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Schaarschmidt, der sog. »Potsdamer Studie«. „Neben sehr gut und gut geeigneten Lehramts-<br />
kandidaten gibt es leider auch einen größeren Prozentsatz junger Leute, die mit falschen Erwar-<br />
tungen, ungenügender Motivation und leider auch unzureichenden Kompetenzen den Schritt<br />
ins Lehramtsstudium tun. Sie merken oft erst sehr viel später, mitunter erst im Referendariat,<br />
dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eigentlich gar nicht ihre Sache ist und sie dar-<br />
über hinaus der harten Realität des Lehrerberufs nicht gewachsen sind. Die z.T. ungenügenden<br />
persönlichen Voraussetzungen schlagen sich auch in den AVEM-Ergebnissen wieder, wie wir sie<br />
bei Lehramtsstudierenden gefunden haben. <strong>Hier</strong> ist insbesondere der hohe Anteil des Risiko-<br />
musters B 11 hervorzuheben. Es ist schwer vorstellbar, dass Personen, die dieses Muster in stär-<br />
keren Ausprägungen zeigen, den Anforderungen der Lehrertätigkeit gerecht werden können,<br />
sind sie doch vor allem durch Tendenzen zum defensiven und resignativen Verhalten gekenn-<br />
zeichnet. In einem Beruf, der offensives Auftreten und ständige Aktivität und Präsenz verlangt,<br />
müssen solche Verhaltensmerkmale zum Scheitern führen. Problematisch ist aber auch, dass<br />
wir ein verstärktes Auftreten des Musters S vorfinden, stehen bei diesem Muster doch Motivati-<br />
onsdefizite im Vordergrund. Insgesamt also ergibt sich kein sehr günstiges Bild.“<br />
(Schaarschmidt u.a. 2007, S. 140; Hervorhebungen – E.J.). Übereinstimmend kommen beide<br />
Studien zu dem Ergebnis, dass viele junge Menschen ein Lehramtsstudium aufnehmen, für das<br />
sie weder motiviert noch geeignet sind. Diese Situation verbietet die Beibehaltung des Status<br />
quo, demzufolge sowohl der Zugang zum Studium als auch der Studienverlauf weitgehend frei<br />
von Verfahren qualifizierter Berufseignung gehalten werden. Mehr in die Beratung von Studien-<br />
anfänger, mehr in ausbildungsbegleitende Trainings und mehr in frühzeitige »motivationsstär-<br />
kende« oder »motivationsklärende« Kontakte mit dem Berufsfeld zu investieren, wäre eine<br />
dringend angezeigte Maßnahme. Mehr in den Einsatz in Fremd- und Selbsteinschätzungsver-<br />
fahren und individuellen Stärken-Schwächenanalysen zu investieren wäre eine weitere ebenso<br />
wichtige Maßnahme.<br />
11 Vgl. Anm. 7<br />
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