P E R S O N A L I E NIn Gedenken an Klaus EyrichAm 16.07.2013 verstarb Prof. Dr. med.Klaus Eyrich, emeritierter Ordinariusder Klinik für Anästhesiologie und operativeIntensivmedizin des KlinikumsBenjamin Franklin (ehemals KlinikumSteglitz) der Freien Universität Berlin.Geboren am 10.01.1927 in Tübingen studierteEyrich von 1948-54 in FreiburgMedizin, wo er 1954 auch promovierte.Von 1956-60 war er als Assistenzarzt inder Chirurgie, der Pathologie und InnerenMedizin tätig; 1959 auch als Schiffsarzt,Route Hamburg-Südamerika. 1961 wurdeEyrich Assistenzarzt an der Anästhesieabteilungder Chirurgischen UniversitätsklinikFreiburg unter Prof. Kurt Wiemers.Dort erhielt er 1964 die Anerkennung alsFacharzt für Anästhesiologie und wurde1969 mit einer Arbeit über „Die Klinik desWundstarrkrampfes im Lichte neuzeitlicherBehandlungsmethoden“ habilitiert.1969 wechselte er als Oberarzt ans Institutfür Anästhesiologie der UniversitätWürzburg zu Prof. Dr. med. Karl-HeinzWeis. Seit 1971 war er dort LeitenderOberarzt und wurde 1974 zum Extraordinarius ernannt. 1978 erhielt Eyrich denRuf auf den Lehrstuhl für Anästhesiologieam Klinikum Steglitz (später KlinikumBenjamin Franklin) der Freien UniversitätBerlin. 1994 wurde er emeritiert, gingaber erst im Jahr 1997 endgültig in denRuhestand.Für Klaus Eyrich bildeten Anästhesiologie,Intensivmedizin, Notfallmedizin undSchmerzmedizin eine wissenschaftlicheund fachliche Einheit. Stets hat er sich dafüreingesetzt, insbesondere die Intensivmedizinstärker in die Anästhesiologie zuintegrieren. Die Notfallmedizin hat Eyrichmaßgeblich die Stationierung des ersten<strong>Berliner</strong> Rettungshubschraubers Christopher31 im Jahr 1987 am UniversitätsklinikumSteglitz zu verdanken. Gleichesgilt für die Etablierung eines Intensivtransporthubschraubers im Jahr 1993.Zahlreiche Habilitationen entstandenwährend seines Ordinariats und viele seinerMitarbeiter wurden Chefärzte. Diewissenschaftlichen Schwerpunkte derKlinik lagen u.a. in Fragen zur Hämodynamik,zum Sauerstofftransport, zumHirntod, zur Analgo-Sedierung vonIntensivpatienten und insbesondere zurSepsis.In den Jahren 1991 und 1992 war KlausEyrich Präsident der Deutschen Gesellschaftfür Anästhesiologie und Intensivmedizin,dessen Präsidium er bereits seit1977 als Schriftführer angehörte. In derZeit der Wende wirkte er intensiv an derZusammenführung und vertrauensvollenZusammenarbeit im Bereich der Anästhesiologie mit. Darüber hinaus etablierte erals Landesvorsitzender der DGAI u.a. eineregelmäßige anästhesiologischeFort bildungsveranstaltung,die zunächst amUniversitäts klinikumBenjaminFranklin undheute immernoch, aller dingsam CampusVirchow Klinikum, durchgeführt wird.Neben Klinik und Forschung engagiertesich Klaus Eyrich – seinem ausgeprägtenmediko-legalen Interesse folgend – überviele Jahre auch in der Schlichtungsstelleder norddeutschen <strong>Ärzte</strong>kammern inHannover.Der Ruhestand erlaubte Klaus Eyrichsich intensiver seiner Familie zu widmenund sein Interesse an Literatur und Kunstzu pflegen. Er blieb ein anregenderGe sprächs partner, nicht zuletzt weil erden Dialog und den kritischen Diskursschätzte.Mit Klaus Eyrich verlieren wir einen hervorragendenVertreter der deutschenAnästhesiologie, einen äußerst geschätztenKollegen und einen liebenswertenMenschen.Prof. Dr. med. Claudia SpiesProf. Dr. med. Walter SchaffartzikFoto: privatANZEIGEBER L INER Ä R Z T E 9/2013 S. 33
