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B e rn h a rd K ru sch e, T o rste n G ro th E d ito ria l

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Restrisiko beinhalten, d. h. also individuelle Ermessensspielräume zulassen.<br />

Irritierend auch die Erkenntnis, dass einfache Me<strong>th</strong>oden in komplexen<br />

Situationen viel erfolgreicher sind als solche, mit denen versucht wi<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>, alle<br />

kriti<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>en Faktoren in Betracht zu ziehen – Letzteres führt eher zur Paralyse<br />

in der konkreten Ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidungssituation. Intuition und Erfah<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ng – die<br />

gängigen Antworten auf den Umgang mit Unbekanntem – hält er für wenig<br />

nützlich; eine konkrete Liste von Reduktionsfaktoren hingegen hilft, die<br />

größten Risiken zu vermeiden.<br />

Charles Per<strong>ro</strong>w hat uns Anfang der 80er Jahre die Augen geöffnet für<br />

»normale Katast<strong>ro</strong>phen«. Während er damals Unfälle in Atomkraftwerken, in<br />

Chemiewerken oder auf Tanke<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng> untersucht hat, die aufg<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>nd nicht planbarer<br />

Verkopplungen <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>einbar harmloser Abweichungen zu Katast<strong>ro</strong>phen<br />

führten, erinnert er im aktuellen Beitrag Wirt<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aft und Politik daran,<br />

dass das Auftreten gesamtgesell<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aftlicher Katast<strong>ro</strong>phen erwartbar ist. Dirk<br />

Baecker <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ließt daran an und zeigt, dass Krisen in der nächsten Gesell<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aft<br />

als Komplexitätszusammenbrüche zu ve<st<strong>ro</strong>ng>rste</st<strong>ro</strong>ng>hen sind, die eher dazu<br />

auf<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>fen, nach dem »Wie-geht’s-weiter« zu fragen, anstatt sich in Ursachenfor<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ungen<br />

zu verlieren.<br />

Mit der Krise am Finanzmarkt und der Angst vor einem Kollaps des<br />

Bankensystems hat der Begriff der »Systemic Risks« P<strong>ro</strong>minenz erlangt und<br />

dementsprechend auch Eingang in die Politik gefunden. Aufg<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>nd »systemi<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>er<br />

Risiken« müsse – so etwa der Tenor g<strong>ro</strong>ßer Parteien – die Politik<br />

stützend am Finanzmarkt intervenieren, aufg<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>nd von »Systemrelevanz«<br />

müssen einzelne Banken künstlich am Leben gehalten we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en. Das Adjektiv<br />

»systemi<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>« dient in dieser Argumentation eher zur Legitimation von<br />

Unvermeidlichkeiten, als dass damit eine besondere Qualität verknüpft<br />

wi<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>. Der Beitrag von Didier So<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>ette zeigt nicht nur, wie es zu dieser Krise<br />

kommen konnte, er weist auch den Weg zu einer Wirt<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>afts- und Finanzpolitik,<br />

die auf »long-term g<strong>ro</strong>w<strong>th</strong>« setzt, hin. Die Überlegungen Fritz<br />

Stahels hingegen setzen am P<strong>ro</strong>blem des »too big to fail« an. In sechs Thesen<br />

verweist er auf notwendige und angemessene Möglichkeiten einer Krisenprävention,<br />

die gar nicht erst die Gefahr eines Kollapses ganzer Finanzsysteme<br />

aufkommen lässt. – Der Beitrag von Gün<strong>th</strong>er Ortmann kommentiert<br />

die aktuelle Finanzkrise aus organisations<strong>th</strong>eoreti<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>er Perspektive: Bei der<br />

Diskussion zu volkswirt<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aftlichen Regulie<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ngsversuchen sollte nicht aus<br />

den Augen verloren we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en, dass sowohl die Eskalation wie auch die an<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ließende<br />

Krisenprävention auf adressierfähige Systeme angewiesen ist:<br />

Organisationen eben. Mut macht dies nicht unbedingt, aber womöglich ist<br />

der nüchte<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>e Blick auf die wenigen Möglichkeiten der Organisation des<br />

Risikos angemessener als die naive Hoffnung auf eine gesamtgesell<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aftliche<br />

Ve<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>unft.<br />

Wie Unte<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>ehmen die Wirt<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aftkrise gemeistert haben und welche<br />

Lehren Füh<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ngskräfte für sich und ihr zukünftiges Füh<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ngshandeln aus<br />

den letzten Monaten ziehen, zeigen die Interviews mit Armin Golz, CFO<br />

Bo<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> Rex<strong>ro</strong><strong>th</strong> Niederlande, sowie Marlis Wallek, Leiterin »Strategic P<strong>ro</strong>jects«<br />

bei der A1 Telekom Aust<strong>ria</strong>. – Die Denkfigur <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ließlich, die von<br />

Ed<strong>ito</strong><strong>ria</strong>l 4 Revue für pos<strong>th</strong>e<strong>ro</strong>i<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>es Management / Heft 7

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