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02. Zeitschrift für Bauwesen II. 1852, H. I/II= Sp. 1-68

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ZEITSCHRIFT FÜR BAUWESEN. 10Regierung in Potsdam aufbewahrt. Sie stammen aus denJahren 1539—1543 und weisen zweierlei Handschriftennach, wovon die erste unbezweifelt die Aufnahme desVermögens-Zustandes und der Gerechtsame der Kirchen»Pfarren und Schulen durch einen untergeordneten Beamten,die andere aber eine Korrektur der ersten ist,und dem Kanzler Johann Weinleben angehört, welchervom Kurfürsten Joachim mit Visitation und Feststellungder kirchlichen Angelegenheiten im Kurfiirstenthum betrautwar. Dieser hat in den Matrikeln die frühern katholischenund nunmehr erlöschenden Bestimmungen ausgestrichenund die neu geltenden durch Rand- und Beischriftenergänzt. Die Matrikel von Lützow giebt diedortige Kirche als Filial von Wilmersdorf und gemeinschaftlichden Kurfürsten und die Jungfrauen in <strong>Sp</strong>andauals CoUatores an, und erwähnt des Gotteshauses, dafses ungefähr 4 Morgen Landes habe, welche zwar durchden Teich sehr verdorben seien, aber es habe der Kurfürstetwas zum Besten des Gotteshauses roden lassen,auf welches man über das 3te Jahr 1| Scheffel Roggensäen könne. Zugleich führt sie als Eigenlhum des Gotteshauses1 Kelch, 1 kupferne Monstranz und 1 Leinwand-Kaselauf, und begründet dadurch den sichernBeweis, dafs die Kirche zur katholischen Zeit erbautworden. Von dem Kanzler sind die Worte: „und vorgedachteJungfrauen Kollatores" ausgestrichen und dafürbeigesetzt; „Wird auch Kurfürstl. Gnaden Collator". Fernerwurde von demselben als Eigenthum des Gotteshausesbeigeschrieben: „ein Kelch, Monstranz ist Kupfer,eine Leinwand-Kasel", woraus hervorgeht, dafs die Aufhebungdes Klosters schon 1543 begonnen hatte, unddafs die genannten kirchlichen Gerälhe nicht eingezogenwerden^ sondern der Kirche verbleiben sollen. Es istnunmehr, wenn man die Bauart der alten Kirche mitden Zeitverhältnissen zusammenhält, welche zwischen derAbfassung des Schofs-Registers im Jahre 1451 *) unddem Regierungs-Antritt Joachims <strong>II</strong>. im Jahre 1535 liegen,in welchem Zeitraum nach dem Vorhergehenden der Bauder Kirche fallen mufs, nicht zu bezweifeln, dafs dieserBau in der Regierungszeit Kurfürst Friedrichs IL, alsobis 1470, und zwar gemeinschafthch durch diesen Kurfürstenund das Kloster in <strong>Sp</strong>andau geschehen war. DieEinziehung der Einkünfte von den Kalands-Brüdern, zuwelcher und zu deren Verwendung auf andere geistlicheZwecke Pabst Eusebius IV. im Jahre 1446 dem KurfürstenFriedrich U. seine Einwilligung gab, trug hierzuwahrscheinlich ihren Theil, so wie die Kirche in Dahlemdemselben Zeitraum und derselben Veranlassung angehörenmag, wenngleich ihre Anordnung zierlicher, auchihre Decke mit einem Kreuzgewölbe geschlossen ist.*) ölan macht dem Schofs-Register den Vorwurf einiger Ungenauigkeiten.Es ist jedoch nicht auzunelimen, dafs es die Kirchein Lützow übergangen haben sollte, da diese der Residenz so nahelag; vielmehr ist voUkommen glaubhaft, dafs diese Kirche bei Aufnahmedes Schofs-Registers wirklich noch nicht gestanden hat.Die Jungfrauen in <strong>Sp</strong>andau waren Benediktinerinnenund dieser ein Marien-Orden. Nicht allein ein Filialdieses Ordens, die Olivetiner, hiefsen: Congregatio S. Mariaemontis Oliveti, sondern auch im <strong>Sp</strong>eziellen sind ineiner Urkunde Markgrafs Herrmann von Brandenburgvom VI. Kai des März (24. Februar) 1305*), worin erdem Nonnenkloster in <strong>Sp</strong>andau das Patronatsrecht überdie Dörfer Daliwitz und Kinitz vereignet, die Worte gebraucht:infirmarie ecclesie beate Marie virginis sanctimoniahum ordinis sancti Benedicti in <strong>Sp</strong>andow". DerKurfürst selbst, als Stifter des Schwanenordens am 15tenAugust 1443, dessen Abzeichen eine Ordensketle mitdem Marienbilde, läfst ebenfalls keine andre Vermulhungzu, als dafs er ebenso wie das Kloster, den neuen Altarin Lützow der Jungfrau Maria widmete.Als König Friedrich I. bei Lützow das Schlofs Charlottenburgerbaute, und daselbst ein eigner Prediger bestellt,(auf den Hofgebäuden des Prediger-Gehöfts stehteine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1713) und anfänghchin einem Gebäude auf der Schlofsstrafse Gottesdienstgehalten wurde, ging Lützow an diesen Prediger über.Die Kirchenbücher Charlottenburgs beginnen im Jahre1707 und machen zwischen diesem und Lützow keinenUnterschied. Die altern Kirchenbücher von Wilmersdorfsind in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mitdem dortigen Pfarrhause verbrannt.Der Umbau der Kirche ist nach einer ZeichnungStülers ausgeführt. Blatt 4 zeigt dieselbe in 5 Figuren.Auf Blatt 5 ist Fig. 1: der Altar, Fig. 2: sind Formsteine,Fig. 3: ist der Grundrifs mit Angabe des Verbandesder Formsteine von einem dreifachen Fenster derLangseite, Fig. 4: desgl. von einem Fenster in der Altarnische,Fig. 5: desgl. vom Haupt-Eingange, Fig. 6: dasProfil vom Hauptgesims der Thürme, Fig. 7: desgl. vomHauptgesims der Kirche, Fig. 8: desgl. vom Gesims derAltarnische, Fig. 9: die Seitenansicht eines Strebepfeilers,Fig. 10: der Durchschnitt durch eine Fensterbrüslung,Fig. U: die Vorderansicht des Baldachins, Fig. 12: dieSeitenansicht desselben, Fig. 13: die <strong>Sp</strong>itze der Thürme,Fig. 14: eine Krabbe an den Graden der ThurmdächerDie neu angebrachten Strebepfeüer, welche mitdem alten Mauerwerk in Verband gesetzt worden, warennothwendig, weil den alten Umfassungen allein dieErhöhung nicht anvertraut werden konnte, und bestimmtesich hierdurch die architektonische Haltung des neuenGebäudes. Die Thürme, die AUarnische und die Vorhallesind neu beigefugt. Der obere Theil der altenMauern, welche überdies nur aus Blendsteinen mit Füllwerkvon Kalkmörtel und faustgrofsen runden Feldsteinenerbaut worden waren, mufsten wegen Schadhaftigkeitabgenommen werden, und wurden die daraus gewonnenenalten und sehr festen Ziegel benutzt, um dieStrebepfeiler bis zu derselben Höhe, wie die alten Mauern*) Diese Urkunde ist im Besitz des Herrn Geh. Arcliiv-RnthRiedel

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