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„Leben und Arbeiten unter Zwang“ - Stiftung gegen Extremismus

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45 % aller Ärzte traten nach 1933 in die NSDAP ein. Im selben Jahr verbündeten<br />

sich die beiden größten ärztlichen Standesorganisationen, der<br />

Hartmannb<strong>und</strong> <strong>und</strong> der Deutsche Ärztevereinsb<strong>und</strong>, mit dem Nationalsozialistischen<br />

Deutschen Ärzteb<strong>und</strong> (NSDÄB).<br />

Mediziner, vor allem die Ärzte in den Konzentrationslagern, experimentierten<br />

mit den gefangenen KZ-Insassen, um u.a. eine Lösung des Seuchenproblems<br />

zu finden oder ihre inneren Gelüste zu stillen. Meist blieben diese aber ohne<br />

Bestrafung oder sie konnten sich ins Ausland absetzen. 42 Wie zum Beispiel<br />

der KZ-Arzt in Auschwitz, Josef Mengele, der berüchtigt für seine Menschenversuche<br />

war. Nach dem Krieg floh er aus Deutschland, er wurde<br />

weltweit verfolgt <strong>und</strong> starb letztendlich im Exil. 43<br />

Die medizinische Versorgung in den Lagern für Zwangsarbeiter<br />

Die seuchenpolizeiliche Überwachung der Lager <strong>und</strong> vor allem der dortigen<br />

Krankenstuben oblag den Ges<strong>und</strong>heitsämtern. Es wurde am 28. Juni 1941<br />

verordnet, dass die Ärzte der Ges<strong>und</strong>heitsämter die Lager sofort nach deren<br />

Belegung über einen Zeitraum von vier Wochen hinweg einmal wöchentlich<br />

auf Infektionskranke hin zu inspizieren hatten. Das Arbeitsamt musste<br />

sämtliche Transporte <strong>und</strong> Unterkünfte der ausländischen Arbeiter bekannt<br />

geben. Für die Lagerärzte <strong>und</strong> Betriebe bestand die Pflicht, Infektionskrankheiten<br />

sofort dem Ges<strong>und</strong>heitsamt anzuzeigen. 44<br />

Die ärztliche Betreuung in den Lagern von Industriebetrieben oder in den<br />

städtischen Gemeinschaftslagern übernahm entweder ein Betriebsarzt oder<br />

ein anderer Mediziner. Diese hatten zusätzlich zu ihren eigenen Sprechst<strong>und</strong>en<br />

nun auch Sprechst<strong>und</strong>en in den Lagern für die ausländischen<br />

Patienten. Das bedeutete natürlich eine erhebliche Zusatzbelastung für die<br />

Ärzte; diese wurde auch durch die starke Dezimierung der Ärzte durch<br />

Einberufung in den Kriegsdienst gefördert. Die Ärzte litten nicht minder durch<br />

wenig Schlaf <strong>und</strong> anstrengende Arbeit häufig <strong>unter</strong> Konzentrationsmangel<br />

oder Kopfschmerzen. 45<br />

42 Vgl. Evelyn Hauenstein: Ärzte im Dritten Reich. Weiße Kittel mit braunen Kragen.<br />

42Aus: http://www.thieme.de/viamedici/zeitschrift/heft0502/3_topartikel.html.<br />

42 Abfragedatum: 24.12.2008<br />

43 Vgl. Wikipedia: Josef Mengele. Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Mengele<br />

42 Abfragedatum: 27.12.2008<br />

44 Vgl. Michael Dahl: >>... werden die Ostarbeiter in Zweifelsfällen erneut auf ihren Arbeitswillen<br />

42 <strong>und</strong> ihre Arbeitsfähigkeit praktisch überprüft.“ Zwangsarbeit <strong>und</strong> Krankheit aus der Perspekti-<br />

42ve der staatlichen Behörden sowie der Krankenkassen. In: Danker u.a.: Zwangsarbeit <strong>und</strong><br />

42 Krankheit in Schleswig-Holstein, S. 102 – 137<br />

45 Vgl. Mandy Jakobczyk: Das Tuberkuloseproblem bei Zwangsarbeitern in Schleswig-Holstein,<br />

42 in: Danker u.a..: Zwangsarbeit <strong>und</strong> Krankheit in Schleswig-Holstein, S. 243 – 272<br />

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