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Abschlussbericht zum Forschungsauftrag 06HS015 „Indikatoren - BLE

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Bedeutung erhalten. Nach Van den Weghe (2009) wird durch das Welfare ® -Quality-<br />

System die Sicht des Tieres in den Vordergrund gestellt, indem direkt am Tiere<br />

erhobene Messparameter bei der Beurteilung von Haltungssystemen den<br />

Erfüllungsgrad der Kriterien des Welfare ® -Quality-Systems widerspiegeln und nicht<br />

etwa die Beurteilung der Tiergerechtheit anhand des Haltungssystems erfolgt.<br />

Dadurch wird die Beurteilung relativ unabhängig vom Haltungssystem durchgeführt.<br />

Allerdings werden auch relevante haltungsbedingte Parameter (z. B. Besatzdichte,<br />

Stallklima usw.) und das Management betreffende Messungen (z. B. Umgang mit<br />

den Tieren, Führung von Aufzeichnungen) mit einbezogen. Zusammen sollen diese<br />

Messungen helfen, das Tierschutzniveau zuverlässig beurteilen zu können,<br />

Ursachen für schlechtes Wohlergehen festzustellen und Empfehlungen an Landwirte<br />

hinsichtlich möglicher Verbesserungen zu formulieren. Folgende Kriterien müssen<br />

nach dem Welfare Quality ® -System für eine tiergerechte Haltung von<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren erfüllt werden:<br />

1. Tiere sollen nicht längere Zeit unter Hunger leiden, d. h., sie sollen ausreichend und angemessen<br />

gefüttert werden.<br />

2. Tiere sollen nicht längere Zeit unter Durst leiden, d. h., sie sollen in ausreichendem Maße Zugang<br />

zu Wasser haben.<br />

3. Tiere sollen bequem ruhen können.<br />

4. Tiere sollen ihre Körpertemperatur in einem verträglichen Bereich halten können, d. h., es soll<br />

ihnen weder zu heiß noch zu kalt sein.<br />

5. Tiere sollen genügend Platz haben, um sich frei bewegen zu können.<br />

6. Tiere sollen frei von körperlichern Schäden sein.<br />

7. Tiere sollen frei von Krankheiten sein, d. h., Landwirte sollen in Bezug auf Hygiene und Pflege<br />

hohe Maßstäbe aufrechterhalten.<br />

8. Tiere sollen nicht unter Schmerzen durch unsachgemäße Betreuung, Schlachtung oder durch<br />

Eingriffe (wie Kastration oder Enthornung) leiden.<br />

9. Tiere sollen in der Lage sein, normales, nicht schädliches Sozialverhalten auszuüben, z. B.<br />

soziale Körperpflege 11 .<br />

11 Anmerkung zu Punkt 9: Ein in der Diskussion stehender Punkt ist in diesem Zusammenhang das Kupieren des Oberschnabel, welches<br />

ein „normales“ Picken verhindert. Durch dadurch entstehendes Unvermögen, kleinere Partikel gezielt zu erfassen, wird ein mehrmaliges<br />

Picken an derselben Stelle mit erhöhter Intensität provoziert (Bircher et al., 1991). Eine Studie von Bircher und Schlup (1991) an B.U.T.<br />

Big-6 Masthybriden zeigte, dass für schnabelkupierte Masthybriden eine normale Nahrungsaufnahme insbesondere kleinerer<br />

Futterpartikel nicht oder nur beschränkt möglich ist. Es muß daher davon ausgegangen werden, dass solche Masthybriden ihr mit dem<br />

Fressen verbundenes Beschäftigungsbedürfnis nicht befriedigen können. Weitere Ergebnisse der Studie ergaben, dass aus dem<br />

Schnabelkupieren bei den betroffenen Tieren aufgrund der Unfähigkeit, gezielt kleinere Partikel zu bepicken, ein intensiveres und<br />

häufigeres Picken resultiert, welches auch unmittelbare Auswirkungen auf bepickte Tiere hat. Darüber hinaus liegen Gründe für den<br />

schlechten Gefiederzustand bei Mastputen unter anderem in der ungenügenden Gefiederpflege. Die Möglichkeit, sich zu putzen, steht in<br />

direkter Abhängigkeit zur Unversehrtheit des dazu benutzen Schnabels. Ziel der Verbesserungen von Haltungsbedingungen der<br />

Mastputen sollte es daher auch sein, dass auf ein Kupieren der Schnäbel in naher Zukunft verzichtet werden kann.<br />

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