Behindert? - KJF Regensburg
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hat eine Sprachbehinderung - wie<br />
machen wir das?“ Es wollte einfach<br />
nicht in ihre Köpfe, dass jemand mit<br />
Behinderung so fit sein kann. Wir<br />
haben leider häufig das Problem,<br />
dass die Vorstellung von einem<br />
arbeitsfähigen Menschen, wie ihn ja<br />
auch die Medien darstellen, eine<br />
ganz andere ist. Ich übernahm also<br />
eher eine Dolmetscherrolle, stellte<br />
dar, wie gut Herr Schwarz ausgebildet<br />
ist, welche Erfahrungen er hat<br />
und dass er hoch motiviert ist. Ich<br />
sagte: „Er nimmt viele Hürden, die<br />
man ihm nicht zutraut. Geben Sie<br />
ihm eine Chance!“<br />
Bewerbungsunterlagen erstellen<br />
und Menschen motivieren ist Teil<br />
Ihrer Arbeit?<br />
Ja, das macht einen großen Teil aus.<br />
War jemand lange arbeitslos, müssen<br />
wir meist intensiv am Selbstwertgefühl,<br />
an der Motivation und auch an<br />
den Bewerbungsunterlagen arbeiten.<br />
Wir optimieren die Bewerbung, finden<br />
Stärken und Ressourcen der Person<br />
heraus, vermitteln und begleiten<br />
Praktika und versuchen herauszufinden,<br />
wo unser Klient langfristig seinen<br />
Platz finden könnte; möglichst<br />
passgenau, was natürlich nicht immer<br />
geht. In solchen Fällen sind wir mehr<br />
als nur Vermittler, wir sind eigentlich<br />
Lebensberater oder, wie wir uns auch<br />
nennen, Prozessbegleiter.<br />
Herr Mörz, was hat Sie dazu bewogen,<br />
Herrn Schwarz einzustellen?<br />
Ausschlaggebend war, dass Herr<br />
Schwarz sehr gute Qualifikationen<br />
vorwies und genau die Computersprache<br />
beherrschte, die wir brauchten.<br />
Frau Sobe hat Kontakt zu meinem<br />
Partner, Hakan Ali, aufgenommen.<br />
Im Gespräch wurde sehr schnell<br />
deutlich, dass Herr Schwarz zu uns<br />
passt. Wir haben ein Praktikum vereinbart,<br />
denn auch Herr Schwarz<br />
sollte die Gelegenheit haben, herauszufinden,<br />
ob wir zu ihm passen.<br />
Teamfähigkeit und Kollegialität wird<br />
in unserem Unternehmen groß<br />
geschrieben. Auch in diesem Bereich<br />
hat Herr Schwarz überzeugt. Man<br />
kann wunderbar mit ihm zusammenarbeiten.<br />
Das waren die wesentlichen<br />
Aspekte für uns. Seine Behinderung<br />
stand nicht im Vordergrund.<br />
Thilo Schwarz: Mit dem Praktikum<br />
hat sich eine Erfahrung bestätigt, die<br />
ich so schon oft in meinem Leben<br />
gemacht habe: Bin ich erst einmal<br />
drin, kann ich meine Kommunikations-<br />
und Teamfähigkeit unter<br />
Beweis stellen. Das Problem ist<br />
immer nur, in ein Unternehmen reinzukommen.<br />
An dieser Stelle möchte<br />
ich mich bei Herrn Mörz und Herrn<br />
Ali bedanken, die mir die Möglichkeit<br />
gegeben haben, mich in ihrem<br />
Unternehmen zu beweisen.<br />
Wie ging es Ihnen während des<br />
Praktikums?<br />
Wenn jemand noch nie mit einem<br />
behinderten Menschen zu tun hatte,<br />
ist eine gewisse Scheu vorhanden. Ich<br />
weiß das; mit dieser Problematik bin<br />
ich groß geworden. Die Hauptaufgabe,<br />
die ich für mich im Praktikum<br />
sah, war es, den Teammitgliedern die<br />
Scheu zu nehmen. Ich wusste, wenn<br />
das gelingt, dann ist der Rest kein<br />
Problem mehr.<br />
Wie bewerten Sie rückblickend den<br />
Prozess der Jobintegration?<br />
Thomas Mörz: Sie lief bestens, weil<br />
Frau Sobe uns sehr gut unterstützt<br />
hat. Sie hatte die richtigen Kontakte<br />
und beriet uns dabei, wie wir mit der<br />
doch etwas komplizierteren Situation<br />
am besten umgehen können. Bei der<br />
Einstellung gab es ja einiges mehr zu<br />
berücksichtigen als üblich.<br />
Thilo Schwarz: Es waren Umbauten<br />
notwendig, weil das WC für mich<br />
nicht zugänglich war. Außerdem musste<br />
der Arbeitsplatz angepasst werden.<br />
Ich brauchte eine Rampe, einen spe-<br />
Aktuell<br />
ziellen Bildschirm, einen Trackball<br />
und eine besondere Tastatur. Die<br />
ARGE Landkreis <strong>Regensburg</strong> und das<br />
Integrationsamt haben diese Leistungen<br />
weitgehend übernommen.<br />
Manina Sobe: Unsere Aufgabe ist es,<br />
das alles zu koordinieren. Wir arbeiten<br />
als Casemanager, vom Erstkontakt<br />
mit dem Klienten und den<br />
Arbeitgebern bis hin zur Gestaltung<br />
des Arbeitsplatzes und der Klärung<br />
weiterer Rahmenbedingungen für die<br />
Einstellung. Wir haben auch einen<br />
Eingliederungszuschuss beantragt,<br />
der die Einarbeitung ein Stück weit<br />
erleichterte.<br />
Herr Schwarz, welche Barrieren<br />
machen die größten Probleme?<br />
Ich meine, es sind die Barrieren im<br />
Kopf. Bei den meisten Arbeitgebern<br />
ist es diese Scheu, sich jemanden mit<br />
Behinderung ins Team zu holen, der<br />
dann nicht teamfähig sein könnte.<br />
Gerade bei Projektarbeiten ist es aber<br />
wichtig, dass man im Team etwas<br />
zustande bringt.<br />
Was war für Sie bisher das schönste<br />
Erlebnis bei InterNetX?<br />
Ich habe vor ein paar Monaten die<br />
Projektleitung übertragen bekommen.<br />
Das war für mich ein sehr großer<br />
Schritt nach vorne. Es zeigte mir,<br />
dass ich hier wohl längerfristig bleiben<br />
werde.<br />
Das hat sich ja alles super für Sie<br />
entwickelt. Zeigen Sie mir noch<br />
Ihren Arbeitsplatz?<br />
Sie erwartet ein kreatives Chaos, sind<br />
Sie darauf vorbereitet?