Christoph GosepathArzt und RegisseurEinladung ins Theater, an einen ungewöhnlichenOrt. Türkische Läden,Obst und Gemüse dekorativ ausgestellt.Alle Tische und Stühle vor den Restaurantsan diesem lauen Sommerabendbesetzt. Friedliches Miteinander vonKreuzbergern aus der Türkei, aus Schwabenund anderen deutschen Landen. Vieljunges Volk, sehr leicht bekleidet, dazwischenKopftuchverhüllte. Hier einTheater? Die Wegbeschreibung nachlesen:„Kottbusser Tor, Neues ZentrumKreuzberg, Galerie 1. OG, Zugang überAußentreppe Adalbertstraße 96.“Endlich angelangt. Ein nüchternerWerkstattraum mit Betonpfeilern und„technischer“ Decke, sonst meist bespieltvon der „Vierten Welt“. AmEingang werden die Besucher vom Chefpersönlich begrüßt: vom Regisseur undHaupt-Autor der „multimedialenPerformance“ mit dem <strong>Titel</strong> „ParadiesKaribik“. Viele kennt er. Es sindMitglieder des „Clubs Tipping Point“ fürKünstler aller Sparten, den er 2007 mitgegründethat und dessen künstlerischerLeiter er ist. Wer ist „ER“? Und wasmacht eine Mitarbeiterin von BERLINERÄRZTE hier?Der Regisseur Christoph Gosepath istauch Arzt, mal beides zugleich, mal abwechselnd.Studiert hat der 1961 Ge boreneerst Philosophie und Literaturwissenschaft(bis zum Master), dannauch noch Medizin. Der frischgebackeneDr. med. war in den Neunzigern aberweder in Klinik noch Praxis tätig, sondernsieben Jahre lang nur im Theater:als Regieassistent von Robert Wilson ander <strong>Berliner</strong> Schaubühne, von Peter Steinbei den Salzburger Festspielen, vonLeander Haussmann am SchauspielhausBochum.Unter den vielen eigenen Inszenierungen(Lessing, Sartre, Kroetz und Projek teim In- und Ausland) fallen einige thematischauf: „Sexuelle Neurosen unsererEltern“ von Lukas Barfuss und „Der FallSchreber“, nach den„Denkwürdig keiteneines Nerven kranken“dieses Arztes undErfinders derSchrebergärten. Dennsie fanden nicht zufälligin der (seiner)Theaterarbeit zuliebelanggestreckten Zeitvon Gosepaths Weiterbildung zum Facharztfür Psychiatrieund Psycho therapiestatt. Die absolvierteer hauptsächlich(2003-9) im Ev. Kran kenhaus KöniginElisabeth Herz berge, wo er danach diePsychotherapiestation der Abteilung fürPsychiatrie und Psycho therapie leitete –nur kurz, denn er braucht Spielraum –Spielzeit – fürs Theater, seineLeidenschaft. So machte er sich selbstständig:als verhaltenstherapeutischausgebildeter Psycho thera peut, alsHonorararzt, der bei Engpässen nachtsund am Wochenende einspringt, alsDozent an der <strong>Berliner</strong> Akademie fürGesundheit und der Wannsee-Akademie.Gosepath findet viel Gemeinsames imUmgang mit Patienten und mit Schauspielern:Man muss sich auf jeden ganzindividuell einstellen, um ihn erfolgreichführen zu können. Jetzt in Kreuzberg gelangdies sichtlich. „Paradies Karibik“?Das Urlaubskartenklischee kam demGroßstadtpaar auf Kreuzfahrt schnellabhanden. Der <strong>Berliner</strong> Workaholic undseine Freundin mit dem Schuhtick fangenschon auf dem Schiff an, ihreIllusionen zu verlieren: Sturm, Seekrankheit.Und gleich nach der LandungKoffer geklaut. Das Ferienhaus nicht amweißen Sandstrand unter Palmen, sonderndicht am bedrohlichen Dschungel.Ungeziefer, Reisediarrhoe, Langeweileund viel Rum. Da kreuzt „Der Schwarze“auf, singt, tanzt, erzählt vom Leben derGosepath richtet die „Bühnenbilder“ her.Einheimischen, will auch von seinemVoodoo-Vater berichten… So endet die„Multimediale Performance“.Das Wort klingt großkotzig, aber hierwird mit einfachen und phantasievollenMitteln viel Wirkung erzielt: in der Mittedes Raums ein paar Tische mit Modellendes winterlichen <strong>Berliner</strong> Bungalows,des Kreuzfahrtschiffes, des Urwalds,und auf einer Drehscheibe tanzen diePuppen: Die Protagonisten als winzigeFigürchen, von den beiden lebendenSchauspielern an Metallstäben geführt.Samt Ambiente werden sie agierend aufzwei Leinwände projiziert, und manchmalerscheinen dazwischen die Köpfeder Schauspieler im Großformat. MitWorten wird gespart(die Reisediarrhoez. B. ist nur durch wiederholte Spülgeräuscheangedeutet), die Tonspur mitKlassik, Jingle Bells, Karibischer Musikund Urwaldlauten ist dem Geschehengut angepasst. – Ein phantastischerGesamteindruck. Die angestrebte „Annäherungan den Kulturraum Karibik“ist gelungen. Aber warum geradeKaribik? Weil ein Mitglied des Klubs„Tipping Point“ ein Haus auf einer karibischenInsel erbte. Und da würden siegern Theater machen. Eine Utopie?Rosemarie SteinFoto: Stefan AbtmeyerBERLINER ÄRZTE 9/2013 S. 34