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Materialien aus dem Institut für empirische Soziologie

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Seite 46<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>empirische</strong> <strong>Soziologie</strong><br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

<strong>Materialien</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>empirische</strong> <strong>Soziologie</strong> Nürnberg 1/2008<br />

� Der Rückgang der Fallzahlen beruhe in erster Linie auf einem Antragsrückgang 118 , wie<br />

er auch im Bereich der Leistungen zur medizinischen Rehabilitation nach § 40 SGB V<br />

sowie im Bereich der Deutschen Rentenversicherung zu verzeichnen ist. 119 Folgende<br />

Gründe werden in diesem Zusammenhang angeführt:<br />

• Die Annahme, dass die Verpflichtung der Krankenkassen zur Vollfinanzierung der<br />

Mütter- bzw. Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen zu einer Stimulation des Antragsverhaltens<br />

führen und somit wesentliche Mehr<strong>aus</strong>gaben nach sich ziehen würde, sei<br />

deshalb falsch gewesen, weil die meisten Kassen die betreffenden Leistungen<br />

schon vorher voll finanziert hätten.<br />

• Die durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) vom 14.11.2003 geänderten<br />

Regelungen des § 64 SGB V hätten zur Folge, dass sozial benachteiligte Versicherte<br />

und ihre Familien nicht im Vor<strong>aus</strong> <strong>für</strong> ein Kalenderjahr von der Zuzahlung<br />

befreit sind, sondern Zuzahlungen bis zur definierten Belastungsgrenze erst einmal<br />

leisten müssen. Dies sei seit Ende 2003 / Anfang 2004 eindeutig von negativem<br />

Einfluss auf das Antragsverhalten sozial schwacher Versicherter. 120<br />

• Aufgrund der ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Situation, die häufig einhergeht<br />

� mit Angst um den Arbeitsplatz,<br />

� Einkommensunsicherheiten,<br />

� Arbeitslosigkeit des Partners,<br />

hielten sich die Versicherten bei der Antragstellung zurück. 121<br />

� Der Rückgang der Fallzahlen sei schließlich darauf zurückzuführen, dass in einem Drittel<br />

der Fälle (34,9 %) Anträge abgelehnt werden (müssten), die nicht <strong>aus</strong>sagekräftig<br />

genug seien, um eine adäquate Bedarfsprüfung durchführen zu können. 122 Nach der<br />

118<br />

Vgl. Spitzenverbände der Krankenkassen 2006: 9<br />

119<br />

Vgl. Spitzenverbände der Krankenkassen 2006: 9<br />

120<br />

Siehe dazu auch: Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen 2005: 632f,<br />

Fußnote 195<br />

121<br />

Dieses Argument wird auch <strong>für</strong> den Rückgang der Inanspruchnahme von medizinischen Rehabilitationsleistungen<br />

im Bereich der Rentenversicherung und den Rückgang der Arbeitsunfähigkeitszeiten auf ein bisher nie<br />

gekanntes niedriges Niveau verantwortlich gemacht. Siehe dazu: Clade 2005; Robert-Koch-<strong>Institut</strong> / Statistisches<br />

Bundesamt 2006: 166. Zum Zusammenhang zwischen Krankenstand, Konjunktur und Arbeitsmarktlage<br />

siehe z.B. Kohler (2002: 7). Determinanten der Inanspruchnahme des Gesundheitsversorgungssystems im<br />

Allgemeinen siehe etwa: Andersen / Schwarze 2003. Auf Zusammenhänge zwischen Arbeitsmarktlage und<br />

Kurinanspruchnahme weisen hin: Faßmann / Masopust 1979: 25; Wasilewski / Steger / Passenberger 1987:<br />

45; Buchner 2002: 282; Kliche 2004: 28<br />

122<br />

Vgl. Spitzenverbände der Krankenkassen 2006: 10

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