br />
Vektoren können aus 10 bis 20 ml Kulturen<br />
in einem Verfahren gereinigt werden, das gegenüber<br />
den ansonsten in diesem Maßstab<br />
üblichen gravitationsgetriebenen Durchfluß-Säulen<br />
(Anionenaustauscher) deutlich<br />
schneller ist (etwa 45 Minuten gegenüber<br />
mehr als 2 Stunden). Das Verfahren ist sehr<br />
schonend, so daß die Plasmid-DNA fast aus-<br />
schließlich in der Supercoil-Konformation<br />
isoliert wird. Mit dem ‚PrestoSpin D Plasmid<br />
Mini Spin‘-Säulen-Kit besteht weiterhin<br />
die Option, Aufreinigungen aus bis zu 100<br />
ml Kulturvolumen durchzuführen. Dies erlaubt<br />
die Reinigung von ‚low copy‘-Plasmiden,<br />
etwa für Screening-Zwecke (Abb. 5),<br />
hochmolekularen rekombinanten Plasmiden<br />
mit erniedrigter Kopiezahl (Abb. 6) sowie<br />
von Cosmiden und BACs.<br />
Literatur<br />
[1] Hesselink, FT (1983) In: Adsorption from solution at the solid/liquid<br />
interface, GD Parfitt, CH Rochester (ed.), pp. 377-412, Academic Press,<br />
London.<br />
[2] Lorenz, MG (1998) In: Microbial interactions in agriculture and forestry,<br />
NS Subbarao, YR Dommergues (ed.), pp. 19-44, Oxford and IBH Publishing<br />
Co., New Delhi.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Prof. Dr. Michael Lorenz<br />
Molzym GmbH & Co.KG<br />
Leobener Strasse<br />
D-28359 Bremen<br />
Tel./Fax: +49-(0)421-218-8780 / -8781<br />
eMail: info@molzym.com<br />
www.molzym.com<br />
Abb. 5: Isolierung von Plasmiden (Größe bis >50<br />
kb, Pfeil) aus Wild-Bakterienstämmen.<br />
Abb. 6: Restriktionsanalyse von rekombinanten<br />
‚low copy‘-Plasmiden (4 ml Kulturvolumen). Die<br />
Insertionen (Spalten 1-7) können 20 kb überschreiten<br />
(Spalten 2, 4-6); Spalte 8: Vektor<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 41
N E T Z W E R K<br />
Gentechnik �<br />
dialog gentechnik –<br />
Drehscheibe zwischen<br />
Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />
Im Jahr 1997 fand in Österreich das Gentechnik-Volksbegehren<br />
statt, mit dem 1,2 Millionen<br />
Österreicher – rund 10% der Wahlberechtigten<br />
– per Unterschrift die Forderungen<br />
nach gentechnikfreier Nahrung, keinen<br />
Freisetzungen und keinen Patenten auf Leben<br />
unterstützten. Zwei Jahre später ergab<br />
eine Eurobarometer-Studie (1999), daß 35%<br />
der Europäer der Ansicht waren, gentechnikfreie<br />
Tomaten enthielten keine Gene, 30%<br />
waren unschlüßig. Dieses beunruhigende<br />
Verhältnis rief einige österreichische Wissenschaftler<br />
auf den Plan, die sich die Verbesserung<br />
des Wissensstandes in der Öffentlichkeit<br />
über die Gentechnik und ihren Anwendungen<br />
zum Ziel setzten. Noch im gleichen<br />
Jahr schlossen sich mehrere österreichische<br />
wissenschaftliche Gesellschaften zur Plattform<br />
‚Gentechnik & Wir‘ zusammen, um verständlich,<br />
ausgewogen und kompetent zu informieren.<br />
Mit der Gründung der Koordinationsstelle<br />
für Öffentlichkeitsarbeit 1999 wurde die<br />
Initiative institutionalisiert. Die Finanzierung<br />
der Koordinationsstelle sowie ihrer Aktivitäten<br />
erfolgte über projektbezogene Mittel<br />
öffentlicher Institutionen. Im Jahr 2001<br />
konstituierte sich die Plattform zum Verein.<br />
Die Umbenennung in ‚dialog gentechnik‘<br />
Albert Karsai, dialog gentechnik, Wien<br />
sollte der Entwicklung des Vereins von einer<br />
reinen Informationsstelle hin zu einer<br />
Einrichtung, die den Dialog zwischen Wissenschaft<br />
und Öffentlichkeit fördert, Rechnung<br />
tragen. Der Dialog entspricht auch dem<br />
modernen Verständnis von Öffentlichkeitsarbeit<br />
im Bereich Life Sciences. Seit dem Gentechnik-Volksbegehren<br />
sind fünf Jahre vergangen.<br />
Zu den erfolgreichen Projekten des Vereins<br />
gehören unter anderem ein österreichweiter<br />
Schulwettbewerb zum Thema Humangenetik<br />
(2000/2001), die Ausstellung ‚Schau<br />
GEN-au‘ im Rahmen der Science Week<br />
(2000/2001, siehe rechts), das Symposium<br />
„Gentechnik entlang der Nahrungskette“<br />
(2002) sowie Seminare für Lehrer, Wissenschaftler,<br />
Journalisten und Politiker (siehe<br />
unten). Besonders in aktuellen Projekten, von<br />
denen nachfolgend einige vorgestellt werden,<br />
zeigen sich die Bemühungen zum Dialog.<br />
