Die Deutschen und ihr Drittes Reich... - Adolf-Reichwein-Verein

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eichwein forum Nr. 10 / Oktober 2007 boten seitens verschiedener NS-Institutionen hat es nicht gemangelt. Entscheidend aber ist, dass er es eben nicht gemacht hat. Statt dessen hat er sich aktiv dem konspirativen Widerstand angeschlossen und vor allem im Kreisauer Kreis an den politischen Konzeptionen für die Zeit nach dem geplanten Umsturz mitgewirkt. Aber wie aus dem angeblichen �dienstbaren Begleiter� ein Widerstandskämpfer, der sein Leben für eine bessere Zukunft eingesetzt hat, werden konnte, in dieser Frage bleibt Frau Hohmann jegliche Erklärung schuldig. Christine Hohmann hat mit ihrem Buch das Verhältnis Reichweins zum Nationalsozialismus thematisiert. Die Aussprache führte zu dem Ergebnis, dass ihre Analyse einseitig und oberflächlich und dass der Titel "Dienstbares Begleiten und später Widerstand" in keiner Weise angemessen ist. Zwar hat Reichwein mit NS- Organisationen kooperiert, aber man kann diese zeitweilige und aus Distanz geführte Kooperation nicht als "dienstbares Begleiten" bezeichnen. Und: Reichwein hat bereits in Tiefensee eine klare Gegenposition zum NS-System vertreten und ab 1940 im Kreisauer Kreis mitgearbeitet; es war daher kein Widerstand von Anfang an (1933), aber auch kein "später Widerstand". Literatur Amlung, Ullrich: Adolf Reichwein 1898 � 1944. Ein Lebensbild des Reformpädagogen, Volkskundlers und Widerstandskämpfers. Frankfurt/Main 1999. Hohmann Christine: Dienstbares Begleiten und später Widerstand. Der nationale Sozialist Adolf Reichwein im Nationalsozialismus. Bad Heilbrunn 2007. Huber, Wilfried: Museumspädagogik und Widerstand 1939 � 1944. Zum bildungspolitischen Aspekt im Leben von Adolf Reichwein. In: Huber, Wilfried / Krebs, Albert (Hrsg): Adolf Reichwein 1898 � 1944. Erinnerungen, Forschungen, Impulse. Paderborn u.a. 1981, S. 303� 377. Lingelbach, Karl Christoph: Adolf Reichweins pädagogische Konzeption des Schulmodells Tiefensee. Schulentwicklung unter Ansprüchen politisch instrumentalisierter Reformpädagogik. In. Reichwein-Forum Nr. 4 / April 2004, S. 13�22. Lingelbach, Karl Christoph: Forschung im Editionsvorgang. Das Beispiel: �Aus der Arbeit in der dorfeigenen Schule� (1938). In: Reichwein-Forum Nr. 8 / Juli 2006, S. 67-72. 8 Moltke, Helmuth James von: Briefe an Freya 1939 � 1945. Herausgegeben von Beate Ruhm von Oppen. München 1988. Mommsen, Hans: Adolf Reichweins Weg in den Widerstand. In: Friedenthal-Haase, Martha (Hrsg.): Adolf Reichwein - Widerstandskämpfer und Pädagoge. Erlangen / Jena 1999, S. 11-22. Mommsen, Hans: Mitschuld sieht anders aus. War der Widerstandskämpfer Adolf Reichwein ein Nazi? In: Süddeutsche Zeitung vom 13. Juni 2007. Pallat, Gabriele C. / Reichwein, Roland / Kunz, Lothar (Hrsg.): Adolf Reichwein: Pädagoge und Widerstandskämpfer. Ein Lebensbild in Briefen und Dokumenten (1914 � 1944). Paderborn u. a. 1999 (im Text abgekürzt als: LBD). Reichsnährstand (Hrsg.): Der 6. Reichsbauerntag in Goslar vom 20. � 27. 11.1938 (= Archiv des Reichsnährstandes, Bd. 5). Berlin 1938. Ruppert, Herbert E. / Wittig, Horst E. (Hrsg.): Adolf Reichwein. Ausgewählte Pädagogische Schriften. Paderborn 1978 (im Text abgekürzt als: APS). Vogt, Stefan: Der Antifaschismus der sozialdemokratischen Jungen Rechten. Faschismusanalysen und antifaschistische Strategien im Kreis um die �Neuen Blätter für den Sozialismus� in den letzten Jahren der Weimarer Republik. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 48/2000, S. 990-1011. Vogt, Stefan: Nationaler Sozialismus und Soziale Demokratie. Die sozialdemokratische Junge Rechte 1918- 1945. Bonn 2006.
