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Alexander Häusler: Nomaden, Indogermanen, Invasion ... - SFB 586

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NOMADENHYPOTHESE UND INDOGERMANISTIK27Als Argumente für das <strong>Nomaden</strong>tum der seiner Ansicht nach nach dem Nordeneinfallenden Schnurkeramiker bzw. Streitaxtleute führte E. Wahle insbesondereÜberlegungen zur Wirtschaft der Germanen und die Kenntnis von Pferd undStreitwagen bei den Germanen der Bronzezeit und darüber hinaus bei den Schnurkeramikernan. Um diese Annahmen zu verstehen, soll untersucht werden, woraufer sich stützte.Ein wichtiger Gesichtspunkt bestand für E. Wahle darin, aus Kulturerscheinungenspäterer Zeit auf diejenigen der Idg. zu schließen. E. Wahle (1970, 56, Anm. 1)verteidigte die im 19. Jh. aufgekommene These vom <strong>Nomaden</strong>tum der Germanendeshalb, "weil eine in dieser Richtung liegende Komponente der Zivilisation nichtzu leugnen ist". Aus Formulierungen bei Cäsar und Tacitus über die Germanenauf die wirtschaftlichen Zustände weit zurückliegender Jahrtausende zu schließen,ist (bei Sprachwissenschaftlern) auch heute mitunter noch üblich (Crevatin 1979).<strong>Nomaden</strong>hypothese und IndogermanistikDie Argumentation von E. Wahle mag heute erstaunen. Er konnte sich jedoch aufden Indogermanisten O. Schrader berufen, der die Germanen unter Verweis aufNachrichten bei den antiken Autoren in die Nähe der wenig Sesshaften zu rückengeneigt war. "Der älteste Ackerbau... hat bei den Bevölkerungen Alteuropas alseiner des freien Mannes unwürdig gegolten, ... so wird man anzunehmen haben,daß überall, wo im alten Europa Unterjochte neben einer freien Bevölkerung lebten,den ersteren die Pflege des Ackerbaus zufiel" (Schrader 1907, 208). Er zitiertzustimmend V. Hehn, bei dem es heißt: "Bei noch unstäten Völkern kämpft jedererwachsene Mann. Hätten die Deutschen emsig den Boden bestellt, dann wärensie überhaupt nicht ausgezogen, das Römische Reich in Trümmer zu schlagen". O.Schrader meinte allerdings nicht, die Germanen oder Idg. seien <strong>Nomaden</strong> gewesen,"sondern nur, der Ackerbau habe bei ihnen eine nebensächliche und verächtlicheRolle gespielt" (Schrader 1907, 215).Für O. Schrader waren die Idg. "ein Volk von Vieh- besonders von Rindviehzüchtern".Er räumt den westlichen Idg. zwar die Kenntnis des Ackerbaus ein,"ohne sich jedoch auch hier über ein von der freien männlichen Bevölkerungverachtetes, den Menschen noch nicht an die Scholle bindendes Anhängsel derViehzucht zu erheben" (Schrader 1907, 220). Wollen wir E. Wahle und O. Schra-Mitteilungen des <strong>SFB</strong> <strong>586</strong> „Differenz und Integration“ 3

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