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10 SZENE
Von Hercules bis SFM
125 Jahre Motorradgeschichte in Nürnberg
von Gregor Schinner
Nicht nur das Automobil feiert
in diesem Jahr sein 125-jähriges
Jubiläum, auch die SFM
GmbH, besser bekannt unter
dem Produktlabel Sachs-Bikes,
kann in diesem Jahr auf 125
Jahre Firmenhistorie zurückblicken.
Am 5. April 1886
gründete der damals gerade
22-jährige Carl Marschütz in
der Nürnberger Bleichstraße
die „Velozipedfabrik Carl Marschütz
& Co“ und begann dort
mit 8 Mitarbeitern die Fertigung
von Hochrädern, den ersten
verbreiteten Fahrrädern.
Zuvor war er jedoch maßgeb-
lich an der Entstehung der
Marke Express in Neumarkt
beteiligt, in dem er seinen ehemaligen
Chef mit dem Fahrradmechaniker
Eduard Pirzer
bekannt machte und so die
Gründung des Traditionsherstellers
einleitete.
8 Jahre später war Marschütz‘
Belegschaft auf 170
Mitarbeiter angewachsen
und bereits zweimal in neue
Betriebsgebäude umgezogen.
Nachdem Freilaufnabe und
Übersetzungstechnik erfunden
waren, löste das Niederrad
das schwierig zu fahrende
Mit diesem Modell begann im Jahr 1906 die motorisierte Geschichte der
Firma Hercules.
Hochrad ab und Marschütz
erkannte schnell, dass nur eine
Massenproduktion das Fahrrad
so günstig machen würde,
dass es nicht mehr nur ein
Luxusartikel für Betuchte war.
1894 produzierte seine Firma
bereits 5000 Fahrräder, ab
1898 wurde das erste motorisierte
Fahrzeug gebaut, eine
Art Kutsche mit Elektromotor,
die immerhin eine Geschwindigkeit
von 40 km/h bei einer
Reichweite von 40 km aufweisen
konnte. Bis zum zweiten
Weltkrieg wurden neben Fahrrädern
auch erstmals Motorräder
mit Fremdmotoren gebaut,
daneben aber auch Dreiräder,
Klein-LKWs und diverse Industrieartikel,
um das Produktprogramm
zu erweitern.
Ab 1900 begann die Firma mit
dem Bau von Hercules Motorrädern,
die in den 20er und 30er
Jahren erstmals einen Boom
erlebten. Seit 1930 liefert Sachs
dazu die Motoren. Doch kurze
Zeit später zwangen die Nationalsozialisten
den Juden Marschütz
zur Emigration nach
Kalifornien, das Werk wurde
„arisiert“ und später im Krieg
zu 80% zerstört und ausgeplündert.
Nach dem Krieg lief
die Produktion wieder an, da
kurzfristig günstige Fahrzeuge
benötigt wurden, doch der
Automobilboom bedeutete für
viele Zweirad-Hersteller den
Untergang.
Nur die Erfolge im Motorsport
sicherten den Hercules
Werken bis Ende der 70er
Jahre gute Verkäufe, doch
die schwindende Nachfrage
bedeutete mit der Zeit auch
das Ende der Hercules Motorräder,
kaum ein Modell konnte
an frühere Erfolge anknüpfen,
nur das Fahrradgeschäft blieb.
Fotos: SFM