braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
weiter vom Walde entfernt als Helmscherode und Gehrenrode und 20 m niedriger<br />
hangabwärts zur Gande hin gelegen, sehr wohl früher angelegt sein als<br />
jene beiden rode-Orte. Einen gewissen Anhaltspunkt für die Altersbestimmung<br />
der westostfälischen ON auf -dorf bietet die Wüstung Gravestorpehusen. Wenn<br />
sie, wie ich vermute, dem 9. oder 10. Jahrhundert angehört, muß GrClsdorf als<br />
ihr Patenort unbedingt früher angesetzt werden.<br />
Für Befestigungsanlagen auf Bergen waren nach den Zeugnissen römischer<br />
Schriftsteller schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung auf germanischem<br />
Boden Namen mit dem GW -burg gebräudllich. Zunächst bezeichneten<br />
sie keine ständig bewohnten Plätze, sondern, wie es der Art germanischer<br />
Wehranlagen entsprach, Volksburgen, die nur in Notzeiten als Zufluchtsstätten<br />
für Menschen und Vieh aufgesucht wurden. Als sich daneben in der Zeit des<br />
inneren Landesausbaues ein neuer Typ von Wehranlagen mit festen Gebäuden<br />
herausbildete, die den führenden Adelsgeschlechtern als dauernde Wohnsitze<br />
und Mittelpunkte sowohl ihres privaten Grundbesitzes wie ihrer politischen<br />
Macht dienten, wurden auch diese als Burgen bezeichnet. Seit der Karolingerzeit<br />
tragen vor allem die wehrhaften Sitze der Könige, der Stammesherzöge, der<br />
Bischöfe und der mächtigsten Grafengeschlechter Namen mit dem GW -burg,<br />
so im östlichen Ostfalen Magdeburg, Quedlinburg, die Harzburg, Süpplingenburg,<br />
Scheverlingenburg, Hornburg und Vienenburg, westlich der Oker die<br />
Harliburg, Steterburg, Ölsburg, Bodenburg im Kr. Hildesheim-Marienburg, die<br />
Winzenburg im Kr. Alfeld, Katlenburg im Kr. Osterode, Seeburg im Kr. Duderstadt,<br />
die Sachsenburg bei Walkenried im Kr. Blankenburg und unsere<br />
S tau f f e nb u r g. Später übertrug der Volksmund die Bezeichnung nBurg"<br />
oder nd. "Borch" auf alle Wehranlagen, gleich welchen Alters und welchen<br />
Ranges bis hin zu den herrschaftlichen Gutshäusern des 16./18. Jahrhunderts<br />
und gab schließlich sogar einzelnen bürgerlichen und bäuerlichen Gebäuden,<br />
die durch Alter, Baufälligkeit oder besondere Begebenheiten merkwürdig erschienen,<br />
Spottnamen mit dem GW -burg (Moritz- und Mückenburg bei <strong>Braunschweig</strong>,<br />
Pisseburg in Barbecke, Donnerburg bei Kl. Denkte usw.). Noch aus<br />
einem anderen Grunde muß sich der Heimatgeschichtsforscher hüten, ohne<br />
örtlichen Augenschein jede Eintragung von Namen wie .Burgberg", .Burgkamp"<br />
oder dergleichen in alten Karten als Hinweis auf eine ehemalige Wehranlage<br />
zu werten. Die Wörter Burg und Berg sind zwei lautlich wie bedeutungsmäßig<br />
eng miteinander verwandte Ablautformen eines und desselben Wortstammes<br />
und konnten sehr wohl gelegentlich gegenseitig ausgetauscht werden<br />
24). So mag mancher FlN auf -burg in Wald und Feld einen Berg meinen,<br />
der niemals eine Wehranlage getragen hat. Vielleicht gehört zu diesen irreführenden<br />
Bezeichnungen auch der Flurname KatelHburg bei Kl. Rhüden. Noch<br />
häufiger sind aber Fälle, wo umgekehrt Burgen mit den um sie herum gewach-<br />
24) Vgl. A. Ba eh, a. a. O. 11 § 374.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042494<br />
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