B e rn h a rd K ru sch e, T o rste n G ro th E d ito ria l
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We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter ist Bergführer und Lawinenfor<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>er. Durch seine zahlreichen Publikationen zur Beurteilung von<br />
Lawinenrisiken und den unbestritten erfolgreichen Einsatz seiner Me<strong>th</strong>oden wu<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>e er zum anerkannten Experten.<br />
Vor seiner Pensionie<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ng arbeitete der Unsicherheitsexperte zehn Jahre für das Eidgenössi<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>e Institut für Schneeund<br />
Lawinenfor<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ung in Davos, Schweiz.<br />
Falk Busse hat Kultur- und Kommunikationswissen<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aften an der Zeppelin University in Friedrichshafen studiert.<br />
Zuletzt war er für ver<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>iedene P<strong>ro</strong>jekte des Goe<strong>th</strong>e-Instituts Bangladesh in Chittagong verantwortlich.<br />
Interview mit We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter<br />
Vom Wert des differenzierten Beurteilens und<br />
<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ablonenartigen Ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidens*<br />
Um 50 P<strong>ro</strong>zent sind die Opferzahlen bei Lawinenunglücken seit den<br />
80er Jahren zurückgegangen. Dieser Erfolg geht zu einem g<strong>ro</strong>ßen Teil<br />
auf die Arbeit von We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter zurück, dessen We<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>egang vom<br />
Sicherheitsgaranten zum Unsicherheitsexperten als exemplari<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> für<br />
Risikomanagement – auch außerhalb der Berge – gelten kann. Ge<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>e<br />
zitiert der Bergführer Nietz<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>e und wirbt dafür, »die Wahrheit auf<br />
eine kluge Weise misszuve<st<strong>ro</strong>ng>rste</st<strong>ro</strong>ng>hen, zum Zwecke des Überlebens«.<br />
Falk Busse im Gespräch mit dem Lawinenfor<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>er.<br />
Falk Busse: Herr Munter, Sie haben Knoten für Bergstei-<br />
ger entwickelt und wirksame Me<strong>th</strong>oden zur Beurteilung<br />
von Lawinenrisiken entwickelt. Man könnte sagen, Risiken<br />
sind das immer wiederkehrende Motiv in Ihrem Leben.<br />
Welche riskanten Ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidungen haben Sie selbst während<br />
Ihres We<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>egangs get<strong>ro</strong>ffen?<br />
We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter: Nach meinem Studium der Ge<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ichte und<br />
Germanistik und meiner einjährigen Tätigkeit als Gymnasiallehrer<br />
musste ich mich ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eiden: Will ich da weitermachen<br />
oder will ich auf ein Gebiet umsatteln, das ich<br />
nicht studiert hatte. Das war die <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>were Ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidung.<br />
Aber ich fühlte so klar, dass ich dort mehr leisten könnte<br />
als auf einem Gymnasium. Da gibt es so viele Lehrer, da<br />
war ich leicht ersetzbar. Hingegen hatte ich von Anfang an<br />
das Gefühl, dass im Risikomanagement beim Bergsteigen<br />
ein Kopf fehlt, der sich der Herausfo<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>e<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ng stellt und sich<br />
die Zeit nimmt, die Sache wirklich gründlich zu durchdenken.<br />
Ich habe dann den Lehrerbe<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>f an den Nagel gehängt<br />
und mich in die Lawinenkunde gestürzt.<br />
Wa<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>m sind Ihre Me<strong>th</strong>oden wirksamer als andere? Geht es<br />
da<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>m, möglichst viele Daten zu sammeln, also ein möglichst<br />
genaues Abbild der Realität zu konst<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ieren, oder<br />
was ist das Geheimnis?<br />
Da gibt es sicher sehr ver<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>iedene Gründe. Einmal muss<br />
die Me<strong>th</strong>ode einfach anwendbar sein. Jeder Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> muss<br />
das begreifen können. Und es muss allgemein akzeptiert<br />
we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en. Also, wenn ich eine Me<strong>th</strong>ode entwickle, bei der<br />
prakti<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> keine Unfälle mehr passieren, dann wi<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng> der<br />
Spielraum so einge<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ränkt, dass die Leute meine Me<strong>th</strong>ode<br />
nicht akzeptieren. Der Risikostanda<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng> muss so gewählt<br />
we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en, dass die meisten damit einverstanden sind. Das<br />
heiß, man muss Risiken erlauben. Und meine Me<strong>th</strong>ode<br />
erlaubt kleine und mittlere Risiken, <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ließt eigentlich nur<br />
die g<strong>ro</strong>ßen Risiken aus, und das leuchtet den meisten<br />
Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>en ein.<br />
Haben wir richtig gehört? Wenn eine Me<strong>th</strong>ode das Risiko<br />
ganz aus<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ließen wü<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>e …<br />
We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter im Interview 8 Revue für pos<strong>th</strong>e<strong>ro</strong>i<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>es Management / Heft 7