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Materialien aus dem Institut für empirische Soziologie

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Seite 16<br />

<strong>Materialien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>empirische</strong> <strong>Soziologie</strong> Nürnberg 1/2008<br />

troffen. Darüber hin<strong>aus</strong> sind die vielfältigen Be- und Überlastungen insbesondere von Frauen<br />

in Familie, H<strong>aus</strong>halt und Beruf Auslöser von physischer und psychischer Erschöpfung, 22 die<br />

Vorsorge- und Rehabilitationsbedürftigkeit nach sich zieht.<br />

Für diese Personengruppen bieten die Einrichtungen des Müttergenesungswerkes seit vielen<br />

Jahren Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen an, die von den Müttern allein oder aber von<br />

Müttern bzw. Vätern gemeinsam mit ihren Kindern in Anspruch genommen werden können,<br />

wenn andernfalls eine Teilnahme scheitern würde oder das Kind selbst ebenfalls behandlungsbedürftig<br />

ist. 23 Darüber hin<strong>aus</strong> werden auf besondere Lebenssituationen <strong>aus</strong>gerichtete<br />

Spezialmaßnahmen durchgeführt (z.B. <strong>für</strong> Frauen mit behinderten Kindern 24 , <strong>für</strong> Frauen, die<br />

an Krebs oder Multipler Sklerose erkrankt sind, an Angststörungen 25 oder unter Migräne 26<br />

leiden, <strong>für</strong> Frauen mit pflegebedürftigen Angehörigen oder zur Trauerverarbeitung 27 ).<br />

Fortsetzung der Fußnote von vorangegangener Seite<br />

zung mit Burnout im professionellen Kontext (z.B. Pflegepersonal, Ärzte/-innen, Lehrerinnen/-er, Sozialarbeiter/-innen)<br />

eindeutig im Vordergrund.<br />

22 Herwig et al. (2001: 214), Meixner (2004: 22f) und Gutenbrunner et al. (2005: 178f) weisen allerdings auf die<br />

Unschärfe von Definition und Diagnosekriterien der „chronischen Erschöpfung“ sowie die synonym verwendete<br />

Begriffe „Chronic-Fatigue-Syndrom“, „vegetatives Syndrom“, „Neurasthenie“ hin. Dies hat zur Folge, dass<br />

ein eigenständiger Krankheitswert von Erschöpfung oft bezweifelt wird (vgl. Meixner 2004: 24). Siehe dazu<br />

z.B. auch: Swenson 2000; Shepherd / Chaudhuri 2002; Clauß 2004; Meixner 2004: 21ff; Gaab / Ehlert 2005;<br />

Wollmann-Wohlleben 2005; Weidenhammer et al. 2006; Wikipedia 2006; Kobelt et al. 2005: 146f; Kobelt et al.<br />

2006; F<strong>aus</strong>t o.J.). Der Forschungsverbund Prävention und Rehabilitation <strong>für</strong> Mütter und Kinder an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover versucht, mütterspezifische Belastungen, Erkrankungen und Beschwerden auf<br />

Grundlage des sog. „Leitsyndroms mütterlicher Erschöpfung“ zu erfassen und zu analysieren (Collatz / Fischer<br />

/ Thies-Zajonc 1998; Collatz / Arnhold-Kerri / Thies-Zajonc 2000; Arnhold-Kerri / Collatz 2001: 167ff;<br />

Meixner et al. 2001; Collatz 2002: 44ff; Arnhold-Kerri / Sperlich / Collatz 2003: 293ff; Collatz 2004a; Arnhold-<br />

Kerri 2005; Collatz 2005a). Demgegenüber plädieren Herwig und Bengel (2003, 2004, 2005: 11) da<strong>für</strong>, die<br />

Vorsorge- und Rehabilitationsbedürftigkeit von Teilnehmerinnen an Mütter- bzw. Mutter-Kind-Maßnahmen<br />

durch die Diagnostik psychischer Störungen unter Verwendung der ICD-10-Diagnosen zu überprüfen. Auch<br />

die „Begutachtungsrichtlinie Vorsorge und Rehabilitation“ sieht vor, bei Vorsorge- und medizinischen Rehabilitationsleistungen<br />

<strong>für</strong> Mütter / Väter / Kinder neben den ICD-Diagnosen im Sinne der Internationalen Klassifikation<br />

der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF: Siehe dazu: DIMDI 2004) auch zielgruppenspezifische<br />

Kontextfaktoren zu berücksichtigen (vgl. Sozialmedizinische Expertengruppe „Leistungsbeurteilung<br />

– Teilhabe“ (SEG-1) der MDK-Gemeinschaft beim MDK Niedersachsen 2005: 30f, 37). Im Vordergrund<br />

stehen dabei die psychosoziale Problemlage der Mutter sowie der Kontextfaktor Mutter-Kind-Beziehung. Es<br />

wird darauf hingewiesen, dass bisher lediglich umweltbezogene, jedoch (noch) keine personenbezogenen<br />

Kontextfaktoren nach ICF klassifiziert wurden (vgl. DIMDI 2004: 14; Leistner 2005: 182; Schuntermann 2005:<br />

21; Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Rehabilitation 2006: 16; Schliehe 2006. 262). Das von EAG und KAG gemeinsam<br />

erarbeitete „Rahmenkonzept zur stationären Vorsorge und Rehabilitation <strong>für</strong> Frauen in Familienverantwortung“<br />

geht bereits auf die Möglichkeit zur Indikationsstellung nach ICF ein. (vgl. Hartmann et al. 2005:<br />

13ff). Über erste Versuche, die ICF-Klassifikation in Mutter-Kind-Einrichtungen einzuführen berichten: Barre /<br />

Sperlich / Collatz 2005; Sperlich / Barre / Collatz 2005.<br />

23 Siehe dazu: Prüter 1984; Ziener 1991; Blau 1997; Arnhold-Kerri / Collatz 2003; Collatz 2004b; Schubert /<br />

Horch 2004; Bonnemann-Böhner 2005; Neubourg 2005; ohne Verfasser o.J.d<br />

24 Siehe etwa. Binder 1974; Dauth: 1986<br />

25 Vgl. Toepfer 2006<br />

26 Siehe z.B.: Vonderheid-Guth o.J.<br />

27 Ein umfangreicher Überblick über Schwerpunktmaßnahmen findet sich im Jahrbuch 2007/2008 des MGW<br />

(Elly-Heuss-Knapp-Stiftung / Müttergenesungswerk 2007). Obwohl in einigen wenigen Müttergenesungs-<br />

Einrichtungen zeitweise Maßnahmen angeboten werden, die sich an pflegende Angehörige richten, wird die<br />

Möglichkeit der Inanspruchnahme des Vorsorge- und Rehabilitationssystems von Pflege- bzw. Betreuungs-<br />

Fortsetzung der Fußnote auf der nächsten Seite<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>empirische</strong> <strong>Soziologie</strong><br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg

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