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sind notwendigerweise pädagogisch-fachdidaktische, motivations- und lernpsychologische<br />
wie allgemein erziehungswissenschaftliche Anteile zu integrieren.<br />
– Mit der dritten und letzten Lernschleife wird die Arbeit in den Studiengebieten vertieft und<br />
spezialisiert im Hinblick auf die konkrete Berufstätigkeit. Die notwendige inhaltliche Ver-<br />
knüpfung der universitären mit der Referendariatsausbildung wird dadurch erleichtert, die<br />
über die Vereinbarung gemeinsamer Projekte bis hin zur Entwicklung einer Integration bei-<br />
der Ausbildungsabschnitte reichen kann. Bei Beibehaltung der Konsekutivität sind unter-<br />
schiedliche Erwartungen beider Ausbildungsphasen offen zu legen, um zu klären, welchen<br />
Beitrag die Hochschulausbildung einerseits und das Referendariat andererseits für die Ent-<br />
wicklung einer modernen, professionellen Berufsfähigkeit zu leisten haben.<br />
Grundsätzlich ist von einer Gleichwertigkeit nicht aber Gleichartigkeit der Ausbildung für die<br />
unterschiedlichen Lehrämter auszugehen. Die Gesamtausbildungsdauer aller Lehrämter soll<br />
gleich lang und gleichermaßen qualitativ anspruchsvoll sein. Kürzere Ausbildungsgänge für<br />
Lehrer kleinerer Kinder oder für Jugendliche mit so genannter »praktischer« Begabung wider-<br />
sprechen schulpädagogischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Professionalisierung<br />
der diesbezüglich betroffenen Lehrämter angesichts gestiegener Berufsanforderungen und der<br />
gesellschaftlich berechtigten Erwartung, das Recht auf Bildung für alle Kinder und Jugendliche<br />
»aller« Schulformen zu sichern. Somit gilt für alle Lehrerbildungsgänge das vorgeschlagene<br />
Drei-Lernphasen-Modell, abgesehen davon, dass selbstverständlich jedes Lehramt einen berufs-<br />
spezifischen Fokus hat, in welchem sich die schulformtypischen Funktionen und Aufgabenstel-<br />
lungen brechen.<br />
Neben einer großen Zahl von Lehrveranstaltungen mit z. T. deutlich veränderten Lehrinhalten<br />
braucht aufgrund des deutlichen Wandels der Rahmenbedingungen des Schulehaltens, insbe-<br />
sondere der gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Veränderungen, die universitäre<br />
Lehrerausbildung die verstärkte Anbindung an Kooperationsschulen, um dem Prinzip des »for-<br />
schenden Lernens« im Praxisfeld Schule das nötige Fundament zu sichern. Theorie-Praxis-<br />
Verzahnung findet durch gemeinsame Ausbildungsverantwortung von Hochschullehrern und<br />
eigens für die Aufgabe mit einem bestimmten Stundendeputat freigestellten Praxislehrern statt.<br />
5. Charakterisierung und Begründung des Theorie-Praxis-Bezugs in der universi-<br />
tären Ausbildung<br />
These: Theorie-Praxis-Bezug ist nicht gleich Theorie-Praxis-Bezug. Eine Reihe derzeit disku-<br />
tierter bzw. bereits geplanter (Ausbildungs-)Modelle führt zu einer Simplifizierung bzw. Ent-<br />
theoretisierung wissenschaftlicher Theorie bei gleichzeitiger Überbetonung der Dignität und<br />
Selbstreferenz »der« Praxis. Auch die Bedeutung und das Verständnis von Praxis unterschei-<br />
den sich in einem »konsekutiven« Ausbildungsmodell wie dem derzeitigen logischerweise von-<br />
einander.<br />
Die Ansprüche an eine universitäre Lehrerausbildung und die Schwierigkeiten in der Vergan-<br />
genheit, diese inhaltlich und organisatorisch gemäß einem anforderungstheoretischen Konzept<br />
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