EU-Projekt ECOD-BIO<br />
‚dialog gentechnik‘ koordiniert ein EU-Projekt<br />
zur Vernetzung biowissenschaftlicher Informationsstellen<br />
in Europa. Ziel ist der Austausch<br />
von Erfahrungen und Materialien,<br />
Journalisten legen bei einem Seminar von ‚dialog gentechnik‘ selber Hand an im Labor.<br />
das Erarbeiten von Best-practice-Strategien<br />
für einzelne Zielgruppen und eine europaweite<br />
Homepage mit zielgruppengerechten<br />
Informationen sowie einer Bilddatenbank.<br />
Das Projekt begann am 1. August 2002 und<br />
läuft mehr als drei Jahre lang. Insgesamt sind<br />
acht Partner aus sieben Ländern beteiligt:<br />
‚dialog gentechnik‘ (Österreich), Flanders Interuniversity<br />
Institute for Biotechnology<br />
(Belgien), Informationssekretariat Biotechnologie<br />
(Deutschland), Bieri Information and<br />
Communication Services (Schweiz), Association<br />
Biotrin (Tschechien), Flad & Flad Communication<br />
GmbH (Deutschland), Istituto<br />
Superiore di Oncologia (Italien) und Agro-<br />
BioInstitute (Bulgarien).<br />
Öffentlichkeitsarbeit des<br />
Genomforschungsprogramms GEN-AU<br />
‚dialog gentechnik‘ ist die zentrale Auskunftsstelle<br />
zu allen Themenbereichen der<br />
Genomforschung im Rahmen des Genomforschungsprogramms<br />
GEN-AU. Dazu gehört<br />
die inhaltliche Betreuung der Homepage des<br />
GEN-AU-Programms und die Bereitstellung<br />
allgemein verständlicher Beschreibungen<br />
der Arbeitsgebiete und der Methoden der<br />
Genomforschung. Der potentielle Nutzen für<br />
Mensch und Umwelt wird genauso besprochen<br />
wie die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen<br />
Fragen, die Anwendungen<br />
der Genomforschung derzeit aufwerfen. Zusätzlich<br />
organisiert ‚dialog gentechnik‘ einen<br />
Diskurstag über Gendiagnostik, betreut die<br />
aus dem Diskurstag hervorgegangenen Arbeitskreise<br />
und ermöglicht Schülern im Sommer<br />
diesen Jahres eine „Summer School” in<br />
Genomforschungslabors.<br />
Konferenz: Genetische Daten<br />
Gemeinsam mit dem Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />
der Österreichischen Akademie<br />
der Wissenschaften, dem Institut für<br />
Wissenschaftstheorie und -forschung der<br />
Universität Wien und ‚dialog gentechnik‘<br />
organisierte die PR-Agentur communication<br />
matters eine Bürgerkonferenz zum Thema<br />
„Genetische Daten: woher, wozu, wohin”<br />
nach dem Vorbild der dänischen Konsensukonferenzen<br />
(20. bis 23. Juni 2003). Diese<br />
Konferenz war ein Instrument zur partizipativen<br />
Technologiebewertung. Ein Laienpanel<br />
aus zwölf Personen arbeitete sich an zwei Wochenenden<br />
in das Thema ein, lud Experten<br />
zu einer öffentlichen Befragung und verfaßte<br />
anschließend eine gemeinsame Stellungnahme,<br />
die auch dem Nationalrat übergeben<br />
wurde. Die Empfehlungen konzentrierten<br />
sich auf vier Themenbereiche:<br />
– Information/Beratung/Bewußtseinsbildung:<br />
Gefordert werden die psychologische<br />
Begleitung von betroffenen Personen sowie<br />
Informationen über eine mögliche Betroffenheit<br />
von Verwandten und eine breite Aufklärung<br />
der Bevölkerung über Humangenetik.<br />
42 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT
Ausstellung Schau GENau in Wien<br />
– Forschung: Befürwortet werden eine staatliche Finanzierung unabhängiger<br />
Forschung und Massenscreenings unter kontrollierten Bedingungen.<br />
– Datenschutz/Recht: Gefordert werden diverse Maßnahmen im medizinischen<br />
Bereich, um die Sicherheit und das Bewußtsein für die<br />
Sensibilität genetischer Daten zu erhöhen.<br />
– Ethik: Begrüßt wird die Meinungsvielfalt ethischer Positionen, besonders<br />
betroffene Gruppen sollten einbezogen werden.<br />
„Koexistenz“ in der Landwirtschaft<br />
Die Koexistenz von gentechnikfrei produzierenden Landwirten und<br />
solchen, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen wollen, ist<br />
ein kontroverses Thema innerhalb der Europäischen Union. Bislang<br />
spielten sich Diskussionen fast auschließlich im akademischen Bereich<br />
ab. Mit dem von ‚dialog gentechnik‘ organisierten Workshop<br />
„Koexistenz“ für die Landwirtschaft (Herbst 2003) soll die Diskussion<br />
