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„Leben und Arbeiten unter Zwang“ - Stiftung gegen Extremismus

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5. Morgens früh wurden wir geweckt <strong>und</strong> dann mit viel Geleit <strong>und</strong> Wachh<strong>und</strong>en<br />

wurden wir zur Arbeit in der Ölraffinerie geführt. Man versuchte<br />

am Rande zu gehen, dass man, während man an der Küche vorbeiging,<br />

etwas aus dem Spülwasser in die Mütze fischen <strong>und</strong> <strong>unter</strong>wegs essen<br />

konnte.<br />

6. Dafür wurden wir geprügelt, ein Mann wurde sogar erschossen. Im Werk<br />

nieteten wir die 200-l- <strong>und</strong> 500-l-Gefäße für Benzin.<br />

7. Die Amerikaner bombardierten ständig dieses Werk sowie das Lager. Man<br />

zwang uns alles wiederaufzubauen. Während der Bombenangriffe liefen<br />

wir 200m weit weg. Alles explodierte <strong>und</strong> brannte.<br />

8. Die Sprengbomben fielen auf die Baracken. Alle Kriegsgefangenen sind in<br />

Flammen lebendig verbrannt, niemand hat sich gerettet. Die Temperatur<br />

der Sprengbomben war zu hoch, sodass sie nicht fliehen konnten. Die<br />

verbrannten Leiber waren klein <strong>und</strong> schwarz.<br />

9. Überall stank es <strong>und</strong> gab es Haufen verbrannter Leichen, die wir zusammenbrachten<br />

<strong>und</strong> beisetzten. Es fällt mir schwer, dieses Grauen zu<br />

beschreiben. Nach dem Bombenangriff wurden wir nach Heide-Holstein<br />

zur Arbeit in der Willi Brum Fabrik versetzt. Hier gab es Vertreter<br />

verschiedener Nationalitäten: Polen, Franzosen usw. Ich <strong>und</strong> mein Bruder<br />

arbeiteten an den Drehbänken.<br />

10. Wir haben die Hülsen für dieGeschosse gedreht. Eines Tages habe ich absichtlich<br />

die Fließbahn außer Betrieb gesetzt. Die Arbeit wurde gestoppt.<br />

Ein Pole <strong>und</strong> mein Bruder begannen mich zu prügeln, ich habe die beiden<br />

mit einem Messer verletzt. Ich wurde ins Jugendgefängnis in eine Einzelzelle<br />

eingeliefert. Im Gefängnis musste ich den ganzen Tag die Abfallschnitzel<br />

von Leinen öffnen, bis sie zu Watte wurden.<br />

11. Dann wurde ich an einen Bauern verwiesen. Dort habe ich Kühe gemolken.<br />

Eine rothaarige <strong>und</strong> schielende Deutsche konnte mich nicht leiden<br />

<strong>und</strong> hat mich mit der Heugabel verletzt, der Bauer hat sie dafür verprügelt.<br />

12. Später wurde ich in der Friedrich Köster Fabrik eingesetzt, wo ich wieder<br />

Geschosse drehen musste. Hier bekamen wir Brotkarten <strong>und</strong> einmal pro<br />

Woche wurde der Lohn ausgezahlt. Die Fabrik wurde von SS-Leuten bewacht.<br />

Sonntags durften wir in die Stadt, um einzukaufen. Dabei sollte ich<br />

ein Ost-Zeichen aus Stoff tragen. Ich besuchte die Kegelbahn. Ich reichte<br />

den Deutschen die Bälle. Ich war immer sauber gekleidet <strong>und</strong> konnte<br />

gut Deutsch <strong>und</strong> Polnisch sprechen. Ich war auch mit deutschen<br />

Mädchen namens Keti <strong>und</strong> Molli befre<strong>und</strong>et. Es gab ein Grammophon<br />

<strong>und</strong> wir haben getanzt sowie Tee getrunken.<br />

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