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„Leben und Arbeiten unter Zwang“ - Stiftung gegen Extremismus

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DEA<br />

Viele Zwangsarbeiter arbeiteten in Hemmingstedt auf der „Hölle“, einem<br />

Gelände der Deutschen Erdölwerke AG (DEA), auf dem nach dem Ersten<br />

Weltkrieg in einem Bergwerk Ölkreide gewonnen <strong>und</strong> ab September 1935 in<br />

400 m Tiefe Öl erbohrt wurde. Die Ölförderung stieg von 7.663 t (1936) auf<br />

231.347 t im Jahr 1940. Damit war Hemmingstedt das drittgrößte Fördergebiet<br />

im Deutschen Reich. In den darauffolgenden Jahren konnte jedoch nicht<br />

mehr so viel Öl gefördert werden.<br />

Da es immer komplizierter wurde bei der Beschaffung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften für Industrie- <strong>und</strong> Militärbauten, wandte sich die DEA ab 1942<br />

an das Wirtschaftsministerium, um speziell für ihre Aufgabenbereiche<br />

vertragliche Zusagen an das Oberkommando der Marine (OKM) einzuhalten.<br />

Bei dem Einsatz von nicht deutschsprachigen Fremdarbeitern musste die<br />

Hürde überw<strong>und</strong>en werden, die Sicherheitsregeln in den Bergwerken zu<br />

lockern. Während des Krieges hatte die DEA zeitweise über 2000 Arbeitskräfte.<br />

Im Schachtbetrieb arbeiteten 800 <strong>und</strong> im Bohrbetrieb 1130 Gefolgschaftsmitglieder,<br />

davon ca. 100 Ostarbeiter <strong>und</strong> 420 Kriegsgefangene.<br />

Anfang 1945 waren von etwa 1.800 Beschäftigten 1000 Zwangsverschleppte<br />

<strong>und</strong> Kriegsgefangene. Eine neu errichtete Ölbunker-Anlage in Schafstedt<br />

<strong>und</strong> eine Pipeline waren weitere Anlagen der DEA. So konnten während des<br />

Krieges nachts Kriegsschiffe <strong>und</strong> U-Boote mit Treibstoff beladen werden.<br />

Wegen seiner Bedeutung für die Kriegsführung wurde das Werk mit Netzen<br />

<strong>und</strong> Bäumen getarnt <strong>und</strong> bei Fliegerangriffen in künstlichen Nebel gehüllt. Für<br />

schwere Erdarbeiten an Bohrturmanlagen setzte die DEA vor allem französische<br />

Militärinternierte <strong>und</strong> russische Kriegsgefangene ein. Zur Ablenkung<br />

feindlicher Angriffe war sogar zwischen Meldorf <strong>und</strong> Nordhastedt eine<br />

Scheinanlage errichtet worden. Doch später wurde das DEA-Werk durch<br />

Radar geortet <strong>und</strong> ab Mitte Juli 1944 weitgehend zerstört.<br />

Genauere Angaben über die Anzahl der Zwangsarbeiter/innen <strong>und</strong> Kriegsgefangenen<br />

gab die DEA nicht. Für den Zeitpunkt 30. Juni 1944 gab sie aber insgesamt<br />

479 Zwangsarbeiter/innen <strong>und</strong> 448 Kriegsgefangene, 196 aus Polen,<br />

276 aus Italien, 53 aus Frankreich, davon 23 Kriegsgefangene, 36 aus Belgien,<br />

davon 24 Kriegsgefangene, 19 aus Jugoslawien, davon drei Kriegsgefangene,<br />

vier aus den Niederlanden <strong>und</strong> je einer aus der Tschechoslowakei<br />

<strong>und</strong> Ungarn an. Die DEA richtete für diese Massen an Zwangsarbeitern neun<br />

Lager in der Umgebung von Hemmingstedt <strong>und</strong> zudem noch ein Franzosenlager<br />

mit fünf Baracken ein. Ein Lager lag bei der DEA in Lieth mit ca. 50 Polen,<br />

die in Wesseln in der Gastwirtschaft Wegener <strong>unter</strong>gebracht waren.<br />

Außerdem soll auch zu Beginn des Krieges eine große Anzahl von Dänen <strong>und</strong><br />

Italienern im Werk beschäftigt gewesen sein. Für die Italiener war ein Lager in<br />

Hemmingstedt errichtet worden, die anderen wohnten in Gastwirtschaften<br />

oder bei Privatleuten. Weitere Lager mit Zwangsarbeiter/innen <strong>und</strong> Kriegsgefangenen<br />

gab es in Hemmingstedt bei Peters <strong>und</strong> bei Block.<br />

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