braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Während in West- und Mitteldeutschland (EHe!. Westerwald, Thüringen)<br />
ON auf -rode vereinzelt schon seit der Mitte des 9. Jahrhunderts auftauchen 10),<br />
sind sie in Ostfalen erst 100 Jahre später nachzuweisen, und zwar zuerst<br />
Desingerode im Kr. Duderstadt 952 als Dasingerod. Sie sind bei uns wohl<br />
auch kaum viel früher zu erwarten, da die Traditiones Corbeienses für den<br />
Zeitraum von 832 bis 1037 aus dem ganzen weiten Bereich ihrer westfälischen,<br />
cstfälischen und nordniedersächsischen Güter insgesamt nur 8 ON allf -Tode<br />
neben 147 ON auf -hausen bieten. Wie weit die Neubildung von ON auf -Tode<br />
auf ostfälischem Boden noch in das späte Mittelalter hineinreicht, ist schwer<br />
zu sagen. Wie das Auftreten dieses Namentyps in Ostdeutschland 11) zeigt,<br />
muß er mindestens im 12. Jahrhundert westlich der Saale, Mittel- und NiedereIbe<br />
in den Altlanden noch fruchtbar gewesen sein. In manchen deutschen Landschaften<br />
sollen ON auf -Tode sogar bis ins 14. Jahrhundert neugebildet<br />
worden sein. Im westlid1en Ostfalen spricht gegen eine so lange Lebensdauer<br />
des Namentyps einmal das Erscheinen einer neuen Namenmode mit dem GW<br />
-Itagen im 12. Jahrhundert. Zum anderen setzt aber um 1300 bereits infolge<br />
der Krise der alten Naturalwirtschaft, die durch das Aufkommen der modernen<br />
Geldwirtschaft ausgelöst wurde, eine rückläufige Bewegung im ländlichen Siedlungswesen<br />
ein. Feldmarken. die mühsam dem Walde abgerungen waren,<br />
mußten wieder aufgegeben werden, weil auf den steinigen Böden der Berghänge<br />
und Hochflächen wie auf aIIzu nassen Böden der geringe Ertrag in keinem<br />
Verhältnis zur schweren Arbeit stand. So wurden im 14. Jahrhundert viele<br />
Siedlungen wegen der aIIzu geringen Bodenrente wieder wüst, und ihre Bewohner<br />
zogen in krisenfestere Nachbardörfer oder in die aufblühenden Städte.<br />
Für die Anlage neuer Rodungsdörfer war in dieser Zejt kein Anreiz mehr<br />
vorhanden.<br />
6. Namen auf - hag e n<br />
Unter den 7 Wohnplätzen. die im Kr. Gandersheim Namen mit dem GW<br />
-Itagen erhalten haben, befinden sich nur 2 echte Dorfsiedlungen, und zwar<br />
das noch blühende W 0 I f s hag e n und das wüste Heb e rh a gen, da;;<br />
nach der überlieferung von seinen Bewohnern während der Stiftsfehde im<br />
Jahre 1521 verlassen wurde. Für s t e n hag e n, K li n gen hag e n ,<br />
Li eh t e n hag e n. Nie n hag e n und We d d e hag e n sind heute Einzelgüter<br />
oder Vorwerke von solchen. Wahrscheinlich waren sie aber auch im<br />
Mittelalter nie mehr als Einzelhöfe, sind doch von ihnen keine eigenen Kirchen<br />
oder gar Pfarren erwähnt. Bis auf Nienltagen sind sie vermutlich von<br />
Anfang an in der Hand des Landesherrn gewesen und deshalb auch im Mittelalter<br />
so gut wie gar nicht in Urkunden bezeugt, weil kein Besitzwechsel zu<br />
10) Vgl. A. Bach a. a. O.lI § 616.<br />
11) Vgl. A. Ba c h a. a. O. II § 573.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042494<br />
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