zur landwirtschaftlichen Basis getragen werden. Neben der<br />
Projekttätigkeit versteht sich ‚dialoggentechnik‘ aber auch weiterhin<br />
als Informationsstelle, die Anfragen beantwortet, Experten für<br />
Vorträge, Interviews oder Recherchen vermittelt oder Führungen und<br />
praktische Demonstrationen am Universitäts-Campus für Schulklassen<br />
organisiert. Ferner bietet die neu gestaltete Homepage unter<br />
www.dialog-gentechnik.at Informationen zum Thema Gentechnik.<br />
Seit dem Volksbegehren hat sich die Stimmung innerhalb der Bevölkerung<br />
gegenüber der Gentechnik nicht wesentlich geändert. Die<br />
Mehrheit der Österreicher wollen keine gentechnisch veränderten<br />
Lebensmittel. Untersuchungen zeigen, daß ein höherer Grad an Informiertheit<br />
nicht zwangsläufig zu einem Anstieg der Zustimmung<br />
führt (Eurobarometer-Studie 1999). Die Maxime in der Vergangenheit<br />
- „Wenn die Leute erst ausreichend informiert sind, befürworten<br />
sie auch die Gentechnik“ – stimmt so einfach nicht. ‚dialog gentechnik‘<br />
sieht sich hier auch in seiner Philosophie bestätigt: „Wir<br />
wollen, daß sich die Bevölkerung aufgrund ausgewogener wissenschaftlicher<br />
Fakten eine fundierte eigene Meinung bildet. Es ist nicht<br />
unser Anliegen, eine bestimmte Einstellung zu transportieren“, betonte<br />
Prof. Dr. Andrea Barta, Institut für Medizinische Biochemie der<br />
Universität Wien und Sprecherin des Vereins.<br />
Kontaktadresse<br />
Dipl.-Ing. Albert Karsai<br />
dialog gentechnik<br />
Campus Vienna Biocenter 6/1<br />
Rennweg 95B, A-1030 Wien<br />
Tel./Fax: +43-(0)1-4277-53036 / -53099<br />
eMail: office@dialog-gentechnik.at<br />
www.dialog-gentechnik.at<br />
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Zellen isolieren, und das in weniger als<br />
einer Stunde. Das System umfaßt 96-well-Filter-<br />
und Sammelplatten sowie alle notwendigen<br />
Puffer- und Waschlösungen für eine<br />
nicht-organische, automatisierte RNA-Isolation<br />
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Zur Aufbereitung werden die Zell- und Gewebeproben<br />
in Guanidinisothiocyanat (GTC)<br />
gelöst, um Proteine zu denaturieren und<br />
RNasen zu deaktivieren. Es folgt eine Reihe<br />
an Wasch- und Trennschritten, bei der die<br />
intakte RNA nach Wunsch mit Hilfe der Vakuumfiltration<br />
oder Zentrifugation vom Rest<br />
der Probe abgetrennt wird. Zurück bleibt eine<br />
hochreine Gesamt-RNA. Ferner gewährleistet<br />
die Konstruktion der Filter eine gleichmäßige<br />
RNA-Ausbeute über alle Kammern<br />
der 96-well-Platte hinweg. Die isolierte RNA<br />
läßt sich für alle gängigen molekularbiologischen<br />
Verfahren verwenden, etwa für RT-<br />
PCR oder bei Northern-Blottings. Der Concert<br />
96 RNA-Kit eignet sich für den Einsatz<br />
in Kombination mit zahlreichen Robotern.<br />
Auch ohne den Kauf eines Mehrfachkits,<br />
läßt sich ein breites Spektrum an Probengrößen<br />
und -typen aufbereiten.<br />
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High speed microcentrifuge<br />
with digital control system<br />
Labnet International has introduced a new<br />
high speed microcentrifuge, the Spectrafuge<br />
24D. It features a digital control system that<br />
is easy-to-use and provides precision control<br />
of operation. Included with the centrifuge is<br />
a high capacity rotor for 1.5 or 2.0 ml tubes,<br />
and the unique design of this rotor makes it<br />
easy to load and unload sample tubes.<br />
The speed of the Spectrafuge 24D is variable<br />
to a maximum of 14,300 rpm (16,300 x g)<br />
for quick separation of nucleic acid and protein<br />
samples. A digital timer accurately controls<br />
run time, or can be set for a „quick spin”.<br />
The digital displays on the front panel show<br />
run time as well as speed in RPM, or the calculated<br />
g-force value. Although the Spectrafuge<br />
is brushless, quiet and compact, it is priced<br />
less than most of its brush motor counterparts.<br />
In addition, the Spectrafuge is<br />
available in five hot new colors.<br />
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anbieten, die eine optimale Komplettlösung<br />
für hohen Probendurchsatz darstellt. Die integrierte<br />
Workstation wurde in Zusammenarbeit<br />
