Bruder WendelinDie Sozialarbeit war eine wichtige Er gänzung unseresAngebots. Weil es uns darum geht, unseren obdachlosenGästen nicht nur ein Frühstück zu verabreichen, sondernihnen soweit wie möglich etwas von ihrer menschlichenWürde zurückzugeben, ist die Ver netzung mit anderenEinrichtungen der Obdachlosenhilfe wichtig. ZurWürde gehören auch saubere Kleidung, Hygiene undmedizinische Versorgung. Wir arbeiten gut mit der ökumenischenKleiderkammer zusammen und mit der Elisabeth-Straßenambulanz.Die hatte ihre Anfänge beiuns im Kloster. Ich denke zurück an einen Besuch vonHerrn Schäferbarthold im Februar 1993 - für uns der ersteKontakt mit der Caritas Frankfurt. Ihm ging es indem Gespräch um Zusammenarbeit. Das Ergebnis war,dass einige Monate später bei uns in der Herrentoiletteunseren Gästen medizinische Ver sorgung angebotenwerden konnte. Nach und nach entwickelte sich dieseToilette zu einem ordentlichen Ambu lanzraum. Dieseprovisorische Ein richtung bestand bis zur Kloster -renovierung 1996. Heute befindet sich die Elisabeth-Straßenambulanz in der Allerheiligenstraße. Für dieseviel in An spruch genommene Einrichtung sind wir sehrdankbar.Was Bruder Wendelin erfährt, das gibt er auch weiter.Seine Briefe an die Wohltäterinnen und Wohltäterteilen mit, was im <strong>Franziskustreff</strong> geschieht. So könnenalle etwas teilhaben an dem, was sie durch ihre Gabenbewirken. Nach jedem Gottesdienst abends setzter sich auf die Bank im Innenhof von Liebfrauen, wirdfreundlich angesprochen und hört aufmerksam zu.Nie kommt er mit leeren Händen ins Kloster zurück ...Als er am 5. Februar 2010 stirbt, ist die Bestürzunggroß. Dank der treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterkann die Tür weiter geöffnet bleiben. BruderRomuald Hülsken übernimmt in dieser schweren Zeitdie Leitung. Im November 2010 treffen Bruder PaulusTerwitte und Bruder Pirmin Zimmermann in Frankfurtein, unter anderem mit dem Auftrag, das Lebenswerkvon Bruder Wendelin, der es immer als Werk derKapuziner gesehen hat, weiter zu begleiten und darinzu wirken. Sicher ändert sich viel, wenn der Initiatorstirbt. Die Trauer ist bis heute bisweilen sehr präsent,weil sein Lachen nicht mehr erklingt, seine pragmatischeHilfestellung im Betrieb des Frankziskustreffsnicht mehr eingreift. Die ungebrochene Zuwendungder Wohltäterinnen und Wohltäter ist den armen undobdachlosen Gästen jedoch eine sichere Hoffnung,dass der <strong>Franziskustreff</strong> aber, der auf Bruder Wendelinzurückgeht, ein Ort bleibt, an dem Menschen Menschenhelfen.Warum nehmen wir uns in Liebfrauen überhaupt derObdachlosen an? Für uns ist dieser Dienst in mehrfacherHinsicht eine wirkliche Herausforderung. Diese Menschenleben um uns herum in der City von Frankfurt,man muss nur vor die eigene Haustür treten und schontrifft man auf sie. Wir feiern täglich in der Liebfrauenkirchemehrere Gottesdienste, in denen die Botschaft1998: Festgesellschaft nach der feierlichenEinweihung des Frühstücksraumes durch denBischof von Limburg, Dr. Franz Kamphaus.2004: Mit Freude nahm Bruder Wendelin Spendenfür den <strong>Franziskustreff</strong> an. Hier eine Schülergruppedes Gagern-Gymnasiums.10FRANZISKUSTREFF JAHRESBRIEF <strong>2012</strong>.<strong>2013</strong>
10 Jahre <strong>Franziskustreff</strong> 2002:Gruppenbild mit Bruder Wendelin und Schwester Veronika. Rechts Bruder Paulus.vom Erbarmen Gottes mit den Men schen verkündetwird. Wenn wir auf Jesus hören, können uns die Armenvor der Tür nicht gleichgültig bleiben. Liturgie und Diakoniegehören zusammen, damit christliche Verkündigungglaub haft wird. Dazu kommt, dass sich die Gemeinschaftender Ordensleute in Liebfrauen auf Franzvon Assisi berufen. Und der hatte in genau genommenerNachfolge wie Jesus ein Herz für die Armen. Schließlich:Wer sich der Armen annimmt, leistet auch einenaussöhnen den Friedensdienst. Das erlebe ich bei unsganz praktisch. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern,als die Gottes dienste in Liebfrauen von Obdachlosenstark gestört wurden. Seit einigen Jahren ist das nichtmehr so. Warum? Ich denke, sie fühlen sich im Franzis -kustreff angenommen. Sich ange nommen wissen - tutdas nicht jedem Menschen gut? tBruder Wendelin als jungerKapuziner, 1961 nachseiner Ewigen Profess.Im Alter von 22 Jahren.Die Pflege der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lag Bruder Wendelin amHerzen. Jährlich lud er zum Ausflug ein.FRANZISKUSTREFF JAHRESBRIEF <strong>2012</strong>.<strong>2013</strong>11