B 2042 F CC-Blätter - Coburger Convent
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Es braucht nicht viel, um die Erkenntnis<br />
zu gewinnen, daß Deutschland<br />
natürlich eine Elite braucht.<br />
In einem demokratischen Gemeinwesen<br />
kann das nur eine Leistungselite<br />
und keine Herkunftselite<br />
sein. Sie muß gefördert und ermuntert<br />
werden, nicht, wie es unsere<br />
Gegner tun, verteufelt werden. Die<br />
neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
zeigen ganz deutlich:<br />
Wenn sich niemand mehr findet,<br />
der in unserer Gesellschaft Leistung<br />
verteidigt, nimmt den Absturz<br />
unserer Gesellschaft und unseres<br />
Landes in die Bedeutungslosigkeit<br />
in Kauf. Wir als Verbandsbrüder<br />
im <strong>Coburger</strong> <strong>Convent</strong> müssen uns<br />
fragen, ob unser Selbstverständnis<br />
in Korrelation mit unserer tatsächlichen<br />
Leistung steht. Darüber hinaus<br />
muß unser Handeln stets auch<br />
einer Angemessenheitskontrolle<br />
genügen.<br />
Nichts anderes besagt Kants kategorischer<br />
Imperativ:<br />
»Handele so, daß die Maxime<br />
deines Willens jederzeit zugleich als<br />
Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung<br />
gelten könne.«<br />
Und Friedrich Schiller, der Autor<br />
des von uns gewählten Mottos, beschrieb<br />
die Tugend als ›Neigung zur<br />
Pflicht‹.<br />
In diesem Sinne, liebe Verbandsbrüder,<br />
ist die Frage zu stellen, wie<br />
›verpflichtet‹ wir uns fühlen, der<br />
Gesellschaft gegenüber, unserem<br />
Verband gegenüber, unseren Verbandsbrüdern<br />
gegenüber, in unserer<br />
persönlichen Umgebung.<br />
Welcher Verbandsbruder in seiner<br />
beruflichen Position meint, der Gesellschaft<br />
nicht verpflichtet zu sein,<br />
kann Einsatz und Ehrlichkeit auch<br />
nicht von anderen erwarten.<br />
Gehen wir mit gutem Beispiel<br />
voran. Lassen wir uns neben verantwortlicher<br />
beruflicher Tätigkeit<br />
›verpflichten‹ zu Ehrenämtern und<br />
Gemeinwohlaufgaben. Ein solches<br />
Verhalten ist Ausdruck von Freundschaft<br />
und Nächstenliebe. Wo immer<br />
Menschen im Allgemeinen und<br />
Verbandsbrüder im Besonderen den<br />
Sinn eines solchen Tuns direkt sehen,<br />
sind sie zu großem Engagement<br />
bereit. Wer wie wir die Leistungselite<br />
fördern will, muß für Bedingungen<br />
sorgen, unter denen sie sich durchsetzen<br />
kann.<br />
Eine der wichtigsten Bedingungen<br />
dafür ist vorbildliches öffentliches<br />
Verhalten und Transparenz.<br />
Transparenz, die nicht bei Politikern,<br />
Managern und anderen endet, die<br />
sich selbst für Vorbilder halten. Wer<br />
sich zur Elite zählen will, liebe Verbandsbrüder,<br />
muß hohe Standards<br />
für sich akzeptieren – und auch danach<br />
leben. Dann allerdings darf er<br />
von der Gesellschaft auch erwarten,<br />
daß solche Leistung belohnt wird –<br />
auf allen Ebenen.<br />
Statt in den <strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong>n eine antiquierte<br />
Diskussion über ›Comment‹<br />
und ›Kleiderordnung‹ zu führen,<br />
sollten wir uns auf die Kernidee<br />
des Korporationsstudententums<br />
besinnen, damit unsere Kooperationen<br />
auch in Zukunft bestehen<br />
bleiben.<br />
Ghibellinias Sprecher: Finn Braun, Tilman Beer, Volker Seitter<br />
Sind das etwa die Themen, mit<br />
denen wir das 21. Jahrhundert bestreiten<br />
wollen?<br />
Wir denken, daß dies nicht sein<br />
kann. Wir müssen:<br />
■ uns weiter mit der Exzellenzförderung<br />
deutscher Hochschulen, den<br />
Auswirkungen der Hochschulreformen<br />
und den daraus erwachsenen<br />
Herausforderungen auseinandersetzen,<br />
■ eine Internetpräsenz des Verbands<br />
erstellen, die junge Männer anspricht<br />
und an die Korporationen heranführt,<br />
■ uns aufgrund veränderter Studienbedingungen<br />
auf veränderte Bedingungen<br />
einstellen.<br />
■ uns als Alte Herren zunehmend als<br />
aktive Unterstützer unserer jungen<br />
Mitglieder zeigen, um den jungen<br />
Bundesbrüdern das Aktivsein zu erleichtern<br />
und die Attraktivität der<br />
Bünde für junge Studenten zu steigern.<br />
Dazu muß zwingend gehören,<br />
die erhöhten Studienanforderungen<br />
als gegeben zu akzeptieren, diese mit<br />
verbindungsinternen Patenschaften<br />
und bundesinternen Stipendien zu<br />
flankieren.<br />
Wir Ghibellinen würden uns freuen,<br />
wenn wir mit Ihnen, sehr geehrte<br />
Herren Verbandsbrüder, über unsere<br />
Präsidialzeit hinaus über diese Themen<br />
eine kreative und fruchtbare<br />
Diskussion über unsere Kernideen<br />
und deren Ausrichtung im 21. Jahrhundert<br />
führen könnten.<br />
Leistungsbereitschaft – Freundschaft<br />
– Bundesbrüderlichkeit – Lebensbundprinzip<br />
– Verbandsbrüderlichkeit.<br />
Neben dem Fundament der<br />
Freundschaft bedarf es der Leistungsbereitschaft<br />
unserer Mitglieder und<br />
verantwortungsbewußten Verhaltens,<br />
um die Zukunft des <strong>Coburger</strong><br />
<strong>Convent</strong>es zu sichern.<br />
Wir verabschieden uns, nicht<br />
ohne unseren Nachfolgern, den<br />
Kartellbrüdern der Gründungslandsmannschaft<br />
Teutonia Bonn, für ihr<br />
Präsidialjahr einen guten Start und<br />
eine glückliche Hand zu wünschen.<br />
Tilman Beer<br />
Finn Braun<br />
Volker Seitter<br />
Beachten Sie bitte die auf der folgenden<br />
Seite abgedruckte Stellungnahme<br />
des AH<strong>CC</strong>-Vorstandes zu diesem<br />
Beitrag.<br />
<strong>CC</strong>-<strong>Blätter</strong> 3/2008<br />
17<br />
Das Amtsblatt