mit Thermo Labsystems und Thermo<br />
CRS entwickelt. Zusammen mit anwendungsspezifischen<br />
Reagenzienkits, automatischer<br />
Datenanalyse und Berichtserstellung<br />
stellt sie ein umfassendes Systempaket dar.<br />
Die Kapazität der ‚Cellular Assay Workstation‘<br />
reicht auch für Wiederholungs-Screening<br />
und Target-Validierung in der Drug-Discovery<br />
aus. Das System besteht aus einem Roboter<br />
zur Bewegung der Platte, einer Liquid-<br />
Handling-Station, einem Zelleninkubator<br />
und einem Mikrotiterplattenphotometer.<br />
Derzeit kann es mit zwei Toxizitätstests arbeiten.<br />
Der Vitotox Genotoxicity-Assay liefert<br />
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The Corning ® Internal and External Thread<br />
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now certified RNase- and DNase-free, have<br />
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identification, and are packaged in a resealable<br />
bag for easier, more secure storage. They<br />
also feature a larger marking area for easy to<br />
read labels, embossed lot numbers on the bag<br />
for better identification and sample tracking<br />
and multilanguage product use guidelines.<br />
Corning vials are available in 1.2 mL, 2.0 mL,<br />
4.0 mL, and 5.0 mL sizes with either a round<br />
or conical bottom. Self-standing vials have a<br />
special base design and can be locked into<br />
storage racks and trays.<br />
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bildet damit die Grundlage für das erste und<br />
bislang einzige System auf dem Markt, das<br />
automatische Gentoxizitätstests durchführt.<br />
Der Vitotox-Test arbeitet mit rekombinanten<br />
Organismen, kommt mit minimalen Probenmengen<br />
aus und spart so kostspielige Reagenzien<br />
ein.<br />
Mit dem CytoPro HTS General Cytotoxicity-Assay<br />
lassen sich Änderungen im Stoffwechsel<br />
von Säugerzellinien verfolgten. Der<br />
ist für das Screenen von Zytotoxinen sowie<br />
Zytokinen gedacht. Im Gegensatz zu den<br />
meisten anderen Zytotoxizitätstests kommt<br />
der CytoPro-Test ohne gefährliche Chemikalien<br />
aus. Bei beiden Tests führt die ‚Cellular<br />
Assay Workstation‘ automatisch umfangreiche<br />
Qualitätskontrollen durch, mit denen sowohl<br />
Meßgerät als auch Testablauf überwacht<br />
werden.<br />
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Halbmikro-Waage mit<br />
UniBloc-Technologie<br />
Shimadzu hat mit seiner neuen Professional-<br />
Baureihe AUW-D/AUW/AUX/AUY sein<br />
Sortiment der Analysenwaagen und Halbmikro-Waagen<br />
erweitert. Das Herzstück bildet<br />
eine Hochleistungsmeßzelle, der UniBloc.<br />
Dadurch sind höhere Präzisionen, schnellere<br />
Ansprechzeiten und stabile Analysenresultate<br />
möglich. Eine benutzerdefinierte vollautomatische<br />
interne Justierung ist ebenso wie<br />
die Justierung bei Änderung der Umgebungsbedingungen<br />
erhältlich. Weitere Funktionen<br />
beinhalten eine hintergrundbeleuchtete<br />
Anzeige (nur AUW) und die serienmäßig<br />
integrierte RS-232C-Schnittstelle.<br />
Die AUW-D-Serie, eine im vollautomatischen<br />
Dual-Bereich betriebene Analysen- /<br />
Halbmikrowaage besticht durch ihren Wägebereich<br />
von bis zu 220 g /82 g bei einer Ablesbarkeit<br />
von 0,0001 g/0,00001 g und ihrer<br />
Stabilität. Dabei wird die gesamte Struktur<br />
der Meßzelle aus einem einzigen Block gefertigt.<br />
Parallelführung, das Gehänge und die<br />
Übersetzungshebel sind bereits integriert.<br />
Neben einer Reduzierung der beweglichen<br />
Teile werden auch Torsionskräfte und Spannungen<br />
verhindert. Shimadzu bietet die<br />
„UniBloc"-Technologie in seinen Plattformwaagen<br />
der Serie BX-K/BW-K sowie in den<br />
Präzisionswaagen der Modellreihe UX/UW<br />
an. Durch die Hochleistungs-Meßzelle und<br />
eine spezielle Digitaleinheit reduziert sich die<br />
Ansprechzeit der UX/UW-Waagen auf bis zu<br />
0,7 Sekunden.<br />
LABORWELT 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 | 45<br />
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Kennziffer 27 LW 04 · www.biocom.de<br />
PAK-Analytik mit TACS<br />
Da einige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) als krebserregend eingestuft<br />
