braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Kaiser Heinrich V. aufoktroyierten, in Quedlinburg residierenden und vom<br />
Papst exkommunizierten Äbtissin Agnes 1. von Polen, der Schwestertochter<br />
Kaiser Heinrichs IV., gegründet wurde. Die Errichtung des Klosters erfolgte auf<br />
dem Grund und Boden des Reichsstifts an bereits geweihter Stätte dort, wo sich<br />
am St.-Georgenoorn von altersher eine Kapelle und die Zelle einer Inkluse<br />
befand, die dann dem Kloster den Namen gegeben hat. Die durch die Tradition<br />
bezeugte besond·ere Mitwirkung des Stiftspriesters, der zugleich die Pfarrei der<br />
St.-Georgenkirche, der alten Kaufmannskirche vor Gandersheim, innehatte, verdient<br />
Glauben. Auch an dem überlieferten Weihejahr 1124 darf festgehalten<br />
werden. Die Weihe selbst nahm der durch seine Klosterreformen bekannte<br />
Bischof Berthold 1. von Hildesheim vor. Der erste Konvent unter Abt Heinrich<br />
kam, wie mit erheblicher Wahrscheinlichkeit angenommen werden darf, aus<br />
der hirsauisch reformierten Benediktinerreichsabtei Corvey. Das Vorkommen<br />
eines Priors in Clus läßt darauf schließen, daß auch hier die Verfassung vom<br />
hirsauischen Ordo bestimmt war.<br />
Während eine bedeutendere Dotierung durch die schon ein Jahr darauf zu<br />
Quedlinburg verstorbene Äbtissin Agnes 1. - entgegen der durch Fälschung<br />
beeinfIußten spätmittelalterlichen Cluser Überlieferung - urkundlich nicht<br />
belegt ist, haben ihre Nachfolgerinnen Bertha 1. und Liutgard 1. das dritte Eigenkloster<br />
ihres Stiftes weiter gefördert, und zwar unter bemerkenswerter Anteilnahme<br />
des Herrscherpaares Lothar III. und Richenza und unter maßgebender<br />
Einwirkung der Reformbischöfe Berthold 1. und Bernhard 1. von Hildesheim.<br />
Die erste Besetzung des Klosters entsprach den Erwartungen nicht und wurde<br />
ein Mißerfolg. Es fand daher zwischen 1131 und 1134 eine Neubesetzung mit<br />
Mönchen des kluniazensischen Ordo statt, die vielleicht sogar unmittelbar<br />
aus Hirsau kamen. Zur wirtschaftlichen Stärkung des von vornherein nicht<br />
besonders reich ausgestatteten Klosters wurde dem Cluser Abt gleichzeitig das<br />
Benediktinerkloster Brunshausen, die ehemalige Fuldaer Missionszelle des<br />
8./9. Jahrhunderts, unterstellt und ebenfalls reformiert. Die Verbindung beider<br />
Klöster hat allerdings das 12. Jahrhundert nicht überdauert.<br />
Der Bau der ersten Klosterkirche in Clus ist nach den erhaltenen Weihenotizen<br />
in seinem Ostteil 1124, in Langhaus und Westbau spätestens 1159<br />
fertiggestellt gewesen.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042494<br />
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