Charity - Kiwanis Deutschland
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Präsident Dr. Hubert Langhorst erhält für<br />
40 Jahre KC Braunschweig den <strong>Kiwanis</strong>-Stern<br />
vom Distrikt-Sekretär Dr. Hartmut Krone.<br />
Wer allerdings nicht mitkommt, hat<br />
Pech und wer krank ist auch, wenn er<br />
nicht in der Familie aufgefangen oder<br />
versichert ist, denn eine Zwangsmitgliedschaft<br />
in einer Krankenversicherung<br />
gab es bis Präsident Obama nicht.<br />
Hilfe ist nicht vom Staat, sondern allenfalls<br />
vom "Nächsten" zu erwarten: Vom<br />
Nachbarn, von der Kirchengemeinde,<br />
der man angehört oder von Wohltätigkeitsvereinen<br />
wie auch den Service-<br />
Clubs, die im 20. Jahrhundert entstanden<br />
sind.<br />
Diese grundsätzlich andere Denkungsart<br />
hat sich trotz 2.000 Jahre<br />
Christentum z. B. in Europa so breit<br />
nicht ins Volksbewusstsein eingegraben,<br />
denn so neu ist der <strong>Charity</strong>-Gedanke<br />
nicht. Oder könnte es sein, dass<br />
nicht nur der Obrigkeitsstaat vergangener<br />
Jahrhunderte, der breites bürgerliches<br />
Engagement nicht kannte, sondern<br />
gerade auch der sich in alle Lebensbereiche<br />
drängende Sozialstaat<br />
das Verantwortungsgefühl des einzelnen<br />
untergräbt und auch das von ihm<br />
selbst postulierte Subsidiaritätsprinzip,<br />
das ja meint, der Staat solle nur da eingreifen,<br />
wo nichtstaatliche Organisationen<br />
nicht schon tätig sind?<br />
Ja sind wir alle nicht auch selbst mit<br />
daran schuld, dass sich der Staat so<br />
verhält, weil wir immer gleich nach<br />
dem Staat rufen? Da nehme ich auch<br />
die Kirchen nicht aus, die Krankenhäuser,<br />
Sozialstationen, Kindertagesstätten<br />
und Schulen vom Staat mit<br />
finanzieren lassen. Aber auch andere<br />
Organisationen verhalten sich so.<br />
Kindertagesstätten der Arbeiterwohlfahrt<br />
sind oft zu 100 % staatlich finanziert.<br />
Und selbst die politischen Parteien<br />
leben nicht nur von den Mitgliedsbeiträgen.<br />
Mir scheint dieser Staat einem Kater<br />
gleich, der alle anderen aus seinem<br />
Revier verdrängt. Seiner Mittel allerdings<br />
einmal beraubt, gleicht er allenfalls<br />
einem kastrierten Kater, dessen<br />
Impotenz mit zunehmender Fülle ein-<br />
hergeht und am Ende sich nur selbst<br />
genug ist, weil nichts mehr geht.<br />
In diesem Stadium scheinen mir<br />
fast alle westlichen Demokratien angelangt.<br />
McKinsay hat vor kurzem einen<br />
Report veröffentlicht über den Zustand<br />
der katholische Kirche in Bayern, speziell<br />
im Bistum München und festgestellt<br />
– wofür man allerdings nicht<br />
McKinsay heißen muss – dass sich die<br />
kath. Kirche in fünf Krisen befindet: in<br />
einer Glaubenskrise, Vertrauenskrise,<br />
Autoritätskrise, Führungskrise und<br />
Vermittlungskrise. Das alles könnte<br />
man für die derzeitige politische Situation<br />
in fast ganz Europa und Amerika<br />
genauso sagen.<br />
Die Menschen glauben und vertrauen<br />
den Politikern nicht mehr, die<br />
sie gewählt haben. Deren Autorität<br />
schwindet, weil sie die Probleme, die<br />
sie lösen zu können vorgeben, nicht<br />
lösen können. Führung zu übernehmen<br />
und Wahrheiten zu verkünden,<br />
statt auf Demoskopien zu schielen,<br />
scheint politischer Selbstmord und die<br />
Vermittlung komplizierter Sachverhalte<br />
in einer globalen vernetzten Welt gelingt<br />
nicht mehr. Andere sind immer<br />
schneller als parlamentarische Systeme<br />
und ehe sie begriffen haben, was geschieht,<br />
wenn sie es denn überhaupt<br />
begreifen. Ohne sie diskreditieren zu<br />
wollen, scheinen mir viele Volksvertreter<br />
überfordert und wir überfordern<br />
sie. Oft hilflos verlassen sie sich anscheinend<br />