werden, ist eine genaue Analytik erforderlich.<br />
Als Methode der Wahl, im Gegensatz<br />
zu klassischen flüssig/flüssig-Extraktionen,<br />
bietet sich die Gelpermeationschromatographie<br />
an, da sie durch das TACS durchgängig<br />
automatisiert wird. Insbesondere bei Ölen<br />
kann die Analytik schnell und reproduzierbar<br />
durchgeführt werden. Das entsprechende<br />
Öl wird exakt eingewogen, ein interner<br />
Standard zugegeben und das Öl in das<br />
TACS gestellt. Die Ölmatrix und andere störende<br />
Begleitstoffe werden abgetrennt und<br />
zurück bleiben die Analyten von Interesse. Ein<br />
zusätzlicher Lösungsmittelaustausch kann<br />
auf Wunsch automatisiert werden. Entsprechend<br />
der verwendeten Analytik, kann der<br />
aufkonzentrierte Extrakt dann direkt vermessen<br />
oder weiter bearbeitet werden. PAK treten<br />
ubiquitär auf und sind auch in vielen fettreichen<br />
Lebensmitteln vermehrt enthalten.<br />
Kennziffer 30 LW 04 · www.biocom.de<br />
HPLC product line brochure<br />
Beckman Coulter has published a new brochure<br />
on its System Gold ® modular HPLC<br />
product line. It discribes the specialised application<br />
of HPLC for peptide mapping and<br />
protein analysis, enhanced with Beckman<br />
Coulter‘s proprietary solvent delivery technology.<br />
Applications in drug discovery and<br />
development are presented, as well as builtin<br />
features that help support regulatory competence.<br />
The brochure also describes the latest<br />
advancements in Beckman Coulter‘s 32<br />
Karat software platform, providing true 32bit<br />
control and data analysis for Beckman<br />
Coulter‘s HPLC and capillary electrophoresis<br />
systems.<br />
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P R O D U K T W E L T<br />
Kennziffer 31 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
Hochauflösendes ElektroSpray-Ionisierungs-<br />
Flugzeit-Massenspektrometer<br />
Das neue ElektroSpray-Ionisierungs-Flugzeit-Massenspektrometer<br />
(ESI-TOF) der Bruker<br />
Daltonik GmbH, das microTOF LC ist ein<br />
zukunftsweisendes ESI-TOF-<br />
Tischgerät mit höherer Performance<br />
für Forschungszwecke<br />
und verbesserten analytischen<br />
Anforderungen. ESI-TOF-Tischgeräte<br />
werden in der Pharma-Industrie,<br />
in der Biotechnik und<br />
von akademischen Forschern<br />
für genaue Massenermittlung<br />
verwendet, die die eindeutige<br />
Identifizierung kleiner Moleküle<br />
in den Metabolomics und der<br />
Chemie erlaubt.<br />
Das neue microTOF LC ist das<br />
erste leistungsstarke ESI-TOF-<br />
Tischgerät auf dem Markt. Obwohl<br />
es kleinere Abmessungen<br />
als andere ESI-TOF-Tischgeräte<br />
hat, zeichnet es sich durch etwa<br />
doppelte Auflösung (FWHM<br />
Auflösung 10.000) und erheblich verbesserte<br />
Massengenauigkeit aus – ohne die Notwendigkeit<br />
einer umständlichen internen Kali-<br />
brierung und des Signalintensitätsabgleichs.<br />
Das microTOF besitzt Hochgeschwindig-<br />
LC<br />
keits-Analog-Digital-Konverter (ADC), die<br />
zuverlässige quantitative Messungen<br />
erlauben und genaue,<br />
unverzerrte isotopische Muster<br />
erzeugen. Aufgrund seiner<br />
Schnelligkeit und Empfindlichkeit<br />
erfüllt das microTOF eine LC<br />
Schlüsselanforderung für<br />
schnelle Hochdurchsatz-LC/<br />
MS- und Hochdurchsatz-CE/<br />
MS-Analysen. Es mißt mit Akquisitionsraten<br />
größer als<br />
10 kHz, die mit – sofortiger , fliegender<br />
– Signalmittelwertbildung<br />
in Echtzeit 20 volle Spektren<br />
pro Sekunde aufnehmen<br />
können.<br />
Das microTOF erweitert<br />
LC<br />
die Produktlinie der ESI-TOF<br />
Massenspektrometrie-Produktlinie<br />
bei Bruker Daltonics, die<br />
bisher aus den in der Forschung angewandten<br />
großen und schweren Geräten BioTOFTM ,<br />
ESI-TOF und ESI-Q-q-TOF bestand.<br />
Kennziffer 33 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
Leica MATS-Wärmeplatte für optimales Mikroskopieren<br />
In der biologischen, medizinischen und pharmakologischen<br />
Forschung kommt der mikroskopischen<br />
Analyse lebender Zellen und temperaturempfindlicher<br />
Proben eine hohe Bedeutung<br />
zu. Hierfür müssen spezielle Bedin-<br />
gungen eingehalten werden, vor allem eine<br />
