braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
König mußte seinen Widerstand aufgeben. als seine Schwester. die Herzogin<br />
Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>. in ihn drang. Von ihrer Aktion ist in<br />
einem Briefe die Rede. den sie am 16. Februar 1764 4 ) an den Bruder richtete:<br />
"Jedermann ist auf eine Kopie Ihres Porträts versessen. Der Maler. der die<br />
Ehre gehabt hat. Sie hier zu malen. ist darüber sehr glücklich. Weil er Sie so<br />
gut getroffen hat und nun immer von einem Hof von Bewunderern des Bildnisses<br />
umgeben ist. ist er so stolz geworden. daß er unverschämterweise Schwierigkeiten<br />
macht. mir das Original zu schicken. das mir gehört und das ich. damit<br />
es mir nicht vertauscht wird. mit meinem Siegel versehen habe. Soeben hat er<br />
mir erklärt. er habe vom Köni,g von England den Auftrag erhalten. es für ihn<br />
zu kopieren."<br />
Wer der glückliche und unverschämte Maler war. verrät die Unterschrift<br />
eines Kupferstichs von Egidius Verhe1st mit dem Brustbild König Friedrichs 5):<br />
"Peint par Mr. Zisenis. C'est l'unique pour qui le Roy s'est assis pour se faire<br />
pcindre. "<br />
"Zisenis" ist der hannoversche Hofmaler lohann Georg Z i e sen i s<br />
(1716-1777). Er hat in seinen letzten Lebensjahren dem Maler Fiorillo ausführlich<br />
erzählt. wie das Bildnis entstanden ist 6):<br />
Es war ein Besuch Friedrichs II. in Salzdahlum angekündigt. als Ziesenis<br />
gt'rade in <strong>Braunschweig</strong> war. Die Herzogin verfügte. er habe sich für eine Porträtsitzung<br />
bereitzuhalten. Vorher solle er ihr seine Leinwand vorlegen; sie<br />
wolle die Rückseite durch ihr Siegel kennzeichnen. denn sie wünsche unbedingt<br />
das Original des geplanten Bildnisses zu besitzen.<br />
Nach F i 0 r i 11 0 s Bericht empfand der Künstler dies Ansinnen als kränkendes<br />
Mißtrauen. "Um sich zu rächen". spannte er eine doppelte Leinwand auf<br />
den Keilrahmen.<br />
"Der König kam. und da er guter Laune war. gab er den allgemeinen Bitten<br />
und besonders denen des Generals Rhetz 7) nach. den er wohl leiden mochte.<br />
und bestimmte dem Maler eine Stunde. während der er ihm sitzen wollte. Die<br />
Arbeit gelang Ziesenis vortrefflich. Er hatte den Kopf sehr ähnlich una schön<br />
gemalt und ganz mit dem eigenen Blick des Königs. Das Übrige. den blauen<br />
zugeknöpften Rock. die weiße Weste. die schwarzsamtenen Hosen malte er<br />
nachher hinzu. Sowie er nach Hause kam. spannte er die obere Leinwand mit<br />
dem Porträt aus dem Rahmen. malte auf die untere eine vollkommene Kopie<br />
und behielt auf diese Weise unter dem Namen der Kopie das Original. von<br />
welchem er dann noch mehrere Kopien verfertigte. Man darf bei seiner bekannten<br />
Redlichkeit überzeugt sein. daß er nimt so gehandelt hätte. wenn ihm<br />
die Herzogin mehr Vertrauen bewiesen hätte."<br />
118<br />
') D r 0 y sen S. 163.<br />
8) v. Ca m pe. Sthn 488. Abb. 94.<br />
ft) Fiorillo S.391.<br />
7) Aug. Wilh. v. Rhetz. braunschw. Generalmajor.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042494