B e rn h a rd K ru sch e, T o rste n G ro th E d ito ria l
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100/0<br />
Todesopfer in %<br />
50/50<br />
40/60<br />
30/70<br />
20/80<br />
10/90<br />
Jeder kann das und Experten<br />
sind genauso blöd wie wir, also<br />
weg mit dem Heiligen<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ein.<br />
Wir brauchen eine Me<strong>th</strong>ode, die<br />
von jedem angewendet we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en<br />
kann. Und das trifft so auch auf<br />
andere Situationen zu.<br />
Abb. 3<br />
Risiko 3<br />
Risiko 2,2<br />
Risiko 2<br />
Risiko 1,5<br />
Risiko 1<br />
Risiko 0,9 (Pareto-Optimum 20 : 80)<br />
Risiko 0,5<br />
(Risiko Luf<strong>th</strong>ansa)<br />
0 10 20 30 40 50 Verzicht in % 100<br />
Klumpenrisiken, jenseits der Limits. Unbedingt meiden<br />
Optimaler Bereich für P<strong>ro</strong>fis und engagierte Amateure.<br />
Kalkulierte Risiken<br />
Bereich für Anfänger und Gelegenheitstouristen<br />
case<br />
fatality<br />
rate<br />
1 : 50.000<br />
1 : 100.000<br />
1 : 1.000.000<br />
Risiko vs. Verzicht – Optimie<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ng.<br />
Der Scheitelpunkt der »Hyperbel« liegt interessanterweise ziemlich<br />
genau im Pareto-Optimum, das besagt, dass sich mit 20 % Aufwand<br />
(hier Verzicht) 80 % Wirkung (hier Reduktion der Todesopfer) erzielen<br />
lässt. Beim Risikostanda<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng> 1 müssen wir im Durch<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>nitt 1 x p<strong>ro</strong><br />
Woche verzichten. Das ist zumutbar, vor allem, wenn man bedenkt,<br />
dass an diesem Tag oft auch noch <st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>lechtes Wetter herr<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>t.<br />
Zug<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>nde gelegt ist ein diversifiziertes Tourenp<strong>ro</strong>gramm mit leichten<br />
bis ansp<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>chsvollen Touren. Um den Risikostanda<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng> der Luf<strong>th</strong>ansa zu<br />
erreichen, müssten wir in 4 von 5 Fällen verzichten …<br />
Die Klumpenrisiken, Risiko > 2, sind klar erkennbar: Konzentrieren sich<br />
doch 60 % der tödlichen Unfälle in nur 10 % der Aktivitäten!<br />
We<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>er Munter im Interview<br />
.............<br />
11<br />
der Me<strong>th</strong>ode, die den Anwender aber gar nicht interessie-<br />
ren muss. Wichtig ist dann aber, entsprechend der drei<br />
kybe<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>eti<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>en Prinzipien – auswählen, gewichten und<br />
ve<st<strong>ro</strong>ng>rn</st<strong>ro</strong>ng>etzen – Schritt zwei und drei auch zu gehen. Als ich<br />
mit dieser Arbeit begonnen habe, hat man noch mit wissensbasierten<br />
Ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidungen gearbeitet, also Expertenwissen.<br />
Das heißt, da gab es einen Gu<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng> und alle anderen<br />
sind dumm. Damit habe ich geb<strong>ro</strong>chen und gesagt: Jeder<br />
kann das und Experten sind genauso blöd wie wir, also<br />
weg mit dem Heiligen<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ein. Wir brauchen eine Me<strong>th</strong>ode,<br />
die von jedem angewendet we<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en kann. Und das trifft so<br />
auch auf andere Situationen zu.<br />
Und bei der Wirt<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>aftskrise, was ist da fal<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> gelaufen?<br />
Ich glaube, dass man wahr<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>einlich den Faktor Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng><br />
ausgeklammert und zu sehr an die Formeln geglaubt hat.<br />
Dabei wu<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>en diese ja hinterfragt und auch gezeigt, dass<br />
die Formeln nur in bestimmten Situationen funktionieren.<br />
Zum Beispiel hat man vorausgesetzt, dass sich der Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng><br />
rational verhält, was natürlich überhaupt nicht stimmt,<br />
die Krise hat es bewiesen. Der Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> benimmt sich wie<br />
ein He<st<strong>ro</strong>ng>rd</st<strong>ro</strong>ng>entier.<br />
Die Me<strong>th</strong>oden waren also auf fal<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>en Prämissen aufgebaut?<br />
Der freie Markt kann nur funktionieren, wenn jeder frei<br />
ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidet und rational ent<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>eidet. Und diese beiden<br />
Voraussetzungen sind eben nicht erfüllt. Der Men<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng> ist<br />
nicht rational und das gilt auch für den Bergsteiger. Aber<br />
dort habe ich meine Regeln entwickelt, um diese fehlende<br />
Rationalität zu korrigieren. Wenn man jetzt stur nach<br />
Regeln arbeitet, dann verhält man sich einigermaßen richtig,<br />
und man muss vor allem die Intuition aus<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>alten. Es<br />
gibt immer wieder Leute, die an die Intuition glauben.<br />
Aber die Beweisfüh<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>ngen sind mir da oft zu einfach. Und<br />
vor allem wenn es dann um Leben und Tod geht, da sind<br />
unverbindliche Ratespiele nicht das richtige Mittel.<br />
Deshalb habe ich versucht, Intuition – die zwar hier und da<br />
funktioniert, aber hier und da auch nicht – und wir wissen<br />
eben nicht, wann sie es tut – auszu<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>alten. Meine<br />
Me<strong>th</strong>ode ist eigentlich nichts anderes, als die Irrationalität<br />
durch Rationalität zu ersetzen. Ihr Credo lautet: weg von<br />
dem Gefühl.<br />
Ich habe Lawinenunfälle <st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>nd um die Welt untersucht,<br />
und kann Ihnen sagen, Intuition funktioniert nicht. Auch<br />
an der Börse funktioniert Intuition nicht. Da haben Sie<br />
immer diese Ge<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>ichten von irgendwelchen Gu<st<strong>ro</strong>ng>ru</st<strong>ro</strong>ng>s, die<br />
eine Zeit lang Erfolg, also einfach Glück haben. Und dann<br />
Revue für pos<strong>th</strong>e<strong>ro</strong>i<st<strong>ro</strong>ng>sch</st<strong>ro</strong>ng>es Management / Heft 7