zur Diskussion einsatzpraktischer Fragen und zumErfahrungstransfer durch Einsatzvorgänger.Im Einsatzgebiet ergibt sich mit dem in jedemKontingent vorhandenen Truppenpsychologen eineenge Zusammenarbeit. Die Wahrung des individuellenprofessionellen Profils gelingt hierbei. Inoffiziellwerden Psychologe und Seelsorger als „Zelle Seele“zusammengefasst. Dadurch ergibt sich zum Beispielfür den Einsatz ISAF nicht nur eine Unterbringungim gleichen Gebäude, sondern sogar im gleichenStockwerk. Im Einzelfall ist es dem Pfarrermöglich einem Soldaten ein Gespräch mit einemPsychologen oder Arzt zu empfehlen. In der DeutschenBundeswehr wird davon ausgegangen, dassaufgrund des bereits eingangs erwähnten Zivilstatusdes Pfarrers, die Zugangsschwelle zum ihm niedrigerals zum Beispiel zum Psychologen ist. Dieser zeichnetsich als Offizier bei den Soldaten durch ein anderesImage aus. Hierzu sei auch erwähnt, dass dasBeichtgeheimnis als unverbrüchlich gilt. Eine Entbindungvon der Schweigeverpflichtung des Beichtgeheimnisseskann nur durch einen betroffenen Soldatenselbst erfolgen. Ein Pfarrer verfügt über einumfassendes Zeugnisverweigerungsrecht.2.2 Der PsychologeTruppenpsychologen sind seit Somalia Bestandteileines jeden Auslandseinsatzkontingentes.Inzwischen wurden sie unter anderem auch auf Brigade-und Divisionsebene eingebunden. Andere Psychologennehmen die Funktionen des Truppenpsychologenals Zweitfunktion wahr, sind in dieFamilienbetreuung eingebunden, arbeiten mit bei dervorbereitenden Ausbildung von Soldaten oder insogenannten Einsatznachbereitungsseminaren. Psychologensind Berater, Ausbilder und Ansprechpartnerfür alle Fragen des Stressmanagements.Oft stehen sie, zusammen mit ausgebildeten Peers,Soldaten und/oder deren Familien nach belastendenEreignissen zur Betreuung zur Verfügung. 14 Truppenpsychologensind zusammen mit Truppenärzten dieersten fachlichen Ansprechpartner beim Umgang mitbesonderen psychischen Belastungen. Dies erfordertneben der beruflichen Qualifikation eine Zusatzausbildung.Für Truppenpsychologen erfolgt diese Ausbildunginnerhalb der Zuständigkeit des PsychologischenDienstes der Bundeswehr (PsychDstBw), istjedoch gemäß Rahmenkonzept bereichsübergreifendzu standardisieren. 15 Durch die Zusatzausbildungwird gewährleistet, dass die ausgebildeten Psychologensowohl präventiv, als auch im Rahmen von akutenInterventionen tätig werden können. Grundsätzlichdurchlaufen alle Professionen, also Truppenpsychologen,Truppenärzte, Fachärzte, ärztliche undpsychologische Psychotherapeuten die gleiche Ausbildung.Alle angesprochenen Fachkräfte werden inTechniken der Stressbewältigung eingewiesen, je nachBedarf werden sie auch noch gemäß ihrer Funktionim Kriseninterventionsteam (KIT) ausgebildet. 162.3 Der TruppenarztTruppenärzte sind die Hausärzte der Soldaten.Somit sind sie enge Vertraute und ersteAnsprechpartner von Soldaten in Krisensituationen.Psychologisch wird auch den Ärzten in Auslandseinsätzeneiniges abverlangt: Einerseits die medizinischeUnterstützung der eigenen Soldaten, andererseits jenach Einsatzart auch die medizinische Hilfe für Einheimischevor Ort. Mediziner sind dann häufig einemungewohnten Massenandrang ernstlich krankerMenschen ausgesetzt, der in diesem Ausmaß imHeimatland selten vorkommt. Die „weiße Wehr“versteht sich als Dienstleistungsunternehmen für dieanderen kämpfenden Verbände. 17Truppenärzte stehen aufgrund ihrer Nähe zur vonihnen betreuten Truppe in der besonderen Verantwortung,zu erkennen, wann gezielte diagnostischeund therapeutische Maßnahmen einzuleiten sind.Daher führen auch die Truppenärzte der deutschenBundeswehr im Rahmen der Einsatzrückkehreruntersuchungbei allen Soldaten eine Einsatzrückkehrerbefragungdurch, zur Ermittlung einer erstenRisikoeinschätzung der möglichen erfolgtenpsycho-soziale Belastung. 18 Während des Einsatzeswerden Truppenärzte durch Vorgesetzte betroffenerSoldaten über ungewöhnliche Ereignisse unterrichtet.Sie verschaffen sich in weiterer Folge einen Überblicküber die psychische Verfassung dieser Soldatenoder gegebenenfalls dieser Einheiten. In aller Regelerfolgt dies in enger Zusammenarbeit mit denTruppenpsychologen. Bei Bedarf werden in Zusammenarbeitmit den verantwortlichen militärischenFührern Maßnahmen zur Unterstützung derBelastungsbewältigung durchgeführt. 19 Wie schon dieM&S 18: Zusammenarbeit von Militärärzten, Militärseelsorgern und Militärpsychologen - Seite 11 -
(Abb. 1)Truppenpsychologen sind auch die Truppenärzte zusätzlichzu ihren medizinischen Qualifikationen inMethoden der Stressbewältigung und für den Einsatzin einem KIT ausgebildet.Allgemein kann zur Ausbildung von Bundeswehrärztenfolgendes gesagt werden: Da die DeutscheBundeswehr in ihren Auslandseinsätzen im Rahmenmultinationaler Verbände agiert, führt sie gemäßNATO-Standards eine Role 3-Versorgung in Formvon Feldspitälern durch (KFOR, ISAF). Innerhalbdieser sind Ärzte aller Fachrichtungen inklusive Fachärztenfür Allgemeinmedizin vertreten, wobei jederArzt eine notärztliche Qualifikation aufweisen muss.Role 3 wird auf den jeweiligen Einsatz zugeschnittenund beinhaltet jedenfalls: Spezielle Chirurgie (Neuro-Maxillo-FacialeChirurgie, Verbrennungen usw.),spezielle Diagnostik (CT, Arthroskopie, spezielleLabordiagnostik usw.), Spezialabteilungen mitBettenkapazität (Interne, Neurologie, Intensivstation,Ophthalmologie). 202.4 Nachbetreuung,Familienbetreuung,ZusammenarbeitDie Rückkehr der Soldaten nach Beendigung einesAuslandseinsatzes ist häufig mit psychischen Belastungenverbunden: Einerseits ergeben sich Belastungendurch die Umstellung des beruflichen undprivaten Rhythmus, andererseits können auch vorausgegangeneStressoren aus dem geleisteten Einsatznoch relevant sein. Die Vorbereitung auf die Rückkehrfindet noch im Einsatzgebiet statt, durch Abhaltungsogenannter Rückkehrergespräche. Nach einerausgedehnten Erholungsphase ist wie bereits erwähnteine truppenärztliche Untersuchung mit Explorationnach typischen Belastungsreaktionen vorgesehen.Bei Verdacht auf Fortdauern solcherBelastungsreaktionen werden weiterführendeDiagnostiken und Maßnahmen eingeleitet.Sechs bis acht Wochen nach der Rückkehr führenM&S 18: Zusammenarbeit von Militärärzten, Militärseelsorgern und Militärpsychologen - Seite 12 -