6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)

dann alle Äußerungen von ‘Tat’ aufgezählt, Tätigkeiten also, die es auf keinen Fall zu
versäumen gilt:
"zu streiten, zu stürmen durch Not und Gefahr,
zu siegen, zu schaffen durchs pfadlose Jahr,
(um) dein Volk aus der Not zu befreien. Junge wach auf!"
Unverkennbar ist in diesem Text die Militarisierung der Tat um 1930, angesichts der
"Not des Volks", der ökonomisch-politischen Krise: "Wir fällen, was sich uns
entgegenstellt". Statt der schaffenden, aufbauenden Tat die "fällende", vernichtende,
die freilich ebenfalls von den "Sternen beleuchtet" und damit als gestaltende Tat
geadelt werden soll. Kreuzzugs-Gesinnung von ‘Gut-(Tat) Menschen’! Zur gleichen
Zeit verfasste ja der katholisch-jugendbewegte ‘Gutmensch’, Hans Baumann, sein
Lied von den "morschen Knochen", in dem "weitermarschiert wird, (selbst) wenn alles
in Scherben fällt". Das o.g. Lied fügt sich damit in ein bündisches Denksystem ein, aus
dem sich allerdings der Nationalsozialismus bediente. Dass es in der bündischen
Jugend auch eine friedliebende Mentalität einer bauenden, säenden und erntenden
Tat gab, erweist die Tatsache, dass sich der Führer der "Deutschen Freischar",
Admiral v. Trotha, 1930 genötigt sah, Sozialisten und Pazifisten in seinem Verband zu
maßregeln.
6.2.3 Tatgesinnung und jugendbewegte Siedlungsbewegung
Die ‘aufbauende’ Tat der Arbeiterbewegung wird bei der jugendbewegten Siedlungsgemeinschaft
zur ‘an-bauenden’ Tat der Heimatboden-Ideologie – wörtlich:
Getreide- und Hackfrucht-Anbau. Diese Siedlungsbewegung als Derivat der
Jugendbewegung wurde inzwischen recht genau dokumentiert 610 . Unter dem Einfluss
der Tat-Ideologie genügte ehemaligen Wandervögeln die Flucht in die ‘Gefilde’, die
‘Felder’also, nicht mehr, sondern
"es wartet(e) das Gelände (der Boden unter den Füßen) der Arbeit froher
Hände und wartet(e) auf den Pflug." 611
610 vgl. Ulrich Linse: Zurück o Mensch zur Mutter Erde, 1983
611 mündlich ca. 1950 in Bayern überliefertes Schullied
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