immer weniger auf ihre<br />
zahllosen Bürokraten in zahllosen Ministerien<br />
im Bund und 16 Bundesländern<br />
und dafür immer mehr auf in<br />
Auftrag gegebene Studien, auf die<br />
morgen andere folgen.<br />
Die Wirtschaft macht ihr Ding, weil<br />
es um Arbeitsplätze geht und die Finanzwelt<br />
sowieso. Amerika ist verschuldet<br />
wie nie und wird seine Rolle<br />
als Weltpolizist abgeben. In der so<br />
schön gedachten europäischen Union<br />
haben Länder Platz genommen, die<br />
durch bloßen Eintritt in die gute Stube<br />
mit der Solidarität zu rechnen beabsichtigen.<br />
So hat sich die Familie das<br />
nicht vorgestellt, die jetzt merkt, dass<br />
ihr die Haare vom Kopf gefressen werden.<br />
Für die eigenen Kinder hat der Sozialstaat<br />
immer weniger übrig und deren<br />
Unmut wächst und wird weiter<br />
wachsen. Man sieht es in England, in<br />
Spanien und in den USA.<br />
Meine lieben Freunde, wenn der<br />
Sozialstaat an die Grenzen seines eigenen<br />
Anspruches kommt, dann wird es<br />
ernst. Wenn die Menschen merken,<br />
und sie merken es jetzt, dass Politiker<br />
die Macht nicht haben, die sie zu haben<br />
vorgeben, wird einem bange um die<br />
Demokratie.<br />
Warum sage ich das alles an einem<br />
so schönen Tag wie heute, wo es doch<br />
um die Feier eines Jubiläums geht und<br />
um ein Zurückbesinnen auf die vielen<br />
guten Dinge, die auch der <strong>Kiwanis</strong>-<br />
Club hier vor Ort sich in 40 Jahren seines<br />
Bestehens auf die Fahnen schreiben<br />
darf und soll, weil er mit Recht stolz<br />
darauf sein kann.<br />
Ich hatte nicht vor, und habe nicht<br />
vor, diese Feier und dieses Innehalten<br />
zu vermiesen, aber Sie und wir anderen<br />
Service-Clubs wollen und werden<br />
ja weiter machen. Wir haben uns ja im<br />
Wesentlichen nicht nur per Satzung,<br />
sondern durch unsere Mitgliedschaften<br />
auch mit dem Herzen denke ich für<br />
den Dienst an und in unserer Gesellschaft<br />
verpflichtet.<br />
Wie geht es also weiter und was<br />
sollen wir tun, wenn der Sozialstaat an<br />
die Grenzen stößt? Ich glaube diese<br />
Frage wird viele auch von Ihnen beschäftigen.<br />
Ich glaube, wir in den Service- und<br />
<strong>Charity</strong>-Clubs werden weiterhin gefordert<br />
bleiben, ja sogar mehr denn je. Wir<br />
werden – so denke ich – beim <strong>Charity</strong>-<br />
Gedanken der bisherigen Art nicht<br />
bleiben können, der ja auch schon<br />
mehr war, als Wohltätigkeit im Sinne<br />
einer Suppenküchenmentalität, so<br />
wichtig auch dieses Engagement von<br />
Menschen ist. Wir alle haben schon bisher<br />
auch Kulturelles und die Bildung<br />
unserer Jugend gefördert. Ich denke<br />
aber, es ist an der Zeit, unseren Dienst<br />
in der Gesellschaft noch umfassender<br />
zu sehen und zu artikulieren. In unseren<br />
Clubs sind so viele kluge Leute, die<br />
sich einmischen können und einwirken<br />
nicht nur in die Politik, sondern auch<br />
und gerade in die Wirtschafts- und<br />
Finanzwelt, die nicht zu begreifen<br />
scheint, dass sie an ihrem eigenen und<br />
unser aller Kollaps arbeitet. Wir sollten<br />
das auch gemeinsamer tun und nicht in<br />
den ach so gewohnten Clubegoismen<br />
verharren und dabei unser Potential,<br />
das wir gemeinsam haben könnten,<br />
nicht öffentlich wirksam werden lassen<br />
können.<br />
Ich weiß nicht, ob Sie meine Gedanken<br />
teilen und ob wir das schaffen,<br />
aber heute ist der Tag und für mich die<br />
Gelegenheit sich dafür auszusprechen.<br />
Ich wünsche Ihnen weiterhin auf<br />
alle Fälle viel Erfolg und gute Ideen,<br />
sich für andere Menschen und sinnvolle<br />
gesellschaftlich wertvolle Projekte<br />
einzusetzen.<br />
Vielen Dank!<br />
<strong>Kiwanis</strong> Dezember 2011 23