sorgfältig kontrollierte Temperatur.<br />
Die Leica MATS-Wärmeplatte (Microscope-stage<br />
Automatic Thermocontrol System)<br />
aus heizbarem, optischen Glas ist eine<br />
wirksame Lösung zum Schutz und zur Temperaturkontrolle<br />
von lebenden Zellen während<br />
der mikroskopischen Bearbeitung. Kritische<br />
Temperatursprünge werden vermieden,<br />
da Leica MATS eine gleichmäßige und<br />
konstante Temperatur über die gesamte Fläche<br />
garantiert.<br />
Durch eine hohe Temperaturstabilität (weniger<br />
als 0,5°C Schwankungen über 5 Stunden<br />
bei 37°C), die automatische Protokollierung,<br />
Bedienung in 0,1°C-Schritten und die<br />
präzise digitale Anzeige liefert Leica MATS<br />
stabile, zuverlässige und reproduzierbare Bedingungen<br />
für temperaturempfindliche Experimente<br />
bis 50°C.<br />
Die große, ebene Arbeitsfläche bietet Platz<br />
für mehrere Petrischalen oder Objektträger<br />
gleichzeitig. Leica MATS ist verfügbar für die<br />
gesamte Palette der Mikroskope – für Leica<br />
Stereomikroskope im Durchlicht ebenso wie<br />
für aufrechte und inverse Labor- und Forschungsmikroskope.<br />
46 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT<br />
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Kennziffer 32 LW 04 · www.biocom.de<br />
New mouse gene<br />
expression products<br />
Applied Biosystems has added a comprehensive<br />
collection of pre-designed primer and<br />
probe sets for mouse assays to its Assayson-Demand<br />
gene expression product range.<br />
These gene-specific sets usng TaqMan ®<br />
probes help researchers to quickly and easily<br />
perform quantitative gene expression studies<br />
on mouse genes. More than 8,000 assays are<br />
available in a single tube format and require<br />
only a few set-up and pipetting steps to generate<br />
sensitive, reproducible and quantitative<br />
gene expression data. They are simple to<br />
use and save researchers weeks or months of<br />
time they would have spent if they designed,<br />
formulated and tested their own assays.<br />
Kennziffer 34 LW 04 · www.biocom.de<br />
Roche führt AmpliChip<br />
CYP450-Test in den USA ein<br />
Roche Diagnostics hat mit dem AmpliChip<br />
CYP450 Tests auf Microarray-Basis den ersten<br />
pharmakogenomischen Biochip für klinische<br />
Anwendungen in den USA eingeführt.<br />
Der auf der Technologie von Affymetrix<br />
basierende Chip gibt Aufschluß darüber, wie<br />
genetische Variationen beim Menschen den<br />
Stoffwechsel von Medikamenten beeinflussen.<br />
So können bestimmte natürlich Polymorphismen<br />
in zwei Genen – CYP2D6 und<br />
CYP2C19 – nachgewiesen werden, die beim<br />
Stoffwechsel von Medikamenten eine wichtige<br />
Rolle spielen.<br />
Diese genetischen Variationen beeinflussen<br />
die individuell unterschiedliche Geschwindigkeit,<br />
mit welcher der Organismus<br />
eine Reihe häufig verwendeter Medikamente<br />
metabolisiert. Die Kenntnis dieser Variationen<br />
kann die Wahl des bestgeeigneten Medikamentes<br />
und der richtigen Dosierung unterstützen.<br />
Zudem lassen sich medikamentöse<br />
Therapien vermeiden, die beim Patienten<br />
schwere Nebenwirkungen verursachen<br />
würden.<br />
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Impressum<br />
LABORWELT (ISSN 1611-0854)<br />
erscheint zweimonatlich im Verlag der<br />
BIOCOM AG<br />
Stralsunder Str. 58-59<br />
D- 13355 Berlin<br />
Tel./Fax: 030/264921-0 / 030/264921-11<br />
eMail: laborwelt@biocom.de<br />
Internet: www.biocom.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Biol. Veronika Szentpétery (verantw.)<br />
Tel.: 030/264921-48<br />
Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk<br />
Tel.: 030/264921-50<br />
Anzeigenleitung:<br />
Oliver Schnell<br />
Tel. 030/264921-45<br />
eMail: schnell@biocom.de<br />
Leserservice:<br />
Angelika Werner<br />
Tel. 030/264921-40<br />
Bildtechnik und Layout:<br />
Heiko Fritz<br />
Graphik-Design:<br />
Michaela Reblin<br />
Druck<br />
Mayer & Söhne, D- 86551 Aichach<br />
Mitglieder der DECHEMA-Fachsektion<br />
Biotechnologie, der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Biotechnologie ÖGBT, der<br />
Neurowissenschaftlichen Gesellschaft NWG,<br />
der Gesellschaft für Genetik GfG, der<br />
