6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)
6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)
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gestaltende Tat gemeint sein, nicht die zerstörende des Krieges. Ob man den<br />
jugendlichen Menschen von damals unterstellen muß, dass sie dieser Unterscheidung<br />
nicht fähig waren? Eher nicht, wenn man die Rolle der Jugendbewegung im Widerstand<br />
gegen den Nationalsozialismus bedenkt. Schon eher werden maskuline Aggressionen<br />
sportlich kultiviert, umgewidmet und damit kompensiert. Einen persönlichen<br />
Gegner kann diese Art von Kampf nicht brauchen. Er findet in der Psyche der<br />
heranwachsenden jugendlichen Persönlichkeit statt: Ego vs. Über-Ich. Der ‘Berg’ wird<br />
dabei als sportlicher Gegner zum allegorischen Spielkameraden ernannt, er"ruft"<br />
zum Kampf. In Buch- und Filmtiteln taucht dieses Wort als Modebegriff auf – und<br />
natürlich in Liedertexten. Noch einmal soll der Münchner Bergsteiger-Philosoph, Leo<br />
("Much") Maduschka, das Wort dazu haben:<br />
"Dieses Ziel (des Kampfes, W.L.) ist das Abenteuer. Das Abenteuer der<br />
Seele, des Geistes, der Tat (!) in jeder Form, in stets wechselnder, immer<br />
neuer Gestalt." 658<br />
Während in manchen Jugendbünden die romantisierenden "Älteren" mit den sachlichen<br />
"Jüngeren" um 1930 in einen Generationskonflikt gerieten, bemüht sich<br />
Maduschka um eine Versöhnung der beiden Lager und ihrer Mentalitäten:<br />
"Gewollt ist [...] lediglich: auch in der alpin-kämpferischen Tat, Bezüge<br />
zum Romantischen aufzuzeigen [...], wie die alpine Tat auch – nicht nur –<br />
als Funktion romantischer Wesenselemente im Bergsteigen aufgefasst<br />
werden kann." 659<br />
Mehr als die bündische Jugend sonst, neigt der Alpin-Philosoph zur pathetischen<br />
Inszenierung seiner heroisch ‘erlebten’ Tat:<br />
"Ein Wille zum Risiko [...], der sich Nietzsches wundervolles Wort vom<br />
‘Amor-fati’zur Devise kürt: die hell-dunkle, heitere und tiefe, gelassene, jasagende<br />
Liebe zum eigenen Schicksal." 660<br />
Wann wurden je solch große Worte an postpubertäre Aggressionen verschwendet?<br />
Weil nämlich diese Art von Jugendlichkeit ein generationelles Lebensgefühl<br />
658<br />
L. Maduschka 1937: Junger Mensch im Gebirg, S. 162<br />
659<br />
wie oben, S. 165<br />
660<br />
wie oben, S. 166<br />
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