Nina Janich: Werbesprache. Ein Arbeitsbuch. Die rot markierten ...
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. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit denen Ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen und diskutieren Sie<br />
gemeinsam methodische Probleme und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge. Ziehen Sie für diese<br />
Diskussion nach Möglichkeit das überarbeitete Modell von Hennecke (2011) heran und prüfen Sie den<br />
Zugewinn, der sich durch die dort vorgenommenen Modifikationen ergibt.<br />
(67) Vergleichen Sie die NSU-Anzeige von 1962 (Abb. 30) mit heutiger Autowerbung.<br />
a. Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede stellen Sie in der sprachlichen Gestaltung und der<br />
Argumentation fest?<br />
b. Inwiefern ist diese Anzeige „zeitgenössisch“?<br />
c. Versuchen Sie, einen nach heutigen Maßstäben angemessenen neuen Werbetext zu formulieren, der die<br />
zentralen Argumente (zeitgenössisch angepasst) aufgreift.<br />
Lösungsvorschlag:<br />
a. Es gibt auch heute durchaus Auto-Anzeigen und -Spots, die die Zielgruppe Frauen direkt<br />
ansprechen, doch werden erstens t<strong>rot</strong>z allem mehr technische Details angeführt,<br />
zweitens sind die Nutzungssituationen z.T. andere (Frau fährt z.B. anstelle des auf dem<br />
Beifahrersitz ruhig schlafenden Mannes; Frau betrachtet ihr Auto als den zuverlässigsten<br />
Partner (auch mal statt Mann) und hat wie ein Mann Freude am Autofahren an und für<br />
sich; Frau ist Managerin und fährt ein entsprechendes Auto). Allerdings kommen Situationen<br />
wie <strong>Ein</strong>kauf und gemeinsame Fahrt mit der Freundin ebenfalls noch vor. <strong>Die</strong><br />
Rolle des Mannes als Kommentator der Kaufentscheidung ist heute nicht mehr zu<br />
finden. <strong>Die</strong> Wortwahl wirkt weniger sachlich als heutige Werbetexte, Ausdrücke wie<br />
Nur für Damen oder Ihr ergebener <strong>Die</strong>ner wären heute undenkbar, da sie aufgrund<br />
gesellschaftlicher Veränderungen zu altertümlich klingen. Ungewöhnlich ist, dass die<br />
Anzeige in der Autozeitschrift AUTO MOTOR UND SPORT abgedruckt ist, was für eine<br />
Mehrfachadressierung spricht (Mann soll seiner Frau so ein Auto kaufen), wie sie heute<br />
ebenfalls (zumindest in der Autowerbung) nicht mehr anzutreffen ist.<br />
b. Als „zeitgenössisch“ könnte man z.B. den Verweis auf die Ehe, besonders auf die<br />
Auseinandersetzungen um das Auto, ansehen, dann aber vor allem die Unterstellung,<br />
Frauen verstünden nichts von Technik (die Produktbeschreibung ist als wörtliche Rede<br />
eines Mannes gestaltet). Außerdem werden als Nutzungssituationen durch Bild und Text<br />
nur das <strong>Ein</strong>kaufen, das Freundinnen-Besuchen und die Fahrt zum „Club“ angesprochen,<br />
was angesichts der heutigen Emanzipation, in der ein Hausfrau-und-Mutter-Dasein als<br />
„Führung eines kleinen Familienunternehmens“ aufgewertet wird, undenkbar wäre.<br />
Aus heutiger Sicht ist bereits unklar, was man unter „Club“ zu verstehen hat.<br />
Zeitgenössisch ist möglicherweise auch die Strategie, Du bist König durchzustreichen<br />
zugunsten eines betont höflichen Sie sind Königin, als ob es ein besonderer Fall wäre, in<br />
der Autowerbung eine Frau, gar als potenzielle Besitzerin eines Autos, zu adressieren.<br />
<strong>Janich</strong>, <strong>Nina</strong>: <strong>Werbesprache</strong>, 5. erw. Aufl. 2010, Aufgaben und Lösungsvorschläge 56