Die Redaktion erreichten zu diesem Thema noch die folgenden drei Beiträge: Beitrag von Prof. Dr. Roland Reichwein für das Forum: Wie Frau Hohmann auf ihre Absichten hereinfällt und Fehler macht, die sie anderen gerne vorwirft - Ein Beispiel reichwein forum Nr. 10 / Oktober 2007 Roland Reichwein In Kapitel 6 ihrer Dissertation, das den Titel trägt �Widerstand 1940 - 1944. Adolf Reichwein als Mitglied des Kreisauer Kreises� (S. 181 - 201), versucht Christine Hohmann nicht etwa zu erklären, wie und warum Adolf Reichwein, den sie bis dahin als nationalen Sozialisten mit ideologischen Affinitäten zum Nationalsozialismus, als allzu �dienstbaren Begleiter� des Hitler-Regimes und als politisch unfähigen Kopf dargestellt hat, sich dem Kreis um Moltke und Yorck angeschlossen hat und in den subversiven Widerstand gegangen ist. Das wäre nun zwar notwendig, aber auch einigermaßen schwierig und aufwändig gewesen. Sie hält sich auch nicht mit der Frage auf, wieso es sich bei Reichwein um einen �späten� Widerstand gehandelt hat, wie es im Buchtitel heißt, womit die Autorin wohl einen �zu späten� Widerstand meint, obwohl er immerhin 1940 begann, als Hitlers Armeen an allen bisherigen Fronten Siege und Erfolge verzeichnen konnten. Sie geht vielmehr von der einfachen Tatsache aus, dass Reichwein seit etwa August 1940 dem Kreis um Moltke und Yorck angehört habe, was sie schlechterdings nicht auch noch bestreiten kann, und versucht nun nachzuweisen, dass er in diesem Widerstandskreis keine wichtige Funktion und Rolle innehatte und dass sein �Widerstand� insofern fragwürdig und kaum belegbar sei. Ihren Nachweis führt sie in mehreren Schritten: 1) Zunächst stellt sie fest, dass der wichtigsten schriftlichen Quelle über den Kreisauer Kreis, nämlich Moltkes �Briefen an Freya�, nicht viel über Reichwein innerhalb des Kreises zu entnehmen sei.( S. 183 f. und S.188 f.) 2) Dann behauptet sie, dass die späteren Aussagen von Zeitgenossen und Zeitzeugen über die Widerstandsaktivitäten Reichweins unzuverlässig und fragwürdig seien. (S.184 - 187) 9 3) Sodann behauptet sie, dass ein schriftliches Dokument, das Reichweins Mitarbeit im Kreisauer Kreis belegen könnte, nämlich die Denkschrift �Gedanken über Erziehung� vom 18.10.1941, nicht von ihm stammen könne, sondern von Otto Heinrich von der Gablentz stammen müsse. (S. 189 - 192) 4) Ferner bezweifelt sie, dass Reichwein bei seinen zahlreichen Dienstgesprächen und -reisen eine wichtige Verbindungs-, Vermittlungs- und Rekrutierungsfunktion für den Widerstandskreis wahrgenommen habe. (S.193 - 195) Wenn überhaupt, habe Reichwein erst nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944, als der Kreis bereits auseinander fiel, selber wichtige Kontaktgespräche geführt. (�später Widerstand�!?) Außerdem sei er zur Kontaktaufnahme mit Widerstandsbewegungen im Ausland ungeeignet gewesen, weil er in einem einzigen Brief terroristische Attentate von Dänen gegen Landsleute, die mit den deutschen Besatzern kooperierten, als solche brandmarkte. Sonst findet sich in den erhaltenen Briefen Reichweins keine Bemerkung über Widerstandsbewegungen in den besetzten Ländern, was ihm aber Frau Hohmann - erstaunlicherweise, möchte man sagen - nicht auch noch negativ ankreidet. 5) Außerdem bezweifelt sie, dass Reichwein vom Kreisauer Kreis als Kultusminister für eine neue Reichsregierung nach dem Tag X vorgesehen war. (S. 195 f.) Dies ging auch vermutlich eher auf Julius Leber zurück, der sich nie so richtig in den Kreisauer Kreis integrieren ließ. 6) Abschließend referiert sie den immerhin bemerkenswerten Versuch Mierendorffs, Reichweins und Lebers, den Kreisauer Kreis und die Sozialdemokraten in ihm - im Hinblick auf den geplanten Staatsstreich - mit dem kommunistischen Widerstand im Untergrund in Verbindung zu bringen, der - nach dem Tod Mierendorffs - mit der Verhaftung der beiden Letzteren endete, Tatsachen, die nicht zu bestreiten sind, auf deren Einzelheiten sowie deren Bedeutung sie jedoch nicht näher eingeht, die sie auch nicht kommentiert. (S. 197 - 199) Im Folgenden greife ich den dritten Punkt heraus, um an diesem Beispiel zu zeigen, wie Frau Hohmann auf ihre eigene, einseitige Tendenz hereinfällt und entsprechende Fehler macht. Ihre Behandlung des Dokuments �Gedanken über Erziehung� nimmt immerhin drei der 20 Seiten ein, scheint ihr also nicht ganz unwichtig gewesen zu sein. Sie beginnt ihre Behandlung des Themas mit der Behauptung, dass der Annahme der Reichwein-Forschung, dass dieses Dokument mindestens �vorwiegend von Reichwein stammen dürfte..., nicht gefolgt werden kann�. (S. 189) Diese Aussage ist bereits bemerkens-
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