Deutschen Gesellschaft für Proteomforschung<br />
DGPF, des Verbandes Deutscher Biologen<br />
vdbiol, der Deutschen Gesellschaft für<br />
Neurogenetik DGNG, des Vereins zur<br />
Förderung der Nutrigenomforschung, der<br />
Biotechnologischen Studenteninitiative e.V. (btS)<br />
sowie die Wissenschaftler des Nationalen<br />
Genomforschungsnetzes NGFN erhalten die<br />
Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />
Für einen regelmäßigen Bezug von<br />
LABORWELT ist eine kostenlose Registrierung<br />
unter www.biocom.de oder per Fax (siehe Seite<br />
49) erforderlich.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen<br />
in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren.<br />
Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Ohne schriftliche Genehmigung der BIOCOM<br />
AG darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert<br />
oder mit elektronischen Systemen verarbeitet,<br />
vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
© BIOCOM AG, Berlin<br />
® BIOCOM ist eine geschützte Marke der<br />
BIOCOM AG, Berlin<br />
BIOCOM ® AG<br />
T E R M I N E<br />
04.-05.08.03: Symposium „Integrative Bio-<br />
Informatik”, Bielefeld<br />
Info: Ralf Hofestäft, Universität Bielefeld, Technische Fakultät,<br />
AG Bioinformatik, Universitätsstrasse 25, D-33615 Bielefeld<br />
(Tel.: +49-(0)521-1065-283, bio-workshop@techfak.unibielefeld.de,<br />
http://cweb.uni-bielefeld.de/agbi/home/index.cw)<br />
24.08.-29.08.03: 11th European Congress on<br />
Biotechnology – Building Bridges between<br />
Biosciences and Bioengineering, Basel<br />
Info: ECB11, c/o AKM Congress Service, PO Box, Clarastrasse<br />
57, CH-4005 Basel, Switzerland (Tel.: +41-61-686-77-11,<br />
Fax: +41-61-686-77-88, info@akm.ch, www.ecb11.ch)<br />
25.-26.08.03: Partnering Day des Nationalen<br />
Genomforschungsnetzes (NGFN), Bonn<br />
Info: Projektmanagement NGFN, Projektträger im DLR,<br />
Pf. 240107, D-53154 Bonn (Tel.: +49-(0)228-3821-331,<br />
Fax: +49-(0)228-3821-332, eMail: pm-ngfn@dlr.de,<br />
Web: www.ngfn.de)<br />
02.-03.09.03: 2nd Proteome Forum, Rostock<br />
Info: Michael O. Glocker, Proteome Center, Universität Rostock,<br />
Joachim-Jungius-Str. 9, D-18059 Rostock<br />
(Tel./Fax: +49-(0)381-40-59-770 /-686,<br />
eMail: michael.glocker@med.uni-rostock.de,<br />
Web: www.pzr.uni-rostock.de/ProteomForum)<br />
03.-05.09.03: VAAM-Meeting „Molekularbiologie<br />
der Pilze”, Göttingen<br />
Info: Prof. Dr. Ursula Kües, Georg-August Universität<br />
Göttingen, Büsgenweg 2, D-37077 Göttingen<br />
(Tel.: +49-(0)551-397-024, Fax: +49-(0)551-397-705,<br />
eMail: pilztag@uni-goettingen.de,<br />
Web: www.pilztagung.uni-goettingen.de<br />
03.-05.09.03: 2nd International Conference<br />
„Cell-Based Assays”, Zürich<br />
03.-04.09.03: „Proteinase Inhibitors” – 2nd International<br />
Industry Conference, Zürich<br />
Info: Laura Beachus, IBC Life Sciences<br />
(Tel.: +44-(0)-1932-893-856, Fax: +44-(0)-1932-893-893,<br />
cust.serv@informa.com, www.ibc-lifesci.com/proteinase)<br />
04.-05.09.03: „Proteins: Targets, Tools and<br />
Therapeutics“-Symposium, Halle/Saale<br />
Info: Dr. Barbara Kampa, BioService Halle GmbH, Weinbergweg<br />
22, D-06120 Halle/Saale (Tel.: +49-(0)345-55-59-963,<br />
Fax: +49-(0)345-55-59-669, eMail: kampa@bioservicehalle.com,<br />
Web: www.bioservice-halle.com)<br />
07.-09.09.03: Functional Genomics „From<br />
Bacteria to Man”, Greifwald<br />
Info: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Medizinische<br />
Fakultät – AG Funtionelle Genomforschung, Walther-Rathenau-Str.<br />
49A, D-17489 Greifswald (Tel.: +49-(0)3834-515-655,<br />
Fax: +49-(0)3834-515-656), www.functional-genomics.de)<br />
14.-17.09.03: Proteomic Forum, München<br />
Info: Prof. Dr. Angelika Görg, TU München, D-85350 Freising-<br />
Weihenstephan (Tel.: +49-(0)8161-714265,<br />
Fax: +49-(0)8161-714264, eMail: angelika.gorg@wzw.tum.de,<br />
Web: www.weihenstephan.de/blm/deg/Forum2003.htm<br />
16.-18.09.03: GVC/DECHEMA-Jahrestagungen<br />
2003, Mannheim<br />
Info: DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, D- 60486<br />
Frankfurt (Tel.: +49-(0)69-7564-333, -129, Fax: +49-(0)69-<br />
7564--441, -176, eMail: tagungen@dechema.de,<br />
Web: www.dechema.de)<br />
