Charity - Kiwanis Deutschland
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Der Jungautor Julius Traupe bei der Dichterlesung.<br />
Nekil<br />
Eine Geschichte von<br />
Julius Traupe<br />
13-jähriger "Kiwanier" als Schriftsteller.<br />
Julius Traupe, Sohn des Oliver Traupe,<br />
Sekretär des frisch gecharterten KC Überlingen-<br />
Bodensee hat eine eigene Homepage.<br />
Er schreibt als Nachwuchsautor Geschichten<br />
und Romane.<br />
Auf der Divisionssitzung der Division 16 im<br />
März dieses Jahres in Überlingen überraschte<br />
uns der Präsident des dort heimischen Clubs<br />
Christoph Ruther mit der Ankündigung einer<br />
Dichterlesung. Es erschien Julius Traupe und<br />
setze uns alle mit der Geschichte von "Nekil"<br />
in Erstaunen. Freut Euch selbst an dem Thema<br />
dem Sprachschatz und der Wortwahl eines<br />
13-Jährigen.<br />
Vorwort von Dr. Hartmut Krone, Distrikt-Sekretär<br />
O<br />
ft denke ich an ein normales Leben.<br />
Träge ziehe ich meine Beine durch den<br />
glühend heißen Sand. Der Weg scheint<br />
mir endlos.<br />
Ein paar weiße Kinder rennen an<br />
mir vorbei. Auf ihren schmächtigen<br />
Schultern tragen sie bunte Ranzen.<br />
Auch sie gehören zu meinen Klassenkameraden.<br />
Sie zeigen mit den Fingern<br />
auf mich, als wenn sie mich gerade<br />
durchbohren wollten.<br />
Ein tiefer Stich in meinem Herzen.<br />
In der Morgensonne kann ich das neue<br />
Schulgebäude erblicken. Vor dem großen<br />
Gebäude stehen viele weiße Jungen.<br />
Sie spielen mit einem Ball. Ich besitze<br />
nicht so einen schönen Ball. Meine<br />
Eltern arbeiten dafür sehr lange. Es<br />
würde unser Wohlbefinden schwanken<br />
lassen.<br />
Unser Wohlbefinden besteht aus einer<br />
kleinen Hütte; wenn es regnet werde<br />
ich nass. Neben unserer Hütte haben<br />
sich noch andere Schwarze nieder-<br />
gelassen. Weit hinter unserem kleinen<br />
Dorf ist eine große Wohnsiedlung.<br />
Riesige Steinhäuser stehen überall. Die<br />
haben kein Problem damit, mal schnell<br />
in den Laden zu gehen und einen Ball<br />
zu kaufen.<br />
Mein Vater ist nicht mehr hier, er<br />
muss im Ausland arbeiten, im reichen<br />
Europa. Jeden Monat schickt er uns<br />
Geld, damit ich zur Schule gehen kann.<br />
Lautes Geklingel ertönt, und ich gehe<br />
in das Gebäude. Zuvor habe ich etwas<br />
abseits gestanden und den Weißen<br />
beim Spaß haben zugeschaut. Mir<br />
schenken sie nie Beachtung.<br />
Mein Vater hat mir, bevor er gegangen<br />
ist, etwas von Rassentrennung erzählt.<br />
Er hat gesagt, dass wir zuerst da<br />
waren, aber die Weißen gegen uns sind.<br />
Ich war noch jung und habe nicht ganz<br />
verstanden.<br />
Was hat es auf sich mit der Rassentrennung.<br />
Keiner schenkt mir nur ein<br />
Stück Beachtung, aber warum?<br />
Mit einer Menge Fragen gehe ich in<br />
das Klassenzimmer. Ein weißer Lehrer<br />
kommt herein.<br />
Auf großen Stühlen, die gepolstert<br />
sind, sitzen die Weißen. Auf alten, harten<br />
Stühlen leiden die Schwarzen. Da<br />
ich der einzige Schwarze in meiner<br />
Klasse bin, ahnt man ja, dass ich auf<br />
dem harten Stuhl leide. Die anderen<br />
Weißen lachen mich aus, als ich zum<br />
zig-vergeblichsten Mal einen der<br />
Weißen nach einem Stück Papier fragen<br />
muss.<br />
Der Lehrer begrüßt uns. Darauf<br />
setzt er ein komisches Lächeln auf und<br />
wendet sich an mich: "Na, schlechte<br />
Zeiten. Es sollten alle Schwarzen von<br />
der Schule fliegen. Nichts mehr mit<br />
guter Ausbildung." Ein Gelächter geht<br />
durch die Klasse. Ich schaue beschämt<br />
auf den von der Sonne aufgewärmten<br />
Betonboden. Trotz der warmen Luft ist<br />
es hier relativ mild. Plötzlich verstummt<br />
das Gelächter und der Lehrer<br />
kommt erneut auf mich zu. Meine kleinen<br />
Augen wandern an der stämmigen<br />
Präsident Christoph Ruther bedankt sich bei<br />
Julius und überreicht ihm ein Geschenk.<br />
Figur des Lehrers hinauf. "Es sei denn,<br />
Du kannst diese Aufgaben richtig lösen",<br />
sagt der Lehrer. Ohne mich dabei<br />
anzuschauen, legt er den Stapel an<br />
Papier auf meinen vermoderten<br />
Holztisch. Alle lachen erneut, manche<br />
können sich vor lauter Lachen gar nicht<br />
mehr auf ihren Stühlen halten. Wieder<br />
senke ich meine Augen reflexartig.<br />
Ein Junge, der mir zuvor noch nicht<br />
aufgefallen ist, lächelt mir zu: "Soll ich<br />
Dir helfen?", fragt er. Verwundert<br />
schaue ich ihn an. Er hat mit mir gesprochen.<br />
Ohne meine Worte vielleicht<br />
später zu bereuen stehe ich auf und<br />
sage laut: "Ja". Die anderen Kinder drehen<br />
sich verwundert zu mir um.<br />
Nachdem die Schule beendet ist,<br />
warte ich vor der Schultüre mit dem<br />
Blätterstapel auf den Jungen. Nachdem<br />
ich die Lust schon fast verloren habe<br />
und gerade gehen will, kommt mir der<br />
Junge entgegengerannt. "Hallo, ich bin<br />
Sinas. Ich finde Dich eigentlich voll<br />
nett. Nur habe ich Angst, von den anderen<br />
ausgelacht zu werden", sagt der<br />
Junge freundlich. "Es ist voll nett von<br />
Dir, mir zu helfen", sage ich und laufe<br />
neben dem weißen Jungen die Straße<br />
entlang. Der Weg kommt mir, seitdem<br />
ich mit dem Jungen Sinas laufe, immer<br />
so kurz vor. Sinas hat mir angeboten,<br />
die Aufgaben alleine für mich zu machen.<br />
Danach hat er noch gesagt, dass er<br />
sich mal nach der Schule mit mir treffen<br />
will. �<br />
Schlafgelegenheiten im Haus.<br />
<strong>Kiwanis</strong> Dezember 2011 19