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Titel - Berliner Ärzte

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B U C H B E S P R E C H U N GB U C H B E S P R E C H U N G„Personale“, nicht„Personalisierte“ MedizinGerhard Danzer: Personale MedizinVerlag Hans Huber, Bern 2012550 S. geb. 39,95 EUHier geht’s nicht um die Sorte„Personalisierung“, die Patientenenttäuscht, weil nicht sie, sondern nurihre genetischen Biomarker ernst genommenwerden. Der Autor diesesSchwergewichts, Schüler und Mit ar beitervon Josef Rattner und Psycho somatik-Chefin Neuruppin, geht vielmehrsogar über das biopsychosoziale Konzeptmoderner Psychosomatiker hinaus:Nach seiner Auffassung ist die gesamtePsychosomatik nur eine Vorform der„Personalen Medizin“. Denn zur Persongehöre neben Materie, Leben und Seelenoch eine vierte Dimension: Geist. Diegeistig-kulturellen Facetten des Menschenaber seien selbst in der psychosomatischenMedizin unterrepräsentiert.Danzer erklärt ausführlich den Begriffder Person. Es folgt ein thematischerRundumschlag, der kaum ein Problemder Anthropologie, Philosophie, Psychologieund Medizin auslässt. Zum Beispielerläutert er beredt den Unterschied zwischenKörper und Leib, die Definitionvon Gesundheit und Krankheit querdurch die Kultur- und Medizingeschichte,das Maschinenmodell des Menschen(das den Arzt zum „Uhrmacher“ degradiert),die Problematik von Befund undBefinden, die entscheidende Bedeutungder Anamnese und des Arzt-Patient-Verhältnisses, die Notwendigkeit derVerknüpfung von evidenzbasierter undnarrativer Medizin, um nur einige wichtigePunkte herauszugreifen…Der Theorie folgt die Praxis der PersonalenMedizin, dargestellt an exemplarischenStörungen. Dabei wird das „Personale“zum Glück nicht überzogen; derAutor distanziert sich beispielsweise vonfragwürdigen Hypothesen zur Geneseder Krebskrankheiten. Nicht nur dasRegister und die jedem Abschnitt folgendenLiteraturverzeichnisse zeugenvon der immensen Belesen- und Gelehrsamkeitdes Verfassers, auch der Textselbst ist beladen, ja überladen mit ständigenHinweisen auf Koryphäen vielerwissenschaftlicher Disziplinen sowie derBelletristik. Die Botschaft des Buches istklar und höchst begrüßenswert: „DieBehandlung sollte von der Biologie… bisin die personale Dimension desPatienten reichen.“ Dem an zeit- undMußemangel leidenden Arzt könntenicht nur dieses Postulat, sondern auchdie verwirrende Überfülle des Bucheszuschaffen machen – embarras de richesse.Einer der wichtigsten von vielen interessantenHinweisen Danzers auf andereAutoren: „Der amerikanische KardiologeBernard Lown (geb. 1921) meint sogar,die Ignoranz in Bezug auf die Individualitätvon Kranken mache das ‚inhumaneKernstück’ der heutigen Medizin aus.“Lesen Sie Danzer – und wenn Ihnen dieLektüre vielleicht zu mühlselig wird undSie die harte Hand eines unerbittlichenLektors vermissen: Lesen Sie Lowns „Dieverlorene Kunst des Heilens“ wiederund wieder.R. St.ANZEIGEBER L INER Ä R Z T E 9/2013 S. 4

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