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Titel - Berliner Ärzte

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B E R U F S - U N D G E S U N D H E I T S P O L I T I KAktiv gegen Alkoholprobleme3. AktivA-Symposium zum Thema„Alkoholabhängigkeit bei Erwachsenen“Als „eines der vordringlichen Ziele“ihrer Gesundheitspolitik bezeichnetdie Bundesregierung die Reduzierungdes missbräuchlichen Konsums vonAlkohol, heißt es in der Antwort „Politikder Bundesregierung im Bereich derAlkoholsucht und des Komatrinkens“auf die Kleine Anfrage der SPD-Fraktionim März dieses Jahres.Laut des Drogen- und Suchtberichtesder Bundesregierung von 2012 trank derDeutsche 2010 durchschnittliche etwa9,6 Liter reinen Alkohol. Im Hinblick aufden Konsum der letzten 20 Jahre kannman da sogar von einem positivenTrend sprechen, denn seit 1991 sank derAlkoholkonsum um circa 3 Liter proPerson.Dennoch: 1,3 Millionen Menschen geltengemäß des Drogen- und Suchtberichtsals alkoholabhängig. Durch die demografischeEntwicklung gewinnt dasThema Alkoholabhängigkeit bei denüber 60-Jährigen zunehmend an Bedeutung:Etwa 400.000 Menschen über65 Jahre – 28 Prozent der Männer und 17Prozent der Frauen – trinken Alkohol ingesundheitsgefährdenden Mengen.Über 73.000 Menschen sterben jedesJahr an den Folgen von Alkoholmissbrauch.Das 3. AktivA-Symposium für eine aktiveAlkoholtherapie fand anlässlich desWeltdrogentages am 26. Juni in Berlinstatt und bot die Möglichkeit, sich überdie Relevanz der Alkoholerkrankungenbei Erwachsenen sowie die Herausforderungenin der derzeitigen Alkoholtherapiezu informieren. Sechs Vorträgeu.a. zu Themen wie Frühintervention inder Arztpraxis, Reduktion des Alkoholkonsumsund Größe der Versorgungslückezeigten auf, dass die Alkoholab-hängigkeit ein gesamtgesellschaftlichesProblem ist und inzwischen als Volkskrankheitgilt.Die Verbreitung und die wirtschaftlichenAuswirkungen haben weitreichendeFolgen: Sowohl für die einzelnen Betroffenenund deren Angehörige alsauch volkswirtschaftlich. Prof. Dr. FalkKiefer, stellvertretender ÄrztlicherDirektor der Klinik für Abhängiges Verhaltenund Suchtmedizin am Zentralinstitutfür Seelische GesundheitMannheim und Professor für Suchtforschungan der Ruprecht-Karls-UniversitätHeidelberg, mahnte dringendeine Reduktion des Alkohol konsums an:Die konsumierte Menge stehe imZusammenhang mit den alkoholbedingtenKrankheiten wie zum Beispiel Leberzirrhose,Diabetes mellitus, Schlaganfallund erhöhtes Krebsrisiko. 2004 starbenvon 100.000 in Deutschland lebenden15- bis 64-jährigen Frauen rund 13,7 und46,2 Männer vorzeitig an den Folgen ihresAlkoholkonsums. Das heißt: Jederachte Todesfall bei Männern und mehrals jeder 14. Todesfall bei Frauen unter65 Jahren ist Folge von Alkoholkonsum.Die mit der Alkoholabhängigkeit verbundenenvolkswirtschaftlichen Kostenbelaufen sich nach einer gesundheitsökonomischenSchätzung der DeutschenHauptstelle für Suchtfragen fürdas Jahr 2007 auf 26,7 Milliarden Euro,die die unmittelbaren Behandlungskosten,Ver luste durch Fehlzeiten amArbeitsplatz sowie Frühberentung undArbeits- oder Erwerbsunfähigkeit umfassen.Die Bundesregierung bleibt nichtsdestotrotzgelassen: Eine Anhebung derAlkoholsteuern ist momentan ebensowenig geplant wie eine Senkung derObergrenze der Blutalkoholkonzentrationim Straßenverkehr. Auch ein vollständigesVerbot von Alkoholwerbunghält die Regierung nicht für nötig:Werbung für alkoholhaltige Getränkemüsse bestimmte Standards erfüllen,sei aber „nicht der einzige Einflussfaktorauf das Trinkverhalten von Erwachsenenund Jugendlichen“. Den hauptsächlichenHandlungsbedarf sieht dieRegierung bei der Überwachung derbestehenden gesetzlichen Regelungenund bei einer Präventionsstrategie, „dieauf das Bewusstsein der Gefährlichkeitund des Suchtpotentials sowie beiErwachsenen auf einen verantwortungsvollenUm gang mit Alkohol“ zielt,heißt es in der Antwort der Bundesregierungauf die SPD-Anfrage.Der Medizinstudent Jonathan Schützesprach sich in seinem Vortrag„Alkoholabhängigkeit – Umgang inLehre und Therapie“ ebenfalls für präventiveMaßnahmen aus, forderte jedochvon der Politik konkrete Schrittedurch eine Verminderung des Alkoholangebots,eine Erhöhung der Alkoholsteuer,die Verbilligung alkoholfreierGetränke und weniger Werbung für alkoholischeGetränke ein. Als angehendemArzt war es Schütze besonderswichtig, dass künftig in der medizinischenAusbildung das Thema Alkoholabhängigkeiteinen angemessenenStellenwert bekommt, um dieDiagnose- und Behandlungsqualität zuverbessern. Aktuell fühlen sich vieleMedizinstu denten nicht ausreichendüber Sucht erkrankungen informiert.Zu dem Ergebnis kam 2012 auch eineinternationale Studie, an der u.a.Wissenschaftler der Charité Berlin,der Uniklinik Göttingen sowie desUniversity College London beteiligtwaren. Demnach werden im gesamtenMedizin studium aktuell nur etwa dreiUnterrichts stunden dem Alkoholismusgewidmet. In der Studie wurden knapp20.000 deutsche Medizinstudierendezu ihrer Vorbereitung auf die praktischeTätigkeit befragt.Aber nicht nur die Verbesserung derMedizinerausbildung bezüglich derBERLINER ÄRZTE 9/2013 S. 30

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