17.-20.09.03: IDS-3 – 3rd International Dendrimer<br />
Symposium, Berlin<br />
Info: Barbara Feißt, DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25,<br />
D- 60486 Frankfurt (Tel.: +49-(0)69-7564-333, Fax: +49-<br />
(0)69-7564-441, eMail: info@ids-3.de, Web: www.ids-3.de)<br />
17.-18.09.03: Kooperationsforum „MedTech –<br />
Pharma – Biotech”, München<br />
Info: Thomas Feigl, Bayern Innovativ GmbH, Gewerbemueumsplatz<br />
2, D-90403 Nürnberg (Tel.: +49-(0)911-206-71-330,<br />
Fax: +49-(0)911-206-71-788, eMail: med@bayern-<br />
18.-19.09.03: Symposium des Nationalen<br />
Genomforschungsnetzes (NGFN) „Functional<br />
Genomics of Infectious Diseases and<br />
Inflammation”, Tübingen<br />
Info: Maike Gernhöfer, Institut für Med. Mikrobiologie und<br />
Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Tübingen, Elfriede-<br />
Aulhorn-Str. 6, D-72076 Tübingen (Tel.: +49-(0)7071-2982359,<br />
eMail: maike.gernhoefer@med.uni-tuebingen.de,<br />
Web: www.tuebingenome.de/symposium)<br />
18.09.03: 2. Internationaler Workshop „Scanning<br />
Probe Microscopy in Life Sciences”, Berlin<br />
Info: Zsuzsa Konczos, JPK Instruments AG, Bouchéstr. 12,<br />
D-12435 Berlin (Tel./Fax: +49-(0)30-5331-12073/ -1202,<br />
eMail: kpnczos@jpk.com, Web: www.spm-workshop.jpk.com)<br />
18.-20.09.03: Symposium „Structure and Function<br />
of Soil Microbiota”, Marburg/Lahn<br />
Info: Philipps-Universität Marburg, Department of Biology,<br />
Collaborative Research Centre 395 (SFB 395), Karl-von-<br />
Frisch-Strasse 8, D-35043 Marburg (Tel./Fax: +49-(0)6421-<br />
28-26811 /-26812, eMail: info@soilmicrobiota.de,<br />
Web: www.soilmicrobiota.de/)<br />
20.-04.09.03: ELSO 2003 & GBM-Tagung, Dresden<br />
Info: ELSO Office, Ingeborg Fatscher, P.O. Box 1151, D-69199<br />
Sandhausen (Tel.: +49-(0)6224-925-613, Fax: +49-(0)6224-<br />
925-610, -11, -12, eMail: contact@elso.org,<br />
Web: www.labhoo.com/elso/ELSO.asp)<br />
22.-23.09.03: Workshop und Fortbildungslehrgang<br />
„Gentechnische Sicherheit”, Hannover<br />
Info: Stefan Gerstel, Medizinische Hochschule Hannover<br />
(Tel.: +49-(0)511-532-5696, Fax: +49-(0)511-532-8580,<br />
email: Gerstel.Stefan@mh-hannover, Web: www.mhhannover.de/vorstand/biologsicherheit/seite2.htm)<br />
22.-23.09.03: Seminar „Entwicklung und<br />
Optimierung von HPLC”, Saarbrücken<br />
Info: Dr. Klinkner & Partner GmbH, IT Park Saarland, Geb. C1,<br />
Altenkesseler Straße 17, D-66115 Saarbrücken<br />
(Tel.: +49-(0)681-97-62-23-0, Fax: +49-(0)681-97-62-23-5,<br />
eMail: info@klinkner.de, Web: www.klinkner.de)<br />
24.-25.09.03: Conference „Drug Discovery<br />
Informatics 2003”, Mainz<br />
Info: Worldwide Business Research (Tel.: +44-20-7368-9400,<br />
eMail: drugdiscoveryinformatics@wbr.co.uk,<br />
Web: www.wbresearch.com/drugdiscovery/)<br />
25.09.-04.10.03: EMBO Practical Course „Modern<br />
Methods in Cell Biology”, Heidelberg, Germany<br />
Info: Course & Conference Office, European Molecular Biology<br />
Laboratory (EMBL), Meyerhofstr. 1, D-69117 Heidelberg<br />
(eMail: courses@embl-heidelberg.de)<br />
29.09.-02.10.03: NanoBioTec 2003, Forum<br />
„Nanobiotechnology meets Industry”, Münster<br />
Info: Maria Jaklin,CeNTech GmbH, Mendelstr. 11, D-48149<br />
Münster: (Tel: +49-(0)251-9801860, Fax: +49-(0)251-<br />
9801861, eMail: office@nanobiotec.de,<br />
Web: www.nanobiotec.de)<br />
05.-08.10.03: European Conference on<br />
Prokaryotic Genomes, Göttingen<br />
Info: Heike Geiling, DECHEMA e.V., Theodor-Heuss-Allee 25,<br />
D-60481 Frankfurt a.M. (Tel.: +49-(0)69-7564-280,<br />
Fax: +49-(0)69-7564-176, eMail: geiling@dechema.de,<br />
Web: www.dechema.de/prokagen)<br />
07.-09.10.03: BIOTECHNICA 2003, Hannover<br />
Info: Oliver Wedekind, Deutsche Messe AG, Messegelände,<br />
D- 30521 Hannover (Tel.: +49-(0)511-89-32128,<br />
Fax: +49-(0)511-89-31218, eMail: info@messe.de,<br />
Web: www.biotechnica.de)<br />
07.10.03: 2nd artus PCR-Symposium, Hamburg<br />
Info: Rebecca Bigott, artus GmbH, Königstraße 4a, D-22767<br />
Hamburg (Tel.: +49-(0)40-41-364-763, Fax: +49-(0)40-41-<br />
364-720, eMail: bigott@artus-biotech.de, Web: www.artusbiotech.de/)<br />
innovativ.de, Web: www.bayern-innovativ.de/med2003)) Kennziffer 35 LW 04 · www.biocom.de �<br />
50 | 4. Jahrgang | Nr. 4/